Von Liechtenstein nach Italien


Publiziert von muellerto , 13. Juli 2023 um 18:13.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:24 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A   FL   Lischana Gruppe   I   Piz Cotschen-Gruppe   Dreiländerspitz-Gruppe 
Zeitbedarf: 11 Tage
Aufstieg: 9254 m
Abstieg: 8438 m
Strecke:135km

Etwas durchwachsen, es verlief nicht alles wie geplant. Ein Bericht.

Unsere diesjährige Tour führte in elf Etappen von Malbun (Liechtenstein) bis nach Glurns (Südtirol), durch das Prättigau (Schesaplana-Gebiet, Klosters, Davos) und das Unterengadin.


Etappe 1: von Malbun auf die Pfälzerhütte (Karte)
Länge: 7km, auf: 814m, ab: 314m, zunächst T2, dann T3

Anreise bis Sargans mit dem Zug. Dort fahren bereits die grünen Busse, genannt Liemobil. So ein Liemobil brachte uns über etliche Stationen (unglaublich, wie groß dieses Liechtenstein ist) zunächst bis Triesen, von wo es dann mit einer anderen Linie steil hinauf bis nach Malbun geht. In Malbun beginnt zunächst ein gemächlicher Fahrweg, der aber spätestens auf dem Chalbergrat dann nur noch ein Pfad ist. Schöne Ausblicke links und rechts auf dem Fürstin-Gina-Weg, einiges Publikum. Sehr viele Blumen fallen uns auf, wir haben offenbar den optimalen Zeitpunkt erwischt. Unter dem Spitz (2187m) geht der Weg hindurch, über den Augstenberg (2359m) muß man aber tatsächlich drüber. Harmlos auch der Abstieg bis zur Hütte. Abends sehen wir mit dem Fernglas noch eine Gemse am Gorfion (2306m) und ungefähr zehn Steinböcke am Hang unter dem Hornspitz (2536m).

Die  Pfälzerhütte  ist eine der beiden Hütten des Liechtensteiner Alpenvereins (LAV) und besitzt alles, was eine Berghütte haben muß, inklusive Fürstenportrait. Wir haben ein Zweierzimmer.


Etappe 2: von der Pfälzerhütte auf die Schesaplanahütte (Karte)
Länge: 11.8km, auf: 1347m, ab: 805m, erste Hälfte T3, zweite Hälfte T4

Eigentlich wollten wir an diesem Tag über die Schesaplana zur österreichischen Totalphütte. Aber es kam anders.

Wir verließen die Pfälzerhütte kurz nach acht bei schönem Sonnenschein und nahmen uns zunächst den Naafkopf (2570m) vor, einen Dreiländergipfel mit Sicht über das Rheintal bis zum Bodensee. Die Rucksäcke haben wir am Beginn des 450m-Aufstiegs in einem Depot gelassen. Vom Gipfel wieder zurück haben wir den großen Kessel dieses Tales auf dem Liechtensteiner Höhenweg südlich umrundet, was sich überraschend hinzog. Es war fast Mittag, als wir auf der Gross Furgga (2358m) ankamen. Ab nun sind wir wieder auf Schweizer Gebiet. Auf der Chlei Furgga (2245m) beginnt der blaue Weg. Dieser ist an mehreren Stellen sehr ordentlich versichert, es gibt allerdings auch Stellen, wo links eine Felswand und rechts ein 200m-Abgrund ist, und der Weg hat dann u.U. nur 40cm Breite. Nichts für Kinder, sag ich.

