Vo vore uf ds Seehore...
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Im vorletzten Winter hatte ich versucht, das weithin sichtbare markante NE-Couloir zum Seehore zu durchsteigen, musste aber unter dem abschliessenden vereisten Felsriegel schweren Herzens umdrehen. Ich gab aber noch nicht auf, sondern stieg mit Ski auf der anderen Seite des vorgelagerten grossen Gendarms durch das SE-Couloir Spitzkehre um Spitzkehre bis zur Lücke hoch, in der Hoffnung, durch die E-Flanke bis zum Gipfel weitersteigen zu können. Das gut eingeschneite E-Couloir und der griffige Trittschnee versprachen eigentlich nichts als pure Winterfreuden, aber nach meinem kläglichen Scheitern im NE-Couloir fehlte mir der nötige Biss, und so machte ich mich Richtung S-Couloir auf und sparte das Projekt für eine Gelegenheit im Sommer oder Herbst auf. Doch siehe da: auch Rise hatte Bock auf Stein und langte schon im nächsten Herbst kräftig zu, und dies praktisch auf einer Route, die bereits im alten und fast identisch im neuen Clubführer Berner Voralpen beschrieben wird. Wer hat's erfunden? Die Antwort auf diese Frage bleiben freilich beide Autoren schuldig: also - sozusagen rückwirkend - villeicht doch Rise?
Jedenfalls animierte mich sein spätherbstlicher Bericht, in diesem Jahr auch einen Versuch zu machen. Wie erwähnt kannte ich den Weg bis zur Lücke von winterlichen Verhältnissen her ja schon, und die darüberliegende E-Flanke würde in aperem Zustand sicher einfacher zu durchsteigen sein. Am letzten Sonntag, einem warmen und fast wolkenlosen Augusttag war es dann so weit. Von Schwenden gelangte ich, verlockenden wilden Himbeeren am Wegrand wie Odysseus dem betörenden Gesang der Sirenen widerstehend, zügig zum Chummli und weiter zum Röti und war froh, dem "bösen Widder", vor dem beim ersten Weidetor gewarnt wird, nicht begegnet zu sein. Aber schon bei der Querung auf abschüssigem Geröll zum SE-Couloir geriet ich ins Stocken, und beim mehr schlechten als rechten Hinaufschummeln auf rutschigem Geröll zur Lücke kamen mir erste Zweifel: offensichtlich hatte ich die Rechnung ohne die Tücken des Sommers gemacht, und ich sehnte mich nach meinem verpassten Wintermärchen mit griffigem Trittfirn zurück...Wenigstens geruhte Rise's Steinbock- und -schlagproblem nicht virulent zu werden, und so gab ich mir noch eine Chance.
Aber schon nahte der nächste Eiertanz, nämlich die Querung auf brüchigen Schrofen und Felsen zum E-Couloir, wo ich erstmals kurz aufatmen durfte. Auf festem Fels ging es dann in schöner Genusskletterei zur ominösen Verengung, einem veritablen Flaschenhals, wo Knobeln im dritten Grad angesagt war. Nach des Rätsels Lösung wartete jedoch nur wenig weiter oben schon die nächste nurdy Hürde, wo ich nochmals einige, mir weniger geläufige Register ziehen musste. Das Couloir wurde nun breiter und über leichtere Schrofen gelangte ich zu einer dritten, zwar etwas leichteren, dafür grasdurchsetzten Stufe, die noch einmal volle Konzentration erforderte. Endlich betrat ich satte Matten, die steil, aber gut gestuft und von leichten Felsen aufgelockert, ein genussreiches Steigen bis zum N-Rücken erlaubten, der mir den nahen Gipfel ohne weitere Prüfungen schenkte - und damit zuerst einmal eine ziemlich grosse Erleichterung...
