Wiriehorn - Tierlaufhorn - Cheibehorn - Männliflue - Galmschibe


Publiziert von Bergamotte , 20. Juli 2021 um 13:51.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:19 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Niesenkette 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2230 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Riedli, Talstation Wiriehorn, dann Sessellift
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Grimmialp, Hotel Spillgerten
Kartennummer:1227 / 1247

Irgendwo starten und dann nach Belieben über zahlreiche Gipfel und Grate ziehen - so gehe ich am liebsten z'Berg. Derart bin ich heute im Diemtigtal unterwegs. Bequem gönne ich mir die Wiriehornbahn für die ersten, wenig aufregenden Höhenmeter; so bleibt mehr Saft im Tank für ein zusätzliches Ziel. Die Überschreitung wartet mit zahlreichen Leckerbissen auf, wie dem wenig begangenen Tierlaufhorn, dem Aufstieg zum Cheibehore via Gurbsgrat, der wilden Nordflanke an der Männliflue und dem Übergang zur Galmschibe.

Eigentlich viel zu spät um 10:15 geht's los von der Nüegg (1418m). Die Sonne brennt bereits gnadenlos. Die ÖV-Anbindung des Diemtigtals lässt - genau wie im Gantrisch - zu wünschen übrig. Immerhin kann ich mir als Schnellläufer solche Extravaganzen mittlerweile leisten, aber den letzten Postautokurs talauswärts gilt es strikt im Auge zu behalten. Kurze Querung nach Schwarzeberg (1483m) - mit netter, kinderfreundlicher Alpwirtschaft -, um ab dort nordwärts Richtung Wiriehorn zu halten. Bei P. 1720 verzweigt sich der Wanderweg, ich hingegen halte die Richtung und steige über den verwachsenen Kamm weiter. Alte Spuren sind teils vorhanden, weiter oben werden diese plötzlich besser und sporadisch kommen Markierungen zum Vorschein. Die felsdurchzogene NE-Flanke des Wierihorns (2304m) bietet Kurzweile und bleibt harmlos (T3). Die winzigen Felsgürtel lassen sich meist an verschiedenen Stellen überwinden. Vom Gipfel fällt der Blick talauswärts bis zum Thunersee und auf der Gegenseite auf mein verbleibendes Tagesprogramm.

Abstieg nach Süden der Gratkante entlang, um den Steinmann nicht zu verpassen, welcher den Durchschlupf des auf dieser Seite mächtigeren Felsgürtels erlaubt (T4). Anschliessend über recht steiles, raues Weidegelände runter in den Sattel P. 203, hier muss ich meine Pferde im Zaum halten. Übrigens, während diesem Abstieg geniesst man tolle Blicke auf die Felsbastionen von Tierlaufhorn und - etwas weiter entfernt - Spillgerte.

Und an Ersterer versuche ich mich nun. Zunächst dem Wanderweg folgend, um dann westwärts zum Nordgrat zu queren. Dort stellt sich mir bald ein Felsband in den Weg, welches durch eine unauffällige Verschneidung links durchstiegen wird. Bereits recht knifflig für mein Verständnis (II+), ältere Abseilvorrichtung vorhanden. Dann wieder einfach weiter über steiles Gras- und Geröllgelände zum Gipfelfirst bzw. dem SE-Gipfel: toller Blick auf den Gipfelturm vom Tierlaufhore (2242m). Diesen begehe ich durch das Couloir links aussen, klettertechnisch gutmütiger als der Felsgürtel unten (II). Die Ausgesetztheit spürt man erst im Abstieg, auch hier wäre oben ein Haken zum Abseilen vorhanden. Kurze Snackpause und Blick ins Gipfelbuch, welches leider komplett durchnässt ist und ersetzt werden sollte.

