Bristen - Grat viermal!


Publiziert von 3614adrian , 7. September 2021 um 17:34.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 5 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 3100 m
Strecke:20km

Nachdem ich den Bristen nun zweimal (click, clack) mit Skiern und einmal im Sommer gemacht habe, sollte es nun relativ spontan zu einer erneuten Bristentour kommen. Ein aktueller Toureneintrag auf skitouren.ch ruft mir die Route über den Südgrat in Erinnerung, welche ich vor Jahren schon studiert habe. Nachdem hier auf hikr wilde Geschichten über das Chlüserwändli zu lesen sind, scheint das Chlüserwändli - die Schlüsselstelle dieser Route - nun wenigstens mit Bohrhaken gut markiert zu sein. Schnell kommt die Idee auf alle 4 Grate in eine Tour zu packen und recht schnell ist auch die einzig (?) logische Linie gefunden. Den Nordostgrat kenne ich ja bereits und der NW-Grat soll bekanntlich auch gut begehbar sein. Bleibt da noch der Westgrat über den man vorallem schlechtes über den unteren botanischen Teil liest. Da ich aber plane in Felliberg zu starten, möchte ich nicht über Bockeggen nach Meitschlingen, sondern südwestlich nach Chlüsergaden absteigen. Gemäss SAC-Führer soll dieser Grat auch 'einfach' begehbar sein...

Start um 04.53 in Felliberg (hierher vom Parkplatz an der alten Gotthardstrasse per Ebike). Mit Stirnlampe gelange ich zügig in 25min zur Treschhütte. Kurz die Karte studiert. Also links über die Brücke, etwas gerade aus, dann links hoch. Ich bin nicht überrascht, dass der Weg nicht ausgeprägt ist, doch irgendwann verliert er sich ganz und es wird immer buschiger. Der längst fällige Blick aufs Handy bewahrheitet meine Befürchtungen - ich bin vom Weg abgekommen und viel zu weit südlich gelandet. Statt einfach wieder runterzusteigen, verleiten Wegspuren den Hang durch Gebüsch und Wälder zu queren. Obendrein schlage ich mir an einem unter Farn versteckten Baumstamm noch übel das linke Schienbein an. Wenn jemand im Fellital schon wach war, hat er mein Fluchen sicher gehört. Nach diesem denkwürdigen Verhauer geht's endlich flott dem auch hier im unteren Teil buschigen Wanderweg entlang zur Pörtlilücke. Einen weiteren Solist hole ich dort ein. Er plant auch den Südgrat und möchte  mit dem Gleitschirm von unterhalb des NE-Grates nach Amsteg fliegen.

Südgrat ZS, III (Aufstieg)
Kurz nach der Lücke geht die Sonne auf und in schönem Gelände mit Blockfelsen geht es nordwärts Richtung Zwächten. Bereits vor dem Zwächten einige Kraxeleien, teils exponiert. Der Zwächten wird rechts umgangen und nach einer kurzen Graterhebung welche überklettert wird, gelange ich in die Chlüserlücke. Es folgt das Chlüserwändli. Die  neuen Markierungen sind gut sichtbar. Die Kletterei doch nicht ganz trivial und die Ausgesetztheit ist beträchtlich. Doch etwas erleichtert, diese Stelle gut überstanden zu haben, blicke ich auf den weiteren Gratverlauf, der lang aber gut machbar ausschaut. Solches Gelände habe ich gerne. Kurz vor dem Gipfel rechtshaltend kurz abklettern und von der letzten Scharte linkshaltend zum Gipfel hoch.
 
NE-Grat T5 (Abstieg)
Auf bekannter Route bis Laucherengrat. Im Bereich Rot Bristen befinden sich mehrere Geissen, welche am liebsten die verschwitzten Bergsteiger ablecken möchten. Weiter unten treffe ich einen Bergsteiger, welcher unglücklich von einem Stein, ausgelöst  durch die unachtsamen Ziegen, am Kopf getroffen wurde. Zum Glück scheint's nicht allzu schlimm zu sein. Sie werden heute trotzdem noch den Gipfel erreichen. Dort wo der Weg nach links abzweigt, folge ich dem Lauchergrat Richtung Chli Bristen. Ein recht hübscher, teils etwas ausgesetzter Grat mit Kraxelstellen. Kurz vor dem Laucherlückli fällt die zweitletzte Erhebung steil ab, so dass ich hier ostseitig eine Umgehung suchen muss. Kurzer Abstecher zum grossen Kreuz beim Chli Bristen und dann zur Bristenseehütte mit Brunnen (offziell kein Trinkwasser).

