Überschreitungsversuch Fluhspitzgruppe (2890m)
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Rings um die Heilbronner Hütte zieht sich halbmondförmig ein Grat mit mehreren, trotz Hüttennähe vernachlässigten, teils eindrucksvollen Gipfeln: die Fluhspitzgruppe. Laut AV-Führer aus dem Jahre 2005 verlangt eine Überschreitung des gesamten Grates nicht mehr als den zweiten Grad UIAA -- was bei uns besonders mit Blick auf den steilen Abfall des Schrottenkegels einige Zweifel weckt. Im Netz ist hierzu ebenso wenig zu finden wie beim Hüttenwirt, der uns zum gesamten Gebiet keine weitere Auskunft geben kann, als dass der Normalweg auf den Schrottenkopf schwer zu finden sei -- also schauen wir uns die Sache doch mal selbst an!
Wir starten frühmorgens bei Kaiserwetter auf dem Wanderweg in Richtung Jöchligrat. Bald wenden wir uns rechts vom Weg auf dem breiten Grasrücken nach Süden und steigen entlang des sich langsam verengenden Grates angenehm aufwärts (T3). Vor dem Gipfel des Jöchligrates werden zwei kleine, unproblematische Felsstufen erklommen, wo wir schon mal kurz die Hände anlegen dürfen (I-).
Nach der ersten Gipfelrast (und Genuss der bereits hier eindrucksvollen Blicke) geht es steil hinab (I, etwas brüchig, T4+) auf den zerrissenen Verbindungsgrat zum Grünen Grat, welcher sich, viel gutmütiger als von unten befürchtet, als rechter Spaß erweist (I). Nun empor auf den Grünen Grat, meist in gutem Gehgelände mit einigen Handeinsätzen (T4, I). Hier belohnen wir uns mit unserer zweiten Gipfelpause, bevor wir -- teils direkt am Grat, teils leicht rechts davon -- in die breite Scharte zum Schaftäler absteigen (T4) -- ein eigenartiger Ort mit grandiosen Blicken, der schon wieder zum Verweilen und Umherstreifen einlädt!
Es folgt eine Querung über Geröll (T3) zum Nordgrat des Schaftäler, den wir wenig oberhalb des Gratansatzes recht bequem erreichen. Der Grat selbst (UIAA I laut AV-Führer) ist allerdings extrem brüchig: Trotz vorsichtigen Aufwärtsschiebens donnern innerhalb der ersten zehn Aufstiegsmeter kopfgroße Brocken unter meinen Füßen zu Tal -- kein Vergnügen! Zügig machen wir kehrt und verlassen diese Bruchhalde. Stattdessen fahren wir ein Schneefeld hinab und queren nördlich ohne viel Höhenverlust auf Schnee unterhalb des Schaftäler hindurch.
Mein Tourenpartner steuert nun klugerweise gleich auf den Gratteil westlich des Schrottenkopf zu und umgeht damit Schaftäler und Schrottenkopf. Ich jedoch will dem Schaftäler noch eine zweite Chance geben und visiere, skeptisch beäugt von ein paar Gemsen, über ein links gelegenes schneeiges Kar die Scharte zwischen Schaftäler und Schrottenkopf an. Hier, am Schaftäler-Südgrat, sieht der Fels zunächst deutlich besser aus, und so steige ich kurz ein. Laut AVF nur UIAA I, scheint mir die Kletterei doch eher im unteren zweiten Grad daheim. Kurz vor dem Gipfel ist mir eine kurze, ausgesetzte Querung nach links nicht geheuer genug, um hier weiter zu probieren -- ich trete also wiederum den geordneten Rückzug an. Adieu, Schaftäler... wohl auf Nimmerwiedersehen!
Zurück in der Scharte geht es dann auf hartem Schnee in Richtung Schrottenkopf. Der steile Abstieg über die Westseite des Schrottenkegels ist mir (auch in Anbetracht meines wartenden Tourenpartners) jetzt zu riskant, sodass ich lieber unter ihm hindurch quere. Hartschnee, Steigung bis 45° -- leider auch nicht ganz unriskant ;) Die Schuhe bekomme ich nur zentimeterweise in den Schnee... zum Glück habe ich den Pickel dabei. Ohne Steigeisen (in der Hütte liegen sie gut!) bleibt dieser Abschnitt jedoch eine grenzwertige Erfahrung (T6). So bin ich erleichtert, als ich die Scharte zwischen Schrottenkopf und Schrottenkegel erreiche. Von hier in einfacher Kraxelei (I) zum Gipfel des Schrottenkopf. Der Name ist leider tatsächlich Programm, die Felsqualität insbesondere auf der zerbrochenen Südseite unterirdisch... der Abstieg hier über den bereits auf hikr beschriebenen Normalweg sieht von oben unangenehm aus. Zunächst geht es immerhin noch recht bequem am Westgrat und einigen Steinmandln entlang. Dann auf Steigspuren hinab in die Südflanke -- Wegzeichen finde ich hier keine mehr, wahrscheinlich alle nach unten gerutscht... Eine letzte Felsstufe ist linksseitig (östlich) einfacher zu überwinden (I), dann stehe ich auf dem Gratkreuz zur Fädnerspitze (ein reizvoller Grat für einen anderen Tag). Inmitten einer weiten Felslandschaft, die das Auffinden meiner hier pausierenden Begleitung gar nicht so einfach macht...
