Nesthorn 3820m
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Das Nesthorn ist ein relativ unbekannter Berg inmitten der großartigen Gletscherlandschaft der Berner Alpen. Würde das Nesthorn in Österreich stehen, so wäre es der höchste Berg des Landes und tausende Bergsteiger würden jedes Jahr seinen Gipfel erklimmen. Zwischen den weitaus bekannteren 4000ern der Schweiz fällt es dagegen aber gar nicht weiter auf. Da zudem alle Zustiege sehr lang sind, ist hier Einsamkeit fast garantiert.
1. Tag: Zustieg durchs Gredetschtal:
Raphael und ich trafen uns um etwa 15 Uhr am Parkplatz vor dem Wyssa-Stolleneingang. Mit dem schweren Gepäck für die Übernachtung (Zelt, Schlafsäcke, Kocher, Essen etc...) nahmen wir natürlich den einfachsten Zugang zum Gredetschtal, direkt durch den Tunnel. (Der Weg außenherum entlang der Wyssa ist sehr spektakulär und historisch interessant. Ich hatte drei Tage später noch die Gelegenheit mit meiner Frau Marie diesen Weg zu erkunden. Für schwindelfreie Wanderer sehr zu empfehlen!)
Wir wanderten dann das Gredetschtal hinauf, zuerst noch dem Fahrweg entlang über ausgedehnte Viehweiden, dann einer immer schwächer werdenden Wegspur folgend bis zum Talschluss. Bis dahin mussten wir bereits einige alte Lawinenkegel überqueren, der Altschnee hält sich in diesem steilen Tal bis in den Spätsommer! Anschließend muss ein ziemlich steiler Grashang an der linken Talseite weglos erstiegen werden, was mit dem schweren Gepäck sehr mühsam war.
Oben folgten wir dann einer schmalen Wegspur nach rechts bis sich diese auch wieder verläuft. Noch ein Stück weiter deponierten wir dann erstmal auf einem kleinen Plateau unser Gepäck und suchten nach einem geeigneten Zeltplatz. Auf ca. 2630m, auf Höhe der letzten zusammenhängenden Grasflecken wurden wir fündig. Unter einem großen Felsen ist ein guter Zeltplatz hergerichtet: Der Boden ist rudimentär begradigt, es gibt einen kleinen Steinwall und sogar eine schöne Kochnische neben dem Felsen.
Nach ein paar Aufräumarbeiten und Reparaturen am Steinwall begannen wir dann unser Zelt aufzustellen, was in dem relativ starken Wind eine unerwartet große Herausforderung darstellte. Als wir es schließlich geschafft hatten gab es noch die guten Asia-Tütennudeln zum Abendessen, danach ging es auch schon ins Bett, wir wollten schließlich früh raus.
2.Tag: Nesthorn Gipfel und Abstieg
Nach einer winddurchrüttelten Nacht mit wenig Schlaf quälten wir uns erst um 5:30 Uhr aus den warmen Schlafsäcken, eine halbe Stunde später als ursprünglich geplant. Das Wetter war entgegen der (zwei Tage alten) Vorhersage eher mittelmäßig, nachts hatte es sogar einen kurzen Regenscchauer gegeben. Trotzdem waren wir zuversichtlich und starteten um kurz vor 6 Uhr. Von unserem Zeltplatz aus hielten wir uns zuerst in Richtung Nordosten, um das große Felsbollwerk unterhalb von P.3000 östlich zu umgehen.
Dass es ab ca. 6:30 Uhr nochmal etwa 30 Minuten lang regnete, machte die Sache natürlich etwas unentspannter. Wie würde sich das Wetter wohl weiter entwickeln? Wir stiegen dann erstmal östlich des Felsbollwerks Richtung Norden über Schneefelder hinauf, um dann auf ca. 2950m noch einmal Richtung Osten auszuholen. Dort gelangt man über eine Geröllrampe weiter hinauf und erreicht so den Gredetschgletscher an seinem östlichsten Ende.
Ab jetzt am Seil ging es über den Gredetschgletscher in nordwestlicher Richtung aufwärts. Das erste Stück war relativ steil, in gutem Trittfirn aber problemlos machbar. Weiter oben wird es dann aber nochmal ziemlich flach bis man schließlich die Steilwände vor dem Gredetschjoch erreicht. Auf diesem Stück erwischte uns die nächste Wetterkapriole: ein glücklicherweise nur sehr kurzer, aber dafür umso heftigerer Hagelsturm. Eine parallel von uns laufende Seilschaft (die von der Baltschniederklause gestartet war) blickte genau wie wir etwas zweifelnd zum Himmel hinauf.
