Vrenelisgärtli


Publiziert von roger_h , 14. September 2021 um 09:24.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 4 September 2021
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:Plätz - Klönstalden - Chäseren - Wärben - Glärnischhütte - Glärnischfirn - Schwander Grat - Vrenelisgärtli - Retour

Es ist eine schöne und mittlerweile langjährige Tradition unserer Fasnachtsband espresso (30jähriges Jubiläum 2022), jedes Jahr eine zweitägige Berg- oder Hochtour zusammen zu unternehmen. Für die berggängigen Bandmitglieder ist das vor allem 2021 eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal zu sehen. In den letzten anderthalb Jahren waren die Treffen Mangelware und die Fasnacht 2021 konnte ja aus den bekannten Gründen auch nicht stattfinden.
Im Vorfeld der Bergtour findet jeweils eine gemeinsame Evaluation des Tourenziels statt und in diesem Jahr wurde das Vrenelisgärtli ausgesucht, eine äusserst beliebte und vielbegangene Tour, aber für unsere Truppe genau richtig betreffend Anspruch.

Wir haben den Fussmarsch zur Hütte in Hinter Klöntal Plätz gestartet, man könnte sich auch von einem Taxi bis Chäseren fahren lassen. Der Hüttenaufstieg ist, wenn man einmal den Klönstaldenstutz hinter sich gelassen hat, landschaftlich sehr schön und das Wetter war prächtig. Wir übernachteten auf der schönen Glärnischhütte, dass wir überhaupt einigermassen kurzfristig auf dieser beliebten Hütte an einem Freitag 5 Plätze ergattern konnten, hat uns aufgrund der Erfahrungen im Sommer 2021 eher erstaunt.

Am Morgen liessen wir die ersten Gruppen früh in die spätsommerliche Morgendunkelheit starten und liessen uns mit dem Aufstehen und dem Morgenessen Zeit. Die Tour zum Vrenelisgärtli schien uns auch mit einem späteren Start gut machbar, so dass wir trotzdem zu einer einigermasssen normalen Zeit wieder zurück bei der Hütte sein sollten. Die Stirnlampe konnte deshalb schon mal in der Hütte bleiben.

Der Weg bis zum Glärnischfirn ist sehr gut ausgebaut und mit roter Farbe markiert und je näher zum Glärnischfirn teilweise mit sehr grossen Steinmännern markiert. Man betritt und ersteigt den Glärnischfirn eher auf seiner nördlichen, in Aufstiegsrichtung linken Seite. Es gibt ein paar Spalten, der untere Teil des Firns war jedoch aper und man konnte die grössten Löcher gut umgehen. Kurz bevor man den Schwander Grat erreicht, ist noch ein Felsriegel zu überqueren. Diese Passage ist je nach Schneemenge mehr oder weniger lang, jedoch nicht steil und war bei uns problemlos zu übersteigen.

Bald einmal erreicht man den Schwander Grat an der höchsten Stelle des Glärnischfirns und die Stelle, wo man über Ketten zwischen 30 und 40m absteigen muss (in der Nähe von Punkt 2859). Bei den Ketten haben sich zwei Gruppenmitglieder entschieden, heute auf den Gipfel zu verzichten.

Nach dem Kettenabstieg ist es ein kurzer Gang über den Grat und danach eine schöne, aber fast zu kurze Kraxelei auf den Gipfel. Vom Gipfel geht es teilweise sehr steil ins Tal und die Ausblicke sind deshalb phantastisch.

Nach einem kurzen Gipfelaufenthalt haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht und sind der Aufstiegsroute gefolgt. Nach einem Umtrunk in der Hütte und einer kurzen aber bestimmten Aufklärung durch Einheimische, dass die "Schisshasen", die an den Ketten sicherten den ganzen Betrieb aufhielten (Räuspern, verschämte Blicke...), erfolgte der Abstieg zurück nach Plätz. Alles in allem sind vom Gipfel des Vrenelisgärtli bis Plätz immerhin 2000hm abzusteigen, für unsere nicht mehr blutjungen Beinmuskeln und Gelenke eine kleine Challenge.

