Gamsberg Fauler Gang / Westkamin - Rosswies Südanstieg
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Nachdem ich bereits mehrmals von der hikr-Seite profitiert habe, freue ich mich mit einer Beschreibung des Faulen Gangs am Gamsberg einen kleinen (offenbar noch fehlenden) Beitrag leisten zu können. Da ich mich mit der Wanderskala eher schlecht auskenne, bin ich auf Vergleiche mit bereits bewerteten Wanderungen angewiesen. Ich beziehe mich im Folgenden deshalb darauf, dass offenbar der Gamsberggipfelgrat T5 ist, genauso wie der Nordabstieg oder der Sichelchammsüdgrat. Als T6-Vergleich nehme ich die Goldlochroute und die Überschreitung Schiffberg – Sichelchamm. Bitte meine Bewertungsvorschläge als das betrachten, was sie sind: nur Vorschläge und somit ungefähre Richtwerte, die von jedem wieder leicht abweichend beurteilt werden können (deshalb versuche ich auch gar nicht erst, mit Plus/Minus eine Verfeinerung zu erreichen). Sollte ich mich irgendwo total verschätzt haben entschuldige ich mich jetzt schon dafür und bin dankbar für konstruktive Kritik, lehne aber jegliche Haftung ab… J
Gamsberg, Fauler Gang T6 (mit der rechten Ausstiegsvariante evtl. einfacher)
Ab Walenstadt geht’s via Alp Verachta hinauf auf die Hochterasse der Alpen Büchel – Sennis. Über Böden P. 1741 quere ich an den Beginn der markanten Rippe, welche im rechten Teil der „Grossplangg“ direkt hoch an den Fuss der Gamsbergwestwand leitet (T5, von dort könnte ohne Schwierigkeiten, oft auf Tierspuren, entlang der genannten Gamsbergwestwand nach links aufwärts in den Sterenbergsattel gestiegen werden). Am Ende der Rippe, sobald es das Gelände erlaubt, etwas absteigend über teilweise „unbequemes“ (weil nicht gestuftes) Gras nach rechts zum Faulen Gang queren. Dieses ca. 50m lange Grasband ist auf einem Gamsweglein überraschend gut begehbar (T5) und bildet den Übergang von der Grossplangg auf die Gamsbergsüdostflanke. Teilweise ist die Wegspur zwar abgerutscht, diese Stellen können jedoch problemlos unmittelbar darüber bewältigt werden. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind aber erforderlich, wie überall am Gamsberg.
Beim weiteren Aufstieg zum Gamsberg hat man grosse Freiheit bezüglich Routenwahl, man kommt wohl fast überall irgendwie hoch. Gemäss Führer steigt man entweder gerade hoch und hält auf den Westgipfel zu (dies ist die felsigere Variante), oder man hält sich rechts und steigt über die dort vorwiegenden Rasenpartien direkt auf den Hauptgipfel.
Ich bevorzuge den direkten Aufstieg über die Felsen, ca. T6. Vereinzelte plattige und manchmal auch etwas brüchige Stellen verlangen Vorsicht, sind aber nicht weiter schwierig (rein psychisch können Kletterfinken im Rucksack eine angenehme Rückversicherung sein). Auf etwa 2200m kommt man am steilen Grasausstieg des Westcouloirs (auch als Westkamin bezeichnet) vorbei. Mein weiterer Aufstieg ist nun wieder einfacher (T5) und endet auf dem Grat zwischen dem Haupt- und dem Westgipfel, weil ich nicht konsequent den Westgipfel angegangen bin, sondern dem vermutlich leichtesten Weg nach oben folgte. Ein kurzer Abstecher zu eben diesem Westgipfel erlaubt den Blick hinunter in den oberen Teil der Westkante.
Gamsberg, Nordflanke T5
Auf dem Gipfel weiss ich noch nicht, wo ich absteigen werde: Doppelgleis (Ostrinne) oder Nordflanke? Während ich über den Gipfelgrat in östlicher Richtung schreite, schaue ich immer mal wieder kurz nach links auf die Nordseite hinunter. Somit finde ich die Stelle, wo das Schrägband (über welches die Nordroute führt) kurz vor dem Gipfelgrat ausmündet, ohne Probleme. Am tiefsten Punkt zwischen Ost- und Hauptgipfel leitet eine schwache Wegspur zuerst horizontal wenige Meter westwärts auf eine gut sichtbare Grasrippe. Dort angekommen, ist dann der Abstieg klar, weil dort das Schrägband beginnt. In wenigen Minuten gelange ich ohne Schwierigkeiten (T5, vermutlich der einfachste Weg auf den Gamsberg und wohl nur des Steinschlagrisikos wegen nicht der Normalweg; alles Gehgelände, keine Kletterstellen) hinab ins Geröllkar ca. 30m östlich der Stelle, wo der Grat der „Weissen Frauen“ an die Gamsbergnordabdachung stösst. Auch wenn in den vielleicht zehn Minunten, als ich auf diesem Abstieg war, kein Stein fiel, so weiss ich dennoch von einer Wanderung dem Wandfuss entlang, dass die Nordflanke ausgesprochen steinschlägig sein kann, wenn sich ein Gamsrudel dort aufhält... Mit einem Helm ist man am Gamsberg sicherlich nicht "overdressed".
