Gantrisch Nordgrat

Beinahe vor der Haustüre und mir denoch (zu) wenig bekannt, der Gantrisch. Dies immerhin teilweise ändern wollend, ziehe ich heute Nachmittag los um mir diese Gegend bei schönstem Wetter zu Gemüte zu führen. Ausgewählt habe ich die Route auf den Gantrisch via Nordgrat, welche für mich eine gehörige Herausforderung darstellt. Auf Hikr hab ich mir schon einige Berichte zur Begehung dieser Tour einverleibt und bald einmal hatte ich das Verlangen, einen Versuch dieses Aufsteigs zu wagen.
Bevor ich mich definitiv dazu entscheiden konnte, wollte ich mir die Szenerie erst nochmals genuestens vor Ort anschauen um im Anschluss die für mich richtige Wahl zu treffen.
Ich starte am frühen Nachmittag bei der Wasserscheidi und begebe mich auf direktem Weg Richtung Nordgrat. Schon von weitem erkenne ich die Schlüsselstellen und versuche zu erahnen, wo sich die Route im Detail zum Gipfel empor ziehen wird.

Bevor es dann ernst wird und sich das Gelände immer steiler und ausgesetzter gestaltet, gilt es für mich den Entscheid zu fällen, ob ich mein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen will. Nach kurzem Innehalten, entschliesse ich mich, den Aufstieg zu wagen. Äusserst fokussiert starte ich in den ersten Kletterteil, welcher für mich mehrheitlich erstaunlich gut zu meistern ist. Immer weiter steige ich nach oben, gönne mir zwischendurch auf einem sicheren Stand einen Schluck Wasser und geniesse die Aussicht auf das Gantrischseeli und die umliegende Landschaft. Im Anschluss an den felsigen und zum Teil sehr ausgesetzten Teil, folgt im oberen Abschnitt der Aufstieg durch hohes aber glücklicherweise trockenes Gras. Durch das immer noch grosse Gefälle ist auch in diesem Stück eine gehörige Portion Konzentration gefordert. Ich halte mich so weit wie möglich auf dem Grat ohne gross Risiken einzugehen, werfe jedoch ab und zu einen Blick über die Kante hinunter in die abfallende Wand. Bald darauf kommt der menschenleere Gipfe in Sichtweitel, das Gelände wird allmählich flacher und die letzten Meter bis zum höchsten Punkt lege ich ein wenig erleichtert aber mit einem guten Gefühl zurück.

Nach kurzer Rast inklusive Verpflegung geniesse ich die wunderbare Rundumsicht, bevor ich mich auf den Abstieg mache. Über den Schibespitz geht's zügig hinab zum Morgetepass um anschliessend den kurzen und einfachen Aufstieg auf die Bürgle anzugehen. Von diesem Gipfel aus habe ich nochmal einen guten Blick auf den Nordgrat des Gantrisch wo ich versuche die Route fotografisch so gut als möglich festzuhalten.
Der Absteig über den Bürglegrat gestaltet sich dann ein wenig anspruchsvoller als gedacht, mit entsprechend vorsichter Herangehensweise, aber dann doch problemlos. Acht geben muss man in den schattigen Stellen, wo sich auf den glatten Felsen Feuchtigkeit angesammelt hat und die Oberfläche dementsprechend rutschig ist.

Den letzten kurzen und problemlosen Ansteig des Tages auf den Birehubel steht an und das Gipfelchen ist zügig erreicht. Weglos geht's nun über immer noch saftige Wiesen hinunter zur Birehütte, wo ich von zwei äusserst friedfertigen Hunden begrüsst werde, nochmals ein wenig Wasser auftanke um danach auf dem Wanderweg die letzten Meter zur unteren Gantrischhütte und weiter zur Wasserscheidi zu begehen.

Erfreut und glücklich über diese heutige Tour erreiche ich den nun beinahe leeren Parkplatz wo ich mich bei ein paar Stretchingübungen die heutige Runde nochmals durch den Kopf gehen lasse. Es ist ein gutes Gefühl, dass ich diese für mich nahe gelegene Region nun besser kennengelernt habe und komme zur Erkentnis, dass ich sicher nicht das letzte Mal in diesem Gebiet unterwegs war.