Über fünf Gipfel auf den Piz Gannaretsch


Publiziert von Delta Pro , 15. Juli 2021 um 07:42.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:10 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 2420 m

Ein langer, unkonventioneller Aufstieg zum Piz Gannaretsch an einem Traummorgen

Zwei Wochen sind wir in den Sommer-Ferien in Sedrun. Tage mit gutem Wetter sind leider sehr schnell abgezählt... Der Morgen, welcher mir bis 10 Uhr vor der Familien-Tour zur Verfügung stand, war sicher der beste in 14 Tagen: glasklar, kühl und wolkenlos. Eigentlich hatte ich eine Tour vom Lai Nalps aus geplant. Die Strasse ist scheinbar seit einiger Zeit mit einem Fahrverbot belegt, so dass ich morgens um 3.30 eine neue Tour zusammenstellen musste... Was dabei rausgekommen ist, lässt sich sehen. Die Linie auf langen Kämmen und mehrere kaum besuchte Gipfel, wie auch die landschaftlich schöne Traverse in den Kessel des Glatscher da Gannaretsch ist wunderschön, wie auch genug einfach für die nach wie vor sehr nassen Verhältnisse. Die massiven Regenfälle der Tage zuvor führten zu komplett durchfeuchteten Wiesen, etwas Neuschnee im Gipfelbereich, wie auch nach der kalten Nacht überfrorenen Felsen oberhalb ca. 2800 m.ü.M. Die Wegstrecke ist ziemlich lang, vor allem zum ersten, wie zurück vom letzten Gipfel - im Trailrun-Modus aber ein Genuss.

Um Viertel vor 4 laufe ich in Cavorgia los. Um zur grossen Alp Pazzola zu gelangen wäre es evtl. schneller das Val Gierm bei La Val zu queren. Um die Rundtour rund zu machen, in der Dunkelheit den Überblick nicht zu verlieren und die Schuhe noch etwas trocken zu halten, wählte ich aber den Umweg auf Waldsträsschen mit sanften Anstiegen über Muota Pigniel und Stagias. Endlich geht es steiler den langen, weglosen Grasrücken hinauf gegen den Piz Ault. An gewissen Stellen findet man Wegspuren, welche angenehm sind um die Alpenrosen zu überwinden. Das Tageslicht ist mittlerweile schon nahe, aber die Sonne bleibt noch unter dem Horizont als ich den Gipfel erreiche. Bald darauf bin ich auf dem Piz Pazzola. Der Grat wird nun etwas spannender und felsig, bleibt aber einfach (T3). Auf dem Piz Muschaneras bewundere ich den Sonnenaufgang, ziehe aber sofort weiter in die Fuorcla da Val Aulta. Der NE-Grat des Piz Val Aulta lässt sich gut begehen, auch wenn dies auf der Karte nicht so aussschaut. Schlüsselstelle ist die erste Graterhebung, die man auf Gemswegen ziemlich direkt ersteigen kann (Stelle T5), aber wohl auch umgehen könnte. Anschliessend über grosse Blöcke in leichter Kraxelei ohne Probleme zum Gipfel, wo ich eine Pause zwecks weiterer Tourenplanung einlege.

Die Schneefelder sind pickelhart gefroren und aufgrund der Umplanung bin ich leicht unterwegs und nicht wirklich darauf eingerichtet. Wäre es dennoch möglich zum Piz Gannaretsch zu gelangen? An dem Traummorgen schon zurück ins Tal, wäre schade. Von der nächsten Scharte steige ich über Geröll ins Val Gierm ab und komme dort auf ausgedehnten, griffigen Schneefeldern gut voran. Die Landschaft ist wunderschön und komplett einsam und ich entscheide definitiv, die Traverse zum Gannaretsch in Angriff zu nehmen. Die Lücke südlich der langen, wilden Kette der Ils Cotschens lässt sich gut erreichen. Der Hauptgipfel ist weiter nördlich und steil, aber bei genauer Betrachtung der Karte zeigt sich, dass der höchste Punkt zwar unkotiert, aber ziemlich nahe ist. Er lässt sich ohne Probleme mitnehmen. Abstieg über Geröll in den nächsten Kessel und auf Schneefeldern zur Moräne des Glatscher da Gannaretsch. Eine Querung bringt mich ins noch weitgehend schneebedeckte Gletschervorfeld. Eine steilere Stufe auf ca. 2600 m.ü.M. ist im harten Schnee mit den Trailrunners mühsam. Steigeisenspuren zweier Begeher vom Vortag helfen. Dann angenehm über die schönen Schneeflächen zum Pass und über den Westgrat (oder leicht rechts davon) auf Wegspuren zum Gipfel. Der Aufstieg ist einfach (max. T4), oben ist das Geröll aber von einer feinen Eisschicht überzogen - ein Eiertanz. Ich geniesse die grandiose Aussicht und mache mich an den Rückweg. Zuerst sehr effizient auf Schneefeldern bis ca. 2200 m.ü.M. Von dort erkennt man schwache horizontale Wegspuren, die auf eine Verflachung führen. Durch extrem nasses Gras folge ich dem Weglein zur Alp Nalps. Aus Zeitgründen lasse ich den Vanatsch rechts liegen. Dennoch ist nochmals ein Anstieg nötig um auf den Querweg durch die Flanke zu gelangen. Ab dort sehr schönes Trail-Gelände über den Cuolm Cavorgia nach Mises Grond und zurück nach Cavorgia. Nach weniger als einer Stunde geht's los zur Familien-Wanderung - das war ein ausgefüllter Morgen!

Durchgangszeiten:
Cavorgia: 3.47
Piz Ault (via Stagias): 5.20
Piz Val Aulta: 6.11
Piz Gannaretsch: 7.39
Cavorgia: 9.29

Tourengänger: Delta


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Kommentare (1)


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BaumannEdu hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2021 um 12:36
Wow, das ist bemerkenswert !!
"Der Morgen, welcher mir bis 10 Uhr vor der Familien-Tour zur Verfügung stand."


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