Endlich: Mürtschenstock - Fulen (2410 m)


Publiziert von Uli_CH , 27. Juni 2023 um 00:57.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:25 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1375 m
Abstieg: 1375 m
Strecke:ca. 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der A3 am Walensee die Ausfahrt Murg nehmen und Richtung Kerenzerberg fahren. In der Ortsmitte von Obstalden Richtung Hüttenberg abzweigen und bis zur Brücke über den Meerenbach fahren. Die letzten 600 m sind nicht mehr asphaltiert. Mehrere Parkmöglichkeiten am Wegrand sowie vor dem Fahrverbotsschild.
Kartennummer:https://map.geo.admin.ch, 1:20'000 zum Selberdrucken; Swisstopo-App mit offline-Karte.

Nachdem ich den *Redertenstock vor zwei Wochen ohne Probleme bezwungen hatte, gab mir das genug Selbstvertrauen, auch am Fulen, der schon lange auf meiner Projektliste steht, erfolgreich zu sein.

Heute bin ich recht zeitig unterwegs. Von der Brücke über den Meerenbach bei Ammeli nehme ich bei strahlendem Sonnenschein den Wanderweg, der durch Wälder und Wiesen ansteigt und ein paar Mal den Fahrweg nach Meerenboden kreuzt. Ich nehme die (nicht markierte) Abkürzung durch das Cheibenloch und erreiche nach 50 Minuten die Ebene der Alp Meerenboden.

An deren Ende geht es noch einmal aufwärts zur Alp Robmen. Hier raste ich kurz und überlege, wie ich die Wandstufe zwischen Unter und Ober Bigaas überwinde. Zuerst halte ich mich an das Topo von flylu und erklimme die erste Stufe nach Unter Bigaas. Dann habe ich den Eindruck, dass es weiter links weniger steil ist und quere nach Süden. Ich halte auf ein Grasstück zwischen zwei markanten Felsen zu (siehe Foto). Doch je weiter ich komme, desto steiler wird es. Mit dem Ausstieg nach oben wird es nichts und so quere ich notfallmässig nach links, zwänge mich über eine Kante und lande dann auf dem richtigen Weg.

Jetzt gewinne ich rasch an Höhe und erreiche bei ca. 1970 m den Durchbruch nach Ober Bigaas. Dieser Anstieg hat den Vorteil, dass man viel weiter oben in das rutschige Gelände einsteigt, als wenn man rechts vom Bigaasbüel aufsteigt. Ich quere - wie ich im Nachhinein merke - ziemlich weit oben in der Steilflanke zum Mittelchopf. Den grössten Teil der Zeit quere ich Schneefelder und muss vorsichtig Tritt für Tritt herausstampfen. Dies kostet mich sehr viel Zeit, so dass ich fast eine Stunde für die Querung benötige.

Schliesslich habe ich es geschafft und steige auf der linken Seite auf den Mittelchopf auf. Es ist sehr warm und ich schwitze ziemlich. Ich merke, dass meine 1.5-l-Wasserflasche schon halb leer ist. Da man Schnee aufgrund der fehlenden Mineralien nicht als Flüssigkeitsersatz nehmen soll, fülle ich zum jetzigen Zeitpunkt meine Flasche mit Schnee nach dem Motto: lieber eine volle Flasche mit halb so vielen Mineralien als erst die Mineralien trinken und anschliessend durch den Schnee einen ungünstigen osmotischen Druck zu haben. Egal, es hat funktioniert.

Ich nähere mich dem Felsen, an dem das Grasband beginnt, auf dem man aus dem Felsenkessel aussteigt. Es ist erstaunlich breit. Oberhalb des Ausstiegs führen die Spuren nach links in eine Rinne, die ich zur anderen Seite quere und wo sich das vorerst letzte Steinmännchen befindet (nicht in der Rinne selber aufsteigen). Ich folge einem grasigen Band, das immer schmäler wird, nach der Suche nach einem geeigneten Aufstieg. Schliesslich finde ich eine Möglichkeit des Höhengewinns, sehe aber anhand der GPS-Tracks von Roald und Schneemann, dass ich zu weit nördlich bin, und orientiere mich wieder gen Südwesten.

