In guter Gesellschaft zu versteckten Preziosen rund um Holzwälder Höhe, Koppen und Lettstädter Höhe


Publiziert von Schubi , 17. Mai 2021 um 16:33.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:14 Mai 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:15,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der B 28 abzweigender Forstweg, oberhalb von Bad Griesbach.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Was macht man, wenn sich Besuch von lieben Wanderfreunden ankündigt? Man steigt natürlich tief in sein Tourenarchiv und zimmert eine Exkursion zusammen, die die Gäste auf abwechslungsreichem Terrain zu sehenswerten, aber etwas versteckten Perlen der hiesigen Landschaft führt. Die gesellige Runde bilden: der Brückners Nik mit seiner Waldelfe, die Ameliebste und meine Wenigkeit.

Als Anfahrts-Soundtrack für gemeinschaftlich-rustikale Touren wie diese empfehlen wir das launige 1000 Years von Yukon Blonde ... und stellen den Wagen danach am Start- und Zielpunkt der Wanderung in einer Forstweg-Abzweigung an der B 28 oberhalb von Bad Griesbach ab.


Die Tour ist eine Kombi aus *dieser hier und *jener. Gestartet sind wir am späten Vormittag in der Hoffnung, dass die aktuelle Niederschlag-Laune der Witterung uns dabei gnädig bleibt ... also die Regenjacken eingepackt und los! Zu Begin steil und pfadig hoch zu einer Forstraße, und diese wiederum führt uns (kurz nach links) in die Nähe der ersten Preziose: dem Großen Griesbacher Wasserfall. Dafür müssen wir jetzt nur noch kurz weglos rechts zu ihm rein. Damit die Überraschung und der Ohooo-Effekt ein möglichst großer wird, lasse ich die Herrschaften durch die Brombeerranken mal vorausstolpern: wenn man dies rechts vom Bach tut, sieht man den Wasserfall nämlich erst (und dann in seiner ganzen Pracht), nachdem man einen Felsvorsprung umstiegen hat :-) Anschliessend grätschen wir zweimal artistisch übers Bächle und arbeiten uns über zugewuchert-glitschiges Geröll näher an den Wasserfall heran. Meine Wandergesellen stapfen staunend herum und aktivieren ihre Smartphone-Kameras. Diesen Wasserfall besonders macht evtl. die Tatsache, dass der Bach oben erst über einen schrägen Granitgang im Gneis runterschiesst und sich dann entlang einer Felswand teils verästelt, teils frei fällt. Eingerahmt wird er dabei von einem kleinen dschungeligen Kesselrund. Tropical Feeling im Schwarzwald.

Nun wieder zurück (am besten auf anderer Bachseite) auf die Forstraße und auf ihr wenige Meter nach rechts, dann abzweigend in den Waldhang hoch: erneut pfadig-rustikal, denn so mögen wir's ja. Dies Pfädle wird wohl schon länger nicht mehr unterhalten (zwischendurch sieht man alte Aufmauerungen), ist aber zunächst gut gangbar. Es führt uns mehrere Etagen im Westhang der Holzwälder Höhe hinauf, verliert sich zwischendurch etwas in den Jungfichten und ist gegen Ende komplett überwuchert-verschwunden. Pfadfinder wie wir erkennen aber, dass der rettende Forstweg oberhalb nur ca 20 Meter entfernt liegt und stapfen kurzerhand durchs Gehülz zu ihm hinauf. Rechts/südlich nun erholsam ein ganzes Stück ohne nennenswerte Steigungen. Der Weg wird zum Pfad, der hier sogar ein markierter ist. Er führt uns auch um das obere Ende des Tobels herum, in dem tief unterhalb der vorhin besuchte Große Griesbacher Wasserfall liegt. Bei meiner letztjährigen Solotour bin ich hier durchs Unterholz noch in die kleine Schlucht abgestiegen und habe weitere versteckte Fallstufen ausfindig machen können, heute jedoch bleiben wir auf dem Pfad der Tugend. Dort, wo er den steil abfallenden Tobelschluss quert, sehen wir aber immerhin vom Wasser schön glattgeschliffenene Felsplatten aus Buntsandstein. Weiter südlich wird der Pfad zum Forstweg und wir gehen bald links auf Wege-Zickzack nochmals eine Etage höher, um hier, im Übergang von Holzwälder Höhe zum Koppen, unsere Route nach Osten zu wenden.

