Trilogie am Niesengrat


Publiziert von Bergamotte , 10. März 2022 um 20:57.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 9 März 2022
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Niesenkette   CH-BE 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Springenboden (Parkplatz)
Kartennummer:253S

Im Sommer markiert der Niesengrat bekanntlich das Nonplusultra für ambitionierte Alpinwanderer. Aber auch im Winter hat die Kette dem Bergsportler einiges zu bieten und wird vor allem von Westen (Diemtigtal) ausgiebig begangen. Auch ich besuche heute bereits meine Ski-Gipfel Nr. 10 bis 12. Für einmal verfolge ich hier kein spezielles Projekt, das hat sich einfach so ergeben.

Die heutige Trilogie über Mäggissere-, Tschiparälle- und Steischlaghorn kann bei Bedarf beliebig verkürzt oder verlängert werden. Die meisten Routen im Gebiet erfordern recht sichere Verhältnisse. Dafür findet man in den schattigen, NW-exponierten Kesseln sehr lange guten Schnee - etwas unerwartet sogar heute nach dieser gefühlt endlosen Schönwetterperiode.


Weil ich am Morgen noch arbeiten musste bzw. wollte, starte ich erst um 11:45 vom Parkplatz beim Skilift Springenboden (1325m). Eigentlich ein Sakrileg Mitte März, doch bei den aktuellen (perfekten) Wetter- und Lawinenbedingungen hat sich das gar als Vorteil erwiesen. So konnten die steilen Hänge mancherorts bereits leicht auffirnen, weshalb die Harscheisen den ganzen Nachmittag im Sack blieben. Zuerst in Pistennähe bis ans Ende vom Skilift, um dann über den Chlosegrabe (Alpstrasse) bis Wildbodme zu queren. Das ganze Gebiet wurde in den letzten zwei Wochen massiv begangen, teilweise liegen drei Spuren parallel. Heute aber begegne ich bloss einer Handvoll Türelern. Die zwei Steilstufen zum Mittler und Ober Melchlistall nehme ich aufgrund der dünnen und harten Unterlage kaum wahr. Und dann stehe ich im Kessel zwischen Ochse, Mäggisserehorn und Schmelihorn. Letzteres liesse sich prinzipiell sehr schön in diese Trilogie einbauen. Die Direktabfahrt von seinem NW-Grat über eines der Couloirs bedingt aber perfekte Verhältnisse (Lawinen, Wechten). Heute wär's möglich gewesen. Zuletzt über den stark ausgeprägten Südrücken - gerade noch ohne Portagen - zum Gipfel vom Mäggisserehorn (2348m). Prächtiges Panorama und gute Fernsicht.

Abgefahren wird im Anschluss meist nach Norden. Kurzer Fussabstieg über den felsigen Nordgrat, bis der Wechsel auf Ski möglich ist. Selber breche ich die Abfahrt frühzeitig ab, um höheneffizient zur Aufstiegsroute Richtung Tschiparällehorn zu queren. Man überschreitet dort kurzzeitig die 40°. Die Stelle ist eng und heute recht anspruchsvoll zu gehen, weil hart und nur minim aufgefirnt. Anschliessend anregend dem Gratrücken entlang, bevor ich in die Westflanke rausquere und so erneut ohne Portage durchkomme. Zuletzt mit Ski über den Westgrat bis ganz zum Gipfel des Tschipparällehorns (2397m). Das ist zurzeit nur empfehlenswert, wenn die Unterlage bereits leicht aufweichen konnte, ansonsten - wie die meisten Vorgänger - besser zu Fuss.

Auf dem Gipfel der Blick nach Norden zur Fortsetzung und die erfreuliche Erkenntnis, dass sich das Steischlaghorn recht effizient von Süden über den Grat gewinnen lässt. Geplant war ursprünglich die Abfahrt bis vor Obere Nitzel und der Wiederaufstieg über den SW-Rücken zu P. 2189. Also Abfahrt direkt vom Gipfel und bei erster Gelegenheit in den Nordhang rein (zuoberst >40°). Wow, hier findet sich noch lockerer Pulver. So werde ich beinahe schwach und lasse sausen, aber eben nur beinahe. Stattdessen frühzeitige und nur kurze Querung in die NW-Flanke. Ich montiere die Ski am Rucksack und steige wiederum sehr steil den felsdurchsetzten Hang zum Rücken hoch. Die Felsen sind zwar willkommen, um effizienter hochzusteigen, aber das Gestein miserabel. Zwei Mal reisse ich ganze Blöcke raus, dem zweiten kann ich nur knapp ausweichen und einen Sturz verhindern.

Oben über den zuerst breiten Rücken und dann über den sich verjüngenden Grat zum Steischlaghorn (2320m) hoch - sehr anregend, aber nirgends heikel. Ohne Pause weiter und über den NW-Grat, oben in leichter Kletterei (II), mit Schneeauflage kurz unangenehm. Der Gipfel wurde in den letzten Wochen nicht besucht, wohl weil er skifahrerisch keinen Mehrwert bietet. Die meisten Tourengänger begnügen sich mit dem NNW-Gipfel (P. 2296 - kurzer Fussaufstieg) oder gar nur der Kuppe P. 2189 (Skidepot).

Nun folgt die Schlussabfahrt durchs Inner Seelital. Bei frischem Pulverschnee muss der breite Hang genial zum Fahren sein, heute immerhin noch gut drehender Presspulver., schön. Wer nun wie ich zurück zum Springenboden möchte, hat zwei Möglichkeiten: fahren lassen bis ins Hasenloch und von dort kurz zu Fuss über die Strasse retour. Oder - meine Wahl - mit minimalem Gegenanstieg (zu Fuss) zu P. 1633 und von dort zur Abfahrtsroute vom Steischlaghorn. An solche Halbtagestouren nach der Arbeit könnte ich mich glatt gewöhnen!


Zeiten (kum)
1:50  Mäggisserehorn
2:35  Tschipparällehorn
3:00  Steischlaghorn
3:45  Springenboden

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt: Halbtagestour nach der Arbeit
Gesendet am 14. März 2022 um 09:30
so typisch - gekonnt! - Bergamotte ;-)


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