Comedy Wandervideo-Dreh auf der Versalspitze (Silvretta, Partenen)


Publiziert von interfool , 17. September 2017 um 20:55.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:16 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 730 m
Abstieg: 630 m
Strecke:Tafermuntbahn-Bergstation - Versalspitze - Kopssee/Zeinisbachsee
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Tafermunt Seilbahn Talstation

Liebe Freunde der Berge!

Habt ihr das schon mal erlebt, dass ihr Euch mit den letzten Kräften den Berg hoch schleppt und da überhohlen euch quietschfidele Wanderer die locker um die 20 Jahre älter sind als ihr?

Blöde Frage.

Klar, mir ist das AUCH schon passiert und zwar bei einer Wanderung 2007 in Tirol und ich fand die Situation irgendwie witzig, weil ich mir dachte wer könnte mich jetzt noch alles überholen um mich total zu demotivieren? Kleine Kinder, Klosterschwestern … etc.

Genau das war die Grundidee für einen 19-minütigen Kurzfilm mit dem Titel „Silvretta Muskelkater Safari“ aus meiner „Skurillo Tours“ Serie (die erst 2 Folgen hat) – eine Mischung aus Comedy, Musik und schönen Landschaftsaufnahmen von Wanderungen in den Alpen.

Bei den Dreharbeiten auf der Versalspitze in Partennen (Silvretta Montafon) hab ich ein paar witzige Dinge erlebt, die den einen oder anderen Wanderer interessieren könnten, daher lege ich hier mal los:

Das wird jetzt kein klassischer Bericht EINER Wanderung, sondern von 5 Wanderungen zum selben Ziel.
Die Produktion dieses Videos gestaltete sich „reichlich chaotisch“, das fing schon am ersten Drehtag an, wo ich mit der Tafermunt-Seilbahn in Partenen zur Bergstation rauf gefahren bin und allen Ernstes schon die ersten Szenen drehen wollte, ohne dass ich die Gegend hier je "live" gesehen habe. Ich hab mir diesen Drehort nur am "grünen Tisch" bei "Google Earth" raus gesucht, weil er von der Länge der Wanderung und Höhe der Seilbahn her ideal schien und ich zumindest wusste, dass die Vegetation im Silvretta Gebiet ziemlich schön ist.

Doch als ich da am 20. August 2012 oben aus der Seilbahn ausgestiegen bin, sah gleich mal alles völlig anders aus. Ihr kennt das vermutlich: Auf GoogleEarth sehen die Wanderungen oft wie ein netter Spaziergang über eine kleine Wiese aus, aber wenn man dann live dort ist, dann haut’s einen um wie steil alles ist.

Nach ca. einer Stunde verwirrter Suche nach passenden Drehorten, hat sich auch schon die Sonne für diesen Tag "verabschiedet" und damit war dann klar, dass ich den Tag nur noch als "Location Casting Wandertag" betrachten kann.

Danach bin ich halt die gesamte "Filmwanderung" einmal abgelaufen. Rauf auf die Versalspitze und dann über die Verballaalpe runter bis Partenen. Weil ich schon so spät gestartet bin, wurde es dann gegen Ende stockdunkel, als ich wieder bei meinem Auto in Partenen angekommen bin. Und als hätte das nicht schon gereicht, bin ich auch noch in ein "kleines Abendgewitter rein gelaufen". Als ich dann endlich unten war, war ich nur noch froh diese Wanderung "überlebt" zu haben, womit ich zumindest mein "Minimalziel" für diesen Tag erreicht hatte.

Für meinen zweiten Drehtag am 8. September 2012 fühlte ich mich danach "bestens vorbereitet", aber als ich an dem Tag dann gegen Mittag bei der Seilbahn Bergstation stand, musste ich gleich mal feststellen, dass ich alle Drehorte, die ich mir 3 Wochen vorher ausgesucht hatte "schmeißen" kann, weil ich dort nicht bedacht habe, dass die Sonne zu dieser Jahreszeit so tief steht, dass man bei Personenaufnahmen extreme Schatten im Gesicht hat, wenn man in eine andere Richtung als "Süden bis Süd/Westen" blickt. Somit war klar, dass mir an dem Tag quasi die Himmelsrichtung die Drehorte vorgeben wird und nicht mein "ausgeklügelter Drehplan".

Ansonsten war ich an dem Tag aber ziemlich gut drauf und hab die meisten Spielfilmszenen schneller hin bekommen, als ich es erwartet hätte. Am Gipfel ist mir dann aber dennoch die Zeit ausgegangen, denn ich bin - wie immer - absichtlich recht spät auf den Berg rauf gegangen um bei meiner "Rumfilmerei" möglichst alleine zu sein. Ich hab's gerade noch geschafft meine "Klosterschwestern-Überholen-mich-Szene" zu drehen, aber dann musste ich um 17:45 Uhr wieder beginnen ins Tal runter zu "hirschen", um nicht schon wieder ins Dunkle zu kommen. Etwas später an dem Abend hab ich mein Auto dann übrigens mit der Taschenlampe gesucht.