Raphael und ich besprachen uns kurz, entschieden uns aber erstmal fürs Weitergehen. Die andere Seilschaft stieg bereits in den Klettersteig ein. (Völlig problemlos übrigens: die Eisentritte reichten bis zum Gletscher hinunter.) Da eine Eisenleiter aber unserem By-fair-means-Gedanken etwas wiederspricht wollten wir gerne die alte Route (von Sputnik in seinem Bericht beschrieben) über das Felsband an der rechten Seite nutzen. Also stieg ich über guten Firn recht steil bis zum Einstieg hinauf. Dort hatte ich etwas Schwierigkeiten mit der Randspalte, überall hielt der Boden nicht. Da ich ja am Seil war hatte ich aber keine großen Sorgen und gelangte dann auch irgendwie an die Wand.
Die ersten etwa 5 Meter zum Band hinauf waren nicht ganz so einfach (III, relativ plattig), aber mit meinem 0,5er Cam, einem dort steckenden Schlaghaken und einem geschlagenen Haken mit Ring als Standplatz auf dem Beginn des Bandes waren genug Sicherungsmöglichkeiten da. Von da aus am laufenden Seil kletterten wir das Band entlang (max II+, guter Fels) bis wir oberhalb des Klettersteigs wieder auf die Standard-Route trafen. Hier ist mit Eisenstangen alles super abzusichern und so kletterten wir in zwei kurzen Seillängen bis ins Gredetschjoch (II bis III, in der Rinne relativ schmierig und rutschig, daneben aber solider Fels).
Dann erstmal wieder einfacher geht es flach über den Gletscher zum ersten (felsigen) Aufschwung des Westgrates. Diesen kletterten wir am kurzen Seil (max II), alles kein großes Problem. Oberhalb geht es wieder auf den Gletscher und wir näherten uns der Steilstufe vor dem Westgipfel (P.3718). Die andere Seilschaft war über den Klettersteig natürlich deutlich schneller gewesen und hatte bereits gespurt. Ich ging voraus und merkte schon von Anfang an, dass der Hang keine besonders guten Bedingungen aufwies. Das Blankeis war von einer recht fluffigen Schicht von etwa 10cm Neuschnee bedeckt.
Bis etwa 40 Grad Hangneigung ging das einigermaßen, aber die letzten 10 bis 15 Meter waren nochmal deutlich steiler. Unten ist zwar genug Auslaufbereich, eine große Gefahr gab es also nicht, aber da war trotzdem der Punkt gekommen, wo ich gerne eine Eisschraube gesetzt hätte. Weil ich mit guten Bedingungen gerechnet hatte, waren die Eisschrauben aber im Auto geblieben, verdammter Mist... Da Raphael sowas generell besser kann als ich, hackte ich mir ein kleines Podest ins Eis (hart wie Beton!), so dass ich erstmal stehen konnte, und ließ ihn das letzte Stück vorgehen. (Total souverän übrigens, tolle Leistung meines Partners!) Von oben gesichert war es dann natürlich auch für mich machbar, aber wie man da einfach so locker hinaufspazieren kann, ist mir nach wie vor ein Rätsel...
Das finale Stück zum Gipfel war dann wirklich herrlich. Das Wetter zog endlich auf, der Firn war größtenteils super zu gehen und die Kraft reichte auch noch so einigermaßen. Hier muss allerdings sehr auf die Wechte an der rechten Seite geachtet werden, diese ist stellenweise riesig! (Uns wurde dies durch die gute Spur unserer Vorgänger schon größtenteils abgenommen. Nochmal vielen Dank an dieser Stelle!) Kurz vor dem Gipfel trafen wir dann die andere Seilschaft im Abstieg und wechselten noch ein paar nette Worte.
Auf dem Gipfel war es relativ windig, so dass wir nicht allzu lange oben blieben. Es ging dann über die gleiche Route wieder hinunter. Das Steilstück stiegen wir frontal ab (ich wieder von oben gesichert) und am Gredetschjoch seilten wir zweimal ab. (Wir mussten unten minimal pendeln, um über die Randspalte zu kommen!) Gegen 16:30 Uhr erreichten wir wieder unseren Zeltplatz und packten alles zusammen. Mit viel Gepäck ging es dann noch das Tal hinaus, so dass wir ziemlich erledigt, aber sehr zufrieden um etwa 19:45 Uhr am Parkplatz ankamen.
