Schmelihorn und Ochse


Publiziert von Bergamotte , 18. Dezember 2022 um 11:34.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:17 Dezember 2022
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Niesenkette 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:13km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Springenboden
Kartennummer:253S

Heute konnte ich unmöglich zuhause bleiben: Kaiserwetter in den Bergen und Hochnebel im Flachland, Neuschnee, ordentliche Lawinenverhältnisse. Ein weiteres Mal ging's ins Diemtigtal. Mein Hauptziel, das Schmelihorn, fällt eher in die Kategorie "Liebhabertour". Am langgezogenen, teils verwachsenen NW-Grat (Normalroute) findet man selten guten Schnee, vielmehr verblasene Bedingungen. Die weite SW-Flanke lädt zwar zum Cruisen ein, stellt aber eine Wildruhezone dar. Bei ganz sicheren Verhältnissen (und mehr Schnee) anerbieten sich jedoch verschiedene Couloirs nach Norden zum Mechlistall. Spontan fand ich vor Ort einen recht gutmütigen Durchschlupf, der mir die höheneffiziente Fortsetzung zum Ochse erlaubte. So kam ich trotz durchgehender Spurarbeit doch noch zu einem zweiten Gipfel.

Um 8:15 geht's los vom Springenboden (1326m): keine Menschenseele weit und breit, nur die Schneekanonen summen ihr eintöniges Lied. Eigentlich hatte ich angesichts der Verhältnisse mit einem Grosskampftag gerechnet, aber tatsächlich sollte heute (später) nur je eine Gruppe zum Ochse bzw. Mäggisserehorn unterwegs sein. Die logische Konsequenz, ich muss alles spuren. Doch ich fühle mich gut, so ist es auch ein "dürfen". Gemütlich steige ich die unpräparierte Skipiste hoch, passiere Wildbodme und erreiche den Under Mechlistall, wo der Aufstieg zum Schmelihorn ansetzt. Die Route folgt durchgehend dem Kamm und ist derart auch bei nicht ganz idealen Lawinenbedingungen machbar. Streng ist sie, die Spurarbeit im gut 30-35° steilen Gelände. Zwischenzeitlich wird der Bewuchs recht dicht, man weicht ihm stellenweise leicht durch die SW-Flanke aus - wie gesagt, eine Liebhabertour. Kurz vor 2000m ist die Waldgrenze erreicht. Der Aufstieg wird aussichtsreich, bleibt aber streng, weil jede Unterlage fehlt. Kurz vor dem Schmelihorn (2311m) kreuze ich eine grössere Gamskolonie, ansonsten Einsamkeit total. Am benachbarten Mäggisserehorn erspähe ich eine weiteren Solisten, von Süden (Mäggisserenegg) herkommend, zwei weitere Gruppen folgen ihm.

Nach der Spurarbeit habe ich den Ochse eigentlich schon abgeschrieben, doch unterwegs ergibt sich ein höheneffizienter Durchschlupf zum Ober Mechlistall (2007m), der bei den aktuellen Verhältnissen vertretbar ist. Und so kann ich erst noch die Abfahrt durch den waldigen Mittelteil umgehen. Die vorangehende Querabfahrt dem SW-Kamm entlang war übrigens zum Vergessen. Bei der Hütte pausiert eine Dreiergruppe Richtung Mäggisserehorn. Ich ziehe weiter, wobei mir der Alpweg einen schnellen Zugang zum Ochse-Rücke erlaubt. Vorsicht, man quert hier Hänge im 40°-Bereich, Trasse hin oder her. Oben dann die Überraschung, nicht mal der Ochse (2273m) wurde zwischenzeitlich angespurt. Aber es sind ja nur noch 200Hm, das kriege ich auch noch gebacken. Heute lässt sich der Gipfel ganz mit Ski erreichen - ein herrlicher Aussichtspunkt übrigens.

Oben sticht mir gleich der NE-Hang ins Auge: keine offizielle Route, aber perfekt eingeschneit und wie gemacht für eine spritzige Abfahrt (35-40°). Die Fortsetzung über die Tschipparällealp sieht hingegen weniger prickelnd aus, so lasse ich es bleiben. Zu recht, wie sich wenig später zeigen soll. Denn der lange Ochsehang fährt sich toll, von oben bis ganz unten zu P. 1522. Klar, die Schneemengen sind nicht berauschend, aber das Gelände verzeiht sich einiges. Anschliessend über die Fahrstrasse in wenigen Minuten zurück zum Springenboden (1326m). Ach, kann nicht jemand den anstehenden Wetterwechsel verbieten?


Zeiten (gespurt)
2:40  Schmelihorn
3:40  Ochse
4:05  Springenboden

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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