Auf stillen Pfaden zum Glaswaldsee, den Absbächen, zu einer Wasserfall-Entdeckung und zum Klagstein


Publiziert von Schubi , 17. Februar 2021 um 17:47.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:11 Februar 2021
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 612 m
Abstieg: 612 m
Strecke:16,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Freiersberg-Hütte / Freiersberg-Pass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

In Fortsetzung zu meinen diversen "Stille-Pfade-Schneeschuh-Touren" sollte es beim erneuten Kälteeinbruch letzte Woche mal zum Glaswaldsee gehen. Auch er ist ein Karsee und somit das Überbleibsel eines ehemaligen kleinen Gletschers. Der See liegt sehr malerisch etwas abgelegen im Osthang der Lettstädter Höhe (966 m) zwischen Bad Peterstal-Griesbach und Bad Rippoldsau-Schapbach. Auf der Topo-Karte habe ich nahebei schönerweise zwei Tobel entdeckt, die nicht direkt zugänglich sind, aber wohl zwei Wasserfälle aufweisen. Es sind dies der Südliche und der Nördliche Absbach. Und auf dem Rückweg habe ich noch den Sansdsteinblock Klagstein mitgenommen.

Als Soundtrack passend zu den Temperaturen während der Tour empfehle ich diesmal Cold Cold Heart der wunderbaren Norah Jones.


Um eventuell bei Ankunft am Seeblick die aufgehende Sonne begrüßen zu können, starte ich bei erfrischenden minus 13 Celsius zeitig vom Wanderparkplatz an der Freiersberg-Hütte auf der Passhöhe der L93. Im Neuschnee ziehe ich meine Spur und forstwegig geht es ein ganzes Stück bergan in die Mogendämmerung hinein. Für heute waren so einige Sonnenstunden angesagt, noch aber überwiegen die Wolken und sie haben nur kleine Lücken. Auf der Höhe nun nach Wegweiser auf einem (im Schnee nicht sichtbaren) Pfad nah an der Karwand des Sees entlang in Richtung Seeblick (der Pfad verzweigt sich zwischendrin, hier den rechten nehmen).

Dort angekommen empfängt mich ein herrlicher Tiefblick auf den Glaswaldsee (839 m). Die Sonne hält sich leider weiterhin zurück, aber kurz immerhin blinzelt sie mal zwischen zwei Wolkenbänken hindurch. Ebenfalls leider pfeift hier oben ein eiskalter Ostwind und so stapfe ich bald weiter. Interessant finde ich, dass die Seitenmoränen zusammen mit der Karwand den See fast komplett kreisförmig umschliessen – ein idealtypisches Kar? Ein auf der Karte etwas nördlich verzeichneter Pfad, der runter zum See abkürzt, ist unter dem vielen Schnee nicht wirklich zu erkennen und so wurschtele ich mich rutschend und GPS-geführt durch das steile Terrain herab. Eigentlich hoffte ich ja, dass mich die Eisenzacken an den Schneeschuhen besser halten würden :-/ Unten über einen Wasserlauf gehüpft, dann wieder entspannt eben auf einem Pfad zum See. Sein Name rührt von den früher in den Nachbarorten zahlreichen Glas-Manufakturen her, die ja oft in waldreichen gegenden angesiedelt waren. Am westlichen Ufer nun vorbei an einem netten Schutzhüttle und entlang des felsdurchsetzen Hangs der Karwand. Am östlichen Ufer wird der Ausfluss des Sees in den Seebach von einer Staumauer begrenzt. Ohne sie wäre der See wohl schon verlandet, da die früher sich hier befindende Endmoräne vom See 1751 durchbrochen wurde: "Die Vermoorung der Seen und Durchbrechung der Riegel (Moränen) geht auch heute noch mit merklicher Geschwindigkeit weiter, letztere kann sogar ganz plötzlich geschehen. So zerstörte der Glaswaldseebach 1743 den Riegel und stürzte als verheerende Flut hinab. Später staute man ihn wieder auf; aber am 3. 8. 1951 drückte er die Staumauer ein." (Fritz Fezer: Eiszeitliche Erscheinungen im nördlichen Schwarzwald, 1957) Die besagte Mauer diente in vergangenen Zeiten dem Aufstauen des Wassers, um das Triften, also das Flößen von Holzstämmen auf einer Wasserschwall-Welle, zu ermöglichen.


