Kaltenberg solo


Publiziert von Bastl , 18. September 2020 um 10:00.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:16 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Arlberg 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Kaltenberghütte-Kaltenberg-Konstanzer Hütte
Kartennummer:AV- Karte 28/2

Nach der Planung mittels weniger und etwas älterer Berichte über die Besteigung des Kaltenberg machte ich  mich bei hochsommerlichem Wetter auf nach St. Anton. Vorab sei erwähnt, dass dies meine erste Solobegehung eines Gletschers werden sollte. Aufgrund der gefundenen Berichte war ich aber zuversichtlich,dass es machbar ist. Einen guten habe ich unter https://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?t=59970 gefunden. Die dort eingezeichneten Route ist sehr hilfreich.

Geparkt habe ich am kostenlosen Parkplatz "Verwall",direkt an der Passstraße, wenn man nach St. Anton rein fährt. Dieser ist optimal, da er direkt an den Haltestellen der Busse 92 (nach St. Christoph) und 6 (Verwall-Bus, von/nach Salzhütte) liegt. Über den Paul-Bantlin-Weg ging in knapp 2 Stunden zur Kaltenberghütte.
Dort traf ich Rainer, einen Bergführer aus der Region. Er erzählte mir, dass er auf dem Weg 3 Leute getroffen hat, welche ebenfalls den Kaltenberg hinauf wollten, aber an der Randkluft beim Einstieg auf den Gletscher gescheitert wären, da diese angeblich 2-3 Meter breit sei. Das trübte natürlich meine Hoffnung.

Da ich für die gesamte Tour 10 Stunden veranschlagt hatte, ging es am nächsten Morgen ohne Frühstück (gibt's ab 0700) um 0600 los. Nach 2 Stunden stand ich am Kracheljoch mit Blick auf das Objekt der Begierde. Erschreckend war der deutliche Rückgang des Gletschers im Vergleich zu der Situation vor gut 2 Jahren, wie sie "cake" im oben verlinkten Bericht dokumentiert hat. Insbesondere die Ausaperung ist massiv.
Nach 10 Minuten Abstieg zum Kaltenbergsee und einem kurzen Blick auf den von dieser Seite leicht sichtbaren Pfad am Fuße der Flanke (nach rechts ziehend) des Kaltenbergs,überquerte ich den Wasserlauf und entdeckte vereinzelte Steinmänner. Leider sind diese sehr rar und ich suchte mir zunächst selbst einen Weg,immer das Foto mit Markierung von "cake" vor Augen. Dadurch kann  ich etwas höher auf den Grat als auf dem Bild eingezeichnet, was aber unproblematisch war. Auf dem Grat selbst sind wieder vereinzelt Steinmänner zu finden, aber auch der Pfad ist für das geübte Auge ersichtlich.
Nach einer guten Stunde erreichte ich dann den Übergang zum Gletscher und war sehr erstaunt, dass von einer Kluft nicht die Rede sein konnte. Im Gegenteil : es fand sich eine perfekte Stelle zum Ablegen des schweren Tourenrucksacks und zum Anlegen der Steigeisen. Der Blick auf den Gletscher war sehr respekteinflössend und es wurde mir schnell klar, dass aufgrund der Neigung, der Ausaperung und des massiven Geröllfeldes kein Fehler passieren darf. Zudem gab es schon kleineren Steinschlag und weitere Menschen waren weit und breit nicht wahrnehmbar, was für weitere 6 Stunden auch so bleiben sollte. Spalten konnte ich keine sehen, sind laut dem Bergführer auch kein Thema.

Nach meiner Selbstüberwindung startete ich also meine erste Gletscherbegehung. Alte Steigspuren weisen den Weg, wobei durch 2 neuere Spuren das Blankeis umgangen wird. Die Spur zum Einstieg in den Fels unterhalb des Gipfels,wo sich das Tau befindet, war für mich nicht sichtbar, sodass ich auf eigene Faust in einer leichten Kehre unproblematisch nach oben querte. Am Tau findet sich ein guter Standplatz, um die Steigeisen abzunehmen und mit dem Pickel zu deponieren. Der Aufstieg zum Gipfel erfolgt dann wie bekannt, wobei sich anbietet, die ersten Meter rechts vom Tau in einer kleinen Rinne aufzusteigen und dann in ca. 3 Metern Höhe zum Tau zu queren. Denn nachdem ich mich die ersten Züge am Tau zur ersten Sprosse hochgezogen habe, prasselten einige Steinchen auf meinen Helm, die durch die Bewegung des Taus im Schutt nach unten befördert wurden. Für die letzten Meter zum Gletscher habe ich dann den beschriebenen Weg durch die kleine Rinne gewählt. Der Abstieg War dann von der Orientierung im Gelände etwas angenehmer, da die raren Steinmänner deutlich sichtbar sind. Aber insbesondere im unteren Teil (Geröllfeld) muss man schon deutlich die Augen offen halten und den Blick schweifen lassen. Wobei man sich im Zweifel auch einen eigenen Weg suchen kann. Insgesamt eine tolle Erfahrung, ein wahnsinnig schönes Panorama auf dem Gipfel und die Gewissheit, dass sich die Mühen des Tages gelohnt haben. Gehzeiten (mit Pausen): Kaltenbergsee-Gipfel-Kaltenbergsee -> 4 Stunden Gesamte Tour (Kaltenberghütte-Kaltenberg-Konstanzer Hütte) : 11 Stunden

Tourengänger: Bastl


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