Summer of '22: Von Bever nach Preda mit einem Abstecher zum Cho dal Buoch (2672m)


Publiziert von countryboy , 15. August 2022 um 17:11.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:24 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:ca. 23.3km: Bever - Spinas - Palüd Marscha (Pt. 2017) - Fuorcla Crap Alv - Cho dal Buoch - Fuorcla Crap Alv - Lais digl Crap Alv - Val digl Diavel (Pt. 2178) - Crap Alv - Lai da Palpuegna - Preda BH - (Bahnfahrt bis Spinas) - Spinas - Bever
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto/Zug nach Bever oder wahlweise mit Zug nach Spinas
Kartennummer:online Kartenausschnitt 1:25'000

Howdy

Mit einem Strauss voller Wanderungen im Köcher verbringe ich ein verlängertes Wochenende im Oberengadin. Darunter befindet sich auch die Wanderung von Spinas über die Fuorcla Crap Alv nach Preda, mit einem Abstecher auf den Cho dal Buoch. Allerdings hat mir die Oberflächlichkeit (oder ist es Arroganz?) des Flachländers noch einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht. Der innere Schweinehund ist entzückt.

Gemächlich starte ich den Tag, denn die geplante Zugverbindung für den Rückweg lässt Zeit zum Trödeln. Das gehört ja ab und zu schliesslich auch zum Ferienfeeling. Die Wanderung startet, bin ich jedenfalls überzeugt, in Spinas. Spinas hat einen Bahnhof und zu jedem Bahnhof gehört ja wohl auch ein Autoparkplatz. So dürfte man meinen, jedenfalls mit der bereits erwähnten Arroganz des Flachländers. Tja, da liegt aber der grosse Irrtum des Tages begraben. Als ich also nach Spinas hochfahren möchte, bremst mich urplötzlich eine Fahrverbotstafel. Mit Genehmigung gestattet. Hab ich aber nicht. Oha. Pech gehabt. Kostet dann wohl eine Stunde Wandern extra. Ich stelle mein Auto beim nächst gelegenen Parkplatz, also beim Schulhaus ab, möchte pflichtbewusst den dafür nötigen Obolus entrichten und muss feststellen, dass die maximale Parkzeit zwei Stunden beträgt. Okay, schön, fahren wir halt ganz ins Dorf hinunter. Wenn schon, denn schon.

Kurz nach halb zehn geht's endlich los. Die Wanderung wäre ohnehin streng genug gewesen. Aber angesichts der zusätzlichen Stunde Marschzeit und 4.5 km Distanz meinte der innere Schweinehund, es sei eine wunderbare Gelegenheit, wieder mal etwas Zeit zusammen zu verbringen. Er meinte, wir hätten uns etwas auseinandergelebt und wir täten gut daran, unsere Beziehung wieder zu stärken. Das erste Teilstück verläuft also durch das schöne Dorf Bever, wieder an der bereits bekannten Schule und am Fahrverbotsschild vorbei, alles auf Fahrstrasse. Nach ein paar hundert Metern weiter führt eine Wanderwegmarkierung auf einen separaten Weg, der durch leicht bewaldetes Gelände bis zum Bahnhof Spinas führt. Zugegeben, ein landschaftlich schönes Stück. Angesichts meiner Trinkreserven beschliesse ich, im Spinas kurz Halt zu machen und mich mit einem Eistee zu erfrischen. Dafür, dass ich eigentlich nur ein kühles Getränk runterspülen wollte, verbringe ich inkl. Bestellen und Bezahlen ein ganz ordentliches Päuschen im Spinas. Übrigens wieder mal ganz in olivgrün gekleidet werde ich einmal mehr "angezündet", nach was ich auf der Jagd sei. ;-)