Schließlich wieder vereint, wandern wir gemütlich über blockiges, weites Gelände in Richtung Östliche bzw. Westliche Fluhspitze (je nach Karte). Hier dürfen wir dann in guter Felsqualität mal wieder etwas Hand anlegen: Den ersten Absatz des Ostgrates umklettern wir rechts (nördlich) im unteren zweiten Grad (weiter rechts bei Bedarf umgehbar) und treffen dort noch ein paar alte Schlaghaken an. Nun direkt am Grat etwas einfacher (I) zum Gipfel mit Kreuz und Buch, wo wir unsere letzte Gipfelrast für heute genießen.
Von hier führt ein spärlich markierter Wanderweg hinab zum wunderschönen Brüllenden See. Leider bleibt uns bis zum Abendessen hier nur eine viel zu kurze Pause... Schließlich geht es über weite Graslandschaften zurück zur Hütte.
Fazit: In der hier vorgestellten Form ist die Tour kaum zu empfehlen (falls doch, Pickel und evtl. Steigeisen für die Schrottenkopf-Nordflanke mitnehmen, mit weniger Schneeauflage wahrscheinlich noch unangenehmer... oder man traut sich den Abstieg am Schrottenkegel zu, wo mir leider nicht mehr genug Zeit zum Ausprobieren blieb, bzw. nimmt Abseilmaterial mit). Hingegen ergibt sich eine hübsche Tagestour (T4+/UIAA I) von der Hütte in zumeist gutem Fels, wenn man die Bruchhaufen Schaftäler und Schrottenkopf nördlich umgeht. Im Frühsommer auf Schnee ist diese Querung wohl angenehmer als später im Jahr auf Geröll. Falls jemand auf der Fluhspitze noch nicht genug hätte, ließe sich die Tour auch noch nach Westen erweitern. Nach anregenden Kraxeleien kann man einen sonnigen Nachmittag am Brüllenden See ausklingen lassen... was gibt's Schöneres? Wer sich am Schrottenkegel probieren möchte, für den könnte sich die Tour allerdings auch in umgekehrter Richtung lohnen.
Wir starten frühmorgens bei Kaiserwetter auf dem Wanderweg in Richtung Jöchligrat. Bald wenden wir uns rechts vom Weg auf dem breiten Grasrücken nach Süden und steigen entlang des sich langsam verengenden Grates angenehm aufwärts (T3). Vor dem Gipfel des Jöchligrates werden zwei kleine, unproblematische Felsstufen erklommen, wo wir schon mal kurz die Hände anlegen dürfen (I-).
Nach der ersten Gipfelrast (und Genuss der bereits hier eindrucksvollen Blicke) geht es steil hinab (I, etwas brüchig, T4+) auf den zerrissenen Verbindungsgrat zum Grünen Grat, welcher sich, viel gutmütiger als von unten befürchtet, als rechter Spaß erweist (I). Nun empor auf den Grünen Grat, meist in gutem Gehgelände mit einigen Handeinsätzen (T4, I). Hier belohnen wir uns mit unserer zweiten Gipfelpause, bevor wir -- teils direkt am Grat, teils leicht rechts davon -- in die breite Scharte zum Schaftäler absteigen (T4) -- ein eigenartiger Ort mit grandiosen Blicken, der schon wieder zum Verweilen und Umherstreifen einlädt!
Es folgt eine Querung über Geröll (T3) zum Nordgrat des Schaftäler, den wir wenig oberhalb des Gratansatzes recht bequem erreichen. Der Grat selbst (UIAA I laut AV-Führer) ist allerdings extrem brüchig: Trotz vorsichtigen Aufwärtsschiebens donnern innerhalb der ersten zehn Aufstiegsmeter kopfgroße Brocken unter meinen Füßen zu Tal -- kein Vergnügen! Zügig machen wir kehrt und verlassen diese Bruchhalde. Stattdessen fahren wir ein Schneefeld hinab und queren nördlich ohne viel Höhenverlust auf Schnee unterhalb des Schaftäler hindurch.
