Laliderer Falk und Totenfalk


Publiziert von hefra , 26. Juni 2022 um 22:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:25 Juni 2022
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Eigentlich war schon länger eine Tour im Wettersteingebirge geplant; Wetter passt, Zeit wär` auch, aber die Rechnung geht halt nie ohne Wirt. Wirte sind in diesem Fall unsere G(estörten)7-"Volksvertreter", wie vor sieben Jahren schon einmal müssen die sich vorm Volk in Sicherheit bringen. Als Ausweichziel und ca. anspruchsgleiches Äquivalent fällt mir der Laliderer Falk im heute nicht gesperrten Teil des Karwendels ein, den ich zwar schon kenne, aber nicht vom Blausteigkar her. Wurde auch mal Zeit !
Auf der Fahrt nach Hinterriß schwant mir Schlimmes. Am Sylvensteinsee kontrolliert die Polizei Fahrzeuge in Richtung Fall; zu meinem Glück geht`s wohl "bloß" um die Straße nach Wallgau, der freundliche Beamte gibt für Hinterriß grünes Licht. Am P4 wird das Rad geparkt, und vom P6 erfolgt der Start. Die Strecke zur Gumpenalm taugt genau, um sich den Knick aus den Knien zu laufen. Am Einstieg zum Blausteigkar wird`s ernst; eine Begutachtung zeigt, dass nur der westliche Teil der Stufe abgetrocknet ist, weiter östlich hat der schrofigere Teil die nächtlichen Regenmengen noch nicht ganz verdaut. Knapp östlich der westlichen Rippe geht`s gut an, in der Mitte der Stufe wird`s dann sehr griffarm und die Schuhsohlen sollten trocken sein. Also mindestens II+ (eher III-), zudem könnt` man schon ein Stück fallen. Zum Aufatmen ist`s aber noch zu früh, die Tour wird sich ziehen. Oben dann der ganze Talgrund unter Altschnee, wird wohl jedes Jahr so sein. Westwärts gibt`s eine moderate Flanke, die durchsteigbar aussieht. Also dahin. Mittendrin dann doch ein paar "haarige" Stellen; man muss schon einigermaßen vorausschau`n, um gut da durchzukommen. An einer latschigen Ecke eröffnet sich der weitergehende Blick nach oben: breite Rinne, nix "Latschenkampf". Schönes Gelände mit Alpenrosen und sogar Edelweiß; gute Wahl, das Blausteigkar. Weiter oben wird`s blockiger, und ständig poltert`s an beiden Seiten. Es bietet sich an, mittig im Kar und mit Helm zu steigen. Dann die Sprungrinne, muss schon ~15 Jahre her sein, seinerzeit via Steinfalk. Meist guter Fels, mal rechts, mal links neben der Rinne, auch mal mittendrin. Es gibt der Möglichkeiten viele; um mit SG II durchzukommen, braucht`s aber Umsicht. Ansonsten helfen ein paar Reserven auch mal über `ne heiklere Stelle hinweg. Am Rinnenende dann erste Aussicht nordwärts, über plattiges Gelände in kurzer Zeit zum Gipfelsteinmann mit großartiger Aussicht. Das alte GB wurde entwendet (worauf lt. neuem GB zurecht viele empört sind). Mein erster Besuch hier oben wird wohl somit nicht mehr datierbar sein. Aber immerhin war der fleißige Sechz`ger-Fan auch hier und hat sein Werbegeschenk da gelassen. Zumindest gut fürs Buch !
Die Gipfelhalbe (kein Löwenbräu !) heb` ich mir für später auf, denn auch der nördliche Abstieg ist mir unbekannt. Lieber mit klarem Kopf da runter ! Und siehe da, es geht erstmal ziemlich umwegig westlich um einen Abbruch `rum. Ein paar Steinmänner helfen rüber zum Band unterm nördlichen Vorgipfel, wonach der unangenehmste Teil der Wanderung lauert, denn die Nordflanke ist dann wieder der elendige Bruch, für den das Karwendel trotz seiner Schönheit auch steht. In der Scharte vorm Turmfalk überlege ich kurz, ob ich es Westfale gleich tue und den Turmfalk noch mitnehme. Der Südanstieg dahin sieht ganz passabel aus, aber ich kenne die nördliche Seite und hab` das Lavieren wie auf rohen Eiern noch gut im Gedächtnis. Ein Blick zum Sonnenstand rät mir dann, den Turmfalk nur zu queren und am Totenfalk in Ruhe das Bier zu genießen. Gedacht und getan, zudem bietet der Totenfalk nicht nur Schotter als Sitzfläche an und man kann gemütlich auf einem Graspolster das Getane Revue passieren lassen (und zudem den regen Flugverkehr zwischen den Metropolen Schloss Elmau und München beobachten). Adi`s Gipfelglas hat eine "Koffie"-Blechhülle bekommen; mangels Stift spare ich Kapazität an Gipfelzetteln. Das Abstiegsgelände zum und durch`s Falkenkar ist mir vertraut, anschließend der überschaubare Hatsch zum Rad am P4 und Rückfahrt zum P6. Auf halber Strecke öffnet die nette Wirtin der Garberlalm sogar nochmal wegen mir ihre Pforte, um wie sie sagt, mich nicht verdursten zu lassen. Diese Fürsorge nehme ich gerne an.

Gute Infos mit sehr guter Beschreibung bekam ich von dieser Seite:

https://www.krxln.de/2016/07/laliderer-falk-und-totenfalk.html
(ist leider nicht mehr aufrufbar)

Auch Westfale hat sich hier auf dieser Seite zum Thema schon ausgelassen. Dafür meinen Dank !