Nach einer vergnüglichen Gipfelrast und einem abwechslungsreichen Abstieg über den N-Rücken, wo ich nur zuunterst eine Passage durch den Felsriegel suchen musste, sowie dem überraschend leichten Abstecher auf das Girehore, war ich gespannt auf den Abstieg über dessen E-Flanke. Dank Pfadspuren und Fixseilen - die man nicht unbedingt zum Halten braucht - gestaltete sich die Orientierung zum Glück einfacher als ich befürchtet hatte, und für den beschwerlichen Untergrund entschädigten das wilde Ambiente und die einzigartige Aussicht mehr als genug. Unter dem Wändchen war dann im mittelkörnigen Geröll sogar federndes Abrutschen möglich, so dass ich schon bald unten beim Pfad zum Chummli anlangte. Und beim Ausklang zurück nach Schwenden konnte ich jetzt endlich die feinen Himbeeren am Wegrand geniessen...
Seehore
Aufstieg E-Flanke: von Schwenden (1162m) über die Fildrichbrücke und auf der gelb markierten Dorfstrasse bis Grabe (1228m). Auf der weiss-rot markierten Alpstrasse bis zur Abzweigung Weeri (1340m) und weiter auf der Strasse bis Unteralp P. 1420. Auf dem eingezeichneten Pfad zum Chummli (1558m) und weiter Richtung S dem z.T. undeutlichen Pfad folgend auf Schafweiden bis zum Rücken von P. 1960 (Röti). Querung nach SW auf abschüssigem Geröll zum SE-Couloir zwischen dem mächtigen östlich vorgelagerten Gendarm und der E-Flanke. Durch dieses auf Geröll und brüchigen Felsen (I-II) hinauf bis zur Lücke (von hier könnte der Gendarm ausgesetzt über brüchige Felsen erstiegen werden, vermutlich III-IV). Nach links bzw. S leicht ansteigend zuerst über ein abschüssiges Schrofen-, dann Felsband zum E-Couloir. Durch dieses auf festem Fels (II) zu einer Verengung (III) und einer weiteren Stufe (III). Das erweiterte Couloir zieht nun S-förmig durch die E-Flanke: auf Schrofen zu einer grasdurchsetzten Felsstufe (3m, II+, der Wildwechsel nach links bzw. S ist ein Verhauer) und auf steilem, von leichten Felsen (I-II) durchsetztem Gras zum N-Rücken bei. ca. 2275m, der einfach zum Gipfel (2280m) leitet, 3h- 3h 30min, WS. Abstieg N-Rücken: auf dem orange markierten Bergweg bis ca. 2120m, dann weiter dem N-Rücken folgend auf Pfadspuren (z.T. orange Markierungen) über P. 2062, einige Stufen (I) und zuletzt an geeigneter Stelle den Felsriegel auf ca. 2000m (5m, II+) abkletternd zum Sattel ca. 1945m, 30min, T4.
Girehore
Auf- und Abstieg SSW-Grat: vom Sattel 1945m auf einem guten Pfad zwischen Tannen hindurch und zuletzt über leichte Felsen auf den Gipfel (1987m) und zurück, 15min, T3. Abstieg E-Flanke: vom Sattel ca. 1945m nach E auf Pfadspuren durch ein 1. Couloir (unten Fixseil) zu einem Geröllkessel, an dessen linkem bzw. N Rand zu einem 2. Couloir und durch dieses (Fixseil) hinunter zu einem ca. 10m hohen Wändchen. Über dieses kann rechts bzw. S an einem weiteren Fixseil oder links bzw. N an Tännchen und brüchigen Felsen (II) abgeklettert werden (im Aufstieg wird dieses Wändchen am einfachsten erreicht, indem man vom Pfad zum Röti auf ca. 1760m abzweigt und horizontal auf Pfadspuren nach NW quert). Auf der darunterliegenden Geröllhalde nach ENE hinunter zum Pfad bei ca. 1660m (Tor im Schafzaun) und auf der Zustiegsroute zurück, 1h 30min, T4.
Insgesamt 5h 30min bis 6h.