Jetzt eine ganze Zeit lang auf breiten Forstwegen durch Wirtschaftswald um den Koppen herum, unserem nächsten Highlight entgegen: dem Nördlichen Absbach-Wasserfall. Um ihn zu finden, verlasen wir den Wirtschaftsweg nach rechts und stolpern westlich-südwestlich über das Geröll eines verblichenen Wegs unterhalb der schönen Felsnasen in der Wand des Absbach-Kars. Da, wo es offenbar nimmer weiter geht, kurz halbrechts duch die Bäume und nun tut sich unter uns ein kleiner, von überhängenden Sandsteinwänden gerahmter Kessel auf. Meine Wandergesellen haben hier (wie erhofft) ihren nächsten Staun-Moment ... erst recht, nachdem sie sich einige Schritte im Kesselhang herab gehangelt haben und rechts die Fallstufe des Wasserfalls erblicken. Früher schoss das Wasser vielleicht auch mittiger über die Hauptwand des Kessels und formte diesen aus, aber jetzt ist der Wasserfall sozusagen in die rechten Ecke gewandert. Wir beschliessen, dass so ein schöner Ort der perfekte Platz für ein erstes Veschper ist. Vorher erkunden der Nik und der Schubi jedoch noch geschwind hydrologische, geologische und botanische Besonderheiten an diesem schon besonderen Ort. In perfektem Timing beginnt beim Einpacken nun der erste von zwei kurzen Schauern des Tages auf uns herabzuregnen. Passt aber ja auch zum Ort. Wir verlassen ihn parallel-oberhalb zum Bachlauf nach Osten, nach nur wenigen Metern treffen wir auf die Fortsetzung des vorhin schon genutzten aufgelassenen Wegs, der ab hier auch direkter herab zum Hauptweg führt. Auf Letzterem kurz südöstlich, dann beim Durchlass des Südlichen Absbachs (dieser ist ebenfalls erforschenswert) bergan auf den nordwestlich abzweigenden Weg. Er führt nah an die kleine Schlucht heran, die oberhalb  des eben besuchten Nördlichen Absbachfalls folgt, durch die Bäume hindurch sieht man das in den Fels gefräste Bachbett. Wir passieren die Karlshütte (kann man mieten, liegt sehr schön) und gehen weiter, nun sanfter bergan, zur Hochfläche der Lettstädter Höhe. Jedoch nicht zu ihrem höchstem Punkt, sondern sie südwestlich umrundend und dann auf südlichem Forstweg-Zickzack sowie pfadig herab zum nächsten Etappenziel: dem Glaswaldsee. Er ist ein Karsee und somit das Überbleibsel eines ehemaligen kleinen Gletschers. Wer aufpasst, findet kurz vorm See links vom markierten Pfad abzweigend einen weiteren Pfad und der führt interessanterweise quer durch die nordwestliche Seitenmoräne des ehemaligen Gletschers. So bekommt man einen Eindruck davon, was zu den Eiszeiten so an Schutt und Gestein aus der Bergflanke herausgehobelt wurde. Direkt dahinter erblicken wir schon den See und treffen auf Sitzgelegenheiten. Die Sonne lacht wieder und so einen schönen Ort würdigt man am besten mit einem weiteren Veschper und natürlich mit vielen Fotos. Zum ersten Mal auf der Tour treffen wir auch auf andere Wanderer. Aber da der See zum Glück in einiger Entfernung vom nächsten Parkplatz liegt, dürfte es hier ganzjährig recht ruhig zugehen.