Wetter/Bedingungen:
Heiteres Wetter, sehr warm, aber immer wieder schattenspendende Wolken. Und sehr wichtig: KEINE Gewittergefahr !
Nach dem doch ergiebigen, nächtlichen Regen erstaunlich gut abgetrocknetes Terrain (außer unteres Falkenkar, hier ziemlich batzig). Bei nassen Verhältnissen wird der Einstieg zum Blausteigkar sicher `ne heikle Geschichte, auch weiter oben in grasschrofigem Gelände und in der Sprungrinne wär`s dann nicht so lustig. Und: Unbedingt einen Helm tragen ! Steinschlaggefahr auf weiten Teilen der Strecke !
Die angegebene Schwierigkeit (bei Wikipedia steht II, im AVF III- für Einstieg Blausteigkar) ist unter Vorbehalt anzunehmen. Ein Aspirant sollte über Reserven diesbezüglich verfügen, zumal es sich weitgehend um wegloses, teilweise auch manchmal unübersichtliches Gelände handelt !

Insgesamt war ich mit Gipfelrasten und Pausen 11 Std. unterwegs.

Tourengänger: hefra


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Kommentare (15)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 27. Juni 2022 um 08:36
Klasse Tour. Gratuliere! Die Sprungrinne steht bei mir ja auch schon lange aufm Zettel.

VG Nico

hefra hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2022 um 19:22
Danke, Nico ! Die Falken sind immer wieder eine Reise wert und die Sprungrinne würde dir sicher auch taugen.

SG Frank

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 27. Juni 2022 um 17:29
Spannender Bericht. Danke fürs "Mitnehmen".
(Eigentlich genau meine Kragenweite, aber fahrtechnisch leider etwas außerhalb meines verkürzten Wochenend-Aktionsradius)
VG Nyn

hefra hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juni 2022 um 19:28
Danke, Nyn ! Ja, für mich sind`s auch ca. anderthalb Stunden bis da hinter. Da hatte ich genügend Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen, ob des nächtlichen Dauerregens die Tour überhaupt möglich sein würde......

SG Frank

Westfale hat gesagt:
Gesendet am 29. Juni 2022 um 11:40
Coole Tour. Danke für die Erwähnungen sowie die Bilder. Ich hab damals die Inspiration auch über hikr bekommen. Da ich nun aufgrund privater Umstände schon seit Monaten und Jahren nicht mehr in die Berge komme, tut es besonders gut einen rustikalen Tourenbericht aus dem Karwendel zu lesen ;-)

hefra hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2022 um 20:20
Ja, Karwendel und rustikal, das passt zusammen. Das (mir vorher nicht bekannte) Blausteigkar fand ich sehr spannend. Vielleicht geht sich für dich ja auch wieder was aus, solche Durststrecken gibt`s manchmal im Leben. Bei mir waren`s mal meine noch kleinen Kinder, da musste ich mich länger rar machen in den Bergen.

SG Frank

Westfale hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2022 um 13:41
Servus Frank, ja bei mir is es genau der gleiche Grund, der mich den Bergen fern hält. Aber eines schönen Tages kommen die beiden vielleicht auch mal mit.
Viel Spaß bei den Touren weiterhin.
Viele Grüße
Sebastian

hannes80 hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juli 2022 um 15:33
Die Hoffnung hab' ich auch: dass meine beiden Kleinen mal mitkommen. Sieht gar nicht so schlecht aus bislang. Und Frank geht ja desöfteren mit der Tochter in die Berge. So wünsch ich uns das auch!

hefra hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juli 2022 um 20:16
Ja, das wünsche ich euch beiden auch. Wir waren so oft es ging mit unseren Kindern draußen, auch in den Bergen, schon allein der Bewegung halber; zudem gab`s immer irgendwas zu entdecken und zu erfahren. Apropos Erfahrung; sie ist das einzige, womit ich heute noch punkten kann, ansonsten werde ich von beiden gnadenlos abgehängt. ;-)

SG Frank

Westfale hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Juli 2022 um 22:35
Danke Frank. Alles hat seine Zeit. Ich sehe schon, irgendwann treiben einen die Kinder dann an, in die Berge zu gehen.

Westfale hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Juli 2022 um 22:33
Danke Hannes. Ja, es wird schon werden mit den Nachwuchs-Bergsteigern. Und auch wenn es erstmal nur die nächste Alm ist..

hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2022 um 15:35
Danke Frank für die Erinnerung: genau diese Runde plan ich schon lange, auch mit Bikedepot, und will sie jetzt endlich mal machen!

Klasse Bericht, klasse Bilder!

VG, Hannes

hefra hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Juli 2022 um 20:22
Danke für deinen Kommentar, Hannes. Die Runde wird, denk` ich mal, sicher deinen Geschmack treffen. Für deine Kleinen aber vermutlich noch a weng früh ! ;-)

SG Frank

Highdi_85 hat gesagt:
Gesendet am 24. Oktober 2022 um 10:45
Ohja mir ging es heuer mit dem Wasserfall genauso - das einzige was trocken war waren die hellgrauen Platten direkt neben dem Wasserfall! Henkel sucht man da vergebens!

TIPP: Die Tour nur machen nach einer warmen Sommernacht! Im Herbst braucht die Sonne ewig bis sie den Einstieg "abtrocknet"

hefra hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Oktober 2022 um 18:00
Deinem Kommentar entnehme ich den Gebietskenner. Auf jeden Fall vielen Dank für deinen Tipp; insofern hatte ich ja dann doch Glück, dass zumindest diese eine Rippe trocken genug war.


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