Tourenwoche vom Kleinwalsertal auf den Piz Buin


Publiziert von schimi , 28. Juli 2011 um 12:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Silvretta
Tour Datum:14 September 2008
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Buin-Gruppe   CH-GR   A   A-V   Arlberg   D 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1300 m

Tourenwoche vom Kleinwalsertal auf den Piz Buin

Wir treffen uns am Bahnhof Oberstdorf bei hundsmiserablem Regenwetter. Wir sind sieben Leute inklusive Bergführerin. Die Stimmung ist trotz der Regenhauben positiv. Nach einer gemeinsamen Fahrt mit dem Linienbus nach Mittelberg steigen wir aus und machen unsere Regenausrüstung vollends Wasserdicht. Wenigstens stürmt es nicht. Das Wasser fällt nahezu senkrecht auf uns nieder. Schon im Bus haben wir immer wieder nach links oben in die vernebelten Berge geschaut und das eine oder andere Mal hat man schon Neuschnee gesehen. Na denn...

Wir steigen in gemütlichem Tempo zur Widdersteinhütte hinauf und beschnuppern uns gegenseitig, da wir uns noch nicht kennen. Außer unserer Bergführerin Birgit, ist da ein Paar aus Hamburg, eine Frau aus Stuttgart, noch ein weiterer junger Schwabe meine Frau und ich. Bis zur Widdersteinhütte läuft alles wie am Schnürchen auch der Regen (Bild 1). Bei der Obergemstelalpe treffen wir auf den ersten Schnee unserer Tour. Bis zur Widdersteinhütte sind es nun noch ca. 300 Höhenmeter, die wir durch das Nebel-Schnee-Gemisch in gespenstischer Stimmung zurücklegen. Zum Glück haben wir den Wanderweg, den man trotz dem Neuschnee noch einigermaßen gut erkennen kann.

In der privat geführten Widdersteinhütte dampft es. Die Hütte ist gut besetzt mit Leuten, die Heizung bullert auf Vollgas und die nasse Kleidung gibt an Wasser ab, was sie kann. Das Essen ist gut und die Leute sind freundlich. Nach einer ordentlichen Zwischenmahlzeit steigen wir ab nach Süden zum Hochtannbergpass. Dort steht auch schon das bestellte Taxi, welches uns nach Zug, einem westlichen Ortsteil von Lech, bringt.

Nach gutem Abendessen und einer ruhigen Übernachtung sehen wir am Morgen wieder das gleiche Bild. Es regnet und zwar nicht zu knapp. Unser Weg führt uns nach Süden in Richtung Stierlochjoch (2009m). Mit dem Aufstieg mischt sich schon früh Schnee unter den Regen und noch deutlich vor dem Joch ist es überwiegend Weiß (Bild 2). Auf halber Strecke zum Spullersee liegt die Ravensburger Hütte. In anbetracht der Wetterlage ist vor der Hütte nicht gedeckt (Bild 3). Wir belassen es bei einer Tasse Kaffee, die wir im innern der Hütte trinken. Beim Spullersee ist die Lichtstimmung gespenstisch. Man denkt die Nebel fallen einem auf den Kopf und der Abend ist angebrochen, so dunkel machen Nebel und Schneefall die Szenerie. Beim Abstieg nach Langen am Arlberg geht der Schnee schnell in Regen über. Im Bahnhofsgebäude nutzen wir die Infrastruktur für alle weiteren notwendigen Dinge "des täglichen Bedarfs", bevor wir wieder nach Süden hin, aus dem Tal aufsteigen zu unserer Unterkunft des heutigen Tages.

Der Aufstieg zur Kaltenberghütte (2089m) ist nass und kalt und am Ende auch wieder weiß. Oben angekommen freuen wir uns, dass wir ins Warme kommen. Der Empfang auf der Hütte ist sehr herzlich. Das können wir nach diesem Wetter auch brauchen. Der Aufenthalt geht nicht nur herzlich weiter sondern wird auch kulinarisch ein voller Erfolg. Am nächsten Morgen möchten wir nur deshalb wieder gehen, weil wir einzelne blaue Flecken im Nebel entdecken können. Dies wollen wir draußen genauer prüfen!

In der Tat wird es mit dem nun folgenden Aufstieg langsam sonnig. Und in der Tat - wir brauchen das auch! (Bild 4) Wegen des Neuschnees haben wir unsere geplante Route etwas umgestellt. Die Krachelspitze und das Gstansjöchli lassen wir beiseite und gehen statt dessen eine niedrigere Route zur Konstanzer Hütte. Vorbei am Albonagrat und der dortigen Skiliftanlage, der Falllinie folgend steigen wir ins Maroital ab. Trotz des Abstiegs tauchen wir nun aber nicht mehr in den Nebel ein sondern können uns an der immer sonnigeren Szenerie erfreuen. Im Bereich des Ausgangs des Maroitals werden wir mit einem ausgedehnten und üppigen Heidelbeervorkommen beglückt, das wir auch reichlich nutzen.