Bei P.2503 angelangt sahen wir beträchtliche Schneefelder vor uns, die wir so (Ende Juni) nicht erwartet hatten. Der Aufstieg dort gestaltete sich schwierig, der Schnee war in der Nachmittagshitze auf diesem Südhang sehr weich geworden. Aber wir erreichten den horizontalen Abschnitt des Weges knapp unter 2700m, der ebenfalls komplett verschneit war, und gelangten bis zum westlichen Rand des Schaflochs. Dort allerdings wurde es brenzlich. Das Schafloch ist ein steilwandiger Trichter, die Wände komplett voller Schnee, die Traverse nicht erkennbar, der Sattel (P.2711) hinüber zum Brandtner Gletscher an diesem Tag nicht zu erreichen. Hier weiterzugehen wäre schlicht lebensgefährlich gewesen. Zurück war es nun aber auch schwierig, wie wir bereits im Aufstieg gemerkt hatten. An ein Abbremsen eines Rutschvorgangs ist mit einem 11kg-Rucksack nicht zu denken. - Mist. - Wir haben tatsächlich die Rega gerufen, und zwar bevor einer durch einen falschen Tritt 200m weit hinabschlittert. Stolz sind wir darauf nicht, aber immerhin wurde niemand verletzt. So endete dieser Tag ungeplant auf der Schesaplanahütte, nicht auf der Totalphütte. (Unsere Angabe der Höhenmeter enthält den Flug nicht, es fehlen rund 800m hinunter.)

Die Schesaplanahütte, die aus mehreren Gebäuden besteht, hat uns spontan sehr herzlich und unkompliziert aufgenommen, wofür wir sehr dankbar waren.


Etappe 3: von der Schesaplanahütte zur Carschinahütte (Karte)
Länge: 16,5km, auf: 815m, ab: 508m, T2

Wir mußten nun, um im Zeitplan zu bleiben, die Carschinahütte von der Schesaplanahütte aus erreichen. Das ist etwas weiter als von der Totalphütte.

Zunächst ging es praktisch horizontal nach Osten bis P.2195, von dort aus steigt es dann kurz bis auf das Gafalljoch (2237m). Blick von oben auf den Lünersee. Wir schauen ein paarmal zurück auf die Schesaplana - auch die Ostseite sieht nicht gut aus, Schnee wohin man blickt ... Der weitere Weg fällt dann bis auf unter 2000m ab, wobei man unter den steilen Südwänden der Kirchlispitzen hindurchläuft, wo geklettert wird. Unter der Drusenfluh steigt er wieder, aber immer gemächlich. Mehrmals müssen später große Karstfelder überwunden werden. Die Carschinahütte ist jedoch lange nicht zusehen, es zieht sich.

Die Carschinahütte direkt unter der riesigen Südwest-Wand der Sulzfluh ist modern und gemütlich. Sehr nahe haben dicke Murmeltiere ihren Bau, so daß es ab und zu lauft pfeift.


Etappe 4: über die Sulzfluh zur Tilisunahütte (Karte)
Länge: 8,6km, auf: 680m, ab: 703m, zunächst T3, später vor allem auf dem blauen Weg T4

Wir verlassen die Carschinahütte wahrscheinlich als erste und entdecken gleich ein paar Meter weiter unten vier schwarzglänzende Alpensalamander. So kann ein Tag beginnen.

Dann geht es unterhalb der Sulzfluh (2817m) durch ein großes Karrenfeld, das auch einige Wasserläufe hat. In einem Tümpel schwimmen etliche junge Molche. Wir nehmen nicht den Klettersteig, der ist nach wie vor geschlossen, sondern den Ostaufstieg auf die Sulzfluh durch den Gemschtobel, es war allerdings leider weit und breit keine einzige Gemse zu sehen. Dieser Aufstieg hat es in sich. Er verläuft senkrecht zu den Höhenlinien und ist entsprechend steil. Aber er geht oft über schöne Kalkplatten, man hat gut Grip. Der befürchtete Schnee war zwar stellenweise vorhanden, der Weg blieb jedoch bis auf den Grat (2698m) hinauf weitgehend auf dem Trockenen. Die 100m bis zum Gipfel sparen wir uns, denn er hängt noch immer seit dem frühen Morgen in dicken Wolken.

