Bike&Hike: Zum höchsten Punkt des Churzenberges


Publiziert von ABoehlen , 6. August 2020 um 16:46.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:30 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Churzenberg-Hügellandschaft 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 630 m
Abstieg: 630 m
Strecke:Bowil – Längenei – Winterseiten – Ringgis – Kurzenegg – Egguschwändi – Bowil, 14 km
Unterkunftmöglichkeiten:zuhause
Kartennummer:LK1187 Münsingen, 1188 Eggiwil

Vor rund 20 Jahren – also in meiner «Prä-GA-Ära» – habe ich gelegentlich Gipfelbesteigungen durchgeführt, bei denen ich mit dem Velo zum Ausgangspunkt gefahren bin. So erklomm ich einst die Geissgratflue vom hintersten Churzeneigraben aus. In der gegenwärtigen Phase des amtlich verordneten Maskenzwangs im ÖV könnte man das doch wieder aktivieren! Bis ins Napfbergland mag ich heute nicht fahren, aber warum nicht in den Churzenberg?

Detaillierte Informationen zu diesem wenig bekannten Mittelgebirge sind hier zusammengestellt.

Für reine Velotouren bieten sich dort bereits einige Möglichkeiten, aber viele interessante Stellen sind nur zu Fuss erreichbar, daher drängt sich die Kombination Bike&Hike geradezu auf! Mit den Wanderschuhen Rad zu fahren ist gar nicht mal so mühsam, dafür brennt die Sonne schon morgens um 08:00 Uhr ordentlich herunter. Das wird dann wohl in einer Hitzeschlacht ausarten…

Über Biglen, Grosshöchstetten und Zäziwil benötige ich gut 40 Minuten bis zu meinem Ausgangspunkt Bowil. Am Bahnhof hat es mehrere Veloständer und noch jede Menge Platz. Der Radhelm verschwindet nun im Rucksack, stattdessen wird der Wanderhut aufgesetzt. Nebenbei: Mit dem ÖV wäre ich nicht schneller gewesen, da die S2 ab Worb SBB fährt, und dieser Bahnhof liegt weitab vom Dorf und ihn zu erreichen bedingt von mir zuhause gut 20 Minuten Fussmarsch!

Vom Bahnhof (706 m) führt mich der Weg südwärts, immer die Kette des Churzenberges vor Augen. Der beschauliche Ortskern von Bowil liegt am Fuss des kleinen Gebirges, gut einen Kilometer vom Bahnhof entfernt. Weiter geht es hinein in den Längeneygraben, wo ich dem Strässchen entlang des trockenen Bachbettes bis zum Pt. 783 folge. Hier beginnt eine interessante, aber steile und äusserst schweisstreibende Gratwanderung. Die Bäume spenden zwar Schatten, die Sommerhitze ist dennoch allgegenwärtig. Natürlich habe ich wie immer die 2 Liter-Flasche dabei, die wird heute auf jeden Fall benötigt.

Oberhalb der Brüegg geht es über gemähtes Grasland zum Pt. 990, wo der Weg in einem weiten Bogen zur Winterseiten (1086 m) ansteigt. Dies ist die von weitem sichtbare grosse Lichtung im ansonsten mehrheitlich bewaldeten Nordhang. Der Hof wird der Bergzone 3 zugeordnet und die Weiden, die dahinter steil ansteigen, erinnern schon ein wenig an Alpweiden. Etwas ungewöhnlich ist der Wegweiser: Holzlatten, mit gelber Folie umwickelt und darauf wurden Namen geschrieben wie Ringgis, Müleseilen, Aebersold… Wohl die Sparvariante! Ohnehin ist dieser Aufstieg nicht übermässig gut gekennzeichnet; ohne Ortskenntnisse und Karte wäre man aufgeschmissen!

Über besagte Weiden steige ich weiter bergan und der Schweiss spritzt nur so aus den Poren. Vom Bergrestaurant Ringgis (1169 m) lege ich einen kurzen Abstecher zum genau 1200 m hohen Gipfel ein, der zumeist ebenfalls als Ringgis bezeichnet wird. Es ist weit und breit der höchste Punkt und überragt Bowil immerhin um 500 Meter, aber inmitten von weglosem Waldgelände gelegen und daher mit Sicherheit nur selten besucht. Von zumindest gelegentlicher menschlicher Anwesenheit zeugt lediglich eine kleine Feuerstelle.

Aussicht gibt's mitten im Wald natürlich keine zu geniessen, dafür beim bereits erwähnten Bergrestaurant. Allerdings ist die Luft heute so trüb, dass die nahen Voralpengipfel nur gleichmässig bleigrau erscheinen und die Hochalpen kaum auszumachen sind. Das Bergrestaurant lässt sich (leider) auch mit dem Auto erreichen und scheint dem Geräuschpegel zufolge gut besucht zu sein heute Morgen. Ich verzichte auf einen Zwischenstopp, derart nass wie ich bin, würde ich wohl komisch angeschaut werden… Stattdessen lege ich mir eine Route für den Rückweg zurecht, die mehrheitlich durch den Wald führt, was in dieser Gegend nicht schwer ist. Erst durch den Müliseilewald bis fast nach Mühleseilen, dann beim Hof Inseli spitzwinklig links und durch den Churzeneggwald hinunter. Dies ist ein sehr steiler, ruppiger und feuchter Bergweg und verlangt volle Aufmerksamkeit. Beim Weidegelände auf der Kurzenegg (954 m) sind diverse Zäune gespannt, aber alle lassen sich öffnen. Wieder biege ich spitzwinklig ab und hinein geht es in ein Tal, das in der Siegfriedkarte als Schwendigraben und im «Berner Wanderbuch 4» von 1948 als Brüeggraben bezeichnet ist. In der aktuellen Karte ist nur noch der Flurname Egguschwändi vorhanden. Der Bach ist namenlos und wohl nur wenigen bekannt. Dabei müssten gerade an heissen Tage wie dem heutigen solche schattigen, kühlen Plätze sehr gefragt sein. Ich möchte ja nicht wissen, wie es derzeit z.B. an der Sense oder dem Schwarzwasser aussieht…

In Friedersmatt (825 m) gelange ich zurück zur Talstrasse und jetzt folgt halt noch ein längerer Marsch zurück ins Dorf und zum Bahnhof. Etwa um 12:30 Uhr treffe ich dort ein und sattle nun wieder um auf Fahrradbetrieb. Die Heimfahrt geht erfreulich rasch vonstatten. Anstrengend ist lediglich der 90 Höhenmeter-Anstieg auf der Hauptstrasse von Zäziwil nach Grosshöchstetten, danach geht's mehr oder weniger nur noch bergab. Nach einer halben Stunde bin ich bereits zuhause und freue mich auf eine erfrischende Dusche!

Fazit: Bike&Hike funktioniert immer noch prächtig! Vielleicht braucht es manchmal einfach «höhere Gewalt», damit man wieder an so etwas erinnert wird!

Nachfolgend die Zahlen zur Tour:

Route Wegstrecke (km) Aufstieg (m)
Worb – Bowil 12.5 240
Wanderung 13.8 630
Bowil – Worb 10.8 120
Total 37.1 990

Tourengänger: ABoehlen
Communities: Bike & Hike


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