Steiglihorn (und noch mehr)


Publiziert von Bergmax , 20. November 2020 um 18:36.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:14 November 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW   CH-OW 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Talstation Alpgschwänd - Tellenfadlücke - Windegg - Steiglihorn - Rosegg - Esel via Südwand - Chilchsteine - Ober Steigli - Tellenfadlücke - Renggpass - Talstation Alpgschwänd
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zur Talstation der Alpgschwänd-Seilbahn oberhalb von Hergiswil. Gut ausgeschildert, kostenlose Parkplätze.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Über Stock und Stein und Gras und Fels...

Das Steiglihorn ist ein besonders interessantes Gipfelchen im Pilatus-Ostgrat. Es bildet einen schön exponierten Aussichtspunkt etwas abseits der üblichen Route und muss extra erkraxelt werden. Also bastelte ich eine Route von der Talstation der Alpgschwänd-Seilbahn (ca. 760 m) zusammen und definierte eben das Steiglihorn als mein Gipfelziel.

Die Wanderung beginnt gemütlich. An den Häusern von Brunni und Renggeli vorbei gehe ich zum Skilift und dessen Trasse hinauf zum Wegweiser "Büchse" (ca. 930 m). Schon dort ist es vorbei mit der Gemütlichkeit, denn die folgenden 430 Höhenmeter zur Tellenfadlücke sind unheimlich steil - zumindest für einen Bergweg in dieser Höhenlage. Es geht vorwiegend durch Buchenwald aufwärts und man solte ein wenig auf die Markierungen achten, um den stellenweise undeutlichen Pfad nicht zu verlieren.
In der engen Tellenfadlücke (1381 m) treffe ich auf den Pilatus-Ostgrat. Schon hier ist die Aussicht bemerkenswert schön - und es wird noch besser werden!

Das nächste Etappenziel ist die Windegg. Obwohl nun nicht mehr markiert, habe ich keine Probleme, dem Gratweg zu folgen. Die Windegg bricht nach Osten mit steilen Felswänden ab, die aber geschickt umgangen werden, sodass nur minimale Kraxelei nötig ist. Um den höchsten Punkt der Windegg (1673 m) zu erreichen, mache ich einen kleinen Abstecher zum Grat, denn der Weg umgeht ihn südseitig. Bemerkenswert ist der Tiefblick hinunter in den Sulzgraben.

Der nun grasige Grat steilt in Richtung Steiglihorn immer mehr auf. Ab ca. 1800 m weicht man dann mehr und mehr in die schattige Nordflanke aus. Dort muss ich sehr vorsichtig gehen, denn der Boden ist teilweise überfroren und das Gelände bereits recht ausgesetzt. Unweit des Gipfels der Rosegg erreiche ich wieder den eigentlichen Grat. Nun ist es nicht mehr weit zum Gipfel des Steiglihorns, aber der spannenste Teil steht noch bevor. Zuerst wird ein kleines Felsenriff überkraxelt. Danach steigt man einige Höhenmeter ab zu einem gemütliches Wiesenplateau, auf dem auch die beliebte Kletterroute über die Galtigentürme endet. Einen Moment beginnt ich zu zögern, denn das letzte Stück zum Gipfel wirkt doch sehr exponiert. Aber es muss sein! Also deponiere ich den Rücksack und mache mich ans Kraxeln. Es macht dann doch Spaß, obwohl das Rauhreif nordseitig zur Vorsicht mahnt. An einer Metallöse könnte notfalls gesichert werden. Ganz oben auf dem Steiglihorn (1968 m) ist dann wieder genug Platz, um das atemberaubende Panorama so richtig zu genießen.

Als nächstes erkunde ich die verschiedenen Gipfelchen der Rosegg (1974 m). Das Gipfelbuch befindet sich an der Blechfahne nordöstlich des höchsten Punktes. Nun wird es Zeit für den Abstieg. Ich habe vor, die Pfadspuren, die parallel zum Galtigengrat nach Süden führen, zu benutzen. Aber ich verfehle sie und wundere mich bald, dass der Weg immer weiter nach Osten quert. Tatsächlich befinde ich mich auf dem Weg, der zum Pilatus-Kulm führt.