Wir umrunden den See und stiefeln den schönen (markierten) Pfad durch seine Karwand hoch. Rustikal über grobes Gestein geht es, auch hier fühlt man ein bissel die Arbeit der Eiszeiten. Oben dann (ebenfalls ausgeschildert) nördlich weiter und nochmal nah an der Karwand lang zum Seeblick Glaswaldsee (930 m). Die nun wieder aufgezogenen Wolken können unsere Freude über die schöne Aussicht in keinster Weise trüben und die Smartphone-Kameras werden erneut ausgelöst. Wolken, die die Stimmung nicht trüben können, übrigens auch bei meinem ersten Besuch hier. Anschliessend geht es über die Hochebene der Lettstädter Höhe (967 m) nordwärts, erst forstwegig, dann pfadig. Dieser Abschnitt führt auch mal durch  offeneres Waldgebiet, abwechslungsreich bestückt mit Fichten, Kiefern, Ebereschen, Birken, Heide und Gräsern. An der Lettstädter Hütte halbrechts nordwestlich, nochmals auf breiteren Wegen und schliesslich links runter in das nahe gelegene Kar an der Lettstädter Höhe. Das (ausgeschilderte) Highlight darin ist sicherlich die überhängende Felsformation aus Buntsandstein namens Teufelskanzel. Bedrohlich schwebt sie direkt über dem Pfad, der uns hier düster-romantisch, aber auch steil, in das Kar herab führt. Linkerhand ein kurzer Einblick in den benachbarten Tobel des Griesbächles. Wir treffen es gleich nochmals, denn am unteren Ende des Teufelskanzel-Steigs wenden wir uns nach links und gehen weiter auf einem mindestens ebenso romantischen Pfad, der auf halber Höhe durch die Karwand führt und mir bereits bei meinem ersten Besuch hier sympathisch war. Reichlich umgestürzte Bäume werden per Limbo oder Übersteigen passiert und vorbei geht es auch an jeder Menge kleiner und großer Felsformationen sowie weiteren namenlosen Tobeln. Der beste und tobeligste davon ist mein Abenteur-Tobel vom letzten Herbst, aber heut bleiben wir brav, lassen das Kraxeln sein und begutachten nur seinen felsigen unteren "Eingang".

Der Pfad wird zum Weg, dieser senkt sich nach Norden und wir folgen ihm bis zu einer größeren Wegkreuzung. Dort ein kurzer Abstecher links hoch zur Kante des Rappenschliffs mit seinen beeindruckenden Rutschungen und Abbrüchen. Nik staunt net schlecht und tät am liebsten auch hier gleich reinkraxeln, aber dafür reicht die Zeit heut nicht. Dafür gibt's nah unterhalb noch ein romantisches, letztes Schmuckstück unserer Tour: den Kleinen Griesbacher-Wasserfall. Er fällt über mehrere Stufen und die unterste ist die dramatisch-schönste. Grad recht für Romanzen wie uns. Bis dort runter bringt uns ein markiertes, sehr steiles Pfädle, das teils über in den Stein gehauene Treppen führt. Wer wie wir von hier zurück zum Startpunkt der Wanderung (B 28) will, nehme nun nicht den markierten, sondern einen (mal wieder) aufgelassenen Pfad der direkt an der Holzbrücke vor der untersten Fallstufe beginnt (das Brückengeländer ist schnell überstiegen). Oberhalb des Bachlaufs, ein Stück entlang seines tief eingeschnittenen Tobels geht es, bis sich der etwas zugewucherte Pfad nach Osten abwendet und in einem Forstweg aufgeht. Darauf weiter, dann links abbiegen und bergab. Nun begleiten wir abschliessend das Griesbächle erneut ein Stück, das uns ja schon oben bei der Teufelskanzel begegnete und das hier am unteren Ende des Kars so reissend ist, dass es eine Staumauer mit Rückhaltebecken bekam. Ein zweiter Regenschauer beginnt, aber er stört uns net: nur noch wenige Meter, und wir sind zurück am Wagen.

Mit auf Tour: Waldelfe, Amelie, Nik.

Fazit: wie schon bei den ursprünglichen Tourenberichten erwähnt, findet man in der begangenen Ecke so einige geologische Hingucker und stille Perlen der Schwarzwaldromantik. Abgesehen davon: mit lieben Leuten über vielfältig geartetes Terrain zu stiefeln ... was will man mehr? Wenn man von seinen Begleitern dann noch gelobt wird für Route und Etappenziele ... dann kann man abends zufrieden wegschnarchen ;-) So wird uns dieser Ausflug bestimmt lang in Erinnerung bleiben.

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe, Schubi


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 17. Mai 2021 um 18:51
Nature pure feelings! Danke für diese tollen Eindrücke

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Mai 2021 um 19:14
Gerne doch! Und Danke für deinen netten Kommentar.


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