360° Brecca


Publiziert von Bergamotte , 10. September 2020 um 16:53.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 9 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Schwarzsee, Campus
Kartennummer:1226 Boltigen

Ach, das Freiburgerland ist für den ambitionierten Gratwanderer ein regelrechtes Paradies. Ich weiss gar nicht wo anfangen mit touren... Schlussendlich fällt die Wahl am heutigen Prachtstag auf den Breccaschlund, eine grosszügige Rundtour mit moderaten Schwierigkeiten, wobei der Grat nur an einer einzigen Stelle zwingend verlassen werden muss. Genau so soll das sein. Dumm nur, dass die Herrlichkeit bald ein Ende haben wird, wenn ich in diesem Tempo weitermache... Probleme hat der Mann!

Um acht Uhr geht's los vom hintersten Parkplatz am Schwarzsee. Es lohnt sich übrigens, auf dem Rückweg im nahen Hofladen vorbeizuschauen. Er bietet eine kleine, aber überaus feine Auswahl an Bioprodukten. Oder wo sonst findet man zum Beispiel Dinkelmehl in 5kg-Säcken? Der Auftakt zur weitläufigen Rundtour verläuft noch wenig spektakulär und folgt teilweise der Alpstrasse. Auf der Alp Rippetli (1483m), wo der wbw-Wanderweg abzweigt (markiert, aber nicht signalisiert, also Augen offenhalten) kann der Spass dann beginnen. Der spannende, aber nirgends heikle Aufstieg (T4) zur Spitzflue (1954m) ist aufgrund der rassigen Steigung schnell geschafft. Kurz vor dem Gipfel entschärft eine Leiter eine Gratstelle, welche aber ebenso gut direkt erklettert werden kann (knapp II). Oben geniesst man einen tollen Tiefblick auf den Schwarzsee und ich entdecke ein erstes Edelweiss. Ich kann es kaum glauben und fotografiere es ausgiebig. Wie kann ich wissen, dass ich auf dem Weiterweg zum Chörblispitz noch Hunderte davon entdecke werde!? Das Gipfelbuch ist übrigens seit dieser Woche vollgeschrieben und sollte ersetzt werden. Offensichtlich wird dieser dankbare Berg ganz ausgiebig besucht.

Der kurze Übergang zur Fochsenflue (1975m) sieht wild und ausgesetzt aus, ist dank einer guten Wegspur aber Genuss pur (T5). Zur Veranschaulichung: Ein (berggängiger) Pensionär absolviert ihn kurz nach mir in Turnschuhen. Der Weiterweg Richtung Chörblispitz gewinnt etwas an Schärfe, bietet aber Spektakel in Hülle und Fülle. Wer mag, kann konsequent dem Grat folgen und auch einige Felszacken unterwegs überschreiten (T6-, II). Alternativ kann oft auch in die Ostflanke ausgewichen werden und überraschenderweise findet sich fast durchgehend eine schwache Wegspur. Die breite Nordflanke des Chörblispitz (2103m) präsentiert sich wieder gutmütiger und übersteigt die gepflegte Kraxlerei nicht mehr. 

Eine kurze Pause und einen kleinen Riegel später findet der Gratspass seine Fortsetzung. Der Abstieg in die Combigabel (1928m) sieht - vor allem im Rückblick - schrecklich wild aus, aber ist dank Trittspuren und griffigem Fels wiederum gut zu gehen (T5+). Im Sattel treffe ich auf den Wanderweg, aber verlasse ihn bald wieder, da meine Tour natürlich noch lange nicht zu Ende ist. Eine Wegspur führt zum Kreuz auf der Combiflue (2055m) hoch, welches der Kote östlich vorgelagert ist. Natürlich schaue ich auch dort vorbei, um anschliessend wieder nach Süden abzusteigen. Denn der senkrechte SW-Abbruch der Combiflue ist die einzige Stelle der Breccarundtour, wo der Grat zwingend verlassen werden muss. Weiss jemand, ob allenfalls eine Abseilpiste eingerichtet ist? Wobei, der marginale Zeitgewinn würde das Mitschleppen eines Seiles nicht rechtfertigen. 

Unten dann Querung in Nähe der Felswand und Wiederaufstieg über Schrofen in den Sattel P. 1927 (vor Ort ist der Durchstieg offensichtlich). Ich steige sehr direkt, da ist man schon tief in der T6, aber das geht auch einfacher. Tut mir leid, ich benehme mich wie ein schwärmerischer Teenager, aber der nachfolgende Ostgrat zum Schopfenspitz (2104m) ist wiederum ein Leckerbissen par excellence. Griffige Kletterkraxelei im Plaisirbereich (II): Ausweichmanöver in die Südflanke sind möglich, aber viel weniger schön. Oben pausiert bereits eine Handvoll Romands auf diesem lohnenden Aussichtsgipfel und bewundert zwei Adler im Griffweite. Ich ziehe gleich durch, sprich nahtloser Abstieg nach Norden über den Normalweg. Alle Schwierigkeiten haben hier übrigens ein Ende gefunden, was folgt, ist gemütliche Kretenwanderei.

Sind die Batterien leer, kann über den Wanderweg bereits von P. 2014 in den Breccaschlund abgestiegen werden. Ich hingegen folge weiter dem wbw (?!?)-Pfad nach Norden bis zum Patraflon (1916m), wobei unterwegs die Pointe de Balachaux (1977m) mitgenommen wird. Die grosse, späte Mittagsrast gönne ich mir schliesslich auf der Pointe de Bremingard (1923m), die ich über einen Schafpfad erreiche. Eine Stunde und ein Nickerchen später - dabei von der Sonne arg durchgebraten - geht's an den Schlussabstieg, wobei ich mir die Kote P. 1865 der Recardets schenke. Kleine Anmerkung zur vorhin verharmlosten Kretenwanderei: Der kurze Gratabstieg in den Sattel P. 1843 erfolgt zwar über eine Wegspur, bringt aber durchaus eine gewisse Ausgesetztheit mit (T5-). Dann weglos über Weidegelände zur (stressfreien) Alp Bremingard (1865m) und auf dem schnellsten Weg zurück zum Schwarzsee. Übrigens, den 5kg-Dinkelsack habe ich mir schlussendlich doch fürs nächste Mal aufgehoben...


Zeiten (kum)
1:30  Spitzflue
1:50  Fochsenflue
2:35  Chörblispitz
3:20  Combiflue
4:05  Schopfenspitz
4:35  Pointe de Balachaux
5:10  Pointe de Bremingard
6:05  Schwarzsee

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6, Freiburg


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