Pilatus Esel 2119m via Ostwand ab Stansstad


Publiziert von Ororretto , 26. Juli 2023 um 21:08. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:23 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-NW   CH-OW   Pilatusgebiet   Bauen - Brisen - Bürgenstock 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 330 m
Strecke:10.9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Stansstad
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Pilatus Kulm

Mit Bahnen erschlossene Berge überlassen wir als regelmässige Berggänger meist eher den zahlreichen Touristen. Es sei denn, dass der Gipfel sich über eine wandertechnisch ansprechende Route erreichen lässt, deren Ende direkt vor den Kameralinsen auf dem Gipfelplateau liegt. Bereits bekannt waren die entsprechenden Routen auf die Rigi und den Uetliberg (Bericht: *Uetliberg 870m, via Gelbe-Wand-Pfad, Trampelpfad Ost, Rossweidlipfad Süd und Kulmpfad Nord). Am Pilatus finden sich ebenfalls zwei solcher Aufstiege: via Südgrat (T4) und die hier beschriebene Ostwand. Damit wir auch die ganze Aussicht geniessen dürfen, müssen wir natürlich ganz unten auf Seehöhe starten. Mit Stansstad als Ausgangspunkt begehen wir so den gesamten Ostgrat des Pilatus.

T1 beginnt die Wanderung in Stansstad, den Strassen folgend über die Seeenge bis zum eigentlichen Beginn des Wanderwegs. Nicht viel anspruchsvoller aber viel schöner gehts in grosszügigen Serpentinen den Lopper hoch. Die gemächlichen Steigungen sind super angenehm, um sich warm zu laufen. Der Weg ist gut ausgebaut und wir kommen im schattigen Wald zügig voran.

Mit einem orangen Pfeil an einem Baum ist der Abzweiger zum Haslihorn gekennzeichnet. Ein gut gangbarer, wenn auch aktuell etwas durch langes Gras überwucherter, Weg führt wenig steil weiter aufwärts. Wenn man die Grathöhe erreicht, muss man nochmal etwas weiter nach Osten aufsteigen, um den Gipfel zu erreichen. Trotz Lage im Wald hat man vom Haslihorn eine schöne Aussicht auf den Vierwaldstättersee. Auf demselben Weg zurück zum markierten Wanderweg, und mehrheitlich flach noch etwas weiter zum Renggpass.

Am Renggpass ändert der Charakter des Weges schlagartig. Er wird steil und auch 1-2 Levels anspruchsvoller (T3). Der Weg zeichnet sich durch sehr steile Abschnitte, mit kurzen, ebenen Stücken dazwischen, aus. Letztere erlauben es sehr schön, ohne eine Pause einlegen zu müssen, kurz verschnaufen zu können, bevor es wieder steil wird. Das Chrummhorn verpassen wir anfangs und realisieren erst nach der abschüssigen, aber seilgesicherten Umgehung desselben, dass wir soeben daran vorbeigelaufen waren. Also gehen wir nochmals ein paar Meter zurück, und nehmen die erste Wegspur, die Richtung Chrummhorn abzweigt. Diese führt durch felsdurchzogenes, steiles Waldgelände durch die Südflanke auf das Chrummhorn. Ich entscheide mich für die obersten Meter für eine leichte Kraxel-Variante - ein Weg ohne Kletterei gibt es aber auch, wenn auch steil (T4). Das Chrummhorn ist ein lohnender Aussichtspunkt und gut passender Pausenplatz auf dieser Route. Für den Abstieg nehmen wir die am deutlichsten ausgeprägte Wegspur, welche in südöstlicher Richtung zurück zum markierten Weg führt. Nach der Umgehung des Chrummhorns wird der Weg wieder deutlich einfacher und weniger steil, dafür mehr Serpentinen (T2), und wir erreichen schliesslich die Metalltreppe, welche die letzten Meter zur Tellenfadlücke überwindet.

Ab der Tellenfadlücke ist der Weiterweg nicht mehr markiert. Der Weg ist von Charakter und Schwierigkeit her sehr ähnlich wie nach dem Renggpass: Steiler Waldweg, T3. Der Weg ist sehr deutlich ausgetreten, bei Verzweigungen sollte man sich eher in Richtung Grathöhe entscheiden. Auf ca. 1600m erreicht man einen Punkt mit schöner Aussicht nach Süden, wo der Weiterweg nicht sofort ersichtlich sein mag. Hier führt der Weg in nördliche Richtung auf ein kurzes Felsband. Dieses ist höchsten eine psychologische Challenge, technisch bleibts beim T3+. Nach dem Felsband gelangt man in offenes Gelände und folgt einem Weidezaun weiter aufwärts. Rechterhand liegt der wenig höhere Gipfel der Windegg, welcher auf Wegspur von Westen oder weglos über die steile Wiese erreicht wird. Die Wegspur zur Windegg verläuft direkt entlang der senkrechten Kante des Sulzgrabens. Im ersten Teil drängen Bäume in Richtung Abgrund ab, weshalb wir dieses Stück auslassen.

