Expedition in die/der Heimat - Boggenmoor und Söligrat


Publiziert von PStraub , 19. Mai 2017 um 15:15.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1480 m

Das Wetter ist eher unsicher, vermutlich mit heftigem Föhn: Optimal für eine Suche nach alten Wegen in der Umgebung.

Brandboden / Brandbödeli
Mit dem Bike bis zur Kreuzung der Stichstrasse zur aufgelassenen Festung unter dem Plattenkreuz mit der Alten. "Alte" ist nicht eine despektierliche Bezeichnung für eine weibliche Person, so wird in Näfels nach dem Bau der ("neuen") Strasse ins Oberseetal einfach der ehemalige Bergweg bezeichnet. Vor ein paar Jahren haben die Franziskaner dort einen Kreuzweg eingerichtet, man kommt bis oben an 14 grossen Holzkreuzen vorbei.

Unterwegs quert dieser Weg die Tränki-Quelle.
Das Oberseetal hat eine mehrstufige Entwässerung. Bei wenig Wasseranfall fliesst alles unterirdisch ab. Bei etwas mehr beginnt die Rauti Wasser zu führen. Bei noch mehr füllt sich der Haslensee und die Tränki-Quelle wird aktiv. Und als letzte Stufe, wenn die unterirdischen Siphons überlaufen, stürzt das Wasser als Rutliwasser hinter dem Plattenkreuz aus der Felswand.

Beim Wegweiser bei P. 683 bin ich nach rechts abgezweigt. Dieser Weg führt durch eine rauhe Blockschutt-Landschaft, wo noch gut ersichtlich ist, dass die Stufen des Oberseetales durch prähistorische Felsstürze gebildet worden sind.
Knapp vor der Anhöhe zweigt eine knappe Wegspur nach links ab, die direkt auf das Brandbödeli führt. Hier war vor noch gar nicht so langer Zeit ein Heimet. Die paar Hektar Land auf dieser Höhe: Es muss eine karges Auskommen gewesen sein.
Gemäss aktueller Karte ist der höchste Punkt, P. 790, in der Mitte der Lichtung. Auf älteren Karten war das noch richtig eingetragen: P. 791 sind zwei gewaltige Felsbrocken im Wald nördlich davon. Der östliche ist recht einfach zu bestiegen (T4), beim höheren westlichen ist die einfachste Route schon deutlich im T5-Bereich. In dessen Westflanke sind Boulderrouten eingebohrt.

Näfelser Berg / Boggenmoor
Anschliessend stieg ich auf dem markierten Weg via Bränden bis zur Brücke über den Brändbach (P. 950). Ab hier führt ein bis zur alten Wasserfassung sehr aufwändig gebauter Weg dem Brändbach entlang - man darf sich nur vom ebenso aufwändigen Zaun (Trump?) an dessen Anfang nicht aufhalten lassen. Später wird die Wegspur knapper und verliert sich auf etwa 1020 m. Hier bin ich quer durch den Wald und oben das Weideland hoch zur Krete des Näfelser Berges. "Berg" steht hier für ganzjährig bewirtschaftete Bauerngüter, also als Gegensatz zu "Alp".

Theoretisch ist das Boggenmoor ein Hochmoor von nationaler Bedeutung. Praktisch ist davon so gut wie nichts übrig. Mit (wohl meist illegal ausgehobenen) Entwässerungsgräben wurde dem Moor buchstäblich das Wasser abgegraben; intensive Viehhaltung mit entsprechendem Düngeraustrag tun ein Übriges. Nur anhand einiger Pflanzen (Mehlprimeln, Knabenkräuter, einzelne Wollgrasbestände) ahnt man noch, dass der Boden einmal mager und sauer gewesen ist.
Trotzdem ist der Näfelser Berg als leicht erreichbare Aussichtskanzel zwischen Schwändi- und Oberseetal ein lohnendes Wanderziel.

Bärenso(o)lspitz / Sö(ö)ligrat
An sich wärs das gewesen, aber ich hatte ja noch Zeit. So habe ich eine Passage unter den Geissgadenchöpf durch versucht. Wider Erwarten traf ich bei etwa 719'010/217'690, das ist etwa 100 m nach der Trockenmauer, auf eine recht gute Wegspur. Sie führt langsam absteigend durch den Wald, später verliert sie sich. Doch da der Wald nicht steil und eher locker bewachsen ist, ist das gut begehbar. Teilweise ist der Boden dicht mit Bärlapp bewachsen, da fühlt man sich wie in einem Märchenwald. Wie auf der TLM-Karte korrekt dargestellt, ist der Wald voller mächtiger Bergsturzbrocken. Der dem Bärensolspitz vorgelagerte Hang (siehe hier) scheint ein unruhiger Geselle zu sein.
Bei der Runse, die den Einstieg zur "Direttissima" bildet, bin ich auf den markierten Weg gestossen, dem ich bis zum Stäfeli gefolgt bin. Ab dort immer eher nach rechts haltend den Hang hinauf. Das geht zurzeit gut, das (nicht mehr gemähte) letztjährige Gras ist nicht allzu glitschig. Auf etwas über 1700 m geht das Gras in Heidelbeerengestrüpp über - nicht so schlimm wie Legföhren, aber doch eher hinderlich. Es lohnt sich, stur den reichlich vorhandenen Gamswechseln zu folgen.
Oben am Grat wurde aufgeforstet, ein Teil Fichten, ein Teil Föhren.

Abgestiegen bin ich in der Mulde unterhalb P. 1824 nach (Vorder-) Ge(e)ren. In der Flanke östlich des östlichsten Runsenzuges hat es Unmengen an Himbeerstauden. In gut zwei Monaten müsste es sich lohnen, noch einmal dort durchzusteigen.
Bei der nächsten Lichtung (Hinter-Geeren?) bin ich einer knappen Spur gefolgt. Bei der Mauer am untern Ende dieser Lichtung beginnt die Wegspur, die direkt zur Strasse beim Scheidweg (P. 1248) hinunter führt.

Die "geklammerten" Namen zeigen: Hier wurde besonders aktiv "umbenammst". Kreativ der "Sööligrat": Doppelumlaute gibt es im Deutschen (bisher?) schlicht nicht.

Der Rückmarsch zum Bike war nur noch weit. Immerhin gab es im Aeschen ein ziemlich isotonisches Getränk.
Von Föhn übrigens keine Spur - es war weitgehend windstill.

Eine etwas umständliche Wanderung in einer wenig begangenen Gegend - derzeit wegen all der Blumen besonders lohnend.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (1)


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justus hat gesagt: Kletterrouten bei Brandboden
Gesendet am 20. Mai 2017 um 17:57
Hoi Peter,

auf bohrstaub.ch/ gibt es unter Infos->Topos->Trollfels Topos zu den Routen an dem Fels beim Brandboden.

Gruss, justus


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