Laliderer Falk über die Ostrampe


Publiziert von Herr_Hase , 7. November 2022 um 21:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:18 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Nr. 6 im Risstal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Parkplatz Nr. 4 im Risstal
Kartennummer:Kompass Karte 26 Karwendel

Wer zum ersten Mal nach Hinterriß kommt und sich umschaut, dessen Blick wird im Südosten am Risser Falk kleben bleiben. So jedenfalls ging es mir vor ein paar Monaten und schnell stand fest: "Ich will da rauf!" :-) Gesagt, getan - im August 22 bin ich durch das Falkenkar dort hinauf gestiegen, habe mir oben die anderen Gipfel der Falkengruppe angeschaut und noch mehr Appetit bekommen. Im Abstieg fielen mir die Wegspuren in die Westflanke des Turmfalken auf. Nach dem Studium weiterer Tourenberichte war klar, dass ich auf diesem Weg den Laliderer Falk besteigen könnte. Knapp zwei Wochen später dort oben angekommen, schmökerte ich im Gipfelbuch, das beinahe mehr Monate als Besucher zählt, und las zum ersten Mal von der "Ostrampe". Meine Neugier war geweckt, wusste ich doch bisher nur von den Anstiegen durch das Falkenkar und eben durch das Blausteigkar. Tourenbericht fand ich keinen einzigen im www.

Fotos der Ostflanke des Laliderer Falken und meine eigene Beobachtung von der Bettlerkarspitze herüber ließen die Rampe aber für einen IIer-Kletterer wie mich machbar erscheinen, also zog ich los. Der folgende Bericht beschreibt eine Möglichkeit, sie zu durchsteigen. Insbesondere für bessere Kletterer gibt es bestimmt noch einige andere, geradlinigere. Ansonsten gilt: Beschreibung nach bestem Wissen und Gewissen, Wiederholung auf eigenes Risiko! Ein Rückzug ist in dem oft schotterbedeckten Felsgelände nicht ganz unproblematisch, die Route als Abstieg zu testen habe ich erst noch vor.

Einen schönen Überblick über die Ostseite des Laliderer Falken gibt das folgende Bild auf Wikipedia:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:20081012-Laliderer_Falk_vom_Gamsjoch.jpg
Die Ostrampe erscheint auf diesem Foto steiler, als sie ist, da man sie nicht von der Seite betrachtet, sondern unter einem Winkel von ca. 45 Grad! Man erkennt aber gut die beiden steileren Abschnitte, die ich östlich durch Latschenrinnen umgangen habe, doch dazu unten mehr!

Ausgangspunkt ist wie bei der Tour durchs Blausteigkar der Parkplatz P6 bzw. die Gumpenalm. Erst ca. 150 hm über der Alm trennen sich die Anstiege, für die Ostrampe wechselt man die Bachseite nicht. In diesen 150 hm liegt auch eine meist mit III bewertete Stelle, in der aktuell allerdings eine Reepschnur drinhängt, die als zusätzlicher Griff über die zwei etwas schwierigeren Züge gut hinaufhilft. Wer sich unsicher ist, über die Stelle hinaufzukommen, sollte sich im Vorfeld bereits eine Alternativtour im Laliderer Tal heraussuchen - Handyempfang ist dort eher rar.

Der Anstieg folgt im wesentlichen einer geraden Linie, die näher an den Latschen im Osten als an den Wänden des Laliderer Falk im Westen verläuft, anfangs habe ich geschätzt ca. 15 m Abstand zu den Latschen gehalten, etwa 30 m zu den Wänden. Um diese Linie herum sucht man sich immer den leichtesten Weg durch die Felsstufen. Zweimal steilt die Rampe auf und jeweils bietet sich eine Latschengasse östlich als Umgehung an, wie ich es auf einem der Fotos skizziert habe. Beim ersten Mal steigt man oberhalb des kleinen Latschenfeldes, das die Latschengasse links begrenzt, direkt wieder zurück auf die ursprüngliche Anstiegslinie, beim zweiten Mal hält man sich länger rechts und kann dann über ein kleines Wandl mit IIer-Stelle zurück nach Westen und in den die Ostrampe oben abschließenden "Wiesenkessel" steigen. Dieser schließt oben mit einem nach Westen ansteigenden Grat ab, den man aber nach wenigen Metern wieder nach rechts (Norden) in steiles Wiesengelände verlässt. Durch dieses steigt man in wenigen Minuten bis zum vom Falkenkar heraufführenden Weg (Steinmann), den man auf ca. 2200 m Seehöhe erreicht. Nun entweder nach links zum Gipfel oder wie ich an diesem Tag (musste noch zur Arbeit) nach rechts dem Weg hinunter ins Falkenkar folgen.