Mein Tourenpartner steuert nun klugerweise gleich auf den Gratteil westlich des Schrottenkopf zu und umgeht damit Schaftäler und Schrottenkopf. Ich jedoch will dem Schaftäler noch eine zweite Chance geben und visiere, skeptisch beäugt von ein paar Gemsen, über ein links gelegenes schneeiges Kar die Scharte zwischen Schaftäler und Schrottenkopf an. Hier, am Schaftäler-Südgrat, sieht der Fels zunächst deutlich besser aus, und so steige ich kurz ein. Laut AVF nur UIAA I, scheint mir die Kletterei doch eher im unteren zweiten Grad daheim. Kurz vor dem Gipfel ist mir eine kurze, ausgesetzte Querung nach links nicht geheuer genug, um hier weiter zu probieren -- ich trete also wiederum den geordneten Rückzug an. Adieu, Schaftäler... wohl auf Nimmerwiedersehen!
Zurück in der Scharte geht es dann auf hartem Schnee in Richtung Schrottenkopf. Der steile Abstieg über die Westseite des Schrottenkegels ist mir (auch in Anbetracht meines wartenden Tourenpartners) jetzt zu riskant, sodass ich lieber unter ihm hindurch quere. Hartschnee, Steigung bis 45° -- leider auch nicht ganz unriskant ;) Die Schuhe bekomme ich nur zentimeterweise in den Schnee... zum Glück habe ich den Pickel dabei. Ohne Steigeisen (in der Hütte liegen sie gut!) bleibt dieser Abschnitt jedoch eine grenzwertige Erfahrung (T6). So bin ich erleichtert, als ich die Scharte zwischen Schrottenkopf und Schrottenkegel erreiche. Von hier in einfacher Kraxelei (I) zum Gipfel des Schrottenkopf. Der Name ist leider tatsächlich Programm, die Felsqualität insbesondere auf der zerbrochenen Südseite unterirdisch... der Abstieg hier über den bereits auf hikr beschriebenen Normalweg sieht von oben unangenehm aus. Zunächst geht es immerhin noch recht bequem am Westgrat und einigen Steinmandln entlang. Dann auf Steigspuren hinab in die Südflanke -- Wegzeichen finde ich hier keine mehr, wahrscheinlich alle nach unten gerutscht... Eine letzte Felsstufe ist linksseitig (östlich) einfacher zu überwinden (I), dann stehe ich auf dem Gratkreuz zur Fädnerspitze (ein reizvoller Grat für einen anderen Tag). Inmitten einer weiten Felslandschaft, die das Auffinden meiner hier pausierenden Begleitung gar nicht so einfach macht...
Schließlich wieder vereint, wandern wir gemütlich über blockiges, weites Gelände in Richtung Östliche bzw. Westliche Fluhspitze (je nach Karte). Hier dürfen wir dann in guter Felsqualität mal wieder etwas Hand anlegen: Den ersten Absatz des Ostgrates umklettern wir rechts (nördlich) im unteren zweiten Grad (weiter rechts bei Bedarf umgehbar) und treffen dort noch ein paar alte Schlaghaken an. Nun direkt am Grat etwas einfacher (I) zum Gipfel mit Kreuz und Buch, wo wir unsere letzte Gipfelrast für heute genießen.
Von hier führt ein spärlich markierter Wanderweg hinab zum wunderschönen Brüllenden See. Leider bleibt uns bis zum Abendessen hier nur eine viel zu kurze Pause... Schließlich geht es über weite Graslandschaften zurück zur Hütte.
Fazit: In der hier vorgestellten Form ist die Tour kaum zu empfehlen (falls doch, Pickel und evtl. Steigeisen für die Schrottenkopf-Nordflanke mitnehmen, mit weniger Schneeauflage wahrscheinlich noch unangenehmer... oder man traut sich den Abstieg am Schrottenkegel zu, wo mir leider nicht mehr genug Zeit zum Ausprobieren blieb, bzw. nimmt Abseilmaterial mit). Hingegen ergibt sich eine hübsche Tagestour (T4+/UIAA I) von der Hütte in zumeist gutem Fels, wenn man die Bruchhaufen Schaftäler und Schrottenkopf nördlich umgeht. Im Frühsommer auf Schnee ist diese Querung wohl angenehmer als später im Jahr auf Geröll. Falls jemand auf der Fluhspitze noch nicht genug hätte, ließe sich die Tour auch noch nach Westen erweitern. Nach anregenden Kraxeleien kann man einen sonnigen Nachmittag am Brüllenden See ausklingen lassen... was gibt's Schöneres? Wer sich am Schrottenkegel probieren möchte, für den könnte sich die Tour allerdings auch in umgekehrter Richtung lohnen.
Tourengänger:
rele

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