NW-Grat T5 (Aufstieg)
Von der Bristenseehütte folge ich einer schwach ausgeprägten Spur Richtung NW-Grat. Der unterste Teil sieht stark überwachsen aus, so dass ich vorher entlang einer moosigen Rampe und einer steilen Grasplangge Richtung Gemsplanggenstöckli steige. Hierher wäre auch einfacher direkt über die östlichen Geröllfelder möglich. Der weitere Gratverlauf ist logisch, teils mit einfachen Kletterstellen aber nirgens schwierig. Vom Vereinigungspunkt der beiden Grate, wo nun die Geissen stationiet sind, rüber zum Hauptgipfel.
Diesmal mit längerer Pause und Austausch mit diversen Bergsteigern. Auch der am Kopf getroffene Bergsteiger ist gut angekommen und ich habe ihn mit Kopftuch kaum erkannt. Zwei sind gerade über den Westgrat aufgestiegen, eine Zweierseilschaft kommt vom Südgrat an. Beim Gipfelkreuz sitzt ein Gleitschirmpilot mit ausgebreitetem Schirm und wartet auf mehr Wind. Ein einheimischer Bergführer meint, es sei schon etwas schade, dass ich den ersten Teil mit dem Ebike gemacht hätte... Einwände gegen meinen geplanten Abstieg kommen keine auf, über den unteren Teil kann mir aber niemand gut Auskunft geben.

Westgrat WS/T6 (Abstieg)
Direkt vom Gipfelkreuz westwärts über den Grat. Einige Zacken leicht links haltend umgehen. Ein grosser Gendarm wird offensichtlich rechts umgangen. Danach hübsches Kraxeln über den Blockgrat in recht festem Gestein. Bereits ab ca. 2600 verliert sich der Grat etwas und direkt dem Grätchen zu verfolgen scheint fast nicht mehr möglich. Hier kann einfach rechts umgangen werden. Später folge ich wieder dem Grat westlich des Sätzentals bis P. 2262. Hier scheint die Fortsetzung entlang des Grates schwierig zu werden. Links ins Sätzental abzusteigen über plattige Felsen scheint auch nicht ideal und auch dünkt mich das Sätzental mit abgeschliffenen Platten und einem Bächlein unangenehm. So steige ich rechts über steile, feuchte Grasplanggen ab. Das Gelände ist hier ziemlich steil und erfordert Vorsicht. Auf 2100 kann ich einem ausgeprägtem Wildwechsel/Schafweg nach links folgen und erreiche erleichtert die Schulter auf ca. 2050 mit Steinmann. Hier folge ich dem schwach ausgeprägten Weglein runter bis P. 1872. Ab hier wird der Pfad etwas deutlicher, welcher nach Chlüsergaden führt (ohne Weg wäre das unangenehm botanisches Gelände). Vom Chlüsergaden dem Weglein folgend um die Schlucht und später entlang neueren Fixseilen über plattige Felsen runter. Nun nur noch das die Wegspur nach links über den Bach nicht verpassen und dann auch auf knapper Wegspur runter zur Brücke. Ab hier in wenigen Minuten nach Felliberg zum Ebike.


Zeiten:
04.53 Start in Felliberg.
07.52 Chlüserlücke
08.57 Bristen
10.11 Chli Bristen
12.00 Bristen
14.02 Chlüsergaden
14.38 Felliberg.

Fazit
Zugegeben eine etwas ausgefallene Idee, doch die komplette Überschreitung der vier Hauptgrate hat mich gereizt. Trotz den markierten Bohrhaken in der Schlüsselstelle (Chlüserwändli) am Südgrat, bleibt diese Route anspruchsvoll und verdient ein ZS. Durchaus aber eine lohnende Route.
Dort wo der Normalweg am NE-Grat links abzweigt, beginnt der Laucherengrat, der ja eigentlich auch zum NE-Grat gehört. Dieser ist hübsch, ganz am Schluss aber nicht vollständig begehbar. Ohne diesen Abstecher könnte man viel höher zum NW-Grat queren und beim Gemsplanggenstöckli einsteigen. Der untere Teil des NE-Grates ist nicht so lohnend.
Der Abstieg über den Westgrat, den letzten verbleibenden der vier Grate, fand ich oben sehr schön und auch im Abstieg gut machbar. Ab ca. 2600 wird es unübersichtlicher und ab P. 2262 ist es leider unangenehmes Gelände, das ich jetzt nicht unbedingt weiter empfehlen kann. Vielleicht gibt's besser Routen, diese zu finden ist wohl nicht einfach. Ein Abstieg über Bockeggen und runter bis Meitschlingen wäre vielleicht besser, das Gelände oberhalb Bristenberg soll aber unangenehm botanisch sein.


Tourengänger: 3614adrian


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Kommentare (3)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2021 um 21:44
Nochmals herzliche Gratulation zu dieser gewaltigen Leistung und Tour! Toll auch Deine Bilder - vor allem das Ziegenbild finde ich sackstark :-)

3614adrian hat gesagt: Hinweis!
Gesendet am 7. September 2021 um 23:15
Achtung! Wanderweg zur Pörtlilücke offiziell gesperrt wegen Steinschlag. Siehe Map.geo.admin.ch
Was ich erst vor Ort realisierte.

Delta Pro hat gesagt:
Gesendet am 8. September 2021 um 05:43
Was für eine Idee und was für eine Umsetzung! Wow!
So was geht nur bei 3614adrian!


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