Der wilde Weg aufs Schilthorn 2969m
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Das Schilthorn vermag als Gipfelziel wenig zu begeistern. Einmal wollte ich den kahlen Touristenberg dennoch gesehen haben. Ganz abgesehen davon ist bei Grattouren sowie der Weg das Ziel - und Grate gab es heute im Überfluss. Der erste Teil, die Überschreitung einer ganzer Reihe von Gipfeln zwischen Marchegg und Bietenlücke, hat es immerhin in den SAC-Auswahlführer "Berner Oberland" geschafft. Erhält der einsame Grat vielleicht damit die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt? Die logische Fortsetzung über den Schwarzgrat wird noch seltener begangen. Zu unrecht, trotz des brüchigen Gesteins ist das eine lohnende Gratwanderung mit nur einer kurzen Schlüsselstelle. Egal wie exotisch das Tourenziel, einer war bestimmt schon oben: Urgestein
ma90in94, auch wenn er seinen Tourenbericht nur auf dem Konkurrenzportal veröffentlicht hat (klick).
Die 8 Uhr Bahn bringt mich von Lauterbrunnen zur Grütschalp (1486m) hoch. Dieser kleine Luxus kostet nicht viel, ganz im Gegensatz zum Parkhaus bei der Talstation. Aber von diesem Schock weiss ich in diesem Moment noch nichts. Der Einstieg zur Marchegg lässt sich auf verschiedene Arten erreichen. Ich wähle die Variante über den Wanderweg durch den Marcheggwald. Den anschliessenden Direktaufstieg über den Kamm zur ehemaligen Kote P. 1854 kann ich nur bedingt empfehlen. Der alte Weg wird nicht mehr begangen und ist völlig zugewachsen. Oben kreuze ich den Wanderweg. Direkt hinter dem Wegweiser setzt der Gratweg über die Marchegg ein: unten steil und verwachsen, aber bald lichtet sich das Gestrüpp und genussvoll steige ich den Kamm empor. Vorbei an der alten Werkseilbahn, das Ensemble mit den Windfängern wirkt wie Kunst am Berg, stehe ich bald vor dem Nordaufschwung zum Soushorn (2327m). Verschiedene Varianten führen über Steilgras zum Gipfel hoch, vorbei an einzelnen Edelweissen.
Der Übergang zur markanten Nordkante vom Ougstmatthorn (2462m) dauert wenige Minuten. Und hier soll es hochgehen? Tatsächlich findet sich wenig links der Kante ein Gras-Fels-Kamin, der sich anregend durchsteigen lässt (T6/II). Vorsicht, das Gestein ist nicht über alle Zweifel erhaben. Gemäss Führer kann er über Steilgras umgangen werden, schade drum wär's gewesen. Das nächste Hindernis folgt sogleich, die massige Felsbastion rund um den Wyssbirg. Und hier fehlt ein eleganter Durchstieg wie zuvor. Zugegeben, ein Versuch durch einen markanten Riss auf der Ostseite hätte mich durchaus gereizt - aber die Fortsetzung über steile Felswände wäre mit meinen bescheidenen Kletterkünsten einem Himmelfahrtskommando gleichgekommen. Das ist scheinbar dicker Tobak dort oben. So halte ich mich an die übliche Umgehung der Felswand entlang, das zieht sich. Eine gegen 30m breite Rinne, bestehend aus Steilgras links und felsigem (trockenen) Bachbett rechts, erlaubt die bequeme Rückkehr zur Grathöhe (T4) und damit zum Gipfel vom Wyssbirg (2617m). Der Weiterweg zum benachbarten Bietenhorn (2756m) über den Grat ist von hier offensichtlich und erfordert maximal leichte Kraxelei.
