Schöttelkarspitze (2050 m) und 4 weitere Gipfel(chen)


Publiziert von ju_wi , 16. Oktober 2009 um 09:13.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:11 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Soierngruppe 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1780 m
Abstieg: 1780 m
Strecke:18,1 km
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthof Krüner Stubn in Krün
Kartennummer:BayLV UK50-51

Vielleicht letzte schneefreie Sommertour bis oberhalb 2000 m zur Schöttelkarspitze (2050 m) im vorderen Karwendel; bei überraschend gutem Wetter, bevor tags drauf am Montag die Kaltfront Orkan und viel Schnee bringt. Es ist aber auch einfach ein geniales Gebiet, das uns begeistert hat: Die Soierngruppe, die der westlichen Karwendelgruppe nördlich vorgelagert ist und durch das tief eingeschnittene Seinsbachtal von dieser getrennt wird.

Nachdem wir Samstag schon in den Münchner Süden angereist waren zu privaten Terminen und es den ganzen Tag über geregnet hatte, quartieren wir uns abends nett im Gasthof Krüner Stuben in Krün ein. Noch beim zu Bett gehen regnet es in Strömen und auch die Vorhersage ist nicht ideal, wobei es kurzzeitig besser werden soll Sonntags. Als wir vor 8 Uhr unser Frühstück einnehmen nieselt es allerdings immer noch, wobei die Wolken immerhin recht hoch daherziehen und auch ein paar Wolkenlücken am Himmel erkennbar sind.

Direkt vom Gasthof können wir unsere Bergtour starten. Wir streben Richtung Isarbrücke und auf das Krün dominierende Bergpanorama mit Seinskopf (1961 m), Signalkopf (1895 m) mit vom Tal gut sichtbarem Gipfelkreuz und Lausberg (1855 m). Unser Hauptziel soll die Schöttelkarspitze (2050 m) sein. Für den Anstieg haben wir den Weg über den Seinskopf gewählt (AV-Führer Tour 2552). Hinter der Isarbrücke wenden wir uns rechts und biegen sofort in den markierten Steig Richtung Schwarzkopf/Seinskopf ein. Der führt sofort steil im Wald empor. Leider beginnt es etwas zu tröpfeln. Nach gut 150 Hm in der Flanke wird eine erste Stufe erreicht und das Gelände legt sich etwas zurück. Schon sind wir den Gipfeln ein Stück näher gekommen.

Wir passieren den Hüttlegraben und steigen zum Schwarzkopf (gut 1100 m) an. Einen Abzweig zu einem Aussichtspunkt lassen wir links liegen und queren auf einer weiteren Stufe auf den Hang zu. Nun beginnt ein längeres, steiles Stück mit vielen Serpentinen und ein paar gerölligen Passagen in direkter Hanglinie. Auf ca. 1450 m biegt der Weg dann nach links ab und quert nun in flacherer Führung gen N. In einem Waldstück begegnen wir hier einer ersten Gams, die uns wenig scheu auf dem Weg stehend beobachtet und erst spät mit einem Pfeifen den Weg räumt. Kurz darauf wird der Felsengraben im oberen Bereich im Bogen umrundet. Hier quert der Weg mit einer etwas schmaleren Passage den steilen Hang - etwas ausgesetzt, aber ohne Probleme (T3). Dahinter trifft man auf einen Wegweiser, der angibt, dass der Herzogensteig geradeaus nicht begehbar sei. Für uns kein Problem, wir wollten sowieso rechts hinauf zum Seinskopf. Nochmals ein paar Serpentinen folgen, bis man auf ca. 1700 m den Grat nördlich vom Seinskopf erreicht und einen ersten Blick in den schroffen Karkessel hat. hinter dem die felsige W-Seite der Schöttelkarspitze aufragt. Am Grat entlang folgt man dem Kesselrand ein Stück. Dann führt der Weg durch eine steile Latschengasse hinauf in die grasige NW-Flanke des Seinskopfs, wo man nach ein paar Bögen einen Sattel mit Wegverzweigung erreicht (ca. 1900 m).

