Seehore-Fromatt vom Diemtigtal, als ÖV-Genusstour.


Publiziert von Kik , 28. Oktober 2022 um 23:29.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:27 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1370 m
Abstieg: 680 m

Nichtmotorisierte Hikr brauchen für Ursulas kleine Gratkletterei zwischen Seehore und Fromatt entweder die Marathonqualitäten von Kopfsalat und Lemon oder sie müssen Zeit einplanen und sich etwas leisten. Wir gönnen uns zwei herrliche Wandertage im Diemtigtal mit einer Übernachtung und köstlichem Essen im Hirschen in Oey. 
 
Ausgeschlafen entlässt uns der Bus kurz nach Acht Uhr bei der Station Fildrichbrücke in einen ganz klaren,  kalten Morgen. Wir lassen das Weeriwägli, das mit grossem Umweg über den Stand zum Seehore führt, rechts liegen und steigen zur Schafalp Chummli unter den Ostwänden des Girehöri und Seehore. Die Schwachstelle in dieser Mauer erlaubt einen direkteren Weg zum Seehore. (Berner Voralpen 1981, Route 211a, Cassenoix und Felix haben sie im Abstieg, Zaza im Aufstieg begangen). 
 
Von der Alphütte Chummli an führt ein mit gelben Punkten markiertes Weglein nach Süden die Grasmulde hinauf. Es hat aber so viele Schafweglein, dass wir es ständig verlieren. Bei etwa 1650m übersieht man die Aufstiegsroute. Das Couloir, das einfach aussieht und einen weissen Geröllstreifen entsendet, ist nicht das richtige. Das Aufstiegscouloir ist nördlich davon und endet unten in einer kleinen Platte. Um möglichst wenig im Geröll aufsteigen zu müssen, gehen wir östlich am kleinen Wäldchen vorbei und steigen auf dem gut gestuften, aber steilen Grün hoch. Unter den Felsen treffen wir auf eine Spur, die nach rechts zieht, traversieren den Auslauf aus dem falschen Couloir und übersteigen einen mit Tännchen besetzten Buckel zur Einstiegsplatte mit einem herabbaumelnden Seil. Es wird durch ein handlich dickes Drahtseil abgelöst, an dem wir uns mit zwei, drei kräftigen Zügen in die Rinne hinauf hissen.
Im Couloir sind die Felsen gut gestuft und dank strahlender Morgensonne trocken. Auch da hängt ein dünnes Kabel. Es hat aber unten seinen Mantel verloren und 5 seiner 6 Drähte sind durchgeschlagen. Weiter oben scheint es noch kaum beschädigt und die Aufhängung solid. Auf etwa 1860m flacht das Gelände ab, wird bewachsen und geht in eine Geröllmulde unter dem zweiten, kürzeren und gerölligeren Couloir über. Am rechten Rand sind die deutlichsten (Gems-?) Spuren und auch ein Seil. Im Sattel zum Girehöri spitzt bereits der Mönch über den Gurbsgrat. Wir nützen den sonnigen Platz zu einer kurzen Pause und hören den Birkhähnen bei der Herbstbalz zu. Von diesem Sättelchen ist der normale, orange markierte Weg aufs Seehore in wenigen Schritten erreicht. 
 
Wir haben es wunderbar getroffen. Es ist warm, wenig Wind und klar, die Aussicht auf dem Seehore geht vom Thunersee bis zu den Bergen jenseits des Genfersees (viele tolle Bilder in Hikr, u.a. von Pit). Jetzt beginnt der zweite, spannende Teil der Wanderung. Bereits vom ersten Grateinschnitt steigen wir nach Westen über den Grashang ab, bis wir den ersten Steinmann auf 2160m erblicken. Von diesem an senkt sich eine Spur zu zwei weiteren Steinmännern. Dieser dritte, auf etwa 2100m, markiert den Beginn der Querung nach Südwesten mit wenig auf und ab um mehrere Rippen. Wir wundern uns immer wieder, dass es so einfach weitergeht, schliesslich durch Geröll leicht fallend zum Beginn eines Felsbandes, das jenseits zum Grat (oder Nordrippe von Pt.2233) ansteigt. Wir klettern an jener Rippe ein paar Meter hoch und sehen die von Ursula und Felix benutzte Rampe, wenig höher eine etwas schmalere Rampe, die auch sehr verlockend aussieht. Wir benutzen diese obere Rampe, herrlich rauh, die Schuhsohle hält, wo man auch hinsteht, richtiger Traumfels. Bald ist die Herrlichkeit zu Ende, wir müssen etwas abklettern auf das Ende der unteren Rampe, wo sie in den Fromattgalm übergeht. 
 
Und nun gibt’s noch eine beschauliche Wanderung über den Grasgrat zum Punkt 2233m (Rötihorn) und eine längere Pause, vielleicht die letzte an einem so traumhaften Ort diese Saison. Aber auch der unbeschwerte Abstieg zur Fromatt ist im herbstlichen Licht ein Genuss. Von dort lassen wir uns bequem mit dem Alpentaxi (Schnidrig, Zweisimmen) abholen, so dass Zeit bleibt, die prächtige Tour im Café Complet in Zweisimmen abzurunden.
 

Tourengänger: Kik


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»