Vrenelisgärtli - Pre-work

Ein früher, schneller Morgen am Vreneli

Den Trailrun aufs Vrenelisgärtli hatte ich schon vor gut einem Jahr geübt. Es gibt im Jahr gar nicht so viele Tage, wo dies gut möglich ist, denn ich begehe den Gletscher nur gerne ohne Ausrüstung, wenn kein Schnee mehr liegt und die (wenigen) Spalten sichtbar sind. In dieser Hitzewelle schienen die Bedingungen aber perfekt. Da ich unter der Woche für solche Spässe eigentlich zu wenig Zeit habe, musste ich's mit einer frühen Tagwache kombinieren. Das hat geklappt: Vor neun Uhr wieder unten im Klöntal und ready für den Arbeitstag. Mit 4h 49min konnte ich meine Zeit von Klöntal Plätz retour von letztem Jahr sogar noch etwas drücken, was mich gefreut hat. Dies obwohl die Bedingungen im oberen Teil nicht ideal waren mit unerwartetem, dichten Nebel und recht glitschigem Eis.

Punkt 4 Uhr laufe ich beim Parkplatz Klöntal Plätz los. Die ersten 6 km sind eintönig auf dem Strässchen - da braucht man echt kein Tageslicht. Im Gegensatz zu letztem Jahr, als ich hier am frühen Nachmittag unterwegs war, sind die Temperaturen aber viel angenehmer. Immer noch dunkel ist es als ich bei der Glärnischhütte bin (sie wird aktuell restauriert, und ist durch ein provisorisches Camp ersetzt). Die 7 Stirnlampen über mir überhole ich bei der Steilstufe. Wie geplant erreiche ich den Gletscherrand in der Dämmerung. Und staune nicht schlecht: Anstelle des glasklaren Himmels der letzten Tage hängen dicke, dunkle Wolken über den Gipfeln. Na ja, genau das habe ich im Norden jeden Tag erlebt, nichts Neues also... Ich montiere die Mini-Steigeisen auf die Laufschuhe, muss aber bald konstatieren, dass die 0.5cm Zacken bei glattem, blanken Eis nicht wirklich guten Grip haben... Bald stehe ich im dichten Nebel. Als ich den Gletscher verlasse (die Lücke zum Firnfeld am Schwander Grat ist weiter angewachsen), habe ich die Orientierung schon ziemlich verloren. Ich glaube zu weit links zu sein und quere, gelange in mühsames und völlig unbekanntes Gelände. Ein Blick auf GPS und Karte sagt mir dann, wo's lang geht und ich erreiche den Schwander Grat entlang des Kammes von SW. Mitten im wogenden Nebel den Klettersteig hinab und rüber aufs Vreneli. Trotz Verhauer hat es in exakt 3 Stunden gereicht. Die Gipfelrast ist kurz und nicht durch Aussicht gesegnet. Bald bin ich zurück am Schwander Grat, montiere die Mini-Steigeisen wieder und eiere den Gletscher hinab. Teils weiche ich etwas nach rechts auf die Felsplatten aus, immerhin gibt's mittlerweile Sicht auf die gespenstische Stimmung mit Nebelchen über dem Eis. Nachdem ich Windjacke, lange Hosen und Eisen wieder verpackt habe, kommt das schnelle Auslaufen ins Tal, was dank besser gefederten Schuhen als letztes Mal viel Spass machte.


Durchgangszeiten:          (Vergleich Abschnitt mit 12.7.2022)
Klöntal Plätz: 4.00
Glärnischhütte: 5.25        (-4 min)
Vrenelisgärtli: 7.00           (+1 min)
Glärnischhütte: 8.06        (+2 min)
Klöntal Plätz: 8.49           (-7 min)