Pilatus-Kulm (2100 m) und Matthorn (2041 m) ab und bis Hergiswil


Publiziert von dulac , 28. April 2014 um 02:32.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:24 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-OW   CH-NW 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ZB Hergiswil
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dto
Kartennummer:SLK 1:50.000 Zusammensetzung Entlebuch Pilatus Engelberg

Leider ohne Fotos (Kamera in der Reparatur) – doch der erste Bericht vom Pilatus in der neuen Saison. Drum wegen der Bedingungen vielleicht doch für den einen oder anderen von Interesse.
 

Für mich war es zugleich auch das erste Mal am Pilatus überhaupt. Und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, soviel kann ich jetzt schon sagen.


Dass er mittlerweile südseitig tendenziell machbar sein sollte, damit hatte ich gerechnet. Die grössere Unbekannte war jedoch, wie würde sich das Wetter heute entwickeln. Meteo hatte am Vorabend die Dinge eher im Ungewissen gelassen. Sollte es mir einen mehr oder weniger grossen Strich durch die Rechnung machen, hatte ich mich gedanklich schon auf die Möglichkeit eines Abbruchs oder der Talfahrt mit einer der Bahnen eingestellt. Dass einige der Wege im Pilatusgebiet recht anspruchsvoll sein können, hatte ich dem einen oder anderen hikr-Bericht entnommen. Und einen kleinen Vorgeschmack hatte ich anderthalb Wochen zuvor schon bei der kurzen Tour auf´s Chrummhorn, einer Art Reko-Tour, bekommen.


Damals war ich nach Hergiswil abgestiegen, wunderschön durch blühende Wiesen und mit einem herrlichen Blick auf See und Berge. Da der Ort überdies hervorragend an denn öV angebunden ist, war er heute erste Wahl als Ausgangspunkt.


Dass es vielfältige Möglichkeiten gibt, den Pilatus zu besteigen, zeigt sich sich bereits an den Wegweisern vor der Kirche in Hergiswil. Alle mit einem Zeitbedarf von 5 Stunden oder noch ein wenig mehr. Ich folgte zunächst der Variante zum Renggpass. Über die Autobahn hinweg und die weiten Bögen eines Fahrwegs über markierte Wiesenpfade abkürzend geht es durch eine jetzt im Frühling besonders bezaubernde Landschaft in die Höhe.


Bei Hinter Rengg, knapp eine Stunde nach dem Start, nicht zum Rengg-Pass hinauf, sondern weiter in nur mählicher Steigung nach Renggli, mit Ziel Tellenfad und Tellenfadlücke. Der Einstieg liegt nahe eines Schlepplifts und führt zunächst parallel zu ihm in die Höhe.


Nahe seinem oberen Ende, bei einem Wegweiser „Büchse 938 m“, geht es kurz nach links. Und dann wird es mühsam: Ein schmaler Steig, stellenweise recht matschig und rutschig, dann wieder laubbedeckt oder leicht überwachsen und sein Verlauf gelegentlich nicht gleich zweifelsfrei erkennbar. Fast durchgehend aber steil. Von Renggli bis zur Lücke sind es immerhin über 500 Höhenmeter, die es hier zu überwinden gilt. Vom Ausgangspunkt in Hergiswil sind es sogar mehr als 900. Also rund die Hälfte bis zum Gipfel.


An der Tellenfadlücke wird von der Nord- auf die Südseite des Ostgrats gewechselt. Der Pfad ist hier zwar sehr schmal, weist zunächst bis zur Hütte „Ober Steigli“ aber kaum Steigung auf. Danach folgt eine kurze seilversicherte Passage und es steigt wieder stärker. Gelegentlich macht sich nun auch die Zahnradbahn akustisch bemerkbar und dann kommt man auch in die Nähe des Trassees.


Hier empfiehlt es sich zur Zeit, nicht erst in der Nähe der Bahnlinie zur Mattalp hochzusteigen, sondern schon ein wenig vorher. Grund: Hier ist es weniger feucht und rutschig.


Wie schon den ganzen Vormittag über war auch an der Mattalp die Sicht zu den Gipfel durch Quellwolken beeinträchtigt. Daß die gut 200 Höhenmeter bis zu dem Sattel bei den Chilchsteinen aber weitgehend noch schneebedeckt sein würden, war aber gut zu erkennen.


Im Hinblick darauf und generell auf die heutige etwas labile Wetterlage kamen mir jetzt Zweifel, ob ich den Aufstieg tatsächlich fortsetzen sollte. Doch da entdeckte ich, bereits unweit des Sattels, einen anderen Berggänger. Übrigens der erste, auf den ich in den vergangenen 3 Stunden gestossen war, einmal abgesehen von dem einen oder anderen Landwirt kurz nach dem Start.


Was der kann, kann ich auch! Und wie ich bald feststellen konnte, war der Schnee sehr gut zu begehen. Kaum dass man einmal wirklich etwas tiefer einsank. Sicher war es auch vorteilhaft, dass die Sonne an diesem Vormittag bisher wenig Gelegenheit hatte, mit voller Kraft ans Werk zu gehen.


Ab den Chilchsteinen, wo dann der steile Schlußaufstieg über Serpentinen sich anschließt, konnte man meist eben so gut weglos und direkt über die schneefreien Flanken bis zum Kulm aufsteigen.


