Am Abend eines Hitzetages von Oberdiessbach über den Churzenberg nach Worb


Publiziert von ABoehlen , 20. August 2023 um 12:37.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:19 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Churzenberg-Hügellandschaft 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Oberdiessbach – Flüebode – Güggel – Barschwandhubel – Chnubel – Allmit – Freimettigen – Stalden – Ursellen – Trimstein – Worb, 24 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Oberdiessbach
Kartennummer:LK 1167 Worb, 1187 Münsingen

Vor einem Jahr schrieb ich, dass das einzige Mittel, der Bruthitze zu entkommen jenes sei, sehr früh zu starten. Alternativ ist aber auch das Gegenteil möglich und dies wollte ich auch einmal testen; das heisst also, erst spätnachmittags zu starten. Nach meiner gesundheitsbedingten Zwangspause wollte ich wieder mal etwas in bergigem Gelände unternehmen, aber ohne mich zuvor mit einer umständlichen Anreise abzuquälen. Was liegt da näher als der Churzenberg; vor 3 Jahren als «mein Corona-Gebirge» betitelt. Detaillierte Informationen zu diesem Mittelgebirge habe ich damals hier zusammengetragen.

Die Anreise verläuft erfrischend schnell und einfach und führt mich zum tiefsten Punkt des Gebirges: Oberdiessbach, 604 m. Churzenberg und Buchholterberg sorgen hier mit ihren Steilabbrüchen bereits für ein voralpines Ambiente. Entsprechend geht es nach Durchquerung des Dorfes gleich steil bergan – vorerst bei noch brutaler Hitze an der prallen Sonne. Zwar dominierten schon den ganzen Tag ausgedehnte hohe Wolkenfelder, dennoch erreicht die Temperatur auch heute deutlich über 30°C (33.5 an der Messstation Bern/Zollikofen). Nach den ersten 100 Höhenmetern tauche ich oberhalb von Haslifeld in den Wald ein und schlagartig wird es viel angenehmer. Das heisst, angenehmer was die Temperatur betrifft, dafür schwirren mir nun die Mücken um den Kopf. Ein längst abgelaufenes Insektenschutzmittel befindet sich zum Glück noch im Rucksack und verschafft ein wenig Linderung!

Oberhalb von Pt. 771 folgt der markierte Wanderweg der breiten Waldstrasse. Wesentlich reizvoller ist dagegen der Direktaufstieg zum Flüebode, der durch ein Gebiet führt, das «Im Chratte» heisst. Der Weg ist ganz nach meinem Geschmack und zeigt, dass man nicht in die Alpen fahren muss, um ruppige, steinige und steile Bergwege begehen zu können. Beim höchsten Punkt gehe ich gleich nordwärts auf dem Grat weiter, der nach Westen steil und felsig abfällt, wie es auch auf der Landeskarte ersichtlich ist. Die Vegetation ist allerdings so dicht, dass nur an wenigen Punkten etwas Aussicht möglich ist. Mehr als 400 Meter über dem Tal ist hier die Luft aber viel erfrischender und auch die Sicht wird klarer, vor allem beim Rastplatz Güggel (1026 m), den ich bald erreiche.

Nun folge ich mehr oder weniger dem breiten Gratrücken des Churzenberges, passiere dabei den Rastplatz beim Pt. 1098, den von weither sichtbaren Hochspannungsmast auf dem Barschwandhubel (1105 m) und erreiche schliesslich beim Pt. 1114 einen weiteren Rastplatz. All diese wunderschön gelegenen Plätze mit Tisch und Bänken, sowie Feuerstelle sind verwaist, vermutlich tummeln sich heute Abend alle, die draussen was unternehmen wollen, an der Aare…

Der markierte Wanderweg holt nun in die Südflanke aus, aber ich folge dem steilen Pfad hinauf auf den Chnubel (1162 m), ein aus der Region Bern gut sichtbarer und markanter Gipfel. Leider ist er völlig bewaldet, wie auch der weiter östlich liegende, mit 1200 Metern höchste Punkt, den ich vor 3 Jahren besuchte. Leckere Brombeeren am Wegrand entschädigen trotzdem für den steilen Aufstieg. Fast ebenso steil geht es auf der anderen Seite wieder hinunter bis zum Fahrsträsschen, das von Niederhünigen her hinaufführt – bestens bekannt von vielen Radtouren.

Für den Abstieg benütze ich nun diese Fahrstrasse, die im oberen Teil nicht geteert und heute Abend kaum befahren ist. An einem der im Howald zahlreichen Brunnen kann ich meine 2 Liter-Flasche nachfüllen, die schon bald leer ist. Bei zügigem Tempo gelange ich rasch in tiefer gelegene Luftschichten und spüre, wie die Temperatur wieder ansteigt. Dafür sorgt die Sonne, zusammen mit den Wolken für eine schöne Abendstimmung: Da liegt im Vordergrund die im Schatten liegende Region Bern und weit hinten der ins Sonnenlicht getauchte Jura im Kanton Neuenburg.

In Stalden erreiche ich mit 654 m den vorderhand tiefsten Punkt, ehe das Strässchen gegenüber wieder ansteigt und ins Ursellenmoos führt, wo ich hinter mir nochmals die Kette des Churzenbergs mit dem überschrittenen Grat sehen kann. Nun folgt der Wanderung zweiter Teil, der zwar auf den ersten Blick als wenig attraktiver Asphalt-Watschel erscheinen mag. Als Ausdauertraining ist das aber gerade richtig, zumal ich in der einbrechenden Dunkelheit keine Lust habe, auf Waldwegen herum zu stolpern. Das Verkehrsaufkommen ist zudem sehr gering, von daher ist das ebenfalls kein Problem. In munterem Auf und Ab, mit stets schönem Ausblick nach Westen in die Dämmerung hinein, passiere ich den Bahnhof Tägertschi, die Dörfer Trimstein und später Richigen, ehe ich etwas nach 22:00 Uhr mein Zuhause erreiche. Fazit: Auch auf diese Weise lässt sich an Hitzetagen gut wandern. Die Region östlich von Oberdiessbach könnte sich darüber hinaus zu einem idealen Gelände für’s Bergwandertraining entwickeln.

Tourengänger: ABoehlen


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»