Herbst-Trilogie am Schliffkopf, Teil 3: Nebelstochern und Wolkenjagen


Publiziert von Schubi , 27. Dezember 2022 um 17:04.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:10 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 210 m
Abstieg: 210 m
Strecke:7,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Vogelskopf, auch mit ÖPNV zu erreichen (Buslinie 100)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Bei *mehreren *novembrigen Runden am Schliffkopf stand das Bildermachen im Vordergrund, Schlechtwetter-Fotografie mit der großen Kamera war die Idee. In der kalten Jahreszeit hängen sich oft Wolken in die höheren Lagen des Schwarzwalds. Wenn man dann droben tourt, ist die Sicht logischerweise kurz bis null. Umso mehr nimmt man die nähere, direkte Umgebung wahr, Pflanzen, Farben, Strukturen ... und auch Licht: manchmal kommt Bewegung in den Wolkennebel und lokale Thermik bewirkt, dass man innerhalb weniger Sekunden nicht mehr durch eine blaugraue Suppe wandert, sondern wegen dünnerer Nebeldichte durch eine blass-orangene. Toll sind die Momente, wo sich das Grau hebt, weiterzieht, sich schliesslich ganz auflöst und die Sonne sowie die Fernblick-Landschaft durchlässt. Der Zeitpunkt solcher Lichtungen hängt von vielen Faktoren ab, aber gutsortierte Wetterdienste wie Kachelmannwetter und Windy bieten mittlerweile Prognosen in einer Detailiertheit, dass man ganz gut die Stunden mit dem Wechsel von Wolkennebel zu Heiterkeit finden kann.

Wenn Wolken Moog-Synthesizer spielen könnten, würde wahrscheinlich Rare Air von Mildlife dabei herauskommen. Folglich ist das der Tourenberichts-Soundtrack (ich wollt schon immer mal eine Tour um einen Song herum zimmern. Diese hier kommt da ganz gut hin).

Die Idee "auf dem Schliffkopf vom Nebel in die Fernsicht" sollte nach dieser *Südwärts-Version auch mal auf dem nördlichen Teil des Bergs umgesetzt werden, bereits wenige Tage danach passte die Wetterprognose dafür. Start war diesmal am Parkplatz Vogelskopf. Der vom Ruhestein heraufkommende Pfad quert an dieser Stelle die Schwarzwaldhochstraße und führt über den Schweinkopf weiter zum Schliffkopf. Schon bald taucht man auf dem Pfad auch hier in die kleinteilig und urig bewachsene Landschaft der hiesigen Grinde ein, es geht durch Heide, Heidelbeeren, vielerlei Gräser, Latschen und allerlei Baumarten, das alles gefärbt in den Tönen des Herbst. Ebenfalls getaucht bin ich noch ins dichte Grau des Nebels und das geht so bis etwas hinter dem Sattel zwischen Schweinkopf und Schliffkopf. 
 
Dort nimmt die Lichtstärke nun in wenigen Minuten zu (Zeitpunkt wie vom Wetterdienst windy.com prognostiziert) und bald schon sehe ich oben blauen Himmel durchblitzen, jedoch immer nur sekundenweise. Schliesslich bricht für kurze Momente die Sonne ganz durch. Es folgt ein reger Wechsel aus Licht und Schatten: die westlich von der Rheinebene heraufkommenden Wolken schiebt es in schönen Abständen auf den Gipfelbuckel des Schliffkopfs und weiter gen Osten. Dieser sich nun schnell wiederholende Ablauf sorgt für teils dramatische Lichtstimmungen, ich komme aus dem Schauen und Fotografieren kaum heraus – wunderbar! Gut, dass die Gipfelkuppe nicht sehr dicht bewachsen ist, so kann ich den Zug der Wolken gut überblicken. Zwischendurch stehe ich aber auch nochmals mittendrin im Wolkennebel. Vorbei am Gipfelkreuz geht es den sachten Südhang des Bergs herab, und zwar (wie auch die letzten beiden Male) zur Aussichtsplattform am Steinmäuerle. Hier empfängt mich die dortige Fernsicht mit einem Blick auf Wolkenfetzen, die interessant geschichtet in den Bergflanken hängen, fast mutet dies wie Schneeflächen an. 
 
Zurück geht es auf gleichem Weg, nun überwiegend in der Sonne. Regelmässig schiebt sich weiterhin Wolkennebel durch und so wirkt der Rückweg in keinster Weise "gleich". Ein besonderes Schauspiel war dann im Abschnitt mit höherem Baumbewuchs das von den Fichtenästen gebrochene Sonnenlicht, das durch den Nebel wie "aufgefächert" in einzelne Strahlen wirkte. Ein schöner Moment der Erleuchtung, wie ich ihn hier am Nordschwarzwald-Hauptkamm schon öfter mal erleben durfte.

Fazit: Wetterwechsel sind schon immer bissel Kino. Bei solchen Touren nehme man sich Zeit zum Schauen mit, und ggf. auch eine Kamera. Diesmal war das Timing besser und das Wolken-Aufreissen fand noch vor dem Wendepunkt statt, natürlich gefolgt von einigem sehenswerten Helligkeits-Hin-und-Her.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 27. Dezember 2022 um 18:53
Vielen Dank für diese genial-tollen Stimmungsbilder.
Markus

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Dezember 2022 um 20:43
Danke zurück für dein schönes Feedback!
Beste Grüße
Frank


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