Am Grat um die Willersalpe


Publiziert von JonnyDodd , 1. Juli 2023 um 20:45.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:25 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:00

Den Grat von der Vorderen Schafwanne über den Gerenkopf und das Bienenköpfle hab ich schon länger im Hinterkopf, in Verbindung mit dem Westgrat des Bschießer sollte das eine schöne Rundtour ergeben.
Lässt sich über den Gerenkopf noch was im Internet finden, ist keine Information zum Übergang zum Bienenköpfle aufzutreiben. (Edit: Gibt doch nen Bericht in hikr, wie konnte ich das übersehen.....allerdings mit anderem Weg im Aufstieg). Bei meiner letzten Tour aufs Rauhhorn sah das aber alles machbar aus.

Eigentlich eher was für Frühjahr oder Herbst, aber da mein Auto pünktlich zum Bergurlaub den Geist aufgegeben hat muss ich umdisponieren und Ziele angehen, die einfach mit Zug oder Bus zu erreichen sind.
Somit rutscht diese Tour auf einmal ziemlich weit vorne und so hatte ich am 25.06 das Vergnügen, in prallster Sonne durch dichteste Latschen zu kriechen. Aber nun der Reihe nach:

Durch die Fahrerei mit Zug und Bus starte ich erst um 09:00 Uhr bei der Bushaltestelle Bruck, eigentlich dumm, aber ich wollte noch früher raus um den Vaterlandsweg noch zu gehen, aber der Bus hielt nicht da, wo ich dachte und so stieg ich in Bruck aus. Säge hätte es auch getan, da ich so erst bis zur Säge laufen musste. Nun beim Parkplatz Säge zuerst einen Fahrweg hoch zum Bärenweg und von dort zu den Zipfelsfällen.
Es ist schon gut heiß und ich nicht richtig fit und so komm ich schon ordentlich ins Schwitzen bis zur Zipfelsalpe. Dort um 11 angekommen genehmige ich mir erstmal ein schönes Stück kuchen und ein Koffeinhaltiges Kaltgetränk und betrachte die steilen Hänge des Stuibenkopfs, auf welchen es nun weglos gehen sollte.

Nach der Stärkung folge ich kurz dem Wanderweg, biege jedoch vom Wanderweg nach rechts in einen alten Fahrweg zum Fuße des Stuibenkopfs ab. Diesem folge ich bis zum Gratbeginn, un von nun an durch steiles aber gut gestuftes Gras entlang eines Zauns auf seichten Spuren hoch bis zum Gipfelaufbau in Latschen. Hier suche ich vergebens eine Latschengasse die es wohl geben muss, kann diese aber nicht finden. Ich quere in die Flanke unterhalb der Abbrüche und steige diese Schrofige Flanke schräg nach oben hinauf, um den Latschen zu entgehen. Dies ist etwas mühsam, aber mir durchaus Wert da ich die biestigen Latschen nicht so sehr schätze.

Wieder am Kamm angelangt, finde ich sofort die Latschengasse, hier ist der Bewuchs schon spärlich und folge dieser auf den Gipfel des Stuibenkopfs. Kein Kreuz, kein Buch, kein Steinmann, keine Stange, nichts hier oben, nur Fliegen. Also schnell weiter zum Westgrat Bschießer. Ich hab beim Anblick nicht so Lust, alles voller Latschen, aber der schöne Abstieg vom Stuibenkopf bringt mir wieder Motivation, auch sind Wegspuren zu finden und tatsächlich auch Freischnitt, also passt schon.
Der Grat hin zum Bschießer ist in Ordnung, nicht wirklich ein Gratgenuss, oftmals weicht der Pfad in die Flanke aus, da es am Grat zu überwuchert ist, aber wenn man dort ist, hat man schöne Ausblicke. Ich folge dem Pfad, bis er sich nach einem Grattürmchen auf einer Graszunge verliert, dieser folge ich bis ganz nach oben und stehe schon oben auf dem Bschießer ohne Latschenkampf.

Den Grat würde ich als in Ordnung beschreiben, ähnlich reizvoll wie vom Bugschrofen zum Karretschrofen, was ich lustigerweise am Vortag machen durfte. Gibt schönere Grate in den Allgäuern.

Nun geht es auf Wanderwegen mit vielen Menschen zuerst zum Gipfelkreuz Bschießer, Ponten, Zirleseck und zum Zererköpfle. Hier krieche ich kurz unter einem Zaun durch, um zum höchsten Punkt mit Grenzstein zu gelangen, vom Wanderweg ein Abstecher von 2min. Der Weg vom Köllesattel zum Gaiseck gefällt mir richtig gut, ist es aus meiner Sicht der schönste Wanderweg hoch zum Gaishorn. Dort genieße ich die grandiose Aussicht und mach erstmal Pause, um mich für den abschließenden, wieder weglosen Teil zu wappnen.

Ich folge dem Wanderweg ab der Vorderen Schafwanne in Richtung Rauhhorn, biege aber sobald es möglich ist, nach rechts ab. Dies ist eine schrofige Flanke, maximal T4, man braucht schon Trittsicherheit, aber nicht so schwer. Eine Felsstufe wird einfach (I) abgeklettert und man gelangt zum Grat. Dort finden sich auch wieder Wegspuren und eine gute, freigeschnittene Spur durch die Latschen, sodass man ohne nennenswerte Schwierigkeiten am grasigen Gipfel des Gerenkopfs ankommt.