Zunächst biegen wir kurz nach rechts auf einen schmalen Grasgipfel, den wir zuerst für den Seinskopf halten und den man vom Tal aus sieht. Von oben haben wir schöne S-Blicke zum Signalkopf und Lausberg, die wir später noch beim Abstieg besuchen wollen. Die O-Seite Richtung Feldernkreuz und Schöttelkarspitze liegt gerade im Nebel.

Wir gehen zurück zum Sattel und folgen einem kleinen direkten Steiglein aufwärts Richtung Grat. Ein paar Höhenmeter geht es durch Gras hier noch hinauf, bis wir am höchsten Punkt - und damit wohl am echten Seinskopf-Gipfel (1961 m) stehen - ohne Kreuz. Etwas ausgesetzt geht es vom Gipfel in einer leichten Kletterstelle (I) auf der anderen Seite wieder abwärts. Der obere Steig, der nun im wesentlichen dem Grat und Karkesselrand folgt (T4) ist ein nettes, abwechslungsreiches Wegstück. Eine Gruppe Gemsen hat sich hierhin verzogen und muss uns leider etwas Platz für den Durchgang machen. Nochmals steil geht es dann hinab in eine Scharte (1860 m), in der auch von S ein markierter Steig hinaufführt. Das etwas kraxeligere Gratstück kann man auch vermeiden, indem man vom Seinskopf einen bequemen Wanderweg in dessen S-Flanke nimmt - einen Pfad, den wir später noch gehen werden. Von der Scharte folgen 150 Hm Aufstieg durch Gras und ein paar Schrofen (T3) bis zur Feldernkreuzscharte (2020 m). Von der Scharte wird die Wegfortsetzung zur Schöttelkarspitze (T3+) durch ursprüngliche Geröll und Türmchenlandschaft überblickt.

Von der Scharte steigt man ein paar Meter über Stufen mit Benutzung der Hände ab und läuft in sehr geröllig-abschüssigem Terrain weiter hinab, bis zu einem Querweg etwas östlich unterhalb des Grates. Ein Türmchen wird passiert, dann führt der Weg auf den komfortabel breiten Grat, von dem lt AV-Führer auch nach links in den Karkessel und nach Krün abgestiegen werden kann (I) - (Tour 2554A), was aber im steilen, Geröllgelände nur mühsam und wenig interessant aussieht. Unser Pfad führt uns stattdessen wieder leicht ansteigend in die Querung der O-Flanke der Schöttelkarspitze, durch die man den nördlichen Gipfelfuß erreicht. Hier zweigt der markierte Gipfelanstieg ab, während die Fortsetzung sich im Rechtsbogen Richtung Soiernhaus wendet.

Wir nehmen den Abzweig links und erreichen im Gehgelände durch Schrofen mühelos den Gipfel der Schöttelkarspitze (2050 m). Durch die Abtragung einiger Felsmeter durch König Ludwig II zur Errichtung eines Teepavillons (!) ist der Gipfel ein breites Plateau mit gemauertem Luxus-Gipfelkreuz, in das sogar an den 4 Seiten Bänke eingefasst sind. Der Blick von hier oben ist aber wirklich genial. Gerade die Soiernspitze (2257 m), der Hauptgipfel der Gruppe, hat schon etwas Schneepuder eingefangen und ragt über den Soiernkessel mit den beiden Seen und dem Soiernhaus schön auf. Links davon glänzen Schiefer(?)-Platten der Krapfenkarspitze (2110 m) in der Herbstsonne, die sich inzwischen immer wieder blicken lässt. Natürlich ist auch der Blick zum hohen Karwendel spannend, wobei sich hier viele Gipfel jetzt noch etwas in Wolken hüllen. Einziger Wermutstropfen ist ein schneidender, stürmischer Wind, der uns bei wenigen Plusgraden doch schnell wieder flüchten lässt.

