Bristen

Als wuchtige, dreiseitige Pyramide erhebt sich der Bristen über dem Reusstal und ist daher markanter Blickfang bei der Fahrt in Richtung Gotthard. Die Besteigung des 3073 m hohen Gipfels ist im wahrsten Wortsinn ein Hochgenuss, wenngleich auch ein langes Unterfangen, will man den Berg als Tagestour in Angriff nehmen. Bereits gut behikrt beschränke ich mich auf einige persönliche Eindrücke.

Ausrüstung
Als Oldie verwende ich tatsächlich noch C-Schuhe und einen Helm. Ein Jungspund hat mich strammen Schrittes überholt und trug ausgelatschte Turnschuhe und einen Sport-BH mit zwei Trinkflaschen. Jeder wie er mag, wobei ich den Helm schon sinnvoll finde.

Verhältnisse und Schwierigkeit
Der Sommer 2022 dürfte als einer der heißesten und trockensten bislang in die Geschichte eingehen. Sofern man vom Steinschlag (vor allem bei höheren Gipfeln im Permafrost) absieht herrschen aktuell an den Felsbergen Bestbedingungen, so auch am Bristen.
T5 und II ist die gängige Bewertung, persönlich fand ich's leichter. Insbesondere die Crux am Turm vor dem Gipfel ist kaum der Rede wert. Ausgesetzt schon etwas, aber zu klettern eher eine I. Ansonsten kann man den Schwierigkeiten immer ausweichen, was aber den Spaß mindert und zudem gefährlich bröselig ist. Im Idealfall bleibt man am Grat (dann auch mehrfach II).

Genusstour oder Mammutmarsch?
Hier bietet der Bristen natürlich viel Spielraum. Puristen starten in Amsteg und gönnen sich die gesamte Vertikaldistanz an einem Tag, teils auch als Joggingtour (kann man da den Berg noch genießen?). Genießer werden dafür in der Bristenhütte nächtigen und zwei Tage am Berg verbringen.
Für mich gings am Parkplatz der Golzernbahn los. Mit Auf- und Abstieg via Chli Bristen kommen auch noch etwa 2400 Hm zusammen. Ich hatte diesen Startpunkt gewählt, weil man dort mit dem Camper gratis stehen kann (Parkplatz P1, etwas unterhalb der Bahn).
Um 4:30 Uhr ging's dann mit Stirnlampe los zur Golzernbahn und über einen steilen Waldpfad auf eine Alpstraße und zum Etzliboden. Dann in nicht endenden Serpentinen zum Laucherlückli, wo der Abstecher zum Gipfelkreuz auf dem Chli Bristen lohnt. Der Zwischenabstieg (knapp 90 Hm) in Richtung See belastet dann mal andere Muskelpartien, ehe der geröllige Abschnitt den zweiten Aufstiegsteil eröffnet. Der riesige Pfeil ist nicht zu übersehen, sodass man zielsicher auf dem Nordostgrat landet. Dann die 700 Hm auf dem Grat, irgendwas zwischen Hochgenuss und Schinderei, ehe ich auf dem Gipfel den dritten Eintrag im neuen Gipfelbuch vornehmen durfte. Die Sicht so, wie man es erwartet: Grandios. Da ich zum ersten Mal in dieser Gegend war gab's viel Neuland zu entdecken. Danke an den netten Eidgenossen, der mir all die Gipfel erklärt hat! Abstieg wie Aufstieg, Spaßfaktor mit der Zeit markant abnehmend, ehe nach knapp 12 Stunden der Autoschlüssel klickt.

Noch was Geologisches
Bekannt ist der Bristen für seine Kristalle, die auch überall im Tal und teils sogar an der Route für kleines Geld angeboten werden. Selbst habe ich auch ein Exemplar hoch oben am Grat gefunden. Da ich mich für Geologie interessiere habe ich etwas recherchiert und bin dabei auf eine interessante Info gestoßen: am Bristen gibt es (wie an mehreren anderen Stellen in den Alpen auch) natürliche Asbestvorkommen. Siehe dazu unten auch die Fotos. Weiß jemand näheres? Gibt's hier Geologen? Ich gehe nicht davon aus, dass das Kraxeln am Bristen deshalb gesundheitsgefährdend ist, aber etwas spookie ist es schon. Vielleicht kennt sich ja jemand aus?

Fazit
Fantastischer Tag an einem fantastischen Berg - und zwei Tage danach mit einem ebenso fantastischen Muskelkater.