Kurzbericht 

Mein asynchroner Bergjahresabschluss 2021


Publiziert von ZvB , 30. November 2021 um 20:54.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:27 November 2021
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 835 m
Abstieg: 835 m
Strecke:12,0 km

Es ist wieder so weit. Ein Bergjahr ist vorüber. Wer mich und meine Berichte kennt, der weiß, dass Zings  Bergjahr von Dezember bis November dauert. Ein kleines Bisschen asynchron also zu den übrigen Jahresrückblicken von z.B. Dieter Nuhr oder Urban Priol...

Passend zum Wetter und meinem Gelaber wähle ich als Gipfel zum Bergjahresrückblick 2021 den Laber aus. Der Wind pfeift und der erste Schnee liegt dünn auf der gefalteten Erdoberfläche. Das neue Bergjahr startet mit richtigem, echtem und ehrlichem Winter. Vor zwölf Monaten war das noch ganz anders …

Dezember 20. Die Grenzen nach Österreich sind dicht. In Österreich liegt schon Schnee. Auf dieser Seite des eisernen Corona-Vorhangs nicht. Viel geht nicht in dieser stillen Zeit, nur ein paar Corona-Expeditionen in die Heimat. Rothers Wanderführer „Rund um München“ wird arg strapaziert. Das ändert sich kaum im Rest des Winters.

Während der spärlichen Touren im bayerischen Gebirge entwickle ich die neue Bergsportdisziplin „Schneeschuhtragen“. Auch eine spezielle Schwierigkeitsskala wurde dafür entwickelt:

SSTT1 – Die Schneeschuhe bleiben zuhause.
SSTT2 – Die Schneeschuhe befinden sich während der Tour im Kofferraum des Autos.
SSTT3 – Der linke Schneeschuh wird im/am Rucksack der Freundin angebracht und kurz
                vor dem Gipfel im Schneeschuhdepot deponiert.
SSTT4 – Der rechte Schneeschuh wird aus eigener Kraft auf einen Gipfel getragen.
SSTT5 – Ein Paar Schneeschuhe wird aus eigener Kraft auf einen Gipfel getragen.
SSTT6 – Die Schneeschuhe werden an den Schuhen angebracht auf den Berg getragen.

SSTT6 überschneidet sich mit der bekannten Wintertourenskala des SAC und entspricht bereits WT1, fanz. TB (tres ballaballa).

Neben dem Verstand konnte man im vergangenen Winter auch sämtlich bisher erlangten Kletterfähigkeiten verlieren. Die Kletterhallen waren zu. Die Muskeln wurden schlaff. Der Auslauf war auf die Landkreisgrenzen beschränkt. Ja gut, es gibt auch einige, die sich darüber hinweggesetzt haben, aber das sind dann wohl die, die man als Queerdenker bezeichnet oder so ähnlich...

Jedenfalls hat mir der erste Kletterausflug mit den „Freunden“ dann auch gleich im Februar schon den Rest gegeben. Am Leon-Hardy-Stein wurde ich zum nassen Haulbag. Auch eine kurze Zeit später eilends improvisierte Kletternachhilfe im Fränkischen brachte wenig Auftrieb und führte letztendlich zu großer Niedergeschlagenheit. Das war kein Jahr des Kletterns für mich.

Im März und April gabs dann auch noch einen feuchten Spätwinter. Im Mai spielte dann die Gesundheit nicht mit. Ist mir wohl doch alles etwas an die Nieren gegangen. Der Spätwinter setzte sich auch bis in den Sommer fort. Sah es Ende Juni und Anfang Juli noch danach aus, als könnte man das geplante Sommerprogramm gut schaffen, wurde der Hochsommer dann eher zu einem Tiefpunkt der Wetterentwicklung. Ein paar nette Touren im Wilden und Zahmen Kaiser sind immerhin dabei herausgesprungen…

Zumindest konditionell wollte ich mich frisch geimpft auf den Dolomitenurlaub vorbereiten. Joggen ist gefährlich. Eine gebrochene Rippe – Fragen nach den Details zum Unfallhergang werden auch und gerade Nün nicht beantwortet – setzte sämtlichen Plänen irgendwie eine unklare Grenze. Eine einfache Tour auf die Kleine Fermeda oder ekelhaftes Geröllwühlen mit Schorsch waren die gedimmten Highlights dieses Ausflugs.

Ach ja, da war noch etwas. Endlich Kesselkogel! Seitdem muss ich mir nämlich nicht mehr von meinem Kollegen die Geschichte anhören, dass er dort schon dreimal gescheitert ist. Endlich Ruhe!

Anschließend brachte mich der Ausflug zum Pfitscher Joch Walhalla für den Bruchteil eines Augenblicks sehr nahe. Sehr zum Pech meiner Mitmenschen hatte ich sehr viel Glück. Allerdings werde ich jetzt auch nie erfahren, ob man mich bei einem tödlichen Absturz trotzdem zu den Corona-Toten gezählt hätte…

Seither gabs noch ein paar Wandertouren, die längst überfällige Reparatur meiner Schneeschuhe durch den Schneeschuhbrecher und die mühsame Rückkehr zum Hallenklettern. Nach vier anstrengenden Wochen war ich fast wieder in Form. Dann hatten wir unsere erste 2G+-Erfahrung und seither auch keinen Bock mehr auf den ganzen Corona-Kram...

Nur heute zwinge ich mich bei leidlichem Wetter auf den Laber, um wenigstens ein Tour zum asynchronen Bergjahresrückblick zu haben. Ich lerne dabei einen sehr netten LCDR der USN kennen, der schon als F18-Pilot und später ATC auf der CVN70 gedient hat. Auch er findet das miese Wetter viel schöner als strahlenden Sonnenschein. Wir bestaunen schweigend das Spiel der Wolken und schlürfen geräuschlos unseren Tourentee…

Bergsteigen und Fotografieren gehören für mich untrennbar zusammen. Vieles habe ich ausprobiert und dabei endlich meinen Stil gefunden. Sogar mit der Fotografie auf chemischem Film konnte ich experimentieren. Das wird jedoch eher kein Trend so wie z.B. das Schneeschuhtragen! Was könnte man jetzt noch probieren? Ah, jetzt, ja, ab jetzt ein Jahr lang nur ohne Farbe, also monochrom, blanco y nero, schwarzweiß. Ich werde es hassen, ihr aber auch…

Und wenn nicht immer wieder nach dem Lockdown vor dem Lockdown sein wird, dann werde ich in 2022 vielleicht endlich einmal die Bergtouren unternehmen, die ich schon immer einmal machen wollte…

Tourengänger: ZvB


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