Samstag fiel in den höheren Lagen nochmal Schnee. Sonntag kam netterweise die Sonne dazu, also haben wir uns (ganz im Sinne der derzeit empfohlenen Gesunderhaltung resp. Erfrischung) eine kleine Runde durch den frisch-weiß verzauberten Nordschwarzwald vorgenommen, diesmal um den Melkereikopf (1024 m).
Schon auf der Fahrt durchs Achertal sahen wir das Weiß in der Landschaft "über uns". Oben entlang der Schwarzwaldhochstraße empfängt uns anschliessend mal wieder eine total andere Welt: während unten in der Rheinebene das Frühjahr schon fleissig blüht und knospt, kam auf den Schwarzwaldhöhen nun nochmals der Winter zurück. Und zwar mit einer wunderschön anzuschauenden Schicht Pulverschnee, jedoch leider auch mit ordentlichen Windböen. Aber wir sind ja nicht aus Zucker (im Gegensatz zu der uns umgebenden Landschaft) und so stülpen wir halt unsere Kapuzen über. Denn gerade wegen dieser Kontraste in Wetter und Landschaft (innerhalb relativ kurzer Distanzen) mögen wir den kühlen Schwarzwald und die warme Oberrhein-Ebene ja.
"Melkereikopf"? Komischer Name für einen Berg ... Er rührt daher, dass auf ihm (wie auf so einigen Schwarzwald-Gipfeln) im Mittelalter Vieh gehalten wurde. In diesem Fall gehörten Vieh wie Berg zu den Besitztümern des Klosters Allerheiligen, in einem Tal etwas unterhalb gelegen. Zum Melken trieb man die Tiere wohl an den südlichen Hang des Bergs und fuhr von da die Milch zum Kloster. Die Rinder hielten mit ihrem dauerhaften Hunger die Bergkuppen offen, und es entstand so eine ganze eigene Kulturlandschaft in diesen rauhen Höhen, die sog. Grinden. Die Kuppe des Melkereikopfs ist zwischenzeitlich lange schon wieder zugewaldet, aber am benachbarten Schliffkopf wurde diese Beweidung seit nun einigen Jahren wieder aufgenommen: sozusagen aus Gründen des Naturschutzes für die über die Jahrhunderte entstandene Artenvielfalt, die diese Form einer Kulturlandschaft (paradoxerweise, sozusagen) mit sich brachte.
Meine übliche Soundtrack-Empfehlung für Anfahrt, Rückfahrt, oder zum Betrachten der Bilder ist diesmal (situativ passgenau) "It May Be Winter Outside (But In My Heart It's Spring)" von Love Unlimited.
Wir starten am Wander- und Skilift-Parkplatz Vogelskopf an der Schwarzwaldhochstraße. Der Vogelskopf (1056 m) bildet zusammen dem recht unsichtbaren Schweinkopf (1014 m) und dem Melkereikopf (1024 m) eine kleine "Köpfe-Gruppe" mit eher symbolischen Schartenhöhen im Hauptkamm des Nordschwarzwalds, und zwar zwischen der allseits bekannten Hornisgrinde (1164 m) im Norden und dem Schliffkopf (1055 m) im Süden. Am präsentesten von den Dreien, weil mit Flanken zu drei Seiten und recht direkt zur Tiefebene des Oberrheins hin exponiert, ist dabei der Melkereikopf.
Vom Parkplatz gehen wir direkt gegenüber in den Osthang des Vogelkops und stapfen da entlang eines Pfads auf seine Hochebene. Dabei überschreiten wir die ehemalige Grenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden, ein alter Grenzstein kündet davon. Erst neulich waren wir hier noch mit
Nikbrueckner unterwegs. Um uns herum frisch eingeschneite Latschen, über uns rasend schnell ziehende Wolkenfetzen, vom kräftigen Ostwind über die Höhen getrieben. Eine wunderbare, wenn auch zugige Stimmung. Wo die Vegetation etwas zurücktritt, haben sich schöne kleine Verwehungen feinsten Pulverschnees gebildet. Dieser Pfad (und weiter rüber zum Schliffkopf) ist auch als Schneeschuh-Trail ausgeschildert.
