Zweimal auf die Blasenflue, zwecks Wanderschuhe einlaufen


Publiziert von ABoehlen , 16. Juli 2012 um 18:55.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:13 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Blasenfluh-Hügellandschaft 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:Worb - Richigen - Ried - Biglen - Gfell - Blasen - Blasenflue und zurück, 30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit S7 oder Tramlinie 6 nach cff logo Worb
Kartennummer:LK1167 Worb

Die Blasenflue als Hausberg von Worb zu bezeichnen, ist wohl etwas übertrieben. Dazu ist dieser Berg doch zu entlegen und von der Ortsmitte unten im Tal nicht mal sichtbar. Mit einer Höhe von 1118 m und einer respektablen Schartenhöhe von 411 m gehört die Blasenflue aber zu den markantesten Gipfeln weit und breit und liegt im Rahmen einer Halbtagestour durchaus noch in Reichweite.

Das längst vergriffene «Berner Wanderbuch 4», welches auch den Titel «Emmental II» trägt (Berner Wanderwege, 1948), beschreibt das Blasenfluegebiet recht ausführlich. Treffend wird es als «geschlossenes Bergland, dem Napfgebiet ähnlich, nur bedeutend kleiner» beschrieben. Während das Gelände vom höchsten Punkt nach Osten und Süden hin sehr steil in enge, bewaldete Gräben abbricht, sind die Landschaftsformen auf der westlichen Seite eher sanft. Durch diese Gegend erfolgt mein Aufstieg.

5 Jahre liegt meine ersten Besteigung auf dieser Route zurück. Es war eine der ersten, die ich auf HIKR publizierte. Die damals bereits 1-jährigen Wanderschuhe haben letzten Herbst endgültig ihr Lebensende erreicht und mussten diesen Frühling mit einem Paar neuen ersetzt werden. Nach einigen ersten «Gehversuchen» folgte am vorletzten Samstag der erste «Härtetest» in Form dieser 5-stündigen Tour zur Blasenflue und zurück. Leider war das Ergebnis noch nicht wirklich befriedigend, da ich ein paar Blasen davontrug, was wohl kaum am Namen des Berges liegt, sondern vielmehr daran, dass die Schuhe noch nicht gut genug eingelaufen sind. Daher entschied ich mich, am vergangenen Freitagmorgen, dieselbe Tour nochmals zu wiederholen (diesmal auch mit Fotoapparat), und tatsächlich klappte es schon besser. Schuhe einlaufen ist bei mir halt meist ein längerer Prozess, aber wenn sie nachher wieder viele Jahre lang gute Dienste leisten, fällt dies nicht so ins Gewicht.

Die Wetterprognose sagte für diesen Freitag den 13. im Tagesverlauf aufkommenden Regen voraus. Daher breche ich schon kurz nach 6.00 Uhr auf. Der Aufstieg beginnt praktischerweise direkt vor der Haustüre, in Form eines Treppenweges, der rund 30 Höhenmeter überwindet. Dies ist jeweils auch der Beginn meiner Mänziwilegg-Trainings. Diesmal geht es aber nicht Richtung Eggwald weiter bergan, sondern oberhalb des Schlossgrabens auf einem lauschigen Weg hinter dem Schloss Worb hindurch zum Neu-Schloss (teilweise auch als Landsitz Neu-Worb bezeichnet). In seinem Buch «Worb – Schloss und Dorf» (Verlag Paul Haupt, Bern 1961) beschreibt der Autor Emil Schneiter die aufregende Geschichte, die diesem Bau voranging. Es war der Altersruhesitz von Christoph von Graffenried (1661 – 1743), dem Gründer der Kolonie New-Bern in North Carolina.

Nur wenige Schritte weiter folgt ein weiterer bedeutender Bau unserer Gemeinde: Die Leinenweberei, heute «Alti Wäbi» genannt, da sie schon längst nicht mehr in Betrieb ist. Erbaut 1892 war sie einer der grössten Betriebe dieser Branche in der Schweiz und hatte Kunden in aller Welt. Nach dem Ende des Webereibetriebes siedelten sich in den Räumlichkeiten diverse Läden an, von denen sich aber in der Zwischenzeit einige, wie der FMT (Fachmarkt Möbel Teppiche), bereits wieder zurückgezogen haben. Diverse Möbel in unserer Wohnung werden uns noch lange an dieses sympathische Geschäft erinnern.