Nun beginnt der spannende, weil unbekannte Teil der Tour. Auf
ma90in94s Bericht war ich erst im Nachhinein gestossen. Immerhin äusserst sich der Clubführer von 1997 recht ausführlich zum Schwarzgrat, der im Schwarzbirg kulminiert. Für dessen NE-Grat findet er gar recht positive Worte und nennt zwei Schlüsselstellen. Nun ja, die "ca. 15 m Abstieg an unzuverlässigen Griffen in eine Lücke" entpuppen sich vor Ort als gutmütige, etwas brüchige Kraxelei (T5). Die wenig später folgende Scharte verdient schon eher das Prädikat Schlüsselstelle. Der Abstieg wäre kurz, aber eine satte III. Wenig sinnvoll dagegen die Führerempfehlung eines Abseilmanövers, wenn es doch eine so effiziente Umgehung gibt. Ohnehin wüsste ich nicht, wo in diesem Gelände eine Schlinge bzw. Seil zu befestigen wäre. Item. Also stattdessen wenige Meter zurück und ca. 10m Abstieg durch ein Couloir in die NW-Flanke. Bei erster Gelegenheit Querung Richtung Scharte entlang von - welch Überraschung - mehreren dünnen Armierungseisen und einem Bohrhaken (T6, sehr ausgesetzt). Die ausgesetzte Querung lässt sich vermeiden, wenn man das Couloir weitere 10m absteigt, um durch ein zweites Couloir zurück in die Scharte zu gelangen. Anschliessend ohne jegliche Schwierigkeiten über den jetzt breiten Grat (100% Gehgelände) zum Schwarzbirg (2791m) hoch.
Für den WSW-Grat, mein anschliessender Abstieg, findet der Führer wenig schmeichelhafte Worte. Kein Wunder, der zerrissene und brüchige Grat entspricht nicht dem Geschmack des Durchschnittsalpinisten. Ich hingegen bin im Element und vor Ort entpuppen sich die Schwierigkeiten als moderat (T5 bis max. T6-) und jederzeit umgehbar. Übrigens, vom Schwarzbirg liesse sich über die breite SE-Flanke harmlos in die Seewlifura absteigen. Statt gelegentlich nach Süden zum Wanderweg abzusteigen, behalte ich die Richtung bei, denn ich möchte das Schilthorn durch die abweisende NE-Flanke gewinnen. Das geht erstaunlich einfach, die Hände braucht es nirgends (T3). Ob man sich den Schutthang antun möchte, muss jeder selber wissen. Persönlich stören mich vielmehr die Abfallberge, die hier rumliegen: Hunderte(!) von Glasscherben, rostige Drahtseile und sonstige Metallteile, Bauschutt etc. (Derart genervt habe ich mich gleichentags an die Schilthornbahn gewandt, welche ebenso prompt reagiert hat.)
Auf dem Schilthorn (2969m) selbst verweile ich nur kurz. Der verbaute Gipfel ist hässlich wie die Nacht. Statt der direkten Talfahrt wähle ich den Fussabstieg bis mindestens zur ersten Zwischenstation. Auf dem guten Wanderweg und im Laufschritt geht das ganz zügig. Bei Ankunft auf Birg (2684m) sind die Batterien nach dem zügigen Tempo heute aber leer und ich schenke mir die weitläufige, öde Fortsetzung nach Mürren.
Zeiten (kum)
1:25 Soushorn
2:15 Wyssbirg
2:35 Bietenhorn
3:25 Schwarzbirg / Schwarzgrat
4:15 Schilthorn
4:45 Birg

Die 8 Uhr Bahn bringt mich von Lauterbrunnen zur Grütschalp (1486m) hoch. Dieser kleine Luxus kostet nicht viel, ganz im Gegensatz zum Parkhaus bei der Talstation. Aber von diesem Schock weiss ich in diesem Moment noch nichts. Der Einstieg zur Marchegg lässt sich auf verschiedene Arten erreichen. Ich wähle die Variante über den Wanderweg durch den Marcheggwald. Den anschliessenden Direktaufstieg über den Kamm zur ehemaligen Kote P. 1854 kann ich nur bedingt empfehlen. Der alte Weg wird nicht mehr begangen und ist völlig zugewachsen. Oben kreuze ich den Wanderweg. Direkt hinter dem Wegweiser setzt der Gratweg über die Marchegg ein: unten steil und verwachsen, aber bald lichtet sich das Gestrüpp und genussvoll steige ich den Kamm empor. Vorbei an der alten Werkseilbahn, das Ensemble mit den Windfängern wirkt wie Kunst am Berg, stehe ich bald vor dem Nordaufschwung zum Soushorn (2327m). Verschiedene Varianten führen über Steilgras zum Gipfel hoch, vorbei an einzelnen Edelweissen.