Schliesslich gelange ich auf den Grat zwischen Ruchen und Fulen. Ab jetzt ist der weitere Weg einfach. Ich sehe in der Ferne schon den Kamin zum Gipfelausstieg und folge dem Grat noch eine Zeitlang, bis ich zum Kamin quere. Dieser ist zum Glück geschützt und nicht ausgesetzt. Auch meine Befürchtungen, dass ich so kurz vor dem Ziel an dieser Stelle noch scheitern könnte, bewahrheiten sich nicht. Es hat gute Griffe und Tritte und im Nu habe ich den Kamin hinter mich gebracht und bin mit ein paar Schritten am Gipfel. Die grosse Genugtuung, die sich - wo ich dies schreibe - mittlerweile eingestellt hat, spüre ich noch nicht, da noch das Wissen um das schmale Grasband, das beim Abstieg auf mich wartet, an mir nagt.

Nichtsdestotrotz halte ich anständig Gipfelrast und geniesse die Aussicht. Insgesamt habe ich 4:50 Stunden plus ein paar Pausen für den Aufstieg benötigt. Die Querung der Schneefelder hat viel Zeit beansprucht und auch das dauernde Abwärtsrutschen im groben oder feinen Geröll hat Zeit und Kraft gekostet.

Schliesslich steige ich durch den Kamin wieder ab, quere zum Grat der zum Ruchen führt und folge diesem abwärts bis kurz vor den Sattel bis zu der Stelle, an der sich eine Gedenkplakette befindet. Beim Abstieg kann ich das Gelände von oben jetzt gut überblicken. Ich steige in gerader Linie hinunter und komme direkt am Anfang des - hier noch nicht so schmalen - Grasbands neben der schon erwähnten Rinne heraus. Ich quere die Rinne und steige das breite Grasband in den Felsenkessel hinab. Bis zum Mittelchopf nutze ich hauptsächlich Schneefelder zum Abstieg.

Jetzt quere ich viel weiter unten als auf dem Hinweg die Steilhänge des Esels auf einer Pfadspur, die mehrheitlich durch den Schotter führt (s. Foto). Schliesslich erreiche ich den Sattel, auf dessen anderer Seite der Pfad nach Unter Bigaas absteigt. Ich erreiche den Boden, aber hier verliert sich die Spur. Einen eigentlichen Einstieg finde ich nicht. Ich quere in der Senke zwischen Unter Bigaas und der Alp Robmen und gelange nördlich der Alp wieder auf den markierten Wanderweg.

Es geht abwärts zur Alp Meerenboden. Ab hier nehme ich - bis auf zwei kurze Abschneider - den Fahrweg, der mich bis zu meinem Auto zurückführt. Der Abstieg ging deutlich schneller: 2:50 Stunden.

 
Nach der Tour war ich noch von den Strapazen gezeichnet, aber mittlerweile bin ich stolz, diese einsame Tour in teilweise unübersichtlichem Gelände alleine gemeistert zu haben.

Orientierung: Bis Robmen einfach. Alle Wanderwege ausgeschildert und markiert.
Generell ist die Orientierung beim Abstieg einfacher als beim Anstieg, da man die Kletterstellen und die Wegspuren dann besser (von oben) sieht. Aufstieg von Robmen nach Ober Bigaas ohne Topo / GPS-Track nicht direkt ersichtlich. Strecke Ober Bigaas  - Mittelchopf bis zum Ausstieg aus dem Kessel über das Grasband einfach (+ Steinmännchen). Anstieg vom Grasband bis zum Grat unübersichtlich. Danach Aufstieg zum Gipfel wieder einfach.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten
Sohlen, Teleskopstöcke, Kletterhandschuhe für den Gipfelanstieg, Helm gegen Steinschlag.

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und diejenige allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 60371.gpx Hinweg
 60372.gpx Rückweg

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 II
26 Jun 22
Fulen 2410m (Mürtschenstock) · miCHi_79
T5- II
16 Jul 13
Mürtschenstock - Fulen (2410 m) · Schneemann
T6
19 Jun 21
Neue Wege am Fulen Mürtschen · DonMiguel
T5 II
24 Jul 21
Mürtschenstock - Fulen · miCHi_79
T6
20 Okt 18
Mürtschenstock Fulen via Fynns Weg · carpintero

Kommentare (13)


Kommentar hinzufügen

maenzgi hat gesagt:
Gesendet am 27. Juni 2023 um 17:42
Lieber Uli, gratuliere dir zum Fulen. Schön zu hören, dass du in guter Form bist zur Zeit. So ergeben sich auf einmal neue Tourenideen. Ich wünsche dir weiterhin gutes Gelingen in diesem Sommer.