In meiner Huddelei am Gipfel hab ich bei dieser Klosterschwesternszene einen Riesen "Bock" geschossen. Man sieht's am Screenshot unten – Durch die um diese späte Uhrzeit sehr tief stehende Sonne, hatte ich die ganze Zeit den Schatten von der Kamera auf meinem T-Shirt.

Nach dieser Wanderung dachte ich damals allen Ernstes, dass ich jetzt die wichtigsten Szenen im Kasten hätte und dass ich es mir ersparen kann, diese anstrengende Versalspitz-Wanderung auch noch ein drittes Mal zu machen. Die noch fehlenden Szenen könnte ich ja "irgendwo" drehen, wo man nicht so weit laufen muss. Eine absolute „Schnapsidee“ wie ich nachher fest gestellt habe, denn diese an den falschen Orten gedrehten Szenen haben für mich das ganze Video kaputt gemacht. Das wurde mir aber blöderweise erst im Oktober klar und da war der Sommer 2012 praktisch schon um und ich musste die „Nachdrehs“ aufs kommende Jahr verschieben.

2013 hatte ich dann allerdings gerade mal genug Freizeit. um mein Skurillo Tours 1 Video inklusive Filmmusik fertig zu machen (Das habe ich damals auch schon hier gepostet). Also wieder ein Jahr Verschiebung für meine „Nachdrehs“.

2014 begann dann für mich damit, dass ich mir beim "Hochrisikosport" (=Gartenarbeit) eine Knieverletzung geholt habe, die im Juni 2014 operiert werden musste und erst im September 2014 war ich dann "soweit wiederhergestellt", dass ich die Nachdrehs angehen konnte. Für die Aufnahmen war diese Verzögerung allerdings sogar ein Vorteil, denn gerade im Herbst ist die Vegetation in der Silvretta Gegend am schönsten, weil dort vieles so richtig schön rötlich verfärbt.

Falls jemand das Video anschaut und sich wundert wieso die Gegend da teilweise schöner ausschaut, als ihr das in Erinnerung habt – das liegt an der Jahreszeit!

Am 18. September 2014 - ziemlich genau 2 Jahre nach meinem letzten Dreh auf der Versalspitze - bin ich dann dort wieder rauf und prompt wurde dieser erste Drehtag 2014 wieder so ein "Pleiten, Pech & Pannentag" wie der erste Drehtag 2012, am selben Ort.

Das einzige was an dem Tag geklappt hat, war der Neudreh meiner Sätze bei der Seilbahn-Bergstation. Den musste ich machen, weil ich das Ziel meiner Filmwanderung von "Partenen" auf "Kopssee/Zeinisbachsee" geändert habe und zwar:
1. Weil es dort einfach landschaftlich schöner ist
2. Weil ich nicht nochmal am Ende der Wanderung bis Partenen runter „hatschen“ wollte

Die nächste "Nachdrehszene" an dem Tag hätte ich dann erst am Gipfel gehabt. Den sieht man bei dieser Wanderung schon ungefähr eine Stunde, vor man dort ankommt, und daher hab ich schon aus der Ferne gesehen, dass dort jede Menge Leute oben sind, die ich natürlich bei meinen Dreharbeiten ganz und gar nicht brauchen konnte. Normalerweise könnte man ja damit rechnen, dass kaum jemand mehr als ungefähr eine halbe Stunde dort oben bleibt, aber nicht so diese "netten Wanderkollegen".
 
Ich sah sie die ganze Zeit nervös am Gipfel rumhirschen, als würden sie dort auf eine Marienerscheinung warten und ich dachte mir immer nur: "Haut ab! Haut endlich ab!" Doch die schienen da oben übernachten zu wollen. Als ich dem Gipfel schon sehr nahe war, hab ich halt eine "Jausenpause" eingelegt und die wurde immer länger und noch länger. Nach ungefähr einer Stunde warten verabschiedete sich dann aber die Sonne und es sah so aus, als ob langsam ein Gewitter aufzieht. Das ist offensichtlich auch den "Wanderkollegen" nicht entgangen und dann endlich zogen sie ab (siehe Bild unten). Als sie an mir vorbei gingen, hörte ich sie untereinander diskutieren: "Du glaubsch, des hat sich jetzt rentiert?" "Ah neu, I moin ned!".
 
Schwaben! Ich hätte am liebsten eine Bombe in Richtung Stuttgart abgefeuert, aber es half nichts. Ich musste ohne zu drehen weiter ziehen, denn das Wetter wurde dann viel zu schlecht und ich wollte mich da oben jetzt auch nicht grad "als "Blitzableiter grillen lassen". Wie schon 2 Jahre vorher, beendete ich meine mittlerweile dritte Versalpitz-Wanderung mit einem hastigen "Location Casting" indem ich im vorbeihirschen auch noch die Gegend um den Kopssee und Zeinisbachsee herum nach möglichen Drehorten für's nächte Mal abgesucht habe.