1. Tag: Zustieg durchs Gredetschtal:
Raphael und ich trafen uns um etwa 15 Uhr am Parkplatz vor dem Wyssa-Stolleneingang. Mit dem schweren Gepäck für die Übernachtung (Zelt, Schlafsäcke, Kocher, Essen etc...) nahmen wir natürlich den einfachsten Zugang zum Gredetschtal, direkt durch den Tunnel. (Der Weg außenherum entlang der Wyssa ist sehr spektakulär und historisch interessant. Ich hatte drei Tage später noch die Gelegenheit mit meiner Frau Marie diesen Weg zu erkunden. Für schwindelfreie Wanderer sehr zu empfehlen!)
Wir wanderten dann das Gredetschtal hinauf, zuerst noch dem Fahrweg entlang über ausgedehnte Viehweiden, dann einer immer schwächer werdenden Wegspur folgend bis zum Talschluss. Bis dahin mussten wir bereits einige alte Lawinenkegel überqueren, der Altschnee hält sich in diesem steilen Tal bis in den Spätsommer! Anschließend muss ein ziemlich steiler Grashang an der linken Talseite weglos erstiegen werden, was mit dem schweren Gepäck sehr mühsam war.
Oben folgten wir dann einer schmalen Wegspur nach rechts bis sich diese auch wieder verläuft. Noch ein Stück weiter deponierten wir dann erstmal auf einem kleinen Plateau unser Gepäck und suchten nach einem geeigneten Zeltplatz. Auf ca. 2630m, auf Höhe der letzten zusammenhängenden Grasflecken wurden wir fündig. Unter einem großen Felsen ist ein guter Zeltplatz hergerichtet: Der Boden ist rudimentär begradigt, es gibt einen kleinen Steinwall und sogar eine schöne Kochnische neben dem Felsen.
Nach ein paar Aufräumarbeiten und Reparaturen am Steinwall begannen wir dann unser Zelt aufzustellen, was in dem relativ starken Wind eine unerwartet große Herausforderung darstellte. Als wir es schließlich geschafft hatten gab es noch die guten Asia-Tütennudeln zum Abendessen, danach ging es auch schon ins Bett, wir wollten schließlich früh raus.
2.Tag: Nesthorn Gipfel und Abstieg
Nach einer winddurchrüttelten Nacht mit wenig Schlaf quälten wir uns erst um 5:30 Uhr aus den warmen Schlafsäcken, eine halbe Stunde später als ursprünglich geplant. Das Wetter war entgegen der (zwei Tage alten) Vorhersage eher mittelmäßig, nachts hatte es sogar einen kurzen Regenscchauer gegeben. Trotzdem waren wir zuversichtlich und starteten um kurz vor 6 Uhr. Von unserem Zeltplatz aus hielten wir uns zuerst in Richtung Nordosten, um das große Felsbollwerk unterhalb von P.3000 östlich zu umgehen.
Dass es ab ca. 6:30 Uhr nochmal etwa 30 Minuten lang regnete, machte die Sache natürlich etwas unentspannter. Wie würde sich das Wetter wohl weiter entwickeln? Wir stiegen dann erstmal östlich des Felsbollwerks Richtung Norden über Schneefelder hinauf, um dann auf ca. 2950m noch einmal Richtung Osten auszuholen. Dort gelangt man über eine Geröllrampe weiter hinauf und erreicht so den Gredetschgletscher an seinem östlichsten Ende.
Ab jetzt am Seil ging es über den Gredetschgletscher in nordwestlicher Richtung aufwärts. Das erste Stück war relativ steil, in gutem Trittfirn aber problemlos machbar. Weiter oben wird es dann aber nochmal ziemlich flach bis man schließlich die Steilwände vor dem Gredetschjoch erreicht. Auf diesem Stück erwischte uns die nächste Wetterkapriole: ein glücklicherweise nur sehr kurzer, aber dafür umso heftigerer Hagelsturm. Eine parallel von uns laufende Seilschaft (die von der Baltschniederklause gestartet war) blickte genau wie wir etwas zweifelnd zum Himmel hinauf.
