Der Zigerstogg ist eine steile Felsnadel oberhalb von Niederurnen. Auf seinem Gipfel befindet sich eine Blechfahne, die jedoch in den letzten Jahren stark gelitten hat. Ich meine mich erinnern zu können das man vor einigen Jahren noch das Quietschen hören konnte, wenn sie sich im Wind drehte.
Schon lange hatte ich diesen "Gipfel" im Blick. Dank einer Frage auf Hikr bekam ich von
Greigler die Informationen zur letzten Fahnensanierung im Jahr 1987. Doch Information zu Begehungen in den letzten Jahren lassen sich nicht finden. Dann im Sommer 2019 wanderte ich ein erstes Mal zum Fuss des Zigerstogg auf dessen Nordseite. Doch alleine war das nicht zu machen. Letztes Jahr konnte ich nun mit
DonMiguel einen Mitstreiter gewinnen, der auch ein Faible für die urchigen Touren des Glarnerlands hat, und ausserdem noch versiert im Umgang mit mobilen Sicherungsgeräten ist.

DonMiguel ist ein paar Tage zuvor vom Plattenberg her abgestiegen, um einen näheren Blick auf den Zigerstogg zu werfen und hat zumindest einen alten Schlaghaken weiter oben in der Wand entdeckt. Nun kurz vor unserem Versuch hat
DonMiguel auch noch einen der Bergsteiger, der in den 60er Jahren dort unterwegs war, ausfindig machen koennen, so das wir guten Mutes losziehen.
Vom Parkplatz in Näfels laufen wir auf dem Wanderweg durch den Niderbergwald hinauf. Dann auf dem Forstweg, bevor wir auf einen schmalen Pfad abbiegen (siehe Photolocation oder GPS-Track), der uns schliesslich bis an das untere Ende des Schluchenzug führt.
Zuerst rechts dieser Geröllhalde hinauf und dann links haltend hinaufqueren. Auf dem losen Laub und Geröll muss bald einmal der Pickel zur Hand (wobei mir kurz meine Jacke herunterfällt, dazu später mehr...).
Unter dem Zigerstogg zieht eine Rinne hinauf die in einer steilen Rasenrampe endend in die Scharte südlich des Gipfels führt (Bild hier). (Auf die Nordseite gelangt man einfach am Anfang der Rinne oder an ihrem Ende auf Gemsspuren). Wir klettern an Wurzeln und etwas losem Gestein rechts der Rinne hinauf. Die Grassrampe ist dann recht steil, und man ist froh um den Pickel. Im Abstieg werden wir sie abseilen.
In der Scharte machen wir uns für die Kletterei parat.
DonMiguel übernimmt dankenswerterweise den Vorstieg und das Absichern. Es geht der Kante nach hinauf und am oberen Ende etwas rechts davon auf den Gipfel. Im unteren Teil mit Schlingen, Keilen und Friends gut abzusichern. Hingegen oben, wo es schwieriger ist (5b) hat es unzuverlässige Schlaghaken, die man mit dem Finger im Moos bewegen kann. Auch ist der Fels nicht gut zum selber setzen. Also etwas unangenehm. Ich bin froh, dass ich das im Nachstieg machen kann und reisse auch gleich einen Griff in der Schlüsselstelle heraus...

Wir denken, dass wir über die im Gipfelbuch erwähnte Südostkante aufgestiegen sind.
Die Aussicht hinunter nach Oberunen und über den Walensee ist sehr schön.

Auf dem Gipfel hat es neben der Fahne nicht viel Platz. Aber das Highlight ist die kleine Box mit Gipfelbuch, die noch erhalten ist. Der letzte Eintrag ist vom 1987. Der Bleistifft ist zerfallen, aber mit der Mine können wir uns noch eintragen. Hier die erste Seite des alten Buchs.

Es hätte auch noch eine kleine Dose mit Fett um das Scharnier der Fahne zu fetten. Doch die ist in denkbar schlechtem Zustand.
Wir machen eine Weile Pause und geniessen den Gipfel, bevor wir an einer der Föhren (der im Gipfelbuch erwähnte gute Absteilstand aus zwei Schlaghaken sieht eher wenig vertrauenerweckend aus) zurück in die Scharte abseilen.
Von der Scharte seilen wir ein weiteres mal über die Grasrampe ab und dann noch einmal um uns die Wurzelkletterei zu ersparen.
Statt auf dem gleichen Weg zurückzukehren folgen wir Drahtseilen der Jäger und steigen über den Vorbau und dann auf der Ostseite wieder zum Weg hinunter.
Geschwind geht es nun auf dem selben Weg zurück nach Näfels. Dort kann ich dann das Auto nicht öffnen?? Ich muss im Aufstieg den Autoschlüssel aus der Jacke verloren haben ;( ;(. Nun ja, dank
DonMiguel kann ich den Zweitschlüssel von daheim holen und das Auto doch noch wegbewegen...
Diese Tour dürfte nicht gerade viele Nachahmer finden, ist der Zustieg im Verhältnis zu der einen Seillänge Kletterrei doch recht lang. Für die Liebhaber solcher Glarner Spezialitäten lohnt es sich jedoch.
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Kleiner Epilog: Nachdem ein Ersatzautoschlüssel beschafft und neu programmiert ist, steige ich zwei Wochen später doch nochmal in den Schluchenzug hinauf und finde tatsächlich nach kurzer Suche meinen Auto- und Hausschlüssel gerade an der Stelle wo mir die Jacke kurz heruntergefallen war.
DonMiguel hatte noch gemeint er hätte dort evtl etwas gehört. Damit sich der Ausflug gelohnt hat steige ich nochmals auf die Nordseite, wo der Fels besser scheint, die Kletterei aber sicher schwieriger wäre. Dann alles unter der Plattenwand hindurch via Gross-Winkel an den Geschützen der Festungsanlage vorbei zurück nach Näfels.
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