An der nun folgenden Wegspinne biegen wir auf den unteren der rechten Wirtschaftswege ab. Er führt uns (etwas monoton) zur großen Blockhalde am Südhang des Melkereikopfs, ein eindrucksvoller Ort. Auch hier waren wir kürzlich schon unterwegs. Am Melkereikopf finden sich zwei der größten Blockhalden des Schwarzwalds, spannende Relikte der Eiszeiten, und bei Gelegenheit möchte ich ihnen einen eigenen Tourenbericht widmen. An der Wegkreuzung kurz danach steil rechts wieder nach oben, und dort angelangt dann links auf den "1000-Meter-Weg". Er führt von der Zuflucht bis zum Vogelskopf/Ruhestein circa auf der 1000-Meter-Höhenlinie entlang und bietet viele prächtigen Fernsichten nach Westen: runter in die Rheinebene und rüber ins Elsass und seinen Vogesen. An solch einer Fernsicht machen wir natürlich gerne Veschper, obwohl der kalte Ostwind weiter kräftigst um unsere Kapuzen pustet. Leider wird von ihm auch unser heißer Pfefferminztee beim Einschenken über den Becherrand gepustet :-/ Aber nach dem dritten Einschenk-Versuch schaffen wir's dann doch und können uns, zusamen mit Eintopf aus dem Thermosgeschirr, etwas aufwärmen.
Und weiter geht es, erst noch ein Stück auf besagtem Tausendmeter-Weg, und dann links auf einem sehr schön geführten, schmalen Pfad hinunter bis zum übernächsten Wirtschaftsweg. Hier wandern wir nochmals durch wunderbar verschneites Gehölz, obwohl der Ostwind hier am Südwest-Hang des Bergs tendenziell etwas weniger Schnee abgeladen hat. Dem Weg folgen wir nach rechts und setzen so die Umrundung des Melkereikopfs im Uhrzeigersinn fort. An der folgenden Wegkreuzung dann halbrechts bergan und weiter nach Norden.
Wir kommen hier durch ein Gewann, das auf den Karten den schönen Flurnamen "Heibeermauer" trägt. Und tatsächlich wachsen in den Hängen sommers Massen an Blaubeeren. Unterhalb sehen wir die schöne Kante des Karlsruher Grats (753 m), einem markant verwitterten Felsgrat aus Porphyr, den wir bald mal überkraxeln wollen. Jenseits des Grats, über die nach Westen immer kleiner werdenden Vorberge des Schwarzwalds hinweg nochmals schöne Blicke in die oberrheinische Tiefebene, die heute aber leider recht dunstig ist. Nun passieren wir hier am Westhang des Melkereikopfs den oberen Rand seiner zweiten Blockhalde. Kurz danach stapfen wir rechts, nochmals pfadig durchs Gehölz, wieder hoch zum Tausenmeter-Weg. Ihm folgen wir oben dann wieder nach links/nordöstlich, um dem nahen Gipfel des Melkereikopfs herum, der hier bald schon in den Vogelskopf (1056 m) übergeht. Nördlich gegenüber winkt die Hornisgrinde (1164 m) herüber und von Nordosten der Altsteigerskopf (1092 m), ebenfalls einer meiner Lieblingsberge hier oben.
Der Weg senkt sich nun Richtung Ruhestein. Vorher passieren wir aber noch die eindrucksvoll felsige Karwand auf der Ostseite des Vogelskopfs. Sie ist eine der schönsten des Nordschwarzwalds und fällt zum unterhalb gelegenen Ruhesteinloch ab. Wir nähern uns nun wieder der Schwarzwaldhochstraße. Nachdem wir diese überquert haben (und damit wir nicht auf ihr zurück zu unserem oberhalb geparkten Auto laufen müssen), gehen wir gegenüber noch ein Stück bergab Richtung Ruhestein. Kurz vor ihm dann nochmals rechts wieder bergan, entlang des Schlittenhangs und der nahen Ruhestein-Skisprungschanze. Nur 100 Meter rechts von ihr haben wir wieder unseren an der Schwarzwaldhochstraße geparkten Wagen erreicht.
Mit auf Tour: Amelie.
Fazit: Schöne kleine Sonntagsrunde durch frischen Schnee und mit viel Sonne, da nahmen wir den kräftigen Wind gerne in Kauf. Nett auch, an einigen Ecken wieder vorbeizuwandern, an denen wir vor fünf Jahren (damals noch neu in der Region) schon einmal waren.
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