Nach der obligatorischen Karwendeldusche am Ausgang des Falkenkars oder alternativ dem "Gumpnhupf" ein paar Meter tiefer (beides eine hervorragende Abkühlung) hat man drei Möglichkeiten, zurück zum P6 zu gelangen:
1. Dem Fahrweg nach rechts (aufwärts) folgen und am Ende über einen alten Jagdsteig, wie auf spitzentreffen.at beschrieben. 
2. Dem Fahrweg nach links folgen, bei der Einmündung in die Kehre (Weg aus dem Johannestal) weiter bergab, bei der nächsten Möglichkeit rechts und über diesen Fahrweg sowie die sich anschließende Straße etwas länglich zurück zu P6 wandern oder
3. wie 2. in der Kehre weiter bergab, aber dann bei der nächsten Möglichkeit links halten Richtung P4 und entweder auf das vorher dort deponierte Rad steigen oder auf eine Mitfahrgelegenheit taleinwärts hoffen.

Bei einer Wiederholung der Tour werde ich noch mehr Fotos machen - leider war mein Handyspeicher voll und erst relativ weit oben kam mir die Idee, wenigstens in WhatsApp noch ein paar Bilder zu schießen. Die beiden Übersichtsfotos sind zwei Wochen später auf dem Weg ins Blausteigkar entstanden.

Der Abstieg ins Falkenkar ist mit etlichen Steinmännern markiert, dennoch ist er in seinem nördlichsten Bereich in beiden Richtungen nicht ganz leicht zu finden und ich habe daher bei meinem dritten Abstieg folgende Wegbeschreibung zusammengetippt:

Von der Scharte zwischen Laliderer Falk und Turmfalk nach links (Westen) absteigen auf die erste Rippe. Deren erster Höcker wird rechts umgangen, vor dem zweiten scharf rechts hinunter durch eine seichte Rinne ins Geröll, das direkt auf die zweite Rippe leitet (Das Geröll ist zwischendurch nicht tief genug zum Abfahren, dort am besten rechts auf Graspolster ausweichen).

Die 2. Rippe ab ihrem tiefsten Punkt nach rechts absteigen / abklettern runter in die Rinne und diese queren (Steinmann). Hinter dem Steinmann knapp 10 m nach rechts abklettern in eine weitere Rinne, diese dann leicht ansteigend verlassen auf die 3. Rippe, die hier von Gras bewachsen ist (Steinmann).

Vom Steinmann 2 m die Rippe hinunter, dann rechts deutlichen Pfadspuren folgen, die bald eine Rinne queren. Weiter leicht fallend rechts bergab über Wiesenschrofen an einem Steinmann vorbei die nächste, recht steile Rinne auf einem Band queren, ebenso die folgende große Rinne. In diese führt ein abfallendes Schotterband hinein, das einem zuerst auffällt. Einfacher geht's aber ab dem Steinmann (steht links vom Weg) waagrecht über Schrofen hinein und dann auf ansteigendem Pfad wieder heraus.

Dann auf der 4. Rippe zwischen zwei Steinmännern hindurch. Jenseits dieser durch eine kurze Rinne absteigen und fast waagrecht steile Grasschrofen querend zur 5. Rippe (nächster Steinmann).

Auf der Rippe entlang am folgenden Zacken rechts vorbei, 5 m danach Steinmann, nach weiteren 3 m rechts die Schrofenwiese herunter (mehrere Steinmänner). Ab einem nach links weisenden Grassporn wird die Wiese steiler, hier kann man sich auch nach links in die Rinne wenden und an deren linkem Rand absteigen (Weiter rechts im Gelände, näher an der Wand des Turmfalken ist die Steinschlaggefahr durch Gemsen größer. Ohnehin empfiehlt es sich, durch Pfiffe oder Klatschen regelmäßig auf sich aufmerksam zu machen, um die Tiere zu warnen und auf Abstand zu halten!)

