Überschreitung Männliflue 2652m


Publiziert von Bergamotte , 22. Februar 2023 um 16:53.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:21 Februar 2023
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: Niesenkette   CH-BE 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:21km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Schwenden i.D.,altes Schulhaus od. kleiner Parkplatz Schlatti
Kartennummer:v.a. 263S

Als ich vor Wochenfrist auf dem Cheibenhorn stand, fiel mein Blick unweigerlich auf die mächtige Nordflanke der Männliflue. "Da will, nein da muss ich hin", schoss es mir durch den Kopf. Den Berg brauche ich nicht weiter vorstellen, er wird den ganzen Winter hindurch ausgiebig besucht, vorab von Süden. Bei ganz sicheren Verhältnissen drängt sich hingegen die eindrückliche Nordroute auf, sei es auf die Männliflue selber oder die benachbarte Schattigi Schibe. Die beiden Gipfel lassen sich auch kombinieren, der Mehraufwand bleibt überschaubar. Angesichts allseitig bescheidener Verhältnisse liess ich mich alleine vom alpinistischem Interesse leiten und bin spontan ins Fildrich abgefahren - Überschreitung perfekt.

Start kurz nach sieben Uhr von Schwenden i.D. Automobilisten finden die eine oder andere Parkgelegenheit. Mehr braucht's ohnehin nicht, denn die lawinenexponierte Route wird deutlich seltener begangen als die Modetour aus dem Fildrich. Der Aufstieg im Bereich des Wanderwegs nördlich des Gurbsbachs apert jeweils schnell aus. Entweder man weicht auf die Südseite aus - heute nicht viel besser - oder trägt die Bretter. Damit wären alle Ingredienzen - neben hoher Temperatur und Firnverhältnissen - für eine klassische Frühlingstour vorhanden. Nach knapp 30 Minuten und kurz vor der ersten Hütte kann ich anschnallen, weitere Portagen werden nicht mehr nötig sein. Das gilt auch für die Steilstufe zum Oberste Gurbs (1916m). Das ist ein eindrücklicher Kessel, umgeben von einem mächtigen Felswall aus Cheibehorn, Chirgelischibe und Männliflue. Ersteres liesse sich übrigens (zu Fuss) direkt über den SO-Grat erreichen, was interessante Routenkombinationen eröffnet.

Die Route ist offensichtlich. Wenig unterhalb des Sattels zieht man rechterhand zwei Steilstufen hoch. Im Winter geht das verhältnismässig bequem. Bei einer Sommerbegehung hatte ich mich am Nordgrat verstiegen und bin in Teufels Küche geraten. Klar, im oberen Couloir erhält man nichts geschenkt: auf harter Unterlage würge ich mich mit Harscheisen und ohne Steighilfe bergwärts. Aber heikel oder speziell ausgesetzt ist das nicht, einfach die Lawinenbedingungen sollten passen. Man erreicht einen kleinen Kessel, wo sich die Routen auf Männliflue und Schattigi Schibe (2598m) verzweigen. Letztere erreiche ich bloss 10 Minuten später. Die letzten Meter sind vereist und ich vollende zu Fuss. Nach dem durchgehend schattigen Aufstieg erwarten mich oben Sonnenschein und milde Temperaturen.

Der direkte Übergang zur Männliflue über den Grat ist im Winter nicht zu empfehlen, selbst im Sommer ist das starker Tobak. Gut möglich wäre hingegen ein Schlenker nach Süden. Aber weil ich ohnehin nach Süden abfahren werde, wähle ich die Nordvariante: also Miniabfahrt zurück in den Kessel und hochfellen zum Nordgrat der Männliflue (2652m). Die abschliessende, sehr kurze Fusspassage über den Grat ist heute praktisch geschenkt. Je nach Verhältnissen kann die Überwindung der Gipfelwechte aber grössere Probleme bereiten. Nach dem schattigen Intermezzo herrscht oben wieder Grand Beau; Pausenzeit mit Schoggi und Orange. Wenig später trifft via Normalroute eine Solistin hinzu, ansonsten herrscht am Berg heute Ruhe.

Erst nach dem Loslaufen am Morgen hatte ich mich für die Überschreitung entschieden. Das ist alpinistisch lohnend, aber sollte nur machen, wer einen abschliessenden Fussmarsch ab Vordere Fildrich (1361m) nicht scheut. Der zieht sich, sind immerhin über vier Kilometer. Wobei, im gut frequentierten Chiley ist die Chance auf eine Mitfahrgelegenheit hoch. Dazwischen liegt eine 1300Hm-Abfahrt. Die war heute fast durchgehend mühsam, weil hart und völlig zerfahren. Allerhand Lawinenkegel gab's auch zu queren. Bloss zuoberst konnte die Unterlage bereits aufsulzen. Immerhin konnte ich ab Fildrich noch bequem einen Kilometer dem Strassenrand entlangfahren. Anschliessend Ski an den Rucksack und gemütliches Auslaufen talauswärts bei T-Shirt Wetter (30 Minuten). Nach gut der Hälfte hält prompt ein erstes Auto: Das nette Angebot der drei Frankfurterinnen schlage ich aus, man(n) hat da gewisse Prinzipien...


Zeiten (kum)
2:45  Schattigi Schibe
3:20  Männliflue
4:30  Schwenden

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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