Nach der Windegg folgt das konditionell anspruchsvollste Stück: Unbarmherzig steil und mit hohen Trittstufen geht es schnurgerade die sehr steile Wiese hoch. Obwohl nach ca. 100 Hm der Weg wieder in deutlich weniger steile Serpentinen übergeht, klingt die vorangegangene Anstrengung noch nach, bis schliesslich der Sattel zwischen Rosegg und Steiglihorn erreicht wird. Technisch ist dieser Abschnitt aber einfach (T3). Über einen unbenannten Felskopf erreicht man etwas schwieriger (T4) den leicht tiefergelegenen, aber ziemlich exponierten, Gipfel des Steiglihorns. Hier machen wir ausgiebig Pause, um vor dem anstehenden anspruchsvollsten Abschnitt etwas zur Ruhe zu kommen und unsere Konzentration aufladen zu können.

Um in die Pilatus-Ostwand einzusteigen, folgt man von der Rosegg der deutlichen, leicht ansteigenden Wegspur (Die leicht absteigende Wegspur führt einfacher um den Esel herum, zum Einstieg des Südgrates sowie zum markierten Wanderweg). Nach den ersten Serpentinen wird eine erste militärische Anlage (Eingang im Fels, Plattform) erreicht. Hier folgen wir der Wegspur um den dortigen Felsen herum in ein verstecktes, kleines und steiles Täli / Couloir. Durch dieses steigen wir steil aber wenig schwierig (T4) auf. Die Spur führt danach in felsigeres Gelände. Über eine kurze Kletterstelle (I, blaue Markierungen) gelangen wir wieder ins Grüne. Über Serpentinen gehts weiter aufwärts und nordseitig um einen Felskopf herum (T3+). Man befindet sich hier hart an der Abbruchkante, überall definieren senkrechte Felswände die Szenerie - ein sehr eindrückliches Bild. 

Ein schmales, ausgesetztes Band bildet den Einstieg in den sehr steilen Teil der Ostwand-Route. Das Band ist mit einem bergseitigen Metallgeländer gesichert (T5). Unmittelbar nach dem Band folgt die erste etwas anspruchsvollere Kletterei (II), welche mit einem Fixseil gesichert ist. Über steiles Schrofengeläde (T5+) und kurze Klettereien (max. II) gelangt man auf das erste und danach auf das zweite "Auge". Markierungen und gute Wegspuren sind vorhanden. Es folgt das Wandbuch, welches unter einer überhängenden Felswand angebracht ist. Das Wandbuch ist schon bald voll - gerne ein neues hochbringen!

Nach dem Wandbuch folgt, was in ein paar anderen Berichten als Schlüsselstelle bezeichnet wird: Ein extrem ausgesetztes Band ohne Sicherung. Wir haben uns hier mental auf eine sehr grosse Herausforderung eingestellt. Schliesslich realisierten wir erst, dass dies diese Stelle gewesen sein muss, als wir schon daran vorbei waren. Ging so schnell dass wir nicht mal mehr dazu kamen, ein Foto davon zu schiessen. Ja es ist extrem ausgesetzt, es geht daneben wirklich absolut senkrecht runter, aber das Band ist kurz, eben, nicht abschüssig, (bei trockenen Verhältnissen) nicht rutschig, und breit genug um angenehm darauf gehen zu können. Für uns, ohne Höhenangst, war die Passage kein Problem. 

Nach diesem Band folgt noch der Schlussaufstieg auf den Gipfel: Sehr steiles Schrofengelände, durch welches man in selbst gewählter Linie gerade hinauf aufsteigt, T5+/I, wobei man von vielen erstaunten Köpfen und Kameras verfolgt wird. Und schon steht man an der Mauer bzw. am Zaun der Gipfelterrasse.

Viel zu schnell vorbei war für uns der Aufstieg durch die Ostwand, hat sehr viel Spass gemacht und es war ein sehr tolles Erfolgserlebnis! Als Belohnung gönnen wir uns die Rückfahrt mit der Seil- und Gondelbahn, auf welcher wir heute bei Weitem nicht alleine waren.

Zeiten und Schwierigkeiten
Hinweis: Die Wegzeiten und Schwierigkeiten beziehen sich auf die Strecke zwischen dem Checkpoint der vorhergehenden Zeile und dem Checkpoint der eingetragenen Zeile.

Zeit Checkpoint Höhe Angegebene Wegzeit Unsere Wegzeit Pause Schwierigkeit
07:50 Stansstad 435m        
09:05 Haslihorn 960m - 1 h 15 min 10 min T2
09:45 Renggpass 885m - 30 min   T2
10:30 Chrummhorn 1254m - 45 min 15 min T4/I
11:15 Tellenfadlücke 1381m - 30 min   T4
12:00 Windegg 1673m - 45 min 10 min T3+
12:50 Steiglihorn 1967m - 40 min 30 min T4
14:10 Pilatus-Esel 2119m - 50 min   T5+/II
Die Abstecher zu Haslihorn, Chrummhorn und Steiglihorn erhöhen die Schwierigkeiten der jeweiligen Etappen leicht - ohne diese sind die Schwierigkeiten tiefer.

Wegzeit Total: 5 h 15 min
Pausen Total: 1 h 5 min
Zeitaufwand Total: 6 h 20 min


Technische Ausrüstung
- Wanderschuhe
- Pickel (nicht eingesetzt)

Tourengänger: AndyZ, Ororretto


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Geodaten
 60648.kml Manuell eingetragener Track

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