Raphael und ich besprachen uns kurz, entschieden uns aber erstmal fürs Weitergehen. Die andere Seilschaft stieg bereits in den Klettersteig ein. (Völlig problemlos übrigens: die Eisentritte reichten bis zum Gletscher hinunter.) Da eine Eisenleiter aber unserem By-fair-means-Gedanken etwas wiederspricht wollten wir gerne die alte Route (von Sputnik in seinem Bericht beschrieben) über das Felsband an der rechten Seite nutzen. Also stieg ich über guten Firn recht steil bis zum Einstieg hinauf. Dort hatte ich etwas Schwierigkeiten mit der Randspalte, überall hielt der Boden nicht. Da ich ja am Seil war hatte ich aber keine großen Sorgen und gelangte dann auch irgendwie an die Wand.
Die ersten etwa 5 Meter zum Band hinauf waren nicht ganz so einfach (III, relativ plattig), aber mit meinem 0,5er Cam, einem dort steckenden Schlaghaken und einem geschlagenen Haken mit Ring als Standplatz auf dem Beginn des Bandes waren genug Sicherungsmöglichkeiten da. Von da aus am laufenden Seil kletterten wir das Band entlang (max II+, guter Fels) bis wir oberhalb des Klettersteigs wieder auf die Standard-Route trafen. Hier ist mit Eisenstangen alles super abzusichern und so kletterten wir in zwei kurzen Seillängen bis ins Gredetschjoch (II bis III, in der Rinne relativ schmierig und rutschig, daneben aber solider Fels).
Dann erstmal wieder einfacher geht es flach über den Gletscher zum ersten (felsigen) Aufschwung des Westgrates. Diesen kletterten wir am kurzen Seil (max II), alles kein großes Problem. Oberhalb geht es wieder auf den Gletscher und wir näherten uns der Steilstufe vor dem Westgipfel (P.3718). Die andere Seilschaft war über den Klettersteig natürlich deutlich schneller gewesen und hatte bereits gespurt. Ich ging voraus und merkte schon von Anfang an, dass der Hang keine besonders guten Bedingungen aufwies. Das Blankeis war von einer recht fluffigen Schicht von etwa 10cm Neuschnee bedeckt.
Bis etwa 40 Grad Hangneigung ging das einigermaßen, aber die letzten 10 bis 15 Meter waren nochmal deutlich steiler. Unten ist zwar genug Auslaufbereich, eine große Gefahr gab es also nicht, aber da war trotzdem der Punkt gekommen, wo ich gerne eine Eisschraube gesetzt hätte. Weil ich mit guten Bedingungen gerechnet hatte, waren die Eisschrauben aber im Auto geblieben, verdammter Mist... Da Raphael sowas generell besser kann als ich, hackte ich mir ein kleines Podest ins Eis (hart wie Beton!), so dass ich erstmal stehen konnte, und ließ ihn das letzte Stück vorgehen. (Total souverän übrigens, tolle Leistung meines Partners!) Von oben gesichert war es dann natürlich auch für mich machbar, aber wie man da einfach so locker hinaufspazieren kann, ist mir nach wie vor ein Rätsel...
Das finale Stück zum Gipfel war dann wirklich herrlich. Das Wetter zog endlich auf, der Firn war größtenteils super zu gehen und die Kraft reichte auch noch so einigermaßen. Hier muss allerdings sehr auf die Wechte an der rechten Seite geachtet werden, diese ist stellenweise riesig! (Uns wurde dies durch die gute Spur unserer Vorgänger schon größtenteils abgenommen. Nochmal vielen Dank an dieser Stelle!) Kurz vor dem Gipfel trafen wir dann die andere Seilschaft im Abstieg und wechselten noch ein paar nette Worte.
Auf dem Gipfel war es relativ windig, so dass wir nicht allzu lange oben blieben. Es ging dann über die gleiche Route wieder hinunter. Das Steilstück stiegen wir frontal ab (ich wieder von oben gesichert) und am Gredetschjoch seilten wir zweimal ab. (Wir mussten unten minimal pendeln, um über die Randspalte zu kommen!) Gegen 16:30 Uhr erreichten wir wieder unseren Zeltplatz und packten alles zusammen. Mit viel Gepäck ging es dann noch das Tal hinaus, so dass wir ziemlich erledigt, aber sehr zufrieden um etwa 19:45 Uhr am Parkplatz ankamen.
Tourengänger:
Cubemaster,
Raphy


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (4)