Versuch Gamsberg westl. Nordwand/Westkante T?
Nach dem Nordabstieg stehe ich bald unter der eindrücklichen Westkante. Brüchig soll sie sein und Schwierigkeiten bis zum vierten Grad aufweisen. Ich bin allein und ohne Seil unterwegs, weshalb ich mir die Idee, die Kante zu probieren, schnell aus dem Kopf schlage. Allerdings sieht es nur wenige Meter links der Kante, in der grasigen Nordwand (hier im unteren, westlichen Teil kann man tatsächlich von Wand reden, während bei der weiter östlich liegenden Nordroute eher von einer Nordflanke zu reden ist), einfacher aus. Vorsichtig steige ich auf, stets darauf achtend, dass ich notfalls wieder absteigen könnte. Nach einiger Zeit stehe ich weit oben an der Stelle, die schon vom Einstieg gesehen das grösste Fragezeichen war. Bis zu diesem Punkt habe ich trotz aller Vorsicht bereits soviel steiles Gras unter mir, dass ich auf keinen Fall hier zurück will, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Vor dem Weiterweg habe ich schlussendlich aber noch mehr Respekt als vor einem Rückzug, und so entscheide ich mich nach langem Überlegen dennoch für den Abstieg (von absteigen kann eigentlich keine Rede sein, tief „beissen“ meine Hände ins Gras... Eisgeräte und Steigeisen wären hier vermutlich hilfreich). Auch wenn der Aufstieg grundsätzlich möglich scheint, so kann ich dieses Unternehmen niemandem empfehlen, zumindest nicht ohne Sicherung. Ich empfand es jedenfalls als steiler/heikler als zum Beispiel den Abstieg vom Schiffberg Richtung Sichelchamm, welcher den Berichten von Delta und Alpin_Rise zufolge T6 ist.
Bericht von Delta
Bericht von Alpin_Rise
Gamsberg Westcouloir (Westkamin), T5-T6
Froh, gesund wieder unten im Sterenbergsattel zu sein, beschliesse ich, über die Grossplangg abzusteigen, mit der Option, mir noch das Westcouloir des Gamsbergs anzuschauen. Dieses Couloir entpuppt sich als wunderschöner Aufstieg zum oberen Teil der Faul-Gang-Route. Nur wenige, einfache Kletterstellen (I-II) in gutem Fels, unterbrochen von einem kurzen Grasband (auf welchem man nach rechts aufwärts hält, ca. T4), leiten nach oben in den schon im Bericht über den Faulen Gang erwähnten steilen, aber gut gestuften Grasausstieg (kurz T5-T6) des Westcouloirs. Weiter über die mir bereits vertrauten letzen rund 200m (T5), und ich stehe zum zweiten Mal am selben Tag auf dem „Gemsler“.
Rosswies, Südabstieg T5-T6
Da mir der Abstieg übers Goldloch etwas zu gewagt scheint, steige ich übers Doppelgleis nach Osten ab. Von dort könnte man ja vielleicht über das Zürchercouloir hinunter? Naja, der Blick in den Führer verheisst nichts Gutes, anscheinend kommt man fast nur durch Abseilen hinunter. Das schaue ich mir lieber ein andermal an…
Also weiter, via Rotstein-Sichli auf die Rosswies. Ursprünglich wollte ich ja weiter über die Fulfirstgruppe, doch ich habe am Gamsberg viel Zeit verloren. Der Abstieg von einem Nebengipfel der Rosswies (P. 2303, in der Landkarte nicht eingetragen) nach Süden scheint zwar steil, aber gut gangbar. Im Gras, teilweise auf Wegspuren, steige ich stets der logischen Linie entlang abwärts, teilweise in einer Rinne, oft auch auf deren westlichen Begrenzungsrippe. Im unteren Teil verlasse ich die im Führer angegebene Route, da mir diese aufgrund des dort üppigen Föhrenwuchses unübersichtlich und unnötig kompliziert scheint. So wechsle ich einfach ins (von oben gesehen) rechte Couloir, welches bis fast ganz unten gut zu überblicken ist. Der Fels in diesem Couloir ist fest und meist unschwierig, vereinzelte steilere Stufen umgehe ich links im Gras. Ganz unten wartet noch ein felsiger Absatz, bei nährerer Betrachtung bildet das Bachbett dort aber fast eine Treppe…
Dem Sagenbach entlang gelange ich alsbald wieder zur Sennis-Alp, und über die „Falggelen“ und die Alp Verachta befinde ich mich eine Stunde später wieder unten in Walenstadt.

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