Das Vrenelisgärtli ist eine einfache und gutmütige Tour. Man startet auf einer schönen Hütte, der Weg ist gut ersichtlich bzw. gut markiert und der Gletscher macht einen eher harmlosen Eindruck (es bleibt jedoch ein Gletscher und auch ein paar Spalten hat es).
Man könnte an das Vrenelisgärtli eigentlich gut noch den Ruchen anhängen, dann wird das für gemütlichere Berggänger aber ein gut ausgefüllter Tag.

Eine Bemerkung zu den Sicherungsarten am Kettenabstieg. Die Passage an den Ketten ist ähnlich eingerichtet wie ein Klettersteig, zwischen 30 und 40m hoch und steil. Viele Berggänger steigen dort ohne zusätzliche Sicherung ab. Es hat gute Griffe und Tritte und mit Hilfe der Ketten lässt sich die Stelle gut passieren.
Ein paar Gruppen - unter anderem diejenigen mit Bergführer oder auch unsere - haben von oben mit dem Seil gesichert. Leute mit richtigen Klettersteigsets habe ich an diesem Tag keine gesehen.
Ein paar wenige hängen eine Bandschlinge als Selbstsicherung mit Schraubkarabiner über die Kette und absolvieren den Abstieg wie einen Klettersteig an dieser Bandschlinge. Das Gefühl, auf diese Art gut gegen einen Absturz gesichert zu sein, ist sehr trügerisch. Wieso ein Sturz in eine Bandschlinge in einen Fixpunkt auch aus kleinen Höhen eine ganz schlechte Idee ist, sollte sich in Bersportkreisen mittlerweile herumgesprochen haben, sonst wird das hier gut erklärt: Sturz in die Selbstsicherung
Teaser: Entweder die Bandschlinge, der Anseilring oder der Körper des Bergsteigers hält der Belastung nicht stand.

© Fotos von den verschiedenen Tourteilnehmern

Tourengänger: roger_h


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Kommentare (10)


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MunggaLoch hat gesagt: einfach...
Gesendet am 14. September 2021 um 10:14
Von wegen "einfach", ich bin schon 2x "gescheitert"... kommt halt immer auch auf weitere Faktoren drauf an.

Und wegen den kritischen Stimmen von wegen "Stau bei den Ketten": Wären die früher los, hätten sie nicht hinten warten müssen ;-)

Gruass,
Martin

roger_h hat gesagt: RE:einfach...
Gesendet am 14. September 2021 um 10:31
Klar, einfach bei guten Bedingungen resp. Verhältnissen. Dir altem Berghasen muss ich das aber nicht extra dazuschreiben. Am 4. September 2021 hättest du die Tour auf einem Bein hüpfend geschafft :-)
Gruss Roger

MunggaLoch hat gesagt: RE:einfach...
Gesendet am 14. September 2021 um 11:29
Ich hätte wohl beide Beine gebraucht, weil ich pressieren hätte müssen. Hätte um 16 Uhr zu Hause sein müssen für einen Geburtstag ;-)

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 14. September 2021 um 10:43
Die Tour klingt ziemlich gut! DAS wäre auch was für 2022, so als "Starter", um zu schauen was überhaupt wieder möglich ist. Aber nur, wenn ich nicht auf einen Bein hüpfen muss!
Es grüßt der Flachhausener Freund
WoPo

roger_h hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. September 2021 um 10:49
Das ist - wenn man auf das Taxi verzichtet - definitiv ein Formtest und Hände und Arme werden auch gebraucht. Also ein idealer Einstieg 2022, ich wäre auch für eine Wiederholung zu haben.
Gruss
Roger

MunggaLoch hat gesagt: ich auch...
Gesendet am 14. September 2021 um 11:30
Ich käme auch mit (würde aber das Taxi oder das Bike nehmen) ;-)

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 14. September 2021 um 12:21
DAS wäre dann schon fast ein Mini Hikr Treffen. Bin gespannt, ob wir dies tatsächlich realisieren. Wäre jedenfalls dabei.

roger_h hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. September 2021 um 10:59
Ab wann ist es eigentlih ein hikr-Treffen? Wenn wir zu zweit auf Tour gehen, treffen sich ja auch zwei hikr :-))