An der Neubausiedlung Lindhalde vorbei verlasse ich nun meinen Wohnort. Der tief eingeschnittene, bewaldete Richigengraben bildet hier eine Art natürliche Grenze. Dahinter liegt das weitgehend ländlich gebliebene Dorf Richigen, welches genauso zur Gemeinde Worb gehört, wie Ried, welches ich nach weiteren rund 20 Minuten erreiche. Nach Osten hin erstreckt sich hier weites flaches Land, eine Art Hochplateau, durch das ich weiter nach Biglen gelange. Am Bahnhof vorbei beginnt der Weg wieder anzusteigen, vorerst nur sanft, später immer steiler, bis ich, verschiedene Höfe mit unterschiedlich bellenden Hunden passierend, den Waldrand oberhalb von Gfell (945 m) erreiche. Weit schweift der Blick über die bereits zurückgelegte Wegstrecke bis in die Region Bern und weiter zum Jura.

Nun bin ich oben auf einem der Grate angelangt, die sich zur Blasenflue, in der Mitte des Gebietes, hinziehen. Der Weg führt mal bergauf, mal bergab und bietet schöne Ausblicke auf beide Seiten. Nach dem Strassenpass bei den Höfen Blasen (974 m) folgt der letzte steile Aufstieg, der vorbei am Hof Blasenhorn (1020 m) zum Waldrand unterhalb des Gipfels führt, von wo sich nochmals ein weiter Blick nach Westen und Süden bietet. Der Gipfel selbst ist vollkommen bewaldet. Auf einem sehr nassen letzten Wegstück erreiche ich ihn nach ca. 2 Std. 20 Minuten. Nach Osten geht es sehr steil hinunter, aber dennoch konnte die Vegetation hier in den letzten Jahren zunehmend Fuss fassen. Der Ausblick ins Emmental ist daher mittlerweile stark eingeschränkt. Das war nicht immer so: Vor 5 Jahren konnte ich noch eine bedeutend bessere Sicht geniessen, genauso wie vor 19 Jahren bei meinem ersten Besuch hier.

Lange hätte ich die Aussicht aber dennoch nicht geniessen können. Die für Mitte Juli ungewöhnlich tiefen Temperaturen, zusammen mit einem starken Wind, machen den Aufenthalt recht unangenehm. An der gefassten Quelle des Biglenbaches auf ca. 1080 m Höhe fülle ich meine Wasservorräte auf und mache mich danach auf den Rückweg. Dabei stelle ich erfreut fest, dass das Wetter immer besser wird. Der angekündigte Regen lässt wohl noch lange auf sich warten. So treffe ich nach rund 5 Stunden bei schönstem Sonnenschein wieder zuhause ein. Die Blasenflue mag offiziell kein Hausberg von Worb sein, könnte sich aber für mich durchaus zu einem entwickeln…


Tourengänger: ABoehlen


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Kommentare (4)


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bidi35 hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2012 um 20:29
ich würde es bei deinen nächsten neuen Wanderschuhen halt doch mit einer anderen Flue versuchen Adrian....NOMEN EST OMEN...

LG Heinz

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2012 um 13:22
Werde mich dran erinnern, wenn es dann soweit ist! So 5 Jahre sollten diese Schuhe nun aber schon wieder halten (inkl. einmal Neu-Besohlen).

Welche Flue soll ich wählen? Die Höllflue, die Pechflue oder gar die Unghürflue??? Nomen est omen...;-)

LG Adrian

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2012 um 13:25
Am besten die Hornflue, denn mit reichlich Hornhaut an den Füssen kommt das gut. Und wenn nicht, kannst du die Sesselbahn für den Abstieg nehmen ;-)

LG, zaza

bidi35 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2012 um 17:58
gute Idee von zaza...und im Horneggli kannst du dich erst noch mit einem Kafi stärken;-))


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