Wir gehen den Weg weiter nach Nordosten über das Karrenfeld, leicht abfallend, Steinböcke in einiger Entfernung, bis der blaue Weg abzweigt. Dieser führt von Österreich aus zu einigen Höhlen auf Schweizer Boden, einige von erstaunlicher Größe. Wir nehmen dann aber den roten Weg über das Grüen Fürggeli (2318m) wieder hinüber nach Österreich. Blick auf den Partnunsee. Bis zur Tilisunahütte ist es nun nicht mehr weit.

Die Tilisunahütte ist recht groß. Wir haben ein Zimmer mit sieben Betten, von denen aber nur vier belegt sind. Es müssen Schlafmarken gekauft werden.


Etappe 5: von der Tilisunahütte nach Gargellen (Karte)
Länge: 14,4km, auf: 973m, ab: 1595m, T3

Von der Tilisunahütte aus starten wir nach Südosten, an der Zollhütte (2212m) vorbei, streifen den Gruobenpass (2229m), umrunden den großen Karstkegel der Wiss Platte (2627m) östlich und kommen dann vorbei an einer weiteren Zollhütte (und wahrscheinlich einem Bunker) auf den Plasseggenpass (2351m). Von der Sarotlaspitze (2564m) schaut ein Steinbock auf uns herab. Die Plasseggen-Hochebene hat einiges an Wasser. Bei P.2018 (Engi) machen wir einen Fehler und gehen den Weg nach Partnunstafel 200m weit hinunter. Die Beschilderung dort an diesem Abzweig ist nicht auf den ersten Blick eindeutig, die Schilder sind aus der anderen Richtung besser zu erkennen. Erst eine Kompaßpeilung schafft Klarheit. Wir müssen wieder hinauf und dann nach Süden abzweigen. Dort steigt es dann Richtung Riedchopf (2551m) deutlich an. Das Joch (2510m) haben wir gegen Mittag erreicht. Nun bleiben wir oben auf dem Grat bis zum Gargäller Joch (2376m). Von dort machen wir dann den langen und nicht wenig holprigen Abstieg nach Osten durch den Gargellner Alptobel.

Wir nächtigen im Hotel Edelweiß. Dieses ist eines der wenigen, die noch einzelne Übernachtungen erlauben, und deshalb ein guter Anlaufpunkt für Wanderer und Radfahrer. Wir können unsere Wäsche waschen und es gibt sogar einen brauchbaren Dorfladen. Ausgezeichnetes Frühstück.


Etappe 6: von Gargellen nach Klosters (Karte)
Länge: 12,5km, auf: 884m, ab: 429m, T2

Wir gehen von Gargellen direkt nach Süden. Im Dorf steht eine Tafel, die darüber Auskunft gibt, welche Bedeutung dieses Tal im Krieg zur Flucht in die Schweiz gehabt hat. Einfach war diese ganz sicher nicht, es gibt ab 1800m praktisch keinerlei Deckung mehr, es bleibt also nur die Nacht ...

Zwischen Gargellen und Vergalda liegen zunächst erstmal 150 Höhenmeter, erst dann verläuft der breite Fahrweg am Valzifenbach einigermaßen horizontal über eine große Kuhweide. Bei der oberen Valzifenalpe (1818m) quert er den schönen Bach und steigt dann markant an. Das Schlappiner Joch (2201m) läßt sich jedoch völlig unproblematisch erreichen, einer der bequemsten Aufstiege bisher.

Man könnte nun auf Schweizer Seite vorbei am Schlappinsee den Schlappintobel bis Klosters hinabgehen, mehr als 1000m Abstieg. Wir kürzen allerdings entgegen unserer bisherigen Gewohnheit für einmal ab und gehen mit nur mäßigem Höhenverlust hinüber zur Bergstation der Madrisabahn (1884m), die uns nach Klosters Dorf hinabbringt.