Ich habe keine Lust, umzukehren und beschließe, den Esel auch noch zu besuchen. Dazu benutze ich die Route über den Südgrat, die bei dem Häuschen auf ca. 1960 m beginnt. Der Südgrat ist kein richtiger Grat und auch keine Wand, sondern mehr eine Schrofenflanke. Ich halte mich tendenziell eher links in der Nähe der Kante (auch wenn die Sicherungsstangen mehr nach rechts in plattigen Fels leiten) und genieße die angenehme Kraxelei im I. Grad. Man sollte auf Zuschauer gefasst sein, denn der Südgrat ist von den Wanderwegen gut einsehbar und sieht recht späktakulär aus - also immer schön lässig und flüssig hochkraxeln! Das letzte Hindernis ist die Mauer der gut besuchten Aussichtsplattform (2118 m).

Für den Rückweg gibt es mehrere Möglichkeiten - nordseitig via Klimsensattel, Nauenweg und Alpgschwänd oder südseitig an den Chilchsteinen vorbei zur Mattalp und zur Tellenfadlücke.
Die warme Herbstsonne verleitet mich dazu, den Südabstieg zu nehmen - rückblickend keine ideale Wahl, denn zum Schluss muss noch der Ostgrat auf steilen Wegen überquert werden.

Es ist schon November und nach zwei Uhr am Nachmittag. Deshalb beeile ich mich etwas. Am Anfang sind viele Leute unterwegs, die das prachtvolle Wetter hier oben genießen. Aber ab P. 1601, wo ich in Richtung Tellenfadlücke abbiege, bin ich wieder völlig einsam unterwegs. Mit Sorge denke ich an den steilen Abstieg durch den Büchsenwald. Es würde angenehmer und sicherer sein, den Umweg über den Renggpass zu nehmen. Aber ich möchte mir alle Optionen offenhalten und die Tellenfadlücke nicht auslassen. Also nehme ich den Pfad, der über Ober Steigli zu der Lücke führt - er ist ziemlich ruppig und auch ein wenig ausgesetzt. Die Tellenfadlücke erreiche ich eine Stunde und 40 Minuten nach dem Abmarsch auf dem Esel - in etwa einer Stunde wird es dunkel werden. Eine Stunde sollte ausreichen, um sicher bis zum Renggpass zu kommen. Der Weg dorthin verläuft immer südlich der Grathöhe und lässt sich einigermaßen angenehm begehen, obwohl man an ein paar Stellen nicht stolpern sollte, vor allem rund um das Chrummhorn. Auf einen Abstecher zu diesem exponierten Gipfelchen verzichte ich heute gerne. Der Abstieg zieht sich immer mehr in die Länge. Ich bin erleichtert, als der Renggpass (885 m) in Sicht kommt. Von der Tellenfadlücke habe ich 55 Minuten hierher gebraucht - nur fünf Minuten weniger als die Wegweiserzeit (die Zeitangaben erscheinen in diesem Gebiet insgesamt eher knapp kalkuliert).

Zum Parkplatz ist es nun nicht mehr weit. Gemütlich gehe ich direkt über die Wiesen nach Rengg (795 m) und auf dem Sträßchen zum Auto. Der Blick zur Rigi, die von den letzten Sonnenstrahlen angestrahlt wird, ist ein perfekter Ausklang der langen Wanderung.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Talstation Alpgschwänd - Büchse - Tellenfadlücke: T3; 1 h 15 min
Tellenfadlücke - Windegg: T3, Stelle knapp T4; 45 min
Windegg - Rosegg: T4; 50 min
Rosegg - Steiglihorn - Rosegg: T4+ / I (ziemlich ausgesetzt); 30 min
Rosegg - Südgrat - Esel: T4 / I; 50 min
Esel - Chilchsteine - Mattalp (P. 1601): T2; 55 min
Mattalp - Ober Steigli - Tellenfadlücke: T3; 45 min
Tellenfadlücke - Renggpass: T2, Stellen T3; 55 min
Renggpass - Talstation Alpgschwänd: T1; 20 min

Fazit - nie langweilig und deshalb sehr empfehlenswert!

Tourengänger: Bergmax


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