3x Dreitausend in der Texelgruppe - Hohe Wilde, Roteck, Texelspitze


Publiziert von hannes80 , 15. November 2021 um 21:39.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:10 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3300 m
Abstieg: 3300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Schnalstal auf sehr schmalem Bergsträßchen hinauf zum riesigen Parkplatz beim Vorderkaser (4€/Tag)
Unterkunftmöglichkeiten:Eishof, Stettiner Hütte, Lodnerhütte

Schöne Dreitausender direkt am Hauptkamm, grüne Täler, unkomplizierte Normalwege und ein anspruchsvoller Gratübergang ... diese Runde bietet wirklich viel. Dazu südtiroler Gastlichkeit auf der Lodnerhütte und jede Menge weitere Tourenmöglichkeiten für längere Aufenthalte. Die Texelgruppe ist wirklich ein Juwel, auf Hikr aber stark unterrepräsentiert. Für die von mir beschriebene Texelspitze gibt's noch gar keinen Bericht und auch die von ADI neulich bestiegene Gfallwand war hier bislang nicht vertreten.

Tag 1 (Pfossental - Hohe Wilde - Johannesscharte - Lodnerhütte): T4+, 2000Hm Aufstieg, 1450Hm Abstieg, 8h)
Start am großen Parkplatz am Vorderkaser, mit dem Bike geht's komfortabel, zu Fuß wär's schon recht lang. Ich mache Bikedepot am Eishof, denn hier kommt meine (weglose) Abstiegsvariante am nächsten Tag runter. Auf gutem Weg weiter zum Eisjöchl und an der Stettiner Hütte vorbei in die Südflanke der Hohen Wilde (bis hier T2). Gut markiert, mehrere Stellen I und nach oben hin steigende Schwierigkeiten mit einzelnen Versicherungen. Insgesamt T4, bei Schnee oder Vereisung aber schnell heikel (steil!), darum nur bei guten Verhätltnissen angehen. Dank der Höhe und der zentralen Lage ist eine grandiose Gipfelschau garantiert.
Zurück zum Eisjöchl und auf markiertem Weg unter der Hohen Weiße hinüber zur Johannesscharte. Sieht erstmal grimmig aus, geht dann aber überraschend gut (viel loses Geröll, Sicherungen, T4+). Auf der anderen Seite etwas ausgesetzt hinab und am Fuße des Lodner vorbei in herrlicher Landschaft zur Lodnerhütte.

Tag 2 (Lodnerhütte - Roteck - Texelspitze - Eishof - Vorderkaser): T6-, 1300Hm Aufstieg, 1850Hm Abstieg, 8h)
Am nächsten Morgen auf markiertem Weg zunächst zum Roteck. Anfangs noch leicht, weiter oben T4. Kurz vor dem Gipfel dann eine Scharte, in die es jeweils an Drahtseilen erst steil hinunter und dann ebenso steil wieder nach oben geht. Nach einem Felssturz dort sind die Sicherungen verlegt worden, nun ist wohl etwas ausgesetzter als vorher. Wegen der Luftigkeit für mich schon T5, wenn auch nur kurz. Der kurze Rest zum Gipfel ist leichtes Gehgelände.
Nun folgt der schwierigste Teil: der brüchige Grat hinüber zur Texelspitze, der zunächst recht zahm aussieht. Der Teufel steckt aber wie so oft im Detail: drei, vier Stellen sind nicht ohne und schon im unteren T6-Bereich, vor allem auch, weil der Fels oft nicht zuverlässig ist. Als III+ (wie in diesem Bericht) hab ich es zwar nicht empfunden, aber III- ist es allemal. Anders als der verlinkte Bericht bin ich den kompletten Grat gegangen (keine Umgehung an der Texelspitze) und die letzten Meter zwischen der schuppigen Platte und dem Gipfel waren wohl die schwierigsten (augesetzt und sehr brüchig). Evtl kommt man mit der Querung unterhalb des Gipfels leichter durch.
Nach kurzer Rast am nicht gerad viel besuchten Gipfel geht es zunächst am Grat (I-II) dann in Richtung Norden weglos weiter. Obwohl die Gegend dort SEHR einsam ist, finden sich erstaunlich viele Steinmänner, was die Feinorientierung deutlich erleichtert. So weicht die Route auch von der im Winter üblichen Skiroute ab (Kompasskarte), umgeht den Gletscherrest und hält sich im unteren Teil deutlich rechts des Baches. Ganz wichtig ist es, sich auf etwa 2300m links zu halten und den Bach zu queren. Man stößt dann auf einen deutlichen Pfad, der durch den steilen Wald hinunter zum Fluss führt. Dessen Überquerung ist das letzte Hindernis. Nach acht Stunden absoluter Einsamkeit bin ich fast froh, wieder Menschen zu sehen. Mit dem Bike geht's dann rauschend zurück zum Vorderkaser, wo sich die Runde schließt.

Fazit: Sehr lohnende Zweitagestour mit vielen tollen Eindrücken in einer herrlichen Landschaft. Mein persönliches Highlight des Sommers! Die Texelgruppe hat einen ganz eigenen, feinen Charakter und hat mich nicht zum letzten Mal gesehen ...

Tourengänger: hannes80


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 15. November 2021 um 22:08
Schöne Tour und tolle Bilder :-)

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2021 um 07:27
Klasse Eindrücke aus einer mir kaum bekannten Ecke der Alpen

Gesendet am 30. November 2022 um 09:52
Dann würde ich bald einmal hinfahren!

bula_f hat gesagt: Glückwunsch ...
Gesendet am 16. November 2021 um 09:36
... zu einer tollen Tour in wunderschöner Landschaft.

ADI hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2021 um 23:41
Top Bericht, der einen sehr schönen Einblick in die schöne, einsame Texelgruppe ermöglicht.
Immer wieder schön dort zu sein!
Gratuliere

LG,

ADI

Uli_CH hat gesagt: Schwierigkeitsgrad Abstieg Texelspitze
Gesendet am 21. November 2021 um 20:05
Servus Hannes

Gratuliere zu der schönen Tour. Also die Grate vom Roteck oder der Kreuzspitze zur Texelspitze sind nichts für mich.

Ich liebäugle aber mit dem Anstieg von der Rableid-Alm oder dem Eishof. Wie würdest du da die Schwierigkeit einschätzen?

Gruss aus Zürich
Uli

hannes80 hat gesagt: RE:Schwierigkeitsgrad Abstieg Texelspitze
Gesendet am 22. November 2021 um 09:21
Servus Uli,

ich würde das Ganze nicht schwieriger als T4 einschätzen. Total einsam und landschaftlich eindrucksvoll.

Der kurze Schlussanstieg zur Texelspitze ist nicht schwer, I bis max. II-, nicht ausgesetzt.

Bin gespannt auf deine Erfahrungen!

Schöne Grüße aus Bayern!
Hannes

PS: Ich kann dir die Lodnerhütte sehr ans Herz legen. Traumhaft gelegen und VIELE Tourenmöglichkeiten ...

Gesendet am 30. November 2022 um 09:51
Interessanter Bericht mit schönen Fotos!
Ich würde auch die lange Grattour von der Texelspitze bis zum Zielspitz empfehlen, die ich in den 90er durchgeführt hatte. Ohne Fotos u. mit wenigen Erinnerungen kann ich keinen Bericht mehr über diese fantastische Tour machen!


Kommentar hinzufügen»