Wir haben in Klosters Platz ein Hotelzimmer.


Regenpause

Eigentlich war geplant, die Chamonna Tuoi von Klosters aus in zwei Etappen über das Vereinatal, das Berghaus Vereina, das Vernelatal sowie das Val Lavinuoz zu erreichen, was anspruchsvoll gewesen wäre. Aufgrund ausgeprägten Regens war dies so nicht machbar. Da in Klosters auch noch ein Schlagerfestival stattfand und deshalb sämtliche Hotels ausgebucht waren, mussten wir für diesen Tag nach Davos hinüberwechseln und uns dort in der Jugendherberge einquartieren, die übrigens sehr gut ist. Schade jedoch um diesen ereignislosen Tag.


Etappe 7: von Guarda auf die Chamonna Tuoi (Karte)
Länge: 10,2km, auf: 919m, ab: 127m, T3

Wir fahren von Davos aus mit der Rhätischen Bahn zurück nach Klosters, steigen dort um und fahren durch den Vereinatunnel nach Susch. Dort müssen wir leider noch einmal umsteigen, um nach Guarda zu kommen. Der Bahnhof liegt deutlich unterhalb des hübschen Dörfchens, das wir eigentlich gar nicht berühren.

Wir gehen das unten steile, weiter oben dann flachere Tal des Clozza-Baches hinauf, der recht viel Wasser hat und immer und überall laut rauscht. Im Plan Champatsch machen wir an einer schönen Stelle zwischen lauter kleinen Bächen Mittag. Unterhalb und oberhalb der Alp Suot standen ein paar sehr schöne Ziegen. Später standen einige wunderschöne und blitzsaubere Kühe am und im Fluß. Das ist erwähnenswert, denn wir haben sonst noch kaum irgendwo Kühe gesehen. Die Bauern sagen, es fehle an Gras, es sei zu trocken. Das Tal kommt langsam zum Abschluß, der Piz Buin (3312m) thront über allem, die Hütte kann nicht mehr weit sein, man sieht sie aber lange nicht, denn sie liegt hinter einem Hügel. Nun ist der breite Fahrweg auch noch gesperrt. Der Wanderer soll auf dem letzten Kilometer aus Sicherheitsgründen (Steinschlag, jedoch in der Mitte eines großen Kessels) einen umständlichen und holprigen Weg am Hang nehmen, um zur Hütte zu gelangen. Ob dieser neue Weg jedoch tatsächlich irgendeine höhere Sicherheit aufweist als der Fahrweg wenige Meter weiter unten, können wohl nur Verantwortliche belegen.

Die Chamonna Tuoi macht einen sehr guten Eindruck. Wir haben ein Massenlager ganz für uns allein. Der Hüttenwart macht mit jedem mindestens einen Witz.


Etappe 8: von der Chamonna Tuoi nach Ardez (Karte)
Länge: 15,3km, auf: 541m, ab: 1328m, T3

Es hat in der Nacht geregnet. Und es nieselt immer noch, als wir losgehen. Es sind knapp 500 Höhenmeter bis zur Furcletta (2734m), wobei die Schwierigkeit vor allem in dem ziemlich mühsamen Aufstieg über loses Geröll besteht. Und mindestens die ersten 200m Abstieg auf der anderen Seite sind noch immer solches Geröll. Später dann, etwa ab P.2280 konsolidiert sich der Weg. An der Alp auf 2114m hat uns eine große Ziegenherde neugierig begrüßt. Eine allerdings war damit beschäftigt, ihr Spiegelbild zu malträtieren, das sich in der verchromten Radkappe des hinten aufgehängten Ersatzrades eines Jeeps ergab. Bei der Alp Valmala (1979m) gibt es sogar einen kleinen Hofladen und man kann den Namen jeder einzelnen Ziege erfahren, deren Gesichter man sich ja schließlich gemerkt hat. Wenig später taucht der Weg dann in den Wald ein, bis er diesen erst kurz vor Ardez wieder verläßt. Dort geht es noch ein Stück über freies Feld.

