Hochwang im Jahr ohne Skigebiet.


Publiziert von Kauk0r , 15. Januar 2024 um 12:42.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Schanfigg
Tour Datum:16 Dezember 2023
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 

Nach dem grandiosen Winterstart im Dezember mit Rekordschneemengen ließ es mit der weißen Pracht wegen Wärmeeinbrüchen schon bald nach. Für das Wochenende war aber nochmal Neuschnee gekommen und ein prächtiger Tag wurde vorhergesagt. Auf einer Skitour im freien Gelände war ich schon ewig nicht mehr...die letzte *datiert aus dem Jahr 2019, danach wurde es wegen allseits bekannten Gründen und nachfolgend meist ungünstigen Bedingungen geschuldeten Tourenauswahlmöglichkeiten höchstens noch eine Pistentour. Auf der Suche nach einem hohen Ausgangspunkt "stolperte" ich mal wieder über den Hochwang, den ich schon länger mal besteigen wollte. Seine Mischung aus freiem Gelände und Piste erschien mir sinnvoll, um mich mal wieder "heranzutasten". Doch es kam anders. Bei der Vorabrecherche erfuhr ich auf der Website, dass die Sportbahnen Hochwang im Winter 2023/24 geschlossen bleiben und auch ein Weiterbetrieb darüberhinaus möglicherweise fraglich ist. Da mir der hochgelegene Ausgangsort aber zusagte, blieb ich bei meiner Entscheidung.

Da ich das Skigebiet nicht kannte, war mir der Aufstiegsweg und Abfahrtsweg entlang der eigentlichen Piste nicht klar. Anhand der Karte wollte ich mich deshalb aufwärts bewegen, wie es sich so im Gelände ergeben sollte. Doch schon bei der Talstation Fatschel traf ich auf eine Schneescooterspur auf dem Fahrweg und kurz darauf nach rechts dem Wanderweg folgend einer Skispur vom Vortag. Diese kürzte etwas ab, um dann weiter dem Fahrweg zu folgen. Bei Matroz entschied ich mich, die weite Schleife des Fahrweges nicht mitzugehen, sondern direkter gegen Triemel zu spuren. Ein Vorgeschmack auf kommendes...hier lagen gut 20cm Neuschnee, die mich direkt konditionell forderten. Beim geschlossenen und eingeschneiten Berggasthaus Triemel (aktuell wohl geöffnet, ebenso der Winterwanderweg) konnte ich mir dann den Weg zur Bergstation ausmalen. Ich sah zwar eine Abfahrtsspur, aber keine Aufstiegsspur. Mir war klar, dass ich es höchstens bis zum Ratoser Stein schaffen würde, wenn ich das alles selber spuren müsste. Als notorischer Frühstarter kenne ich morgendliche Einsamkeit, aber ich fragte mich dann schon, ob es nicht hätte etwas mehr Betrieb haben müssen in der Gegend. Es half aber alles nichts, ich spurte direkt vom Berggasthaus gegen den Schlepplift. Zum Glück traf ich einige hundert Meter weiter auf die Aufstiegsspur des Abfahrers. Trotzdem weiterhin anstrengend, da die Spur vom Alleingänger natürlich noch nicht optimal verfestigt war ging es jetzt besser voran. Ich erblickte nun auch einen weiteren Alleingänger, der mir folgte. Bald holte er mich ein und ging dann auch zügig voran. Auf einer Kuppe ca. 2200 Meter hoch gelegen endete die Aufstiegsspur, der Kollege fellte ab und fuhr wieder ins Tal. Das Gelände gegen den Ratoser Stein war unverspurt. Hier oben lag nochmals mehr Neuschnee, so um die 30cm. Mühsam quälte ich mich an der Bergstation Goldgruoben vorbei zum Grat, Verstärkung war nicht zu erwarten, niemand unterwegs. Die Aussicht am Grat entschädigte dann jedoch für alle Mühe. Am Grat selber war es dann nicht mehr gang so tiefes Geläuf, aber deutlich windbearbeitet. Der Weg zum Ratoser Stein zog sich deshalb auch nochmal in die Länge. Der Grat ist nirgends besonders schwierig, je nach Schnee- und Wechtenverhältnissen gehört eine gewisse Erfahrung dazu.

Oben am Gipfel war ich dann erstmal froh, es geschafft zu haben. Die Aussicht genießend überlegte ich, ob ich weitergehen sollte. Weil ich länger gebraucht hatte als gedacht entschied ich mich, den Grat mit Fellen abzufahren, optional hatte ich überlegt, direkt in der Westflanke etwas weiter hinabzufahren. Da aber auch hier keinerlei Spuren zu erkennen waren, verzichtete ich auf unnötige Spurarbeit. Der NW-Grat vom Ratoser Stein lässt sich gang brauchbar abfahren, im unteren Drittel wartet aber eine steilere, schmalere Stelle, die ich bei den vorgefundenen Verhältnissen nicht fahren wollte. Der Abstieg mit Ski auf den Schultern war im Tiefschnee problemlos. Der abgeblasene Gegenhang zum Hochwang war weiterhin kräftigem und kaltem Wind ausgesetzt. Die Gipfelkuppe war völlig zugeweht, der Aufstieg tatsächlich kurz verzwickt. Der große Gipfelsteinmann des Hochwangs stand dagegen frei in einem Windkolk.

Die Abfahrt zur Pagiger Bleis im windgepressten Pulver war ok. Mangels Spur und Ortskenntnis war der folgende Abschnitt bis zu den Bleis-Hütten sehr mühsam mit viel Geschiebe. Danach wird das Gelände wieder steiler und besser fahrbar. Allerdings war der Schnee in der fortgeschrittenen Zeit auch schon gut aufgesulzt und der Pulver entsprechend schwer. Je tiefer ich kam, desto mehr wurde die vorangegangene, knappere Schneelage spürbar: Die meisten Gräben waren ein deutliches Hindernis, welches gut umfahren werden wollte.

Fazit: Keine optimalen Bedingungen, dafür ein schönes Bergerlebnis. Wer sich auskennt, kommt sicher besser vom Hochwang runter als ich. Allerdings war die Lawinenlage auch was Gleitschnee anging heikel, so dass ich mir eher eine sichere Spurwahl wählte. Bei diesen Verhältnissen hätte es vllt. auch Sinn gemacht, zuerst zum Hochwang zu spuren (dann wäre ich aber lange unter dem Gleitschnee des Ratoser Stein gewesen) und dann über den Ratoser Stein zu steigen um von dort angenehmer abzufahren.

Tourengänger: Kauk0r


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