Val Trupchun

Das Val Trupchun ist mein absoluter Lieblingsort im Schweizer Nationalpark. Die wilde, unberührte Natur und die Wildtiere, die man dort ziemlich oft und einfach zu sehen bekommt, machen das Tal bekannt und dementsprechend viele Leute laufen an schönen Tagen ins Tal hinein. Bei uns war das Wetter bewölkt, aber dennoch waren viele Leute auf den Wegen anzutreffen. 

Wir starteten an einem der hintersten zwei grossen Parkplätzen und liefen über den Wanderweg direkt zur Punt da Val Da Scrigns und dann zur Parkhütte Varusch, wo uns ein Wildtierexperte gleich erklärte, wo die jeweiligen Tiere ungefähr anzutreffen sei. Er meinte, die Brunft der Rothirsche würde jetzt erst gerade auf ihren Höhepunkt zusteuern, aufgrund der Klimaerwärmung sei das in diesen Jahren jeweils schon ein bis zwei Wochen später als noch vor einigen Jahrzehnten der Fall. Er meinte aber, dass wir uns keine Sorgen machen müssten, für die testosterongesteuerten Hirsche sei jetzt schon Showtime und sie seien leicht zu hören und zu sehen. 

Kurz hinter der Hütte erreicht man die Parkgrenze, wenig später die Alp Purcher und dann die Abzweigung am P. 1877m am Eingang ins Val Müschauns. Nach den zwei Kehren sahen wir ein Mauswiesel in einem kleinen Geröllfeld herumtollen. Es liess sich nicht von einem Dutzend Wanderer mit ihren Kameras stören und näherte sich bis auf wenige Meter. Kurz darauf sahen und hörten wir die ersten Hirsche, die ersten von vielen. Ehe man sich versah, waren wir schon bei der Brücke an P. 1995m vor der Alp Trupchun, wo Munggen auf den Wiesen anzutreffen waren. Oberhalb der Baumgrenzen sahen wir ständig weitere Hirsche und später auch Gämsen. Rund um die Alp Trupchun gibt es drei ausgewiesene Picknickplätze. Da mich mittelfristig eine Wanderung über die Fuorcla Trupchun nach Livigno reizen würde, gingen wir bis zum hintersten Picknickplatz, von wo man den weiteren Wegverlauf sehen kann. Hier machten wir Pause. 

Dort trafen wir einen freundlichen, älteren Herrn an, der in seiner Freizeit offenbar Wildtierbeobachter ist und sein Fernrohr aufgestellt hatte. Dank ihm konnten wir auf dem Grat der rechten Talseite sogar noch zwei Steinböcke beobachten. Schliesslich flog weit oben sogar noch ein Steinadler vorüber, welcher laut dem Wildtierexperte, den wir am Parkeingang antrafen, am Spih d'Esan (2823m) nistet. Da es kurz zu nieseln begann, gingen wir dann langsam zurück. 

An P. 1995m überquerten wir die Brücke und liefen nun auf der linken Talseite zurück. Durch diese Wegwahl wurde eine Rundtour möglich und man hatte einen besseren Einblick in die rechte Talseite, genau andersherum als auf dem Hinweg. Wir sichteten noch zahllose weitere Hirsche und einige Gämsen, verliessen den Park wieder und erreichten bald den P. 1805m an der Kiesstrasse am Eingang zum Val da Scrings. Bei der nächsten Kehre gingen wir bereits wieder vom Strässchen runter zur Brücke auf ca. 1760m. Kurz danach geht man an einer Jagdhütte vorbei und erreicht relativ direkt wieder Prasüras, wobei nur die letzten paar Hundert Meter auf dem gleichen Weg wie am Morgen zurückgelegt werden müssen. 

Fazit: Der Weg ist völlig anspruchslos, die laut maps.geo.admin.ch doch etwas mehr als 600 Höhenmeter merkt man nicht, denn der Weg ist überwiegend sehr flach. Die Wanderung ist auch mit Kindern gut zu machen, dementsprechend viele Familien waren unterwegs. Es war innert knapp 15 Jahren meine dritte Wanderung auf genau der beschriebenen Route, aber soviel Wild wie dieses Mal habe ich noch nie gesehen.

Cheers,
raphiontherocks