Dieser war erreicht nach insgesamt 4h20, zugleich fast identisch mit der reinen Gehzeit, da ohne nennenswerte Pausen unterwegs.


Ringsum hatte es eine Menge Wolken, kaum Aussicht. Stattdessen stand eher zu befürchten, dass – wie von meteo zumindest als Eventualität angekündigt – der eine oder andere Schauer herunterkommen könnte.


Doch nun erst einmal Brotzeit in der grosszügig angelegten Lounge im Anschluss an das Hotel Bellevue. Viele Besucher hatte es zu dieser Zeit nicht. So war es auch kein Problem, eine freie Sitzbank an der grossflächigen Fensterfront zu finden.


Interessehalber erkundigte ich mich anschließend danach, was denn die Talfahrt mit der Zahnradbahn kosten würde (Falls sich das Wetter tatsächlich verschlechtern sollte, und für „die steilste Zahnradbahn der Welt“, da kann man schon einmal seinen Grundsätzen untreu werden!).


17 Franken mit Halbtax, der Preis übrigens. Doch es kam dann doch anders: Während ich, mittlerweile gestärkt, das Umfeld und das „Oberhaupt“ erkundete klarte es unerwartet auf. Zwar nicht Richtung Norden, doch gegen Süden waren immer wieder (wechselnde) Teile des imposanten Alpenpanoramas zu sehen.


So leicht lassen sich also 17 Franken sparen! Gerne hätte ich jetzt noch das Tomlishorn besucht. Doch dieser Weg war nach wenigen Metern noch gesperrt. Noch nicht schneegeräumt!


Nach knapp 2 Stunden am Kulm dann halt nicht das Tomlishorn. Aber warum nicht stattdessen auf das Matthorn. Soweit dort im Aufstieg noch Schneereste lagen, schienen sie – zumindest aus der Ferne – nicht mehr ein unüberwindbares Hindernis.


So kam es dann auch: im Einstieg konnten sie gut umgangen werden. In der Steilstufe hatte es dicke Stahlseile. Dann noch eine schneebedeckte Flanke, zu steil um sie guten Gewissens zu durchqueren, doch über einen zwar auch steilen aber gut gestuften und weitgehend aperen Grashang unschwer zu umgehen. Dann war auch schon der geräumige Gipfelgrat erreicht.


Nach Süden unverstellte Aussicht, Alpnach, Sarnen, die Seen und so weiter. Eigentlich der attraktivere Aussichtsberg, wenn auch nicht mit 360°-Panorama. Doch der Blick auf den langgestreckten Pilatus mit seinen diversen Gipfeln war auch kein schlechter Ersatz.


Lt. Gipfelbuch hatten bereits einige Wanderer in diesem Jahr den Weg hinauf gefunden. Doch in sehr überschaubarer Zahl. Aus den Tagen zuvor kein einziger Eintrag!


Eine Viertelstunde durfte ich Sonnenschein und Aussicht geniessen. Dann riet die Vernunft zum Aufbruch.


Der weitere Abstieg über Mattalp, Ober Steili und die Tellenfadlücke wie der Aufstieg.Danach wollte ich unterhalb des Chrummhorns weiter zum Renggpass. Der schmale Steig war eigentlich gut markiert, doch bei einer der langgezogenen Serpentinen muss ich unbeabsichtigt in die falsche Richtung abgezweigt sein. Zunächst war das unmerklich, da es weiterhin Markierungen hatte. Erst als der Steig immer länger in die falsche Richtung führte und keinerlei Anstalten machte, sich wieder in die richtige zu wenden, wurde ich allmählich unruhig: Einfach weitergehen? Nein, nicht sinnvoll! Umkehren? Auch nicht wirklich optimal, einige Höhenmeter Abstieg wären verloren und vielleicht bin ich ja doch richtig.


In diesem Zwiespalt entdeckte ich weiter unten einen anderen Weg. Der Ausweg aus meinem Dilemma! Die Richtung stimmte wieder und es ging abwärts! Und das eine ganze Weile. Ich kam an einer großen Höhle vorbei, dann noch an einer anderen. Leider auf meiner Karte nicht auffindbar.


Dann endlich kam wieder einmal ein Wegweiser: Geradeaus würde es absteigend nach Niderstad gehen, links dagegen zum Renggpass, aber aufsteigend. In der Erwartung, dass es sich um eine überschaubare Anzahl zusätzlicher Höhenmeter handeln würde, biss ich in den sauren Apfel, denn von Niderstad „untenrum“ nach wäre ein zu grosser Umweg geworden.


Tatsächlich war der Renggpass nach wenigen Minuten erreicht und ich zum ersten Mal seit einigen Stunden wieder unter Menschen: Eine Mountain-Bikerin und kurz danach noch zwei Kollegen.


Beim Abstieg vom Renggpass wurde mir so richtig bewusst, durch was für eine wundervolle Gegend ich mich hier bewege: Der Vierwaldstättersee, das hügelige Umland im Norden, die Berge ringsum und ein Abstieg durch satte, blühende Wiesen in der Spätnachmittagssonne. Herrlich!


Gut, dass zum Abschluss der coop gegenüber dem Bahnhof lange Öffnungszeiten hatte. So liess sich mein Getränkevorrat noch um zwei Dosen (alkoholfreies) Bier aufstocken.


Tourengänger: dulac


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