Zwischen zwei Regenfronten rund um den Melkereikopf


Publiziert von Schubi , 5. Juli 2021 um 10:27.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:29 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 230 m
Strecke:5,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz an der K 5370
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Wie gut, dass neulich die Pause zwischen zwei Regenfronten auf den Feierabend fiel und die Tage derzeit so lang sind: also ging es nach dem Home-Office auf eine kleine Runde um den Melkereikopf. Der hat die schönen Wolken zum Glück nicht gemolken, sondern nur aufgestaut. Seinen lustigen Namen hat dieser Berg aus der mittelalterlichen Zeit, als seine Hochfläche gerodet war und zum Weiden der Rinder des nahen Klosters Allerheiligen diente. Wobei die eigentliche Melkerei damals wohl etwas unterhalb des Ausganspunkts dieser Tour war.

Als Soundtrack zum Tourenbericht haben die Jungs von Good Old War ihr Touch The Clouds (Taste The Ground) geschrieben.


Die reichhaltigen Regenfälle des Dienstags machen gerade eine Pause und es ist Feierabend. Später soll aber noch eine weitere Regenfront durchziehen. Ich schau, dass ich dieses Zeitfenster mit einem Töurle nutze und fahr erst mal ohne konkretes Ziel los. Auf der Fahrt sehe ich, wie schön die Wolken in den Bergen hängen, so ab 800 m. Das könnte interessant werden und vllt. reisst es nachher ja mal auf. Ich entscheide mich für meinen alten Freund Melkereikopf. Als Start- und Zielpunkt dient mir ein Wanderparkplatz an der K 5370 im Sattel zwischen ihm und dem Schwabenkopf. Auf der Karte entdecke ich, dass in der Nähe auch ein (verm. aufgelassener) Weg in Richtung der Blockhalde am Südhang des Melkereikopfs führt, und zwar zu ihrer untere Hälfte. Diese Halde ist einer der größten im Nordschwarzwald, aber von ihren Rändern her erobert der Wald stetig ihr offenes Terrain zurück. Ihr unteres Ende hatte ich bisher noch nicht besucht. Dort angekommen, wuchert wie erwartet die Botanik nicht nur die Halde, sondern auch den Weg ziemlich zu, und die Vegetation ist natürlich reichlich regendurchtränkt. Macht nix, Regenjacke wie -Hose hab ich mit.

Im Scheitelpunkt der Tobelkerbe, in den die Blockhalde nach unten übergeht, verschwindet der Weg nun völlig unter heruntergepolterten Felsblöcken und Heidelbeeren. Auf Umdrehen hab ich keine Lust, also über das Geraffel herzhaft drübergestiegen. Weil man unter dem Gestrüpp oft keinen Boden sieht und der Stein feucht-rutschig ist, mache ich das mit der nötigen Vorsicht. Irgendwann sind wieder die Reste der Wegtrasse erkennbar und so komme ich durch weiterhin viel Grünzeug zu einem Wirtschaftsweg oberhalb. Hier am Hang des Schweinkopfs öffnet sich der Blick nach Westen und ich bewundere eine Weile lang das Schauspiel der Wolken und Wolkenfetzen, die sich in die Berge schieben und hängen. Nun nördlich weiter und bald durchquere ich auf dem Weg die Blockhalde nochmals oberhalb, diesmal sehr bequem. An der Wegkreuzung an der Auerhahnhütte steht ein Gedenkstein mit der Aufschrift "Wendelins Rank, 1970". Vielleicht eine Bezeichnung für dieses Gewann?

Nun südöstlich eine Etage höher, hier gerate ich sozusagen in das Innere einer Wolke. Seltsam im Nebel zu wandern ... und waschküchig-trüb geht es oben auf dem "1000-Meter-Weg" auf exakt dieser Höhe nach Westen/Norden weiter. Etwas später ist ein Aussichtspunkt mit Bank erreicht. Wenn das mal nicht der perfekte Ort ist, um ein Aufreissen der Wolken abzuwarten. Zum Gück hab ich etwas Veschper eingepackt. Bald wird erst das Licht wärmer und heller, und dann die Kontur des Sonnenballs im Nebel größer. Und jep: nun geben die Wolken, erstmal nur kurz, einen Lückenblick auf den blauen Himmel frei. Ich lade die Kamera nach und jetzt geht es Schlag auf Schlag: die Sonne bricht durch, und mit ihr ein schöner Tief- und Fernblick in die Täler westlich unterhalb, sowie nachfolgend auch die Rheinebene. Wie's immer so ist mit Wolkennebel und Thermik: es wirkt wie ein kleiner Film in schneller Taktung, der sich vor einem abspielt. Die Entscheidung, hierher zu kommen war grad richtig. Weitere Wokenfetzen ziehen durch's Bild oder an meinen Ohren vorbei, es ist ein Kommen und Gehen. Bald ist der Fernblick nun weitestgehend geklärt und ich komplettiere die Runde: zunächst gehe ich nach Norden, dann den Westhang des Bergs runter und eine Etage tiefer. Dabei noch einige Momente der Erleuchtung, wie man sie auf Bergen halt mal so hat. Unten nach Süden geschwenkt, am Rand der anderen, westlichen Blockhalde entlang und den abendlichen Himmel weiterhin bewundert. Der Weg umkurvt die Nase des Melkereikopfs, danach sehe ich die nächste Regenfront tiefblau und rasch heranrücken. Die ersten dicken Tropfen treffen mich, als ich den Rucksack in den Kofferraum packe.

Fazit: die alte Poesiebuch-Weisheit, dass nach dem Regen auf jeden Fall Sonnenschein kommt, stimmt offenbar immer noch. T3+ plus für das Übersteigen des nassen, unteren Blockhalden-Endes, Rest T2. Schön war's.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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