Überschreitung der Fluhspitzen (Versuch 1)


Publiziert von J_Rekowski , 2. Juli 2023 um 19:35.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:18 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:ca. 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Silvretta Hochalpenstrasse, Zeinisjochstrasse, erreichbar aus dem Montafon oder von Landeck aus
Unterkunftmöglichkeiten:Heilbronner Hütte

Wir starteten gegen 9:30 am Alpengasthof Zeinisjoch und erreichten gegen 11:45 die Heilbronner Hütte auf der wir eine dreiviertel Stunde rasteten.

Um 12:30 ging es weiter in Richtung Jöchligrat. Durch kreative Wegfindung verlief nur ein Drittel des Weges über meist gepressten Schnee ohne einsinken. Das heißt aber nicht, dass man nie einsinkt. Das ist hauptsächlich vor den Übergängen zwischen grün und weiss der Fall oder wenn man sich Felsen nähert die aus dem Schnee herausragen.

Auf den letzten Metern vor dem Gipfel des Jöchligrat müssen die Hände nur kurz und unschwierig (I-) anpacken um eine Felsstufe zu überwinden. Den etwas steileren Grashügel davor geht man in selbstgewählten Serpentinen hoch.

Der Jöchligrat war gegen 13:45 erreicht.

Kurz nach 14:00 begannen wir mit dem Abstieg in die Scharte zwischen Jöchligrat und Grüner Grat. Der Abstieg ist steil, es gibt kurz unterhalb des Gipfels (in Blickrichtung Süd) eine grüne Rampe die nach rechts unten wegzieht. Dadurch kann man den direkten Abstieg über stark abfallendes Felsgelände umgehen. Nach der Rampe geht es unterhalb der Felsen die man zuvor umgangen hat weiter. Es ist brüchig, man muss auf die eigenen Tritte achten und die Hände werden an einigen Stellen zum Halt gebraucht. Es wird bei der richtigen Routenwahl aber nicht schwieriger als I.

Zeitbedarf etwa 0:15.

Nach dem Abstieg erfolgt der gratige Übergang zum Grünen Grat. Der Grat wird von einigen Felsen durchschnitten die ein Umgehen erforderlich machen. Manchmal geht das recht gut mit mäßiger Ausgesetztheit und guten Tritten und manchmal hat man ordentlich Luft unterm Hintern und die Griffe sind weniger großzügig.

Ich habe eine Stelle in Erinnerung, nach etwa der Hälfte des Grates, wo das Umgehen eines Felsblocks rechts (links fiel die Kante einfach ab) durchwegs Körperspannung erforderte. Der Grat war an dieser Stelle sehr ausgesetzt (Anspruch etwa II-, die Dreipunkthaltung konnte Aufgrund der Griffkombinationen kaum sinnvoll umgesetzt werden). Parkieren würde ich hier keinesfalls und die Motivation zur Umkehr über das bereits hinter sich gebrachte Gelände war auch nicht besonders groß.

Eine andere Stelle war sehr schmal und felsig mit Tritten mal auf der einen, dann auf der anderen Seite des Grates um sich an einer Stelle dazwischen durchzwängen zu können.

Wenn diese beiden Stellen geschafft sind wird es an keiner anderen des Grates schwieriger. Ein Teil des Anstiegs zum Grünen Grat ist steiles Gehgelände. Die Hände müssen davon abgesehen oft am Fels angelegt werden. Klettersteighandschuhe machen das Greifen und Festhalten angenehmer.

Nach einer weiteren Stunde erreichten wir gegen 15:00 den Gipfel des Grünen Grates wo wir eine halbe Stunde verblieben da die Fortsetzung der Tour auf den Schaftälispitz (2819 m) aus dieser Perspektive nicht möglich schien. Der Nordgrat erscheint enorm steil und plattig.

