Überschreitung Bristen via Etzlital
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Mein erster Besuch auf dem Bristenstock ist nun schon eine Weile her - der Verlockung einer Überschreitung konnte ich dann auch lange standhalten. Nun wartete aber noch einmal ein sommerlicher Tag auf, der sich für dieses Unterfangen gerdazu aufdrängte.
In den ausführlichen Berichten von Alpine_Rise von 2015 sowie Patricia von 2017 sind hikr- Überschreitung sehr gut dokumentiert. Vor fast genau drei Jahren folgt dann die verrückte Begehung von 3614adrian über vier (!) Routen, wobei die Bohrhaken und Markierungen das Chlüserwändli etwas entschärft haben sollen. Gemeinsam haben diese Touren die Zustiege via Treschhütte bzw. Fellital zur Pörtlilücke. Da ich noch nie im Etzlital war, zog ich es vor, den Zustieg östlich des eigentlichen Gipfelziels anzugehen. Hierdurch kann die Tour als Nebeneffekt auch in der Gesamtlänge geringfügig verkürzt werden.
Kurz nach Dämmerung in Bristen radle ich gemütlich mit dem e-Bike auf der Alpstrasse zum Vorder Etzliboden, wo ich den e-Esel stehen lasse. Ich frühstücke hier noch etwas und kann nun bereits bei gutem Tageslicht unspektakulär Richtung Etzlihütte aufsteigen. Ab der Hütte geht es durchs Hinteretzlital und in landschaftlich sehr lohnenswerter Gegend rauf zur Pörtlilücke.
Hier folgt der lange Gang nach Norden, der vorerst in unschwierigem, aber teilweise unübersichtlichem Gelände rauf zum namenlosen Gipfel vor dem Zwächten führt. Einige Steinmänner helfen bei der Orientierung. Nun über eine sehr exponierte und brüchig-brösmelige Passage zu den abschüssigen Grasflanken, welche in die schuttige Ostflanke des Zwächten führen (und von wo auch der Verbindungsgrad vom Steinstock hinführt). Der Zwächten kann dann ostseitig über Bänder umgangen werden, und zuletzt, wieder die Gratscheide anvisierend, exponiert in die Chlüserlücke abgestiegen werden.
Hier folgt das Chlüserwändli, welches im dritten Grad entlang einiger rot markierter Bohrhaken zu erklettern ist. Vorerst etwas zögernd überlege ich, diese Partie gesichert zu gehen, da Berichte über die morsche Felsqualität durch das Netz geistern. Doch das teils schuppige und verflechtete Gestein hier ist eigentlich genau mein Ding. So kann ich Seil und Material im viel zu schweren Rucksack lassen und in totaler Einsamkeit genüsslich hochkraxeln. Für meinen Geschmack ist dieses Wändli sehr lohnend zu klettern! Folgt man konsequent den Bohrhaken, bleibt das Gestein eigentlich verhältnismässig solide.
Nach dem Wändli folgt eine fast einen Kilometer lange Gratbegehung, die von mehreren Gesteinswechseln geprägt ist. Stellenweise kommt auch dieser Abschnitt ziemlich lose und brüchig daher, allerdings nimmt die Ausgesetztheit nun kontinuierlich ab. Wo möglich, kann auch in die Flanken ausgewichen werden, bevor kurz vor dem Hauptgipfel nochmals kurz abgeklettert und über rostige, lose Gneis-Platten aufgestiegen wird. Nach einer längeren Gipfel-Pause bei angenehmen Temperaturen steige ich über den einfacheren Nordostgrat (T5, II) ab, wobei ich mir einen Besuch am malerischen Bristenseeli nicht nehmen lasse. Über das Laucherlückli geht es dann effizient hinunter und bald durch den angenehm schattigen Wald zurück zum Bike beim Vorder Etzliboden. Zum Dessert gibt es die rassige Abfahrt, und so treffe ich kurz später wieder in Bristen ein.
Fazit: Eine wirklich beeindruckende und teils anspruchsvolle Tour in weitestgehend einsamer Umgebung – zwischen Hinteretzlital und dem Wochenendrummel am Gipfel bin ich keiner Menschenseele begegnet. Die Länge des Südgrates ist beträchtlich, so verbringe ich fast die Hälfte der Zeit zwischen Pörtlilücke und dem Bristenstock, knapp 3 Stunden. Persönlich fand ich den oberen Abschnitt zwischen Pörtlilücke und Chlüserlücke am unangenehmsten, da sehr ausgesetzt und brüchig. Hier kam ich nur bedächtig und mit entsprechender Vorsicht voran. Der Blick in das östliche Couloir, das gemäss Tourenportal alternativ als Zugang zur Chlüserlücke genutzt werden kann, sah jedoch nicht gerade einladend aus (allenfalls im Frühsommer eine geeignete Option). Ab dem Chlüserwändli nimmt die Exponiertheit tendenziell ab, während die Brüchigkeit zum Schluss wieder zunimmt. Die Kletterei übersteigt den dritten Grad nie (je nach Routenwahl im Chlüserwändli allenfalls IV-), oft bewegt man sich eher in T6/II-Gelände. Mit der Zufahrt zum Vorder Etzliboden per e-Bike können fast 400 hm gespart werden, was wohl nicht zwingend nötig wäre, aber eine ohnehin schon lange Tour etwas verkürzt.
Material: Ein 30-Meter-Seil reicht gut, sollte man sichern wollen. Wer komfortabel sichern möchte, braucht jedoch zusätzliche Sicherungen (ein paar Schlingen, Friends), da im Chlüserwändli die Hakenabstände beträchtlich sind.

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