Hufeisentour im Diemtigtal: Chirgelischibe, Männliflue & Galmschibe


Publiziert von Maisander , 21. November 2014 um 22:44.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:26 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   Niesenkette 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Eine Tour für Liebhaber bröckeliger Flanken, ausgesetzter Grate und wilder Landschaften. Zu erstem zähle ich mich nicht unbedingt, zu zweitem schon eher und zu letztem ganz und gar! Fazit für mich: hingehen und die Gwundernase füttern, denn die Zustiege via Galm- und Chirgelischibe auf die Männliflue kannte ich bisher noch nicht und, soviel lässt sich schon jetzt sagen, die habens in sich!
 
Der in dieser Woche gefallene Schnee macht das Unterfangen nicht unbedingt einfacher. Man bewegt sich jedoch nur kurz in wirklich schattigen Flanken, zudem redet die Sonne auch Ende Oktober noch ein Wörtchen mit und putzte das Weiss schon artig weg. Nach der trüben Überraschung am gestrigen Tag herrscht auch heute wieder eitel Sonnenschein.
 
Vom Vordere Fildrich über immer steilere Alpweiden mehr oder weniger direkt auf die Chirgelischibe zum Sonntagsbrunch mit ein paar Gämsen. Der nun folgende Ostgrat wird mit jeder überwundenen Stufe etwas schmaler und hält einige heikle, exponierte Abkletterstellen bereit. Das Gestein ist ungemütlich locker; jeder nicht ganz durchdachte Schritt endet mit zu Tale polternden Felsbrocken.
 
Im Sattel angekommen, schwingt sich der Grat zur Männliflue auf. Von unten sieht das einigermassen machbar aus, jedoch verstecken sich hinter den plattigen Felsflossen, die den Grat zieren, immer wieder brüchige Abkletterstellen. Auch hier wäre die Gegenrichtung wohl angenehmer zu begehen.
 
Bald steht man vor der senkrechten Wand östlich von P. 2377m. Mittels einer steilen, bröckeligen Rampe an deren rechter Begrenzung lässt sie sich bezwingen. Allerdings muss ich mich zuerst einmal überwinden, hier einzusteigen, denn das, was ich hier zu Gesicht bekomme, ist unwirtlich, düster, steinschlägig, nass und gruusig! Ich kämpfe mich am linken Rand der Rampe hoch und halte so Abstand vor möglichem Steinschlag rechts im Couli. Wieder auf der Gratschneide angelangt, folgen noch weitere lose Kraxelstellen. Man ist im übrigen gut beraten, auf der ganzen Route äusserst umsichtig mit dem Felsen umzugehen. Zieht man zu stark an einem Griff, verabschiedet er sich womöglich zu Tale und fällt einem im Vorbeirauschen noch auf den Fuss.
 
Der Schlussaufstieg zur Schattigi Schibe geht dann wieder einfacher, findet aber heute im Schnee statt. Noch ists nicht ganz geschafft, den finalen Aufschwung zur Männliflue über die messerartig aufgestellten Felstafeln gilt es zuletzt zu meistern. Die Flanken, in denen man diese Felsformationen umgehen könnte, sind schon eingeschneit, deshalb versuche ich eine Überschreitung. Ich scheitere aber schon beim ersten Zahn und bugsiere mich etwas umständlich auf den letzten Gratabschnitt, der unschwierig zum Gipfel der Männliflue führt.
 
Weil ich mir den Ab- und Wiederaufstieg auf die Schattigi Schibe nicht nochmals antun möchte, folge ich zunächst dem Wanderweg und quere dann hinüber zum Sattel bei P. 2405m. Der Grat zur Galmschibe bietet versöhnliche Kraxelei und im Abstieg zaubern Wolken und Sonne wunderbare Farbenspiele in die Landschaft. Weil ich heute keine Karte dabei habe, verpasse ich die im Gelände kaum sichtbare Wanderwegabzweigung beim Mittelberg und trotte der nicht enden wollenden Strasse entlang zurück zum Fildrich.
 
Fazit: man liest immer wieder von „zu unrecht selten begangenen Routen“. Ich frage mich dann jeweils, ob es auch zu recht selten begangene Routen gibt. Heute bin ich nun endlich fündig geworden. Heisst aber nicht, dass sich diese Tour nicht gelohnt hätte. Kann man sich auf den unberechenbaren Charakter des Geländes einlassen, wird man fasziniert sein über diesen rauen und abweisenden Anstieg.

Tourengänger: Maisander


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