Überschreitung Gantrisch & Chummlispitz


Publiziert von Bergamotte , 12. Mai 2022 um 13:52.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:11 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Gurnigel, Gantrischhütte

Im Rahmen von Trainingsläufen war ich heuer bereits mehrfach unterwegs in den Berner Voralpen und Emmentaler Hügellandschaften. Aus Sicht des Bergsteigers erfolgt der Saisonauftäkt aber erst heute im Gantrisch, wo bereits beste Wanderbedingungen herrschen. Mit einer doppelten Ladung T6 starte ich dabei gleich richtig durch.

Den Nordaufstieg zum Gantrisch brauche ich nicht weiter vorstellen: eine Plaisirroute im gehobenen Bereich, welche eine elegante Überschreitung des Berges erlaubt. Schlüsselstellen gibt es keine. Grössere Fragezeichen hatte ich hingegen zum Chummlispitz NE-Grat. Begehungsnachweis auf Hikr fehlen und Maurice Brandt meint im alten Clubführer bloss lapidar "assez raide". Aber probieren geht bekanntlich über studieren. 


Gemütlicher Start um 10:20 vom Parkplatz Wasserscheide, nachdem ich zuvor noch väterliche Pflichten zu erfüllen hatte. Beinahe die gesamte Tour ist von hier einsehbar, verlaufen werde ich mich heute nicht. Der Zustieg zur Gantrisch-Nordflanke erfolgt zügig via Gantrischböde und Nünenegrat. Man folgt nun etwa der Krete bzw. dem Weg des geringsten Widerstands. Vereinzelt sind Trittspuren vorhanden. Meist ist das steiles Grasgelände im T5-Bereich ohne besondere Ausgesetztheit. Hie und da erreicht man die T6- und es gibt einzelne Felspassagen zu überklettern (II-). Sollte es schwieriger werden, ist man falsch. Bei trockenen Verhältnissen ist das einfach tolles Gelände. Beunruhigend hingegen der Blick zum Chummlispitz rüber: Der Felszahn ist zuoberst extrem ausgesetzt. Aber eins nach dem anderem. Nach knapp einer Stunde ohne Jufelei stehe ich bereits auf dem Gantrisch (2176m), somit auch eine prima Feierabendtour. 

Ich pausiere nur kurz und steige über die Normalroute nach Süden ab und weiter ins Gantrischchummli über den guten, aber unmarkierten Weg. Dank Schneefeldern geht dies besonders bequem und zügig. Ich durchquere den Kessel und peile den NE-Kamm des Chummlispitz an. Der präsentiert sich vorderhand äusserst gutmütig: breit, grasig, mässig steil, alles Gehgelände (bis T4). Bei einem Kreuz erreicht man das kleine Plateau vor dem felsigen Gipfelaufbau - ein durchaus passender Ort für ein Stossgebet... Denn leider entschärft sich die Crux aus der Nähe nicht, wie sonst häufig. Bevor's richtig losgeht noch ein herzerweichender Moment: ein grösseres Gemsrudel flieht vor mir, nur ein wenige Tage altes Kitz bleibt naiv stehen und erlaubt so tolle Bilder und Entzückung.

Also, auf dem einengenden Grat bis vor die SE-Kante und dort linkerhand (südseitig) ein steiles Grasband hoch. Dieses wird immer enger und ausgesetzter, bald fällt das Gelände linkerhand senkrecht ab. Man könnte nun rechterhand einen ersten Kamin hochklettern, aber das wäre mindestens eine III. Deshalb bis ans Ende des Bandes - hier noch fussbreit - und erst jetzt rechts hoch. Technisch ist das ganz nette Felskletterei (II), aber die Ausgesetztheit quälend. Seilfreie Begehung sei höchstens gestählten T6-Gängern geraten. Für alle anderen: neue Bohrhaken sind vorhanden. Nach knapp 10 Metern erreiche ich den Grat und folge ihm, nun deutlich einfacher, in wenigen Schritten bis zum Chummlispitz (2026m).

Exkurs: Wem dies zu heikel, aber trotzdem an der Überschreitung gelegen ist:
- Der Gipfelaufbau lässt sich nordseitig (rechts) mit kleinem Gegenabstieg umgehen (Wegspur). Man gelangt so in den Südsattel und kann den Chummlispitz über die Normalroute erreichen.
- Aus der Nordflanke führen vereinzelte Grascouloirs direkt zum Gipfelfirst hoch. Auch das ist äusserst steil (T6), aber etwas weniger ausgesetzt als meine Variante.

Nach diesme Adrelinschub liegt eine kleine Snackpause drin. Der kurze Abstieg in den Südsattel erfolgt über die "Normalroute", sprich den SW-Grat - auch sie bezeichnet M. Brandt als "assez raide". Das ist steiles, einigermassen ausgesetztes Grasgelände (T6- bis T6, trockene Verhältnisse empfohlen). Im unkotierten Sattel sind die Schwierigkeiten geschafft und über den Chummligrat (Gehgelände) erreiche ich die Bürgle (2165m). Der Rest ist schnell erzählt: runter über den Bürglegrat (Wegspur) und kurzer Gegenanstieg zum Birehubel (1850m). Dann in direkter Linie über Weidegelände zum Gantrischseeli (1578m) runter, wo ich mir - angesichts der sommerlichen (Aussen-)Temperaturen - ein Bad nicht verkneifen kann. Gefühlt wie neugeboren nach der Kältebehandlung ist der verbleibende Rückweg zum Parkplatz schnell geschafft.

Zeiten (kum)
1:00  Gantrisch
1:40  Chummlispitz
2:05  Bürgle
2:20  Birehubel
2:45  Wasserscheidi

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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