Material: Leichthelm, Leichtpickel und 20m Reepschnur für alle Fälle (beides nicht gebraucht), für Seilschaften ev. 30-40m Seil und etwas flexibles Sicherungsmaterial.
Fahrplan: 7 Uhr Start, 9.45 Seehore, 11 Uhr Girehore, 12.45 retour
Bemerkungen: landschaftlich hervorragende und technisch "aussergewöhnliche" (M. Brandt) Route im hinteren Diemtigtal, die wegen rutschigem Geröll, brüchigen Felsen und steilem Gras stellenweise heikel (um nicht zu sagen: "Brandt-gefährlich"...) ist und entsprechende Aufmerksamkeit und Vorsicht erfordert.
Jedenfalls animierte mich sein spätherbstlicher Bericht, in diesem Jahr auch einen Versuch zu machen. Wie erwähnt kannte ich den Weg bis zur Lücke von winterlichen Verhältnissen her ja schon, und die darüberliegende E-Flanke würde in aperem Zustand sicher einfacher zu durchsteigen sein. Am letzten Sonntag, einem warmen und fast wolkenlosen Augusttag war es dann so weit. Von Schwenden gelangte ich, verlockenden wilden Himbeeren am Wegrand wie Odysseus dem betörenden Gesang der Sirenen widerstehend, zügig zum Chummli und weiter zum Röti und war froh, dem "bösen Widder", vor dem beim ersten Weidetor gewarnt wird, nicht begegnet zu sein. Aber schon bei der Querung auf abschüssigem Geröll zum SE-Couloir geriet ich ins Stocken, und beim mehr schlechten als rechten Hinaufschummeln auf rutschigem Geröll zur Lücke kamen mir erste Zweifel: offensichtlich hatte ich die Rechnung ohne die Tücken des Sommers gemacht, und ich sehnte mich nach meinem verpassten Wintermärchen mit griffigem Trittfirn zurück...Wenigstens geruhte Rise's Steinbock- und -schlagproblem nicht virulent zu werden, und so gab ich mir noch eine Chance.
Aber schon nahte der nächste Eiertanz, nämlich die Querung auf brüchigen Schrofen und Felsen zum E-Couloir, wo ich erstmals kurz aufatmen durfte. Auf festem Fels ging es dann in schöner Genusskletterei zur ominösen Verengung, einem veritablen Flaschenhals, wo Knobeln im dritten Grad angesagt war. Nach des Rätsels Lösung wartete jedoch nur wenig weiter oben schon die nächste nurdy Hürde, wo ich nochmals einige, mir weniger geläufige Register ziehen musste. Das Couloir wurde nun breiter und über leichtere Schrofen gelangte ich zu einer dritten, zwar etwas leichteren, dafür grasdurchsetzten Stufe, die noch einmal volle Konzentration erforderte. Endlich betrat ich satte Matten, die steil, aber gut gestuft und von leichten Felsen aufgelockert, ein genussreiches Steigen bis zum N-Rücken erlaubten, der mir den nahen Gipfel ohne weitere Prüfungen schenkte - und damit zuerst einmal eine ziemlich grosse Erleichterung...
Nach einer vergnüglichen Gipfelrast und einem abwechslungsreichen Abstieg über den N-Rücken, wo ich nur zuunterst eine Passage durch den Felsriegel suchen musste, sowie dem überraschend leichten Abstecher auf das Girehore, war ich gespannt auf den Abstieg über dessen E-Flanke. Dank Pfadspuren und Fixseilen - die man nicht unbedingt zum Halten braucht - gestaltete sich die Orientierung zum Glück einfacher als ich befürchtet hatte, und für den beschwerlichen Untergrund entschädigten das wilde Ambiente und die einzigartige Aussicht mehr als genug. Unter dem Wändchen war dann im mittelkörnigen Geröll sogar federndes Abrutschen möglich, so dass ich schon bald unten beim Pfad zum Chummli anlangte. Und beim Ausklang zurück nach Schwenden konnte ich jetzt endlich die feinen Himbeeren am Wegrand geniessen...