Nach diesem verkorksten Drehtag folgte dann eine lange Schlechtwetterphase und ich bekam schon Bedenken, ob ich vor Wintereinbruch in dem Jahr überhaupt noch zum Drehen komme. Doch dann war überraschenderweise für den 29. September 2014 wunderbares Sonnenwetter, ohne jede Gewittergefahr angekündigt.

Zu meiner großen Überraschung hat an diesem 4. Versalpitz Drehtag, dann aber fast alles wunderbar funktioniert und ich konnte es selber kaum glauben, dass ich zeitlich fast immer "im Plan" lag und dass ich an diesem Tag auch ein unheimliches Glück mit den Drehorten hatte, wo ich fast immer alleine war. Ein paar "kleine Böcke" hab ich natürlich dennoch geschossen. Die Ortskundigen unter Euch wird im Video vermutlich stören, dass ich in der Schlusszene vom "Zenissee" rede, obwohl er natürlich Zeinisbachsee" heißt.

In Summe war dieser Drehtag eigentlich der produktivste von allen und als ich dann am Abend erschöpft heimgefahren bin, war ich froh nun endlich ALLE Szenen im Kasten zu haben und endlich meine LETZTE Filmwanderung in der Silvretta hinter mir zu haben.

4 Tage später, 9 Uhr: Ich breche zu meiner ALLER LETZTEN Filmdrehwanderung in die Silvretta auf (!).

"Pingeligerweise" hab ich in den Tagen davor doch noch ein paar kleine Szenen im Video gefunden, mit denen ich immer noch nicht zufrieden war. Die Anfangsszene, ein paar kleine "Füllerszenen" wo ich nur am angestrengt Laufen bin und eine "Arztgespäch-Szene". Die ersten beiden Drehs haben wunderbar geklappt, aber für das "Arztgespräch" hab ich 2/3tel des Tages und 3 Anläufe gebraucht bis ich die im Kasten hatte. Als ich das erste Mal bei der Bank angekommen bin, wo ich die Szene 2012 gedreht habe, war das Problem, dass die Sonne durch die Bäume so ungünstige Schatten geworfen hat, dass ich nirgends drehen konnte. Aber da es ein "halbbewölkter" Tag war, hab ich mir damit beholfen, dass ich beschlossen habe, die Szene dann am Rückweg zu drehen und jetzt erst mal weiter rauf zu laufen.

2 Stunden später war ich dann wieder dort und kaum setze ich mich hin, um meine Kamera auszupacken, höre ich auch schon von oben einen "Wanderkollegen" daher kommen. Ich hab dann genau das gemacht, was ich in der Filmszene auch mache. Ich hab so getan, als ob ich "einfach nur so rumsitze" und gehofft, dass der "Kollege" einfach nur lautlos an mir vorüberzieht. Und genau wie im Film hat er das natürlich NICHT gemacht. "Ei, des isch a guuude Idee!" war sein erster Satz, vor er sich gemütlich neben mich auf die Bank gesetzt hat. Ich dachte mir nur "Schon wieder ein Schwabe. Und wieder einer der verhindern will, dass mein Film jemals fertig wird!"  Ich hab dann darauf verzichtet, mich mit ihm über seine letzte Kehrwoche zu unterhalten und beschlossen, dass ich jetzt halt wieder eine Zeit lang rauf und dann wieder runter wandere, bis er weg ist. Am Weg rauf sind mir dann gleich mal noch mehr ziemlich erschöpft wirkende Schwaben entgegen gekommen und da wusste ich, ich kann mir jetzt wieder mal richtig vieeeel Zeit nehmen, denn da unten wird's gleich mal ein ziemliches Gedränge geben - auf dem "Bänkle".
 
Ich bin dann erst nach rund 1,5 Stunden wieder zurück gekommen und dann hatte ich dort endlich "schwabenfreie Zone" und ich konnte auch diesen Dreh noch fertigstellen.
 
Seit dem hatte ich das Video praktisch „im Kasten“ und im Rohschnitt schon fertig, aber danach hatte ich 2,6 Jahre lang keinen wirklichen Bock drauf die Filmmusik dazu zu machen, bis ich mich eines Tages dann selbst dabei ertappt habe, wie ich an genau das dann doch mal gemacht habe und so konnte ich das Video dann am 16.9.2017 „nur“ 5 Jahre nach dem ersten Drehtag „schon“ auf YouTube veröffentlichen.
 
Für alle die’s interessiert, hier der Link dazu: https://www.youtube.com/watch?v=2C4Ey2tRvCA
 
Die Wanderdaten und der Wegverlauf, die ich hier eingegeben habe entsprechen übrigens der Handlung des Videos – so wäre ich gelaufen, wenn ich wirklich alles an einem Tag gedreht hätte.
 
Schöne Grüße an alle (insbesondere auch an alle Schwaben)!
 
George Wolf (im Video: Schorsch Lupus)

Tourengänger: interfool


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