Der weitere (Fahr-)Weg zur Konstanzer Hütte (1688m) ist dann nur noch "schlendern in der Sonne". Am Nachmittag nutzen wir dann die restliche Sonne bis zur letzten Minute und lassen uns im Anschluss von einem original nepalesischen und superleckeren Essen beglücken (einmal pro Woche kocht hier ein immer freundlicher Sherpa - ein echter Gewinn).

Heute steht der Weg durch das Schönverwall bis zur Heilbronner Hütte auf dem Frühprogramm. Der Morgen ist Eiskalt (Bild 5 und Bild 6). Alle Pfützen sind steinhart gefroren. Leider verläuft unser Weg zunächst im Schatten, aber der Ausblick in die sonnigen Teile des Tales erfreuen unsere Seele und wärmen uns. Nach einer guten Stunde kommen auch wir in den Genuss direkt in der Sonne gehen zu können. Da ist man dann glücklich und denkt, so könnte das noch ewig weitergehen.

Das Winterjöchli (der Name ist heute Programm) mit den beiden Scheidseen ist heute in der Sonne so schön, man möchte fast für immer hier bleiben (Bild 7). Hier ist die Heilbronner Hütte an einem wahrhaft genialen Platz erbaut. Man steht im Schnee, staunt und lässt sich von der Sonne verwöhnen. Nach einer Mittagspause steigen wir ab zum Zeinisjochhaus am Stausee Kops. Hier warten wir auf den Linienbus, der uns zur Bieler Höhe bringt.

Bei einem Eiskaffee erfreuen wir uns am Blick auf unser Tourenziel und sind nebenbei doch ein wenig befremdet von dem Rummel, der hier oben herrscht. Aber klar, an einem schönen Tag wie heute, möchten alle die Landschaft genießen. Sind wir froh, dass wir gesunde Körper haben und gehen können, und nicht mit dem Bus hier "hocheiern" müssen.

Am Nachmittag fahren wir noch im Boot über den See und steigen zur Wiesbadner Hütte auf, die sich in der Sonne und direkt an der sich zurückziehenden Schneegrenze auf Beste präsentiert. Der Aufenthalt auf der Hütte ist jetzt nicht eben so, dass man gleich wieder kommen möchte. Man merkt halt immer die Präsenz der berühmten Berge. Wer da mal oben war kommt selten wieder. Und so geben sich die Leute auf der Hütte auch keine Mühe dies nachhaltig zu ändern. Vielmehr scheint es eher darum zu gehen, mit möglichst wenig Aufwand einen möglichst großen finanziellen Nutzen zu erzielen. So ist das halt.

Am Morgen um sieben treffen wir unseren zweiten Bergführer, der uns auf den Piz Buin bringen soll. Das Wetter ist kalt und der frische Schnee verspricht uns einen weißen und schönen Aufstieg. Zunächst geht es über Geröll und über die Grüne Kuppe. Auf dem Ochsentaler Gletscher müssen wir nur kurz zwischen ein paar Spalten umherturnen. Im großen und ganzen ist der Aufstieg aber leicht und nur an einer Stelle etwas steiler. Ab der Buinlücke (bester Platz für ein Materialdepot) geht es dann steil in die Höhe zum Schlussanstieg. Hier wartet der Fels dann auch noch mit ein paar Höhenmetern im zweiten Grad auf Hochtouristen. Auf den letzten Schritten wird es dann aber auch wieder flacher, und es ist am Ende dann doch nicht so schwer gewesen wie man vormals dachte.

Es ist sonnig und kalt hier am Gipfel, die Aussicht ist so wie sie sein soll. Wir sind glücklich, müssen aber bald den Rückzug antreten, da der eiskalte Wind uns schnell auskühlt.

Die letzten Schlechtwettertage waren zu Anfang zwar extrem lästig. Aber der Piz Buin hat sich dafür im schönsten weißen Winterkleid präsentiert. Außerdem mussten wir und das Gipfelglück auch nur mit zwei weiteren Bergsteigern teilen, was bei so einer bekannten Größe sicher weniger häufig vorkommt.

Insgesamt wieder eine schöne Tourenwoche.
Dank an die Alpinschule Oberstdorf für die perfekte Organisation und an Birgit für die freundliche und kompetente Führung. Und wenn man so zurückdenkt, dann meine ich, dass es gerade eben wegen dem schlechten Wetter ein ganz besonderes Erlebnis war!

Tourengänger: schimi


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