Seehore
Aufstieg E-Flanke: von Schwenden (1162m) über die Fildrichbrücke und auf der gelb markierten Dorfstrasse bis Grabe (1228m). Auf der weiss-rot markierten Alpstrasse bis zur Abzweigung Weeri (1340m) und weiter auf der Strasse bis Unteralp P. 1420. Auf dem eingezeichneten Pfad zum Chummli (1558m) und weiter Richtung S dem z.T. undeutlichen Pfad folgend auf Schafweiden bis zum Rücken von P. 1960 (Röti). Querung nach SW auf abschüssigem Geröll zum SE-Couloir zwischen dem mächtigen östlich vorgelagerten Gendarm und der E-Flanke. Durch dieses auf Geröll und brüchigen Felsen (I-II) hinauf bis zur Lücke (von hier könnte der Gendarm ausgesetzt über brüchige Felsen erstiegen werden, vermutlich III-IV). Nach links bzw. S leicht ansteigend zuerst über ein abschüssiges Schrofen-, dann Felsband zum E-Couloir. Durch dieses auf festem Fels (II) zu einer Verengung (III) und einer weiteren Stufe (III). Das erweiterte Couloir zieht nun S-förmig durch die E-Flanke: auf Schrofen zu einer grasdurchsetzten Felsstufe (3m, II+, der Wildwechsel nach links bzw. S ist ein Verhauer) und auf steilem, von leichten Felsen (I-II) durchsetztem Gras zum N-Rücken bei. ca. 2275m, der einfach zum Gipfel (2280m) leitet, 3h- 3h 30min, WS. Abstieg N-Rücken: auf dem orange markierten Bergweg bis ca. 2120m, dann weiter dem N-Rücken folgend auf Pfadspuren (z.T. orange Markierungen) über P. 2062, einige Stufen (I) und zuletzt an geeigneter Stelle den Felsriegel auf ca. 2000m (5m, II+) abkletternd zum Sattel ca. 1945m, 30min, T4.
Girehore
Auf- und Abstieg SSW-Grat: vom Sattel 1945m auf einem guten Pfad zwischen Tannen hindurch und zuletzt über leichte Felsen auf den Gipfel (1987m) und zurück, 15min, T3. Abstieg E-Flanke: vom Sattel ca. 1945m nach E auf Pfadspuren durch ein 1. Couloir (unten Fixseil) zu einem Geröllkessel, an dessen linkem bzw. N Rand zu einem 2. Couloir und durch dieses (Fixseil) hinunter zu einem ca. 10m hohen Wändchen. Über dieses kann rechts bzw. S an einem weiteren Fixseil oder links bzw. N an Tännchen und brüchigen Felsen (II) abgeklettert werden (im Aufstieg wird dieses Wändchen am einfachsten erreicht, indem man vom Pfad zum Röti auf ca. 1760m abzweigt und horizontal auf Pfadspuren nach NW quert). Auf der darunterliegenden Geröllhalde nach ENE hinunter zum Pfad bei ca. 1660m (Tor im Schafzaun) und auf der Zustiegsroute zurück, 1h 30min, T4.
Insgesamt 5h 30min bis 6h.
Material: Leichthelm, Leichtpickel und 20m Reepschnur für alle Fälle (beides nicht gebraucht), für Seilschaften ev. 30-40m Seil und etwas flexibles Sicherungsmaterial.
Fahrplan: 7 Uhr Start, 9.45 Seehore, 11 Uhr Girehore, 12.45 retour
Bemerkungen: landschaftlich hervorragende und technisch "aussergewöhnliche" (M. Brandt) Route im hinteren Diemtigtal, die wegen rutschigem Geröll, brüchigen Felsen und steilem Gras stellenweise heikel (um nicht zu sagen: "Brandt-gefährlich"...) ist und entsprechende Aufmerksamkeit und Vorsicht erfordert.
Tourengänger:
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