Hier könnte man vermutlich über den Taufersberg westlich zur sichtbaren Alpe unterhalb absteigen, um zum Wanderweg zum Schrecksee zu gelangen, im Nachhinein die wohl bessere Alternative.
Mein Plan ist, den Kamm bis zum Ende zu verfolgen, der direkte Abstieg am Kamm vom Gerenkopf wird aber von einem breiten Latschengürtel verhindert. Eine Graszunge in Nordwestlicher Richtung in die Flanke vermittelt die beste Abstiegsmöglichkeit.
Dies ist jedoch absolut wegloses Terrain, das Gras ist sehr schlecht gestuft und es ist ziemlich steil. Ich gehe am Rand der Graszunge, um mich an den Latschenästen festhalten zu können. Mein Ziel ist das Gebiet "Willersboden" und Fichtenbäume, die nach unten hin die Latschen ablösen. Zu weit möchte ich jedoch nicht absteigen, da ich ansonsten wieder hochsteigen müsste, und wer weiß, was das Gelände noch für überraschungen bereithält.
 
Hier kann ich mir eine Wegbeschreibung sparen, wer hier ist, muss wissen was er tut und ein gutes Gespür für den besten Durchstieg durch den Latschengürtel haben. Bei einem auffälligen Fichtenbaum inmitten der Latschen, entscheide ich mich, zu diesem zu gehen. Kurz heftiger Latschenkampf, am Baum geht es dann und es tut sich dahinter eine schmale Graszunge auf. Laut GPS sollte ich ca. 30m unterhalb des Kamms sein, diesen kann ich schon sehen, zum Glück geht es nicht mehr so lange. Wieder schlage ich mich durch Latschen, um bei einem weiteren Fichtenbaum vor einem Abbruch zu stehen, dieser endet zum Glück ca. 10m weiter oben. Ein letztes mal randaliere ich mich durch dichteste Latschen, um über eine freie Fläche hoch zur Scharte zwischen Gerenkopf und Bienenköpfle zu steigen.

Ich denke ich habe fast die Ideallinie erwischt, ohne Latschenkampf wird man nur durchkommen, wenn man ca. 200HM Gegenanstieg in Kauf nimmt und die erste Graszunge noch weiter absteigt. Wie das Gelände dort ist, und ob da der Abbruch auch noch ist, kann ich nicht sagen. Wer den Übergang wagen möchte, sollte sich auf Latschenkampf LKK4 einstellen.

Der folgende Abschnitt am Kamm zum Bienenköpfle ist wieder ein Genuss, erstaunlich schmal ist es hier oben.
Vor dem finalen Anstieg zum Bienenköpfle, könnte man nun einfach rechterhand zum Älpele und von dort zur Willersalpe absteigen. Hier findet sich ein komfortabler Weg, auch eine rote Markierung hab ich gefunden. Der Weg führt vermutlich zur Alpe Bergund in der Westflanke des Bienenköpfles, zumindest lief er in die Richtung.

An der Gipfelwiese vom Bienenköpfle findet sich ein Hölzernes Gedenkkreuz und eine Grillstelle. Jedoch ist das noch nicht das Ende des Kammes, es geht noch weiter auf einen kleinen Vorgipfel, von hier steige ich über Steile Wiesen direkt zum Kreuzbichl(Kleiner Hochvogel) ab, das Gelände ist unangenehm Steil und nicht gut gestuft, auch wächst hier ziemlich viel Zeug, nur kein Gras, an dem man sich gut festhalten könnte. Deswegen nimmt der Abstieg mehr Zeit in Anspruch wie ich dachte. Als ich dann direkt aus dem Wald am Fuß des Kreuzbichls stehe, bin ich sehr froh, den doch sehr Abenteuerlichen Abstieg gemeistert zu haben.

Der Abstieg nach Hinterstein über den Wildfräuleinstein und das Köpfle geht dann auch recht zügig, leider muss ich noch 40min auf den Bus nach Bad Hindelang warten.

Fazit:

Interessante, lange Tour mit einer Mischung Weglos und Wanderwegen in einem doch schon sehr bekannten Gebiet. Oft sind Wegspuren und Freischnitt vorhanden, nur der Teil vom Gerenkopf zum Bienenköpfle sind ohne Spuren. Eine Latschenallergie sollte man nicht haben und auch nicht in Panik geraten, wenn man ohne Orientierung im Latschendickicht steckt. Wirklich ausgesetzt ist es nie, Kletterei ist maximal ne I an der Steilstufe vor dem Gerenkopf. Großteil der Tour ist T3 und T4. Am Bienenköpfle und die Querung am Stuibenkopf T5.

Der Übergang Gerenkopf Bienenköpfle und Abstieg von diesem in meiner Variante möchte ich nicht empfehlen und davon abraten, das hat sich nicht gelohnt. Den Gerenkopf kann man leichter erreichen und das Bienenköpfle lohnt sich nicht.

Tourengänger: JonnyDodd


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 2. Juli 2023 um 18:06
Spannende Runde, welche zeigt, dass selbst in so hochfrequentierten Ecken noch genügend Spielraum für weglose und dort dann auch einsame Varianten besteht. Die LKK-Anteile muss man dafür wohl in Kauf nehmen :D

VG, Nyn

quacamozza hat gesagt:
Gesendet am 4. Juli 2023 um 13:44
>Der Übergang Gerenkopf Bienenköpfle und Abstieg von diesem in meiner Variante möchte ich nicht empfehlen und davon abraten, das hat sich nicht gelohnt.

Damit ist zu diesem Teil der Tour fast alles gesagt. Und: Dieser Abschnitt ist schlicht riskant.


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