Wenn sich die Rinne öffnet, auf die rechte Seite wechseln und über Grasschrofen weiter absteigen. An deren Ende nach rechts über Geröll zum gegenüberliegenden Felssporn und unter diesem dem Pfad fast waagrecht geradeaus folgen zum übernächsten Steinmann (unterhalb erste Latsche).

Die folgende Schrofenrinne bald nach rechts verlassen und durch einen Latschendurchschlupf weiter dem Pfad folgen. Bevor das Gelände steiler wird, Serpentine nach links, um auf die Rippe unterhalb zu gelangen (Steiler auch direkt dorthin).

Nach rechts wenden und querend auf einen Felsblock zu. An diesem entlang abwärts, dann schottrige Querung (Steinmann) und die folgende Rinne aufwärts queren zur nächsten Rippe (Steinmann). Vor deren Ende rechts runter und die folgende schottergefüllte Rinne (zieht vom Totenfalk herab) sowie die anschließende Wiese queren zur nächsten Rippe mit Steinmann.

Korrektur 25.11.23:
Von der Rippe nach Süden, also gegen die bisherige Richtung, in die dortige Rinne hinuntersteigen und dieser etwa 50 hm bergab folgenden, bis die Latschen sich öffnen, siehe übernächster Absatz.
Eine gute Übersicht über diese Passage liefert Bild 2 in meinem Bericht über die Besteigung des Totenfalk (https://www.hikr.org/tour/post183995.html).

Diesen Schlenker nach Norden kann man sich dadurch sparen:
Jenseits über die Wiese abwärts (2 Steinmänner). Beim 2. Steinmann links abbiegen und direkt unterhalb der Felsen nach Westen absteigen. Sobald die Felsen zurückbleiben, 60 Grad links abbiegen und über schottrige Schrofen zu den nächstgelegenen Latschen. Oberhalb dieser 10 m weiter queren, dann rechts die Rinne hinunter.

Wenn die Latschen sich öffnen, zunächst noch dem linken Rand folgen, dann rechts runter und zuletzt im S-Bogen in eine Rinne, dort großer Steinmann (überlebt den Winter nicht immer). Die Rinne überqueren und über plattige Felsen (I-II) auf den rechten / nördlichen Begrenzungsrücken absteigen. Dort ein paar Meter hinunter, bis die Rinne wieder nach links gequert werden kann. Entlang zweier Steinmänner weiter runter und beim dritten nach links / Süden aus der Rinne hinaussteigen. Nach ein paar Metern abfallender Querung steht ein weiterer Steinmann auf einem Felsabsatz. Hier rechts halten (ca. Nordwest) und im Linksbogen zu einer schuppigen Kletterstelle (I-II) absteigen. Ein paar Meter unterhalb dieser trifft der Weg an der Spitze eines Latschenfeldes auf einen weiteren Steinmann und wendet sich endgültig nach links (Süden). Ab hier auf Pfadspuren und über unproblematische Platten an einem weiteren Steinmann vorbei zum "Einstiegssteinmann" (bzw. beim Abstieg "Ausstiegssteinmann"). 

Ab diesem allmählich rechts halten und den markanten Felsblock mit der Lärche daneben anpeilen, dort trifft man auf den ebenfalls mit zahlreichen Steinmännern markierten Weg durchs Falkenkar und folgt diesem bergab.

Viel Spaß!

Stefan

Danksagung
Danken möchte ich allen Usern, deren Berichte über ähnliche Touren hier auf hikr mich schon inspiriert und ermutigt haben, eine bestimmte Tour zu versuchen, darunter besonders Nic und frehel!

Tourengänger: Herr_Hase


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Nic hat gesagt:
Gesendet am 8. November 2022 um 07:07
Klasse Tour! Mal eine neue Variante. Freut mich, dass ich dich mit diversen Berichten inspirieren konnte. Setze doch einen Wegpunkt "Lalider Falk", damit der Bericht auch später noch gefunden werden kann.

Gruß Nico

Herr_Hase hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2022 um 22:50
Hi Nico,

danke für die Blumen! ...und für den Tipp, den ich gerade umgesetzt habe! Hab mich schon gewundert, wann mein Tourenbericht in der Liste auftaucht, wenn ich nach "Laliderer Falk" suche.

Gruß zurück

Stefan


Kommentar hinzufügen»