Tannheimer Runde vom Stuibenkopf bis zum Zererköpfle


Publiziert von Manu81 , 4. Februar 2025 um 23:35.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1640 m
Abstieg: 1640 m
Strecke:17,1
Zufahrt zum Ausgangspunkt:(Teures) Parken in Hinterstein

Im wunderschönen Tannheimer Tal habe ich die allermeisten Gipfel bereits abgehakt, obwohl das simple "Abhaken" nie das eigentliche Ziel war und der Vielfalt und Schönheit dieser Berge auch nicht gerecht wird. Warum es mich noch nie auf die doch sehr bekannten und viel besuchten Gipfel rund um den Ponten geführt hat, kann ich nicht so recht sagen. Aber 2024 hat es nun endlich geklappt.

 

Ich habe mir eine schöne Runde von Hinterstein über den noch sehr unbekannten und selten begangenen Stuibenkopf, den Bschießer, Ponten, Zirleseck, Rohnenspitze und Zererköpfle ausgedacht. Die Tour verläuft zu guten Teilen auf viel begangenen Wegen. Nur die Anstiegsvariante über den Stuibenkopf und den direkten Südwestgrat des Bschießer ist in Teilen weglos und ganz schön rustikal. Aber so soll´s ja sein :-)

 

Von Hinterstein (880 m) geht es zügig bergan bis kurz vor die Zipfelsalpe. Achtung: in Hinterstein funktionieren die Parkautomaten erst ab 7:00. Eine tolle Idee. Mindestens 30 Bergsteiger stehen von 6:30 bis 7:00 blöd rum, um dann endliche die Automaten mit ihrem Münzgeld füttern zu können.

 

Der Anstieg zur Zipfelsalpe ist recht steil, sodass man die ersten Höhenmeter zügig hinter sich bringt und dann einige Meter vor der Zipfelsalpe aus dem Wald heraustritt. Etwa 200 Meter vor der Zipfelsalpe steige ich ziemlich direkt rechts den gestuften Hang hoch und halte auf eine einzelne Baumreihe zu. Rechts dieser Baumreihe geht es direkt steil hoch zum gutmütigen Nordrücken des Stuibenkopf. Am Grat geht es zunächst einfach im freiem Gelände nach Süden Richtung Gipfel. Irgendwann kommt man in die Latschenzone und muss sich durch ein paar freigeschnittene Gassen durchquetschen. Das geht aber verhältnismäßig gut. Diese Passage ist nur ein harmloser Vorgeschmack auf das, was mich am Südwestgrat des Bschießer erwartet... Der Gipfel des Stuibenkopf (1.830 m) ist schnell erreicht und ich genieße die absolute Einsamkeit hier oben. Schon ein ziemlich exklusiver Blick – ich denke, hier kommt nicht allzuoft jemand hoch...

 

Der Übergang zum Bschießer wird nun äußerst rustikal. Zunächst gehts direkt am Grat oder leicht links davon, steil und rutschig vom Stuibenkopf runter. Durch die Schrofen und das rutschige verbackene Geröll kann man sich teils ganz gut an Wurzeln und Sträuchern hinunterhangeln...  Immer wieder findet man Trittspuren oder Wildwechsel. In weiten Teilen eiert man aber über rutschige Schrofen und kriecht durch Latschengebüsche. Je weiter man in Richtung Bschießer kommt, umso dichter werden die Latschen. Es ist teilweise eine ganz schöne Sucherei und ich vernichte auch den einen oder anderen Höhenmeter auf der Suche nach einer Fortsetzung einer Latschengasse. Die letzten Meter versuche ich "über" die Latschen zu steigen und balanciere von Ast zu Ast. Gehend ist absolut kein Durchkommen... Und ganz plötzlich - völlig überraschend - trete ich aus dem Gebüsch heraus auf den Wanderweg. Zwei nette Damen schauen mich an wie den Yeti :-)... Insgesamt ist der SW-Grat des Bschießer schon gut machbar aber durchaus sehr rustikal. Hauptproblem ist die Routenfindung und das "Durchschlängeln" durch die Latschen... Muss man schon mögen...

 

Ab dem Bschießer (2.000 m) erübrigt sich jegliche Beschreibung: Ich steige auf breiten, gut beschilderten Wanderwegen zum Ponten (2.045 m), dann zum Zirleseck (1.872 m), nehme noch die Rohnenspitze (1.990 m) mit (netter Kraxelgipfel) und steige wieder über´s Zirleseck weiter zum Zererköpfle (1.946 m).

 

Und dann die zweite Schlüsselstelle des Tages. Ich sitze gemütlich und gedankenverloren auf der Kuppe des Zererköpfles und vespere mein Vesperbrot, als eine Kuhherde zunächst langsam auf mich zutrottet. Ich denke mir zunächst nichts und bleibe sitzen. Als die Leitkuh dann plötzlich gewaltig an Tempo zulegt, und direkt auf mich zu rennt, packe ich dann doch mal irritiert zusammen. Ich gehe ruhig aber zügig rechts den nicht allzusteilen Hang Richtung Feldalpe runter, als ich plötzlich zig schellende Kuhglocken hinter mir höre. Ich schaue mich um und sehe einige Viecher im gestreckten Galopp auf mich zu rennen. Allmählich bekomme ich es doch mit der Angst zu tun. Ich renne den Hang runter und schlage ein paar Haken wie ein Hase. Drei Kühe folgend mir weiterhin und setzen zum Sprint an. Ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen und hüpfe kopfüber in ein dichtes Latschengebüsch. Dort ducke ich mich und warte ab. Tatsächlich scheinen mich die irren Viecher aus den Augen verloren zu haben und rennen an mir vorbei. Ein Wahnsinn... Der Puls ist bei über 200 und ich sinke erstmal ins Gras und ruhe mich etwas aus. Nach einiger Zeit wage ich mich aus der Deckung und schleiche in sicherem Abstand an den auf der Höhe der Feldalpe stehenden Kühen vorbei. Es gelingt und ich schaffe es dann ohne weiteren "Feindkontakt" runter zur Willersalpe.

 

Dort genehmige ich mir noch 2 Humpen Schiwasser auf den Schock und steige dann runter nach Hinterstein. Alles in allem eine schöne – jedoch auch durchaus "wilde" Tour. Ein Bergerlebnis, das ich so schnell nicht vergesse.


Schwierigkeiten: Einzelpassagen T4 zwischen Stuibenkopf und Bschießer. Der Rest T2-T3. Nette, harmlose Ier-Kraxelei an der Ronenspitze.

 


Tourengänger: Manu81


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