Rigi Kulm über die Nordwestrippe


Publiziert von Uli_CH , 13. September 2021 um 16:02.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:12 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der A4 bis zur Ausfahrt Küssnacht. An der Hohlen Gasse vorbei und im Ortskern links die Strasse zur Seebodenalp nehmen. Sehr grosser kostenpflichtiger Parkplatz. Die erste Stunde kostet CHF 3.-, jede weitere Stunde -.50 bis zum Maximalbetrag von 9.50 für einen Tag. Nur Münzen. Die Seebodenalp ist auch mit der Seilbahn von Küssnacht aus erreichbar.
Kartennummer:http://map.geo.admin.ch/, 1:20'000 zum Selberdrucken. Swisstopo-App mit offline-Karte.

Heute sollte nicht so sehr die Länge der Tour, sondern eher die Schwierigkeit Auswahlkriterium sein. Auf der Rigi war wohl schon ziemlich jeder mal. Es führen jedoch auch Wege nach oben, die den meisten Besuchern unbekannt sein dürften.

Als ich beim Parkplatz starte, gibt es in den Wolken über mir ein paar blaue Löcher. Die Rigi jedoch ist hinter den Wolken verborgen und das soll auch den ganzen Tag so bleiben.

Ich folge dem Wegweiser Holderen auf dem Fahrweg bergwärts. Schon nach der ersten Linkskurve verlässt der Wanderweg – und damit die Menschenmassen – den Fahrweg, dem ich weiter folge. Bei Schwändi realisiere ich, dass ich schon in der Linkskurve vorher die Weide hätte hochsteigen müssen. In der hohen Auflösung der Online-Landeskarte ist dort auch keine Wegspur mehr eingezeichnet. Ich folge der Weide bis in die rechte obere Ecke. Dort hat es sogar einen Durchlass im Zaun für die mittlerweile deutlich vorhandene Wegspur.
 
Ich komme in den Wald und an der Hütte am Ronenboden vorbei. Der Weg wendet sich jetzt bergwärts und steigt an. Die erste Nagelfluhkette zeigt sich, die noch problemlos durchstiegen werden kann. Weiter geht es bergwärts bis schliesslich Ketten den Einstieg zur Schlüsselstelle der heutigen Tour anzeigen: der im Volksmund Arschbagge genannten Nagelfluhwand. Einen guten Eindruck vermittelt das Foto von boerscht. Mein Problem ist nicht die Ausgesetztheit, sondern der Mangel an Tritten: die Arschbagge ist fast so glatt wie ein Kinderpopo. Dass die Sohlen meiner Stiefel vermatscht sind, hilft auch nicht unbedingt. Die Ketten mit den Kugeln, die ein Abrutschen verhindern, sind wirklich toll. Könnte aber nicht mal jemand einen Eisenrost montieren, an dem man die Stiefel abtreten kann?

Ich brauche zwei Anläufe bis ich schliesslich eine Route nehme, auf der meine Sohlen einigermassen Halt finden. Erleichtert nehme ich auf dem Bänkli am Tristenboden Platz und trage mich in das Routenbuch ein, als ein Erling-Haaland-Typ mit nacktem Oberkörper hochkommt und unbeeindruckt von der Passage weiter Richtung Gipfel stürmt.

Jetzt geht es im Freien auf den Gipfel zu. Ab und zu lichtet sich der Nebel und gibt den Blick auf den im Sonnenlicht glänzenden Fernmeldeturm frei. Ich passiere noch einmal eine – harmlose – versicherte Stelle und erreiche östlich des Gipfels den Grat. Was für ein Kontrast! Hier ist die Hölle los. Die Wiese unterhalb des Gipfels ist aber gross genug, um alle Gipfelstürmer aufzunehmen. Unter mir wabert das Nebelmeer, die Sicht auf zahlreiche Gipfel ist aber frei. Ich geniesse die Sonne, die Aussicht und mein Picknick. Für den Aufstieg habe ich zwei Stunden benötigt.

Beim Abstieg folge ich dem markierten Wanderweg Richtung Blatten. Kurz vor Zingel komme ich ziemlich in den Nebel. Die Wegspur ist nicht immer einfach zu finden, aber schliesslich erreiche ich die Alp. Etwas unterhalb steht eine Familie verloren auf einer Weide im Nebel und sucht den Weg zum Gipfel. Ich beschreibe ihnen den Weg zur Alp und instruiere sie für den weiteren Aufstieg. Als ich Blatten erreiche, bin ich wieder unter der Nebelgrenze.

Am Wegweiser gehe ich um den Wohnwagen herum und nehme den Weg scharf links zurück. Er ist nicht markiert, aber gut angelegt und führt unterhalb der Nagelfluhwände wieder aufwärts in nordwestlicher Richtung. Es kommt mir sogar eine Wandergruppe entgegen. Bei 1420 Hm nehme ich den Abzweig nach rechts. Auch dieser Pfad ist unterhalten und gesichert, auch wenn ich mir bei der ersten heiklen Stelle noch einen zweiten Eisenstift gewünscht hätte. Eine Felswand durchsteige ich auf zahllosen Krampen. An deren Fuss wendet sich der Pfad nach Südosten.

Die nächsten beide Abzweige nehme ich wieder nach links und gelange auf einen Pfad, der wieder nordwestwärts führt. Bei P. 1173 geht es wieder nach rechts runter. Ein letztes Felsband durchsteige ich auf drei Leitern. Kurz hinter P. 1097 komme ich auf einen Fahrweg, der Richtung Alpetli führt. Eine Kehre schneide ich auf einem Pfad ab, dessen Einstieg mit einem Stock markiert ist. Vom Alpetli ist es dann nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt.

Es war eine spannende Tour – insbesondere der Abstieg durch die Nordostflanke , die mir jedoch an der Arschbagge auch meine Grenzen aufgezeigt hat. Ich persönlich hätte der Tour ein T5 gegeben, habe aber das T5- aus dem SAC-Führer übernommen.
 
Orientierung: Mittel. Die Tour erfolgt grösstenteils auf unmarkierten Pfaden. Die Pfade sind zwar deutlich sichtbar, aber zur besseren Orientierung in den Bändern empfiehlt sich ein GPS mit offline-Karte oder zumindest ein Höhenmesser. Sehr gut beschrieben ist der Wegverlauf im SAC-Führer.
 
Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke. Kletterhandschuhe für die Sicherungen.
 
Führer:
  • Remo Kundert / Marco Volken, Alpinwandern / Gipfelziele Zentralschweiz/Vierwaldstättersee, SAC-Verlag, 2016, Tour 30 (T5-)
  • Eugen E. Hüsler / Daniel Anker, Wandern vertikal, AT-Verlag, 2004

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Ohneschuhe hat gesagt: Barfuss
Gesendet am 11. März 2024 um 13:42
Auch ich hatte Probleme, die Arschbagge in Angriff zu nehmen, und ebenfalls wegen der Schuhe. Da habe ich sie (die Schuhe, nicht die Arschbagge) kurzerhand ausgezogen und die Arschbagge barfuss gemacht. So ist die Begehung geradezu zu einem Genuss geworden. Für nackte Füsse ist die Nagelfluhwand wie gemacht.

Uli_CH hat gesagt: RE:Barfuss
Gesendet am 14. März 2024 um 15:29
Interessanter Vorschlag. Danke für deinen Kommentar!
Ich glaube, ich müsste aber erst mal das Barfussgehen mit Rucksack auf Kies üben ;-)
Beste Grüsse
Uli


Kommentar hinzufügen»