Von Ardez fahren wir mit der Bahn bis nach Scuol und beziehen dort ein Zimmer in der Jugendherberge, die sich gleich am Bahnhof befindet. Sehr gutes Frühstück dort.


Pausentag

Dieser geplante Pausentag dient der Regeneration vor dem letzten Abschnitt der Tour. Scuol hat immerhin ein Schwimmbad und eine Therme, wir fahren jedoch lieber nach Zernez, um dort die neue Ausstellung im Nationalparkzentrum anzuschauen, die tatsächlich sehr interessant ist. Dort laufen vor allem auch sehr schöne Videos von Wildtierkameras. Am Nachmittag sind wir in Sent, um ein paar schöne Bündnerhäuser zu sehen. In Scuol noch ein paar Einkäufe.


Etappe 9: von Scuol auf die Chamonna Lischana (Karte)
Länge: 8km, auf: 1361m, ab: 157m, T3

Wir überqueren morgens in Scuol die Brücke über den Inn und begeben uns kurze Zeit später auf den steilen Anstieg zur Chamonna Lischana. Dieser Anstieg ist monoton steigend bis zur Hüttentür, ohne Pause, erst durch Wald, dann durch ein bißchen Latschenholz und später über alpine Wiesen. Noch recht weit unten im Wald befindet sich eine Quelle mit Angaben über deren Mineralgehalt. Im oberen Teil, auf den Wiesen, sieht man viele Murmeltiere, die aber nicht pfeifen - offenbar sind sie Menschen gewohnt. Mit uns kommen einige Personen hinauf, die dann aber wieder hinuntergehen, abends sind wir nur noch vier Gäste. Unten im Tal ist immer noch Scuol erkennbar, allerdings mehr als 1200m tiefer. Vier Steinböcke weiter oben.

Die Chamonna Lischana ist still und gemütlich. Wir haben wieder ein Massenlager für uns. Ein sehr lieber, großer, schwarzer Hund läßt sich von jedem Knuddeln.


Etappe 10: von der Chamonna Lischana auf die Sesvennahütte (Karte)
Länge: 15km, auf: 817m, ab: 1053m, T3+

Die vielleicht schönste Etappe dieser Tour.

Wir verlassen die Chamonna und wenden uns nach Südosten, wo der Weg bald merklich ansteigt. Es geht immerhin fast 500m hinauf, allerdings immer moderat. Am Ende des Lischana-Tals eröffnet sich eine Mondlandschaft, die man erst von 2900m richtig überblicken kann. Wir sind bis etwa 3000m hinauf gegangen, um ein paar schöne Fotos zu machen. Das angekündigte Bänkli auf 2952m wurde besessen.

Danach sind wir nicht den roten, sondern den blauen Weg weiter bis zum Lajet da Lischana gegangen, dieser ist bis dahin völlig harmlos. Dort am See sind wir den heute nur noch gestrichelt eingezeichneten, jedoch noch durchgehend mit alten weiß-roten Markierungen versehenen Pfad nach Osten gegangen, Richtung Lais da Rims. Auf diesem Pfad standen wunderschöne Blumen, darunter etwa 20 Edelweiße. Oberhalb vom Lai Grond kommt der Pfad dann wieder auf den roten Weg.

Am Piz Rims ruhte eine Herde von mindestens 14 Steinböcken mit riesigen Hörnern. Der Abstieg ins Tal Richtung Alp Sursass ist allerdings steil und holprig. Noch schnell ein kurzer Abstecher in den oberen Abschnitt der Uinaschlucht, dann aber mit Blick auf dicke schwarze Wolken geschwinden Schrittes Richtung Schlinigpass. Leider war der Regen schneller als wir und wir wurden noch vor der Sesvennahütte naß. Das mußte offenbar sein.