Wer den Eindruck hat, die Wanderung von Bever nach Spinas sei schön, sollte sich für das, was folgt, noch ein paar wertvollere Adjektive bereit halten. Zwar kommt man stellenweise bereits etwas ins Schwitzen, aber wie sich das Val Bever landschaftlich entfaltet, ist ein wahrer Genuss. Der Wanderweg verläuft meist dem Bach Beverin entlang, was nebst Augen auch die Ohren entzückt. Viel zu früh kommt der Abzweiger Richtung Fuorcla Crap Alv. Einziger Wehrmutstropfen, sind die zahlreichen Biker, die das Val Bever in frechem Tempo hinunterrauschen. Die werde ich auf dem weiteren Wegverlauf eher weniger vermissen. Die ersten Schweisstropfen des Tages erweisen sich dann auch nur als bescheidener Anfang. Der Aufstieg zur Fuorcla ist nun wesentlich strenger und die nun ungehinderte Sonne trägt ihren Teil dazu. Im Gegenzug scheint sich die Aussicht mit jedem Schritt weiter zu verbessern. Schliesslich ist die Fuorcla erreicht und der innere Schweinehund meint, dass ich angesichts der aufgezwungenen Streckenverlängerung die Fuorcla Crap Alv doch zum Tagesziel erklären und den Cho dal Buoch dort lassen soll, wo er ist. Aber ich tue genau das, was der innere Schweinehund vorgeschlagen hat: mehr Zeit mit ihm verbringen. Auf den nächsten 200 Höhenmetern auf den Cho dal Buoch. Es gibt ein paar Steinmänner, aber zu wenige davon, um wirklich von einer Wegführung zu sprechen. Auch Wegspuren habe ich keine angetroffen. Alles nicht weiter schlimm. Es gibt unzählige Varianten, wie man sich seine Route auf den Gipfel zusammenschustern kann. Wenn immer es zu felsig oder steil erscheint, bieten sich mit kleinen Umwegen gut begehbare Möglichkeiten an. T3. Einen Besuch auf den Bottas Glischas (östlicher Aufschwung bei der Fuorcla Crap Alv) schätze ich aus der Distanz übrigens ähnlich ein; wenn auch eine Spur knackiger im anfänglichen Aufstieg. Wie auch schon erlebt, täuscht einem ein spärliches Gipfelkreuz aus zwei Ästen vor, das Ziel sei erreicht. Bei genauerem Hinsehen entdecke ich dann aber einen Steinmann auf einer etwas höheren Erhebung rund 200m westlicher. Tatsächlich hatte ich mir's gedanklich schon gemütlich gemacht und muss mich nochmals etwas aufraffen, um zum richtigen Gipfel zu gehen. Gipfel würde ich in "" setzen, denn es ist eher so etwas wie Schottisches Hochlandfeeling. Und doch muss man bezüglich Aussicht nicht auf alpine Prominenz verzichten. Der Piz Ot ist fast zum Greifen nah. Ruhig ist es auch. Kein einziger Wanderer weit und breit in Sicht. Ein Platz zum Verweilen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass keine übertriebene Eile geboten ist.