Die Sonne kommt nun länger heraus und ich mache eine Pause am Ostufer, wo es einige Sitzgelegenheiten gibt. Weiter nun ein Stück des Hinweg-Pfads nördlich und dann östlich am Hang von Bruderhalde und Absbachhöhe (921 m) über Forstwege und erneut pfadig. An der Absbachhöhe ein Stücke weglos zu ihrem höchstem Punkt und dann wieder westlich auf breiter Forststraßen-Schneise. Auf solchen Abschnitten wird einem immer nochmal bewusst, wie sehr Wald doch ein Wirtschaftsgut und damit Nutzland ist. Nun von oberhalb herab in den engen Tobel des Südlichen Absbachs. Tief hat sich das hier eigentlich sehr junge Bächlein schon direkt unterhalb seiner Quelle ins Deckgebirge gefräst. Leider endet die Rückegasse bald, die ich ein Stück parallel-oberhalb von ihm nutzen kann. Dahinter nur dichtes Unterholz auf steilstem Terrain. Also nix für meine Schneeschuhe :-/ Ich beschliesse, später im Jahr nochmals zu kommen, denn dort unten soll irgendwo ein Wasserfall sein. Noch schnell ein paar Erkundungen im steilen Tobelhang, soweit es die Haltekraft der Schneeschuhe zulässt und dann weiter über Forstweg-Zickzack "eine Etage tiefer", wo ich vom Weg aus gut mal von unten herauf in den Tobel steigen kann. Malerisch plätschert der Südliche Absbach auch hier durchs Gestein. In der Hangkante rechts entdecke ich eine lange Phalanx aus Eiszapfen, die wie ein aufgerissenes Raubfisch-Maul aussehen. Unten am Bächle wiederum Harmonie pur und also Anlass für einen Schluck heißen Tees aus der Thermos.

Zurück zum Weg und weiter zum Nördlichen Absbach. Auch hier führt mich eine Rückegasse nah, aber nicht ganz an ihn heran. Also ein bissle Unterholz und den verzeichneten Wasserfall gesucht. Hinter einem Fichtenzweige-Vorhang dann leuchtet's hindurch und ... Tadaaa!!! ... stehe ich in einer beeindruckenden Arena aus Sandstein-Wänden, verziert und behangen mit Eiszapfen. Wow, mit soviel Drama hätt ich gar nicht gerechnet :-)) und die Situation erinnert mich erstaunlich an mein Erkunden des Rappenschliffs vor gar nicht langer Zeit, gar nicht weit entfernt. Schon schräg. Der Wasserfall ist zweistufig über eine Höhe von ca. 20 Meter und heute größtenteils zugefroren, nur am nördlichen Ende fliesst und fällt noch Wasser. Ich erkunde diesen schönen Ort ein bisschen und mache mich dann wieder auf, über aufgelassene Forstwege zunächst östlich, dann westlich, zur Karlshütte. Die gehört dem Forst-Baden-Württemberg und lässt sich sogar mieten. Ich setze mich aufs Hüttenbänkle und mache ein zweites Veschper. Der Nördliche Absbach fliesst auch hier vorbei, aber der Hüttenweg bringt einen nicht bis zum Wasserfall.

Nun wieder ganz hoch auf die Hochfläche der Lettstädter Höhe (966 m, kurze Rast an der gleichnamigen Schutzhütte) und auf ihr entlang größenteils pfadig (hier begleiten mich die Spuren eines selbstspurenden Langläufers) erst westlich, dann südlich. Leider erlauben Terrain und Bewuchs keine Fernblicke, deswegen primär: Schnee, Fichten, Sonne. Stichwort Sonne: ich beschliese, nochmal eine kurzen Abstecher zum nahen, heute morgen besuchten Seeblick auf den Glaswaldsee zu machen. Dort treffe ich zwei Wanderer aus Karlsruhe. Sie kommen vom Kniebis herüber und wollen über die Teufelskanzel noch bis runter ins Tal von Peterstal-Griesbach. Das klingt ambitioniert und würde sie bestimmt ein Stück auch durch die Dunkelheit führen. Wir gehen ein Wegstück gemeinsam, unterhalten uns lustig und sie nehmen mein Angebot an, sie im Wagen mit runter ins Tal zu nehmen. Vorher begleiten sie mich aber noch auf einem Abstecher zum Aussichtsfelsen Klagstein (907 m), einer kleine Felsgruppe aus Buntsandstein, die sich von ihrer Südseite aus leicht erkraxeln lässt (natürlich ohne Schneeschuh ;-). Schliesslich geht's noch ein bissel Wege-Zickzack bergab und bald schon sind wir am Wanderparkplatz. Wir gondeln im Wagen die Landstraße herunter und ich bringe die Jungs in Bad Peterstal zum Bahnhof, wo sie ihren anvisierten Zug auch erreichen. Perfekt!

Fazit: Auch der Glaswaldsee ist eine echte Perle unter den Seen im Schwarzwald. Das Touri-Marketing spricht bei den Karseen gern auch von den "dunklen Augen des Schwarzwalds", in der zugefrorenen weißen Version mag ich sie aber fast noch mehr ;-) Der Wasserfall des Nördlichen Absbachs war dann noch ein echtes Aha-Erlebnis und beim Südlichen wird im Sommer weitergeforscht. WT3 für die weglosen steilen Tobel, Rest WT2.


Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi


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