Die Sesvennahütte ist recht groß und zeigt den typischen Trubel italienischer Hütten, speziell am Nachmittag, und dann noch bei Regen. Wir bekommen ein Viererzimmer zusammen mit zwei anderen. Dieses hat allerdings eine eigene Naßzelle mit Waschbecken, Toilette und Dusche. Dicke Murmeltiere kann man vom Zimmer aus beobachten. Es gibt selbstverständlich Forst-Bier.


Etappe 11: von der Sesvennahütte nach Glurns (Karte)
Länge: 16km, auf: 103m, ab: 1419m, T2
 
Diese Etappe geht eigentlich nur bergab, denkt man. Unten allerdings, wenn die Ebene des oberen Vinschgaus schon längst in Sicht ist, muß man doch noch einmal ein ganzes Stück hinauf, das ist dort ganz schlau gemacht, daher die 103m Aufstieg. Meist geht der Weg, der fast immer befahrbar ist, durch schönen Wald, unten dann sogar mit Zirben. Das letzte Stück zwischen Laatsch und Glurns verläuft in der Ebene entlang der Etsch.
 
In Glurns haben wir ein Zimmer im ehrwürdigen Hotel Post.

 
Nachbemerkungen
  • Schnee Ende Juni, das haben wir jetzt gelernt. Eine kluge Idee ist es, die Hütten rechtzeitig nach dem Zustand der Wege zu fragen.
  • Einiges an der Pfälzerhütte erschien für meine Begriffe merkwürdig. Erstens hörten wir schon aus mehr als 500m Entfernung laut Musik und konnten uns diese gar nicht erklären, bis wir gewahr wurden, daß auf der vor der Hütte befindlichen Wiese ein Ausdruckstanz von lauter ziemlich erwachsenen Elfen mit Musik aus extra dafür aufgebauten Boxen stattfand.

Am frühen Abend dann gab es einen Vortrag über das letzte Mammut Liechtensteins. Der Sinn dieser offenbar sehr wichtigen und vermeintlich irgendwie ernstgemeinten Erzählung (ein sog. Kunstprojekt, das anscheinend die ganze Gegend erfaßt hat, erste Spuren finden sich bereits unten in Malbun und dann mehrmals auf dem Weg, vor der Hütte steht ein großes hölzernes Mammut) erschließt sich allerdings nicht - "infantil" ist das Wort, das mir spontan einfällt.

Nach dem Essen mußte die Musik dann drinnen fortgesetzt werden, bis Mitternacht, mit DJ, das ist wahrscheinlich etwas, das der moderne Bergwanderer sucht ... Frühstück dafür nicht vor halb acht. - Ehrlich, ich verstehe ja wirtschaftliche Aspekte und Notwendigkeiten, aber muß eine Vereinshütte heute tatsächlich wie eine Kneipe geführt werden?

  • Wir haben diesmal mehrmals die Rhätische Bahn und Busse benutzt. Dazu waren Gästekarten sehr hilfreich, die es in den Jugendherbergen und Hotels gibt. Diese ermöglichen Fahrten in einem gewissen Umkreis entweder gratis oder ermäßigt. Wer plant, eine Fahrt (z.B. mit einer Seilbahn) bereits zu unternehmen, bevor er seine Unterkunft erreicht hat, sollte diese klugerweise schon von zu Hause aus nach einer solchen Gästekarte anfragen.
  • Aufgrund der Ortschaften war es diesmal nicht nötig, größere Mengen an Nahrungsmitteln mitzunehmen. Man kann alle paar Tage einkaufen.
  • Klosters ist viel hübscher als Davos.
  • Wir hatten diesmal Tischnachbarn aus Österreich, Holland, Dänemark, Deutschland, der Schweiz und Italien. Und jedesmal lernste noch etwas dazu.
 
 
 
 
 
 
 
 

Tourengänger: muellerto


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