Gut erholt, satt-gevespert und satt-gesehen trete ich den Abstieg zur Fuorcla an. Während ich im Aufstieg eher eine nördlich verlaufende Linie verfolgt habe, erkunde ich nun eine etwas südlichere Variante. Einerlei, das Gelände ist hier noch fast gutmütiger und es findet sich praktisch immer eine Linie mit sanftem Gefälle, wenn man sich für kleinere Schlaufen nicht zu schade ist. Sobald die Fuorcla wieder erreicht ist, sind schnell wieder zahlreiche andere Wanderer in Sicht. Bald schon steht der nächste Höhepunkt an: die Sicht auf die Bergseen Crap Alv Laiets. Auch wer's lieber zum Greifen nah hat, kommt auf seine Kosten. Der Wanderweg (T2) führt direkt an den Seen vorbei. Anstatt des bei Pt. 2289 steilen Abstiegs wähle ich den Weg, der zur Postautohaltestelle Crap Alv und anschliessend via Pt. 2178 und Funtana Fregda nach Crap Alv führt. (Der Abstieg zu Pt. 2092 ist zurzeit gesperrt.) Hier wird die schöne Natur in zweierlei Hinsicht gestört. Die Strommasten könnte man ja noch irgendwie ausblenden. Aber die Motorradfahrer, die scheinbar mehr Freude am eigenen Lärm als an der eigentlichen Passüberquerung haben, übersteigen die Künste meiner mentalen Sch(m)utzfilter. Crap Alv, Namensspender für so zahlreiche Flurnamen in der Gegend, erweist sich als Mini-Weiler mit drei Gebäuden. Also bleibt hier lediglich die Albula-Passstrasse zu überqueren und zum nächsten See, Lai da Palpuogna, abzusteigen. Auch das ist landschaftlich nochmals ein Genuss. Kein Wunder machen hier so viele motorisierte Reisende einen kurzen Zwischenhalt. Um diese Tageszeit, ca. 16:30, ist das Menschenaufkommen glücklicherweise erträglich. Beim genüsslichen Schlendern dem südlichen Seeufer entlang kommt mir noch die Idee, die Wanderung bis Bergün zu verlängern. Aber das würde mit den zur Wahl stehenden Zugverbindungen nicht mehr zusammenpassen und ich wäre alles andere als gewillt, mir das Abendessen in meinem Hotel entgehen zu lassen!! Ab Preda muss ich dann ca. eine halbe Stunde auf den Zug warten; ohne Schattenplatz und bei erschöpften Trinkreserven wohlverstanden. Ein Selecta-Automat weckt Hoffnung auf ein kühles Getränk. Ich wäre nicht wählerisch, aber auch das hilft nichts. Während in jedem normalen Automat ein paar Snacks und Getränke auf Käufer warten, klaffen hier zur Hälfte Lücken und zur anderen Hälfte kitschige Souvenirs. Na Bravo! 

Mit dem Zug geht's dann durch den Albulatunnel und in der geistigen Umnachtung des dunklen Tunnels kommt mir dann die Idee, anstatt nach Samedan zu fahren, dort umzusteigen und nach Bever zu fahren, stattdessen eben in Spinas auszusteigen und jene Strecke, die mir am Morgen bereits schon mal aufgezwungen wurde, Bever - Spinas resp. jetzt umgekehrt, gleich nochmals abzumarschieren. Alles zuliebe meiner Paartherapie mit dem inneren Schweinehund. Gesagt, getan. Ca. viertel vor sieben bin ich wieder bei meinem Auto in Bever. Mit ziemlich schweren Füssen, muss ich gestehen.

Zusammenfassend:
Eine Wanderung, die landschaftlich so wunderschön wie abwechslungsreich ist und mit dem Abstecher auf den Cho dal Buoch willkommene Ruhe bietet. Punkto Höhenmeter und Distanz kommt auch ganz schön was zusammen. Deshalb Trinkreserven entsprechend den eigenen Bedürfnissen anpassen. Wer etwas seriöser plant, also mit dem Zug nach Spinas fährt, kriegt die Wanderung auch für rund 14km, also 9km weniger als angegeben.

Facts zur Wanderung
Bever - Spinas - Val Bever bis Abzweiger Fuorcla Crap Alv T1
Fuorcla Crap Alv T2
Cho dal Buoch T3
Fuorcla Crap Alv - Crap Alv Laiets - Crap Alv - Lai da Palpuogna - Preda T2
Wetter: sommerlich warme Verhältnisse, ab Nachmittag harmlose Quellwolken
Hilfsmittel: Wanderstöcke (benutze ich gerne im Abstieg)
Zeit: rund 9 Std., davon ca. 1.5 Std. Pausen (Genuss) und 0.5 Std. Wartezeit in Preda (kein Genuss)
Trinkreserven: 1.5 Liter (plus 3 dl Eistee im Gasthaus Spinas)

Die Idee zur Wanderung entspringt - wie so oft - dem "Herumsurfen" auf der Landkarte und nach kurzer Recherche auf Hikr dem Bericht von rkroebl, der bezüglich der schönen Landschaft nicht zu viel versprochen hat!

Tourengänger: countryboy


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