Der Übergang zur markanten Nordkante vom Ougstmatthorn (2462m) dauert wenige Minuten. Und hier soll es hochgehen? Tatsächlich findet sich wenig links der Kante ein Gras-Fels-Kamin, der sich anregend durchsteigen lässt (T6/II). Vorsicht, das Gestein ist nicht über alle Zweifel erhaben. Gemäss Führer kann er über Steilgras umgangen werden, schade drum wär's gewesen. Das nächste Hindernis folgt sogleich, die massige Felsbastion rund um den Wyssbirg. Und hier fehlt ein eleganter Durchstieg wie zuvor. Zugegeben, ein Versuch durch einen markanten Riss auf der Ostseite hätte mich durchaus gereizt - aber die Fortsetzung über steile Felswände wäre mit meinen bescheidenen Kletterkünsten einem Himmelfahrtskommando gleichgekommen. Das ist scheinbar dicker Tobak dort oben. So halte ich mich an die übliche Umgehung der Felswand entlang, das zieht sich. Eine gegen 30m breite Rinne, bestehend aus Steilgras links und felsigem (trockenen) Bachbett rechts, erlaubt die bequeme Rückkehr zur Grathöhe (T4) und damit zum Gipfel vom Wyssbirg (2617m). Der Weiterweg zum benachbarten Bietenhorn (2756m) über den Grat ist von hier offensichtlich und erfordert maximal leichte Kraxelei.
Nun beginnt der spannende, weil unbekannte Teil der Tour. Auf

Für den WSW-Grat, mein anschliessender Abstieg, findet der Führer wenig schmeichelhafte Worte. Kein Wunder, der zerrissene und brüchige Grat entspricht nicht dem Geschmack des Durchschnittsalpinisten. Ich hingegen bin im Element und vor Ort entpuppen sich die Schwierigkeiten als moderat (T5 bis max. T6-) und jederzeit umgehbar. Übrigens, vom Schwarzbirg liesse sich über die breite SE-Flanke harmlos in die Seewlifura absteigen. Statt gelegentlich nach Süden zum Wanderweg abzusteigen, behalte ich die Richtung bei, denn ich möchte das Schilthorn durch die abweisende NE-Flanke gewinnen. Das geht erstaunlich einfach, die Hände braucht es nirgends (T3). Ob man sich den Schutthang antun möchte, muss jeder selber wissen. Persönlich stören mich vielmehr die Abfallberge, die hier rumliegen: Hunderte(!) von Glasscherben, rostige Drahtseile und sonstige Metallteile, Bauschutt etc. (Derart genervt habe ich mich gleichentags an die Schilthornbahn gewandt, welche ebenso prompt reagiert hat.)
Auf dem Schilthorn (2969m) selbst verweile ich nur kurz. Der verbaute Gipfel ist hässlich wie die Nacht. Statt der direkten Talfahrt wähle ich den Fussabstieg bis mindestens zur ersten Zwischenstation. Auf dem guten Wanderweg und im Laufschritt geht das ganz zügig. Bei Ankunft auf Birg (2684m) sind die Batterien nach dem zügigen Tempo heute aber leer und ich schenke mir die weitläufige, öde Fortsetzung nach Mürren.
Zeiten (kum)
1:25 Soushorn
2:15 Wyssbirg
2:35 Bietenhorn
3:25 Schwarzbirg / Schwarzgrat
4:15 Schilthorn
4:45 Birg
Tourengänger:
Bergamotte

Communities: T6
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