Der Abstieg vom Grünen Grat in südlicher Richtung in die Scharte zwischen Grüner Grat und Schaftälispitz ging allerdings besser als erwartet. Vermutlich war es hier nirgends schwieriger als I-.

Wieder kurz unterhalb des Gipfels hilft ein Grasband das nach rechts unten wegzieht und nach einigen Metern Abstieg findet man seinen Weg ohne Schwierigkeiten selbst.

Gegen 15:45 waren wir in der Scharte. Je weiter man sich ins Profil des Schaftälispitz bewegt desto weniger extrem erscheint der Nordgrat. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Schwierigkeiten in jedem Fall höher sein werden als bei der Überschreitung Jöchligrat - Grüner Grat. Hier ist wohl generell mit dem II. Schwierigkeitsgrad im absturzgefährdetem Gelände zu rechnen.

Wenn das geschafft ist wird auch der Weg in die Scharte zwischen Schaftälispitz und Schrottenkegel irgendwie machbar sein (ähnliche Schwierigkeiten, ggf. muss eine kurze abschüssige Platte gequert werden). Dann kann notfalls über das Kar abgestiegen werden, sollte die Tour hier beendet werden müssen (Gewitter, Sonstiges).

Der weitere Weg über den Grat zum Schrottenkegel ist mehr oder weniger undokumentiert, ebenso wie es von dort weitergeht. Man muss sich vor Ort ein Bild machen und es selbst bewerten, erst dann kann wirklich eine Aussage dazu getroffen werden.

Wir haben die Tour ohne Kletterausrüstung unternommen. Der Aufstieg auf den Schaftälispitz wird für uns wahrscheinlich die Grenze dessen darstellen was wir als Risiko noch akzeptieren. Daher wird es wahrscheinlich nochmals einen Folgeversuch geben denn das Erlebnis war schon großartig und es ist eigentlich zu Schade für eine halbe Sache.

Starten werden wir dann wahrscheinlich von der Heilbronner Hütte denn als Tagestour ist diese Tour zu lang.

Der Abstieg erfolgte großteils über weitläufige Schneefelder (im Verhältnis 80/20 zugunsten des Schnees) bis zur Heilbronner Hütte. Wer bei diesen Bedingungen unterwegs ist sollte in jedem Fall ein Paar Ersatzsocken, Stöcke mit Schneetellern, Bergschuhe mit einem höheren Schaft und ein Gefühl für die Wegfindung mitbringen. Sonst wird es eine nasse Angelegenheit da auch Bäche gequert werden müssen (siehe Wassergeräusche der Bäche unter dem Schnee unter den eigenen Füßen).

Um etwa 17:30 waren wir wieder auf der Heilbronner Hütte und haben eine Kleinigkeit gegessen. Man kann sich dort auch gut unterhalten. Der Weg zurück zum Alpengasthof Zeinisjoch über die Verbella Alpe war ruhig und wir waren alleine.

Gegen 19:45 waren wir wieder am Parkplatz.

Abschließend:
Die Tour sollte nur bei stabilen Wetterbedingungen gemacht werden. Wer am Grat (egal ob auf dem Weg zum Grünen Grat oder am Schaftälispitz) von einem Gewitter überrascht wird oder von einer Schlechtwetterfront eingeholt wird hat bei nassem Untergrund ein ernsthaftes Problem.

Außerdem sollte man ausreichend Zeit mitbringen damit man sich an schwierigen Stellen Übersicht verschaffen kann. Das ist besser als wenn man sich versteigt und dann in komplexem Gelände wiederfindet.

Zuletzt sollte man auch über eine gewisse Kondition verfügen da die Schlüsselstellen wahrscheinlich erst ab dem Schaftälispitz oder Schrottenkegel zutage treten und da darf unsicheres Gehen aufgrund müder Beine wirklich nicht sein.

Zeitbedarf: 10 Stunden inklusive ausreichend langen Pausen

Tourengänger: J_Rekowski


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