Liebe Grüsse
Manu

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2023 um 20:45
Hex Uli, auch ich möchte dir herzlich gratulieren !! super hatts geklappt für dich und alles ist gut gegangen !! Muss ein toller Erlebnis gewesen sein für dich !!

Grüässli
Priska

Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2023 um 22:52
Liebe Priska

Herzlichen Dank für deine Glückwünsche. Ja, das Glarnerland ist eines meiner Lieblingsgebiete und der Mürtschenstock stand schon lange auf meiner Wunschliste, aber ich war mir nicht sicher, ob er für mich erreichbar ist. Umso stolzer bin ich, diese (vor allen Dingen mentale) Herausforderung gemeistert zu haben.

Liebe Grüsse
Uli

P. S.: Ich habe noch eine weitere Tour in deiner Gegend in Planung. Du hörst von mir ;-)

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Juni 2023 um 21:50
da bin ich aber gespannt ;-))) ... ja der/die Mürtschen sind schon etwas spezielles, ich geniesse jeweils abends das Glühen an den Wänden von meinem Sitzplatz aus :-))

Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2023 um 22:47
Lieber Manu

Herzlichen Dank für deine lieben Worte. Das bedeutet mir umso mehr, als du in einer höheren Liga als ich unterwegs bist! Zudem gehöre ich wohl eher der Generation deiner Eltern an ;-)

Liebe Grüsse
Uli

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2023 um 08:34
Nun ja, ich denke mir immer, die Liga ist dort wo man sich misst. Zudem ist vergleichen nicht gesund.

Ich finde Tourenberichte, wo neues erreicht wurde immer am schönsten. Grenzen verschieben, ist etwas Erhabenes.

Falls ich dir einmal hilfreich sein kann bei einer Traumtour, darfst du dich gerne melden. Zurzeit komme ich aber kaum in die Berge, da ich innert kurzer Zeit zweifacher Papa wurde, aber das wird sich auch wieder ändern, wenn die Kinder nicht mehr so hilfsbedürftig sind.

Lg Manu

Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2023 um 20:41
Das bzgl. der Traumtour ist natürlich ein tolles Angebot. Ich hätte da schon ein paar Ideen ;-) Aber deine Projektliste auf hikr ist ja auch nicht gerade kurz...

Mit der Liga hast du natürlich recht. Ich versuche deshalb auch immer, meine Tourenberichte so zu schreiben, dass ich andere zu ähnlichen Fortschritten motiviere, wie ich sie mache.

Wenn man kleine Kinder hat, verschiebt sich der Fokus natürlich, aber ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass es auch wieder eine Rückkehr in die Berge gibt.

Herzlich, Uli

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2023 um 18:35
Ja die Liste habe ich am Anfang gesetzt als ich hungrig und wild war;)
Aber es würde hier um dich gehen nicht um mich.
Das der Fokus wird bestimmt wieder kommen, aber ich bin froh liegt er zurzeit bei meinen Kindern. Sonst wärs nicht gut. Die Berge bleiben ja mehrheitlich bestehen.

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2023 um 13:17
Hey Manu, na dann herzliche Gratulation dem zweifachen Papa, ich hoffe, alle sind gesund und munter :-)
geniess das Papa sein solange sie noch klein sind, bald sind sie gross und haben andere Pläne mit Kollegen ;-)) aber auch dann ist hin und wieder der Papa gefragt :-))

hebes guät und alles Guäti

Priska

maenzgi hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2023 um 18:44
Danke dir Priska.
Ich geniesse sie meist in vollen Zügen;)
Ja sie fliegen viel zu schnell aus und heutzutage immer schneller.
Ich hoffe sie kommen später mit in die Berge<3

Hebs guett

Manu

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juli 2023 um 15:13
Kommen sicher mit bis sie ein anderes Hobby lässiger finden, aber irgendwann packt es sie doch wieder mit dem Rucksack in die Berge zu gehen, so war`s bei uns auch ;-))

heb dr Sorg

Gruäss
Priska

miCHi_79 hat gesagt:
Gesendet am 29. Juli 2023 um 19:15
Gratulieren zum Fulen, ja der Mürtschenstock ist doch etwas ganz Spezielles ;-)
Gruss Michi

Uli_CH hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2023 um 21:25
Hoi Michi

Danke für die Gratulation. Ich hatte deinen Bericht natürlich auch vorher gelesen. Und deine Fotos hatten mir eine gute Vorstellung von der Routenführung ermöglicht.

Beste Grüsse
Uli


Kommentar hinzufügen»