Ich trödle nicht rum, denn eben, das letzte Postauto... Runter über die gleiche Route, die mitgeschleppte 20m Reepschnur bleibt an beiden Schlüsselstellen unbenutzt. Kurz dem Wanderweg entlang in den Gurbssattel (2109m). Der grasige Kamm des Gurbsgrats (2275m) lässt sich auf schwachen Wegspuren aussichtsreich überschreiten. Auf dem folgenden Abschnitt Richtung Cheibehorn dürfen nun wieder die Hände benutzt werden. Wobei, der Auftakt am hellen, plattigen Aufschwung verbleibt noch harmlos (Gehgelände), rechtsseitige Umgehung über Wildspur absolut unnötig. Anschliessend anregend weiter dem Grat entlang in genussvoller Kraxelei über Blockfelsen (T5), teilweise minim nach rechts (Süden) auf Bänder ausweichend (Trittspuren). Der Führer erwähnt in diesem Bereich eine nordseitige Umgehung. Weder benutze ich sie, noch scheint sie mir zwingend oder lohnend. Sie ist mir, ehrlich gesagt, nicht mal aufgefallen. Auf dem Cheibehorn (2462m) angekommen umspülen mittlerweile Quellwolken die Szenerie und verdecken zeitweise die gfürchige Nordflanke der Männliflue. Aber dank den Berichten von Zaza und Maisander kann ich die Sache entspannt angehen.

Die klettertechnische Schlüsselstelle befindet sich gleich beim Einstieg (luftige II), sie könnte rechts rum einfach durch eine Schuttrinne umgangen werden. Mir ist unklar wie und weshalb, aber vermutlich verpasse ich im Anschluss vorübergehend die Ideallinie. Denn von gehobenem T6-Gelände haben die Vorgänger nichts berichtet. Item. Ein wenig Adrenalin später stehe ich inmitten der riesigen Nordflanke und folge dem Weg des geringsten Widerstands (bis T5). Der auf der LK gut erkennbare Grat ist vor Ort wenig prägnant. Es gibt hier unzählige Varianten; zur Halbzeit passiere ich einen Steinmann, alles auf Kurs. Ab P. 2593 zeigt sich wieder die Sonne und genussvoll folge ich nun strikt dem Grat bis zur Männliflue (2652m), dem allseits beliebten Skigipfel. Nach viereinhalb Stunden Marschzeit habe ich mir eine verspätete Mittagsrast verdient. Währenddessen fällt mein Blick immer wieder auf den hinteren Niesengrat - ein Herzensprojekt.

Als Abstiegsroute ins Fildrich wäre der wilde Grat zur Chirgelischibe angedacht gewesen. Doch zeitmässig schien mir das zu eng angesichts des Gegenanstiegs ab Sattel P. 2143 und den schwer einschätzbaren Schwierigkeiten. Doch glücklicherweise steht mit dem gutmütigeren Grat zur Galmschibe valabler Ersatz parat (die Normalroute über den Wanderweg hat mich nicht gereizt). Im Nachhinein bin ich allerdings nicht mehr sicher, ob meine Variante wirklich schneller war, zumal ich T6er auch im Abstieg meist zügig begehen kann. Und Zeit liess ich vor allem am Westgrat der Männliflue liegen, welchen beide Routen noch gemeinsam begehen. Dieser Grat wird zunehmend schärfer und bald versperrt eine ganze Serie von  senkrechten Platten - eindrücklich anzusehen - den direkten Weiterweg. Sie müssen südwärts umgangen werden, stellenweise nicht ganz trivial, bei Bedarf grosszügiger ausholen. Der kurze Gegenanstieg zur Schattigi Schibe (2598m) verbleibt dann im Gehgelände.

Die Fortsetzung dem Grat entlang Richtung Galmschibe (2425m) verläuft abwechslungsreich und kann durch sichere Alpinwanderer zügig absolviert werden (T5). Immer wieder trifft man unterwegs auf überraschende Wildwechsel, welche das Fortkommen erleichtern. Wer mag, kann das Buch auf dem vorab mit Ski besuchten Gipfel bei Gelegenheit ersetzen, es ist proppenvoll. Der letzte Berg ist geschafft, der lange Abstieg liegt noch vor mir. In möglichst direkter Linie (und somit auf Wegspuren im unteren Bereich verzichtend) ziehe ich runter zum Alpgebäude P. 1947 (mit Brunnen). Nun der Alpstrasse entlang, teils abkürzend, zum Mittelberg und über den Wanderweg ins Fildrich. Es verbleiben ca. 4km auf guter Strasse zur Grimmialp (1235m). Ja, fürs Postauto hat's gerade noch gereicht.


Zeiten (kum)
1:25  Wierihorn
2:10  Tierlaufhorn
3:20  Cheibehorn
4:30  Männliflue
5:15  Galmschibe
6:40  Grimmialp

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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