El Chasqui hat gesagt: nicht ganz einverstanden
Gesendet am 20. September 2021 um 20:14
Grundsätzlich: Auf einem Klettersteig darf man nicht stürzen, egal, ob mit Klettersteigset oder mit Bandschlinge (das wird auch gut im Video dokumentiert). Und wenn doch, hat man mit einem Klettersteigset zweifelsohne die besseren Chancen auf geringere Verletzungen. Die Abstiegsstelle beim Schwander Grat ist aber kein Klettersteig, insbesondere besteht er aus Ketten und nicht aus einem Drahtseil (somit mehr Reibung)..
Ich war nun schon 10 Mal auf dem Vrenelisgärtli und habe somit an dieser Stelle schon einiges miterlebt. Wenn sich alle von oben herab sichern, geht das eine Ewigkeit. Ich habe dort schon Stunden mit Warten verbracht. Die effizienteste und sicher nicht die unsicherste Methode ist das gleichzeitige Absteigen mit Selbstsicherung. D.h., Seilverkürzung und der Seilführer am Schluss. So sind alle zweifach an der Kette gesichert (mit Hand und Selbstsicherung), andererseits durch den Seilführer, der partiell immer wieder einfach zwischensichert. Zudem kann er Anweisungen geben, wo der unsichere TN wie absteigen kann (das kann er von oben her nicht sehen). So lässt sich diese Stelle effizient und sicher ab- und nachher auch wieder aufsteigen ohne dass gefährliche Überholmanöver nötig sind.
Das ist meine persönliche Meinung, weitere Meinungen würden mich interessieren. Für ein reiner Klettersteig ist eine reine Bandschlinge mit Karabiner ein No-Go.

roger_h hat gesagt: RE:nicht ganz einverstanden
Gesendet am 21. September 2021 um 07:52
Hoi El Chasqui, danke für deinen Einwand. Ich bin mit vielem einverstanden, bei einigen Sachen jedoch anderer Meinung. Vielleicht habe ich es aber auch zu verkürzt dargestellt oder wurde nicht richtig verstanden.
Zuallererst, bei uns waren zwei Gruppen mit je drei Personen an diesem Abstieg, von Stau oder Stress kann keine Rede sein, es musste niemand warten. Zudem waren wir an der Stelle sehr fix, auch mit Sicherung, das ging ruck-zuck. Ich kann mir aber vorstellen, wie es am Schwandergrat auch aussehen kann und dass es zu Wartezeiten kommen kann, wie ich dann entschieden hätte, kann ich nicht sagen.
Nun zur Selbstsicherung. Das was ich angesprochen habe ist, dass man eine Bandschlinge mit Ankerstich im Anseilring des Klettergurts befestigt, an der Bandschlinge einen Schraubkarabiner einhängt und diesen Schraubkarabiner ÜBER die Kette hängt (nicht IN ein Kettenglied) und beim Abstieg mitlaufen lässt, also wie wenn die Kette ein Drahtseil eines Klettersteigs wäre. Weiter war das bei den angesprochenen Personen die einzige Sicherung beim Abklettern, kein Seil beteiligt in der ganzen Sache.
Die angesprochene Stelle ist ja teilweise fast senkrecht. Ein Eisenstift oben, 5 Meter weiter unten ein weiterer Eisenstift und dazwischen eine Kette. Bei einem Sturz dort würde also das genau gleiche passieren, wie bei einem Klettersteig. Man fällt, bis der Schraubkarabiner am nächsten Fixpunkt bockiert und die Bandschlinge gespannt ist, schon spätestens ab einem Meter Sturzhöhe eine ganz üble Sache, wo es sehr wahrscheinlich ist, dass dieses System versagt, weil die Bandschlinge nicht dynamisch ist und die Energie nicht aufnehmen kann. Ich sehe auch nicht, wo in diesem System die von dir angesprochene Reibung entstehen sollte, nur weil anstatt einem Drahtseil eines Klettersteigs eine Kette installiert ist.
Ich wollte nur darauf hinaus, dass die selbstsuggerierte Sicherheit durch dieses System trügerisch ist, völlig abgesehen davon, dass stürzen an solchen Stellen tabu ist und mindestens mit einigen Schmerzen verbunden.


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