Wir gehen auf gleichem Weg zurück zur Feldernkreuzscharte. Von hier will ich noch schnell den Gipfel des Feldernkreuz mitnehmen und stapfe ein kurzes Stück Richtung Soiernspitze, bis nach wenigen Metern Trittspuren in einer Geröllrinne auf einen Grashang hinaufführen. Unschwierig erklettere ich (nur 3 - 5 Hm) die Rinne zum Grashang und steige unschwierig - etwas vorsichtig, da das Gras feucht ist - zum höchsten Punkt des sehr schmalen Feldernkreuz (2048 m), der entgegen seiner Bezeichnung KEIN Kreuz aufweist. Keine 5 Minuten dauert der Abstecher von der Scharte. Ich kraxele zurück zur Scharte und Margit, die sich zu recht ein wenig ärgert, dass ich sie nicht mitgenommen hatte "Ich gehe da mal kurz was schauen..." .

Wir nehmen den Aufstiegsweg zur Scharte (1860 m) zurück und queren nun - wie oben erwähnt - die S-Flanke hinüber zum Seinskopf (T2). Das Wetter ist schön und so wählen wir für den Abstieg die AV-Tour 2553 über den S-Grat mit den Erhebungen Signalkopf und Lausberg. Der Pfad ist am Wegweiser nicht ausgewiesen und auch im Gelände nicht markiert, aber überall problemlos zu folgen.

Vom Wegweiser am Sattel queren wir durch den Grashang des Vorgipfels zum Grat zum Signalkopf (1895 m). Auch hier sitzt wieder eine großer Gamsgruppe, die uns widerwillig passieren lässt. Tja, seit König Ludwig hier nicht mehr jagt ... Der Anstieg zum Signalkopf führt etwas ausgesetzt (kurz T3+) hinüber zum Felsen mit Gipfelkreuz, das sich gut sichtbar vom Tal an der W-Wand befindet - nicht am höchsten Punkt des Bergs. Zum Gipfelkreuz selbst erleichtern über eine gut 5 m hohe Felsstufe dann sogar neu angebrachte Eisenbügel den Zugang. Der Ausstieg aus der Felsstufe zum Kreuz führt dabei über eine kleine schmale Gratstelle - schön! - die aber auch rechts einfacher umgangen werden kann.

Vom Gipfelkreuz-Abstecher gelangt man links unter dem Felsen mit Kreuz durch eine steile Geröllrinne, einige Serpentinen und eine Latschen-Wurzel-Passage wieder auf den Grat und in den Sattel zum Lausberg. Ein kurzer Gegenanstieg durch viele Latschen bringt uns dann schnell auf den Lausberg (1855 m), der von einem kleinen Miniatur-Gipfelkreuz geschmückt wird. Schön ist auch die Wegfortsetzung, die sich immer am Grat haltend durch die Latschenregion und später einen sehr steilen, schrofigen Grashang in vielen Serpentinenwindungen hinabzieht. Erst auf ca. 1200 m erreicht man einen breiten Forstweg (Radweg). Für das Finden des Weges im Aufstieg ist ein guter Anhaltspunkt, dass der kleine - wie gesagt unmarkierte - Abzweig zum Lausberg genau dort beginnt, wo der Forstweg einen kleinen Sattel erreicht und wieder abwärts führt.

Mit dem Forstweg marschieren wir nun Richtung Krün zurück. Dabei haben wir noch eine schöne Begegnung mit einem Rothirsch mit großem Geweih, der sen Weg von unten quert und schnell den Hnag hinauf davonspringt. In einigen Bögen windet sich der Forstweg hinab zum Seinsbach, wo man an einer Stelle einen Blick in die tiefe Schlucht des Baches werfen kann. Einen Abzweig verpassen wir und sind schon am BW-Schießgelände von Mittenwald. Also zurück (nicht weit) und den Radweg entlang der Isar in nochmals 2-3 km zurückwandern nach Krün. Hierbei passiert man noch den Isarstausee Krün. Mit den Blicken zum Karwendel, Arnspitze und Wetterstein ist der Abstieg über Signalkopf und Lausberg nochmal ein echter Genuss!

Da für Montag Wintereinbruch mit Orkan angesagt ist, der dann auch kommt, fahren wir noch am gleichen Tag zurück. Mal sehen, ob diese Verhältnisse in 2009 nochmal zurückkommen - wohl eher nicht.

Tourengänger: ju